Wenn die Eltern schwierig werden

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"Pubertät ist die Zeit, in der die Eltern schwierig werden", hat mal jemand gesagt ;).
Auf der Seite der Kinder geht das einher mit der langsam dämmernden Erkenntnis, dass die Gottheiten der Kindheit nur ein Teil des Großen Ganzen sind und ihre Gesetze und Regeln ebenso.

Und mit der Realisierung der Relativität aller bekannten Wahrheiten müssen diese überprüft und auf ihre Gültigkeit hin untersucht werden.
Grenzen werden in Frage gestellt, müssen neu ausgelotet und definiert werden.

Diese Prozesse vollziehen sich oft schmerzhaft und erinnern die Beteiligten manchmal an die Scharmützel vergangener Unabhängigkeitskriege. Aber, wenn es gut läuft, können an deren Ende neue "Verträge"stehen, die ein friedliches Miteinander für die Zukunft sichern.

Hier liegt eine große Aufgabe, bei den Eltern, die sich der Gewöhnlichkeit dieser Abläufe bewusst sein sollten, um die vielen kleineren und größeren Anstrengungen zu überstehen, die ihnen diese Zeit abverlangt.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Ein spannendes Thema, Leon!

Nicht nur für die Kinder ist es ein Lernprozess, daß Eltern weder allwissend noch all"könnend" sind. Für Eltern ist es ebenso ein Lernprozess, daß sie Macht über ihre Kinder verlieren, daß die doch glatt einen eigenen Charakter entwickeln und sich der liebevoll führenden Hand von Papi und Mami entziehen und sich freischwimmen.
Wenn die Eltern in der Situation es schaffen, hier locker zu bleiben und sich darüber bewußt werden, daß nun endgültig die eigenen kindlich geprägten Verhaltensmuster keine Rolle mehr spielen sollten, kann alles gut werden.

Grüsse,
Uta
 
Hallo Leon,

oh ja, das ist wirklich ein sehr spannendes Thema. Meine Jungs sind 8 und 12, also mir steht das alles noch bevor. Ich hoffe und glaube fest daran, da wir bis jetzt alle Phasen prima gemeistert haben, dass wir auch diese etwas länger andauernde Phase meistern werden. :confused:

Das Wichtigste ist, so sehe ich das, dass es trotzdem Regeln geben muss, aber auch eine gute Mischung aus Loslassen und Halt geben. Dann, so denke ich, werden wir diese Zeit gut "überstehen".

Für die Kinder ist es nicht einfach den Übergang von Kind zu Jugendlich/Erwachsen zu bewältigen, die Gefühle spielen Achterbahn und oft sind wir ja doch noch Kind. Für uns Eltern wird es nicht leicht, weil wir vielleucht das Gefühl bekommen, dass unser Leben so schnell verläuft-oft zu schnell. Ich glaube, dass da einfach viel Angst mitspielt-auf beiden Seiten. Und diese zu besiegen, dass ist eine Herausforderung.

Somit wünsche ich allen, die bereits jetzt oder in Zukunft, in dieser Herausforderung stecken, diese gut meistern werden.:)

Liebe Grüße Manuela
 
Hallo Uta und Manuela,

ich danke Euch sehr für Eure Antworten!

ja, das Spannungsafeld zwischen "Erwachsen sein" wollen und noch Kind zu sein, aber diese Phase prozessiv zu überwinden .... wow, eine Wahnsinnsaufgabe für alle!

Nun, das wird ja auch heute Abend im Themen-Chat angesprochen werden können!https://www.symptome.ch/threads/familie-und-erziehung-themen-chats-februar-und-maerz-2009.40470/

Herzliche Grüße von
Leon

P.S. an Alle: Gibt es aus Eurer Sicht noch besonders bemerkenswerte Aspekte im Bezug auf die Pubertät/ Entwicklung und vielleicht auch auf die sich verändernde Eltern-Kind-Beziehung?
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hai, dann noch etwas von mir dazu:

Gerne bieten Jugendliche, im Spannungsfeld des Heranwachsens, den Eltern oder anderen Erziehungspersonen, wie zum Beispiel Lehrern, eine Art "Machtkampf" an. Insbesondere, wenn es um Einhaltung, Nichteinhaltung oder Ausdehnung von Regeln geht.

Eltern und Andere sind sicher gut beraten, wenn sie sich darauf nicht einlassen. Ein Beispiel dazu findet man im angehängten Artikel.

Herzliche Grüße von
Leòn:)
 

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  • F - Aus dem Machtkampf aussteigen2.doc
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Hallo allerseits,

wir stecken auch mitten drin.:rolleyes: Meine Söhne sind 11,5 und 14,5.

Kürzlich habe ich einen Vortrag von Jan-Uwe Rogge besucht - eigentlich war es eher eine Komödie - voll aus dem Leben gegriffen - jeder Satz von ihm ein Lacher - kann ich sehr empfehlen. Der Vortrag beruhigte insbesondere ungemein, weil man witzig vorgetragen erfährt, dass das ganze "Theater" völlig normal ist. Manchmal denkt man ja als Eltern, dass man so einiges mit den Kindern als einziges Elternpaar erlebt - ist aber gar nicht so - alles normal - da muss man durch.

Auch ein guter Artikel gesundheit.de - Pubertät: Zwischen Freiraum und Konsequenz

Viele Grüße
Erika
 
Hallo ErikaC,

danke für Deine Antwort! Und auch für Deinen Hinweis auf Jan - Uwe Rogge.
Ich bin ganz begeistert von seinen Vorträgen, den Büchern und vor allem: von seiner Haltung.

Jan-Uwe Rogge

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich war ja leider nicht bei dem Chat dabei. Aber mich würde eines interessieren: werden die Eltern eigentlich bei Jungen oder Mädchen auf andere Weise "schwierig"? Oder anders gefragt:
Verlaufen die Hahnenkämpfe und Auseinandersetzungen in der Pubertät anders, je nachdem, ob es sich um Mädchen oder Jungen handelt?

Gruss,
Uta
 
Diese Prozesse vollziehen sich oft schmerzhaft und erinnern
die Beteiligten manchmal an die Scharmützel vergangener Unabhängigkeitskriege.

Dies liegt am entwicklungsbedingten, typischen Großversuch,
sich in der Welt, die von Erwachsenen gemacht wird, zu orientieren.
Das ist für Jugendliche hochspannend und gefährlich zu Gleich,
da die eigene Hybris oft an den Kanten der Realität ihre Flügel
gestutzt bekommt. Hinzu kommt das "Chaos" im Kopf, das in
diesem Alter ebenfalls normal ist, da sich das Hirn in einem
dramatischen Entwicklungsprozess befindet. Dies Alles führt
für die Pubertierenden oftmals zu kleinen und großen Krisen,
die für sie selbst stressig sind und in Melancholie und Rebellion
münden. Das erwachsende Umfeld nimmt es dann gerne persönlich,
die eigene Reifezeit vergessend oder ohne Einsicht(en) in den Prozess.

Später werden dann die Protagonisten "weiser".
Erich Kästner schrieb dazu folgenden, schönen Satz:


c4zlcmif.jpg





HGB
 
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