Arten des Schweigens - ist Schweigen immer Gold?

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Die Arten des Schweigens

Arten des Schweigens

Schweigen als Aufmerksamkeit
Schweigen kann angespannte Aufmerksamkeit bedeuten.

Oft wird Schweigen situationsbedingt gefordert. Zum Beispiel schweigen heute die Mitarbeiter in Büros, um die für das Nachdenken erforderliche Ruhe zu gewährleisten.

In Theatern und in Kinos schweigen die Zuschauer meist, um sich auf die Handlung zu konzentrieren und die anderen Zuschauer nicht zu stören.


Schweigen als Aussageverweigerung
Angeklagte und dessen Angehörige haben vor Gericht ein Zeugnisverweigerungsrecht. Damit soll verhindert werden, dass Angeklagte gegen ihren Willen zu belastenden Aussagen gezwungen werden.

Angehörige bestimmter Berufsgruppen unterliegen einer Schweigepflicht. Sie dürfen keine Einzelheiten aus ihrer beruflichen Tätigkeit veröffentlichen, die ihnen als Berufsgeheimnis anvertraut wurden. Dazu gehören das Arztgeheimnis, Bankgeheimnis, Beichtgeheimnis, Betriebsgeheimnis usw.


Schweigen als Dialogverweigerung
Schweigen kann Verweigerung einer Antwort bedeuten. Man spricht dann in Konfliktsituationen von "eisigem" Schweigen. Langwieriges Schweigen kann in Ehekonflikten auftreten. Nicht-miteinander-Reden kann lange dauern. Einer muss den ersten Schritt tun. Dieser Schritt ist riskant, denn er kann auch auf Ablehnung stoßen und damit die negativen Emotionen verstärken. Bisweilen wird in diesem Fall Schweigen als Strafe eingesetzt.

Auch in der Politik spielt Schweigen eine Rolle. So haben nach dem Irakkrieg die Führungskräfte der USA und der Bundesrepublik lange nicht miteinander geredet.


Schweigen als Konsensbildung
Schweigen kann situationsabhängig Zustimmung oder Ablehnung einer Frage signalisieren. Wenn bei einer nichtformellen Abstimmung auf die Frage "Hat jemand etwas dagegen?" niemand antwortet, so wird das als Zustimmung gewertet.
Dazu das bekannte Zitat von Papst Bonifatius VIII. (um 1235–1303): „Qui tacet, consentire videtur.“ („Wer schweigt, scheint zuzustimmen.“) Er drückte sich vorsichtig aus; denn es könnte ja sein, dass beispielsweise jemand zum Schweigen gezwungen wird.

Andererseits wird ein Schweigen auf eine Aufforderung zur Zustimmung (etwa „Sind Sie damit einverstanden?“) eher als Ablehnung gewertert. Schweigen auf eine Frage wird also meist gleich oder ähnlich einer ablehnenden Antwort auf die Frage verstanden.


Schweigen zum Gedenken
Das bewusste gemeinsame Schweigen zum Gedenken an bestimmte Ereignisse wird als Schweigeminute bezeichnet.


Schweigen aus Unsicherheit
Plötzlich auftretendes Schweigen kann eine gespannte Stimmung signalisieren.

Wenn in einer Gruppe alle schweigen, weil niemand zu reden beginnen möchte, entsteht oft eine peinliche Situation. Diese Situation muss von den Gesprächsteilnehmern gemeistert werden. Das kann zum Beispiel geschehen, indem bereits vorher festgelegt wird, wer gegebenenfalls die ersten Fragen stellt. Oft entsteht Schweigen, wenn gefragt wird: "Hat jemand eine Frage?" Viele wollen nicht als erste reden, um nicht aufzufallen. Wenn erst einmal eine Diskussion in Gang gekommen ist, entwickelt sie oft eine Eigendynamik.


Schweigegelübde
Bekannt sind Schweigegelübde aus religiösen Gründen, die zu bestimmten Tageszeiten oder über längere Zeit gelten.

Schweigen aus Angst vor Isolation
Der englische Sozialphilosoph Thomas Hobbes schrieb in seinem 1650 veröffentlichten Buch »The Elements of Law«, Schweigen könne man als Zeichen von Zustimmung auslegen, denn es sei ja so leicht, nein zu sagen, wenn man nicht zustimme. Hobbes irrt sich darin, dass es leicht sei, nein zu sagen. Manche Menschen leiden, wenn sie meinen, dass sich andere auf Grund einer Meinungsäußerung von ihnen abkehren. Die Furcht vor Isolation erscheint als die treibende Kraft, die den Prozess der Schweigespirale in Gang setzt. Schweigen ist für Menschen mit schwachem Selbstbewusstsein und geringem Interesse an Politik, d.h. für Mitläufer, eine Möglichkeit, gut gelitten zu bleiben und nicht durch eine Meinungsäußerung isoliert zu werden. Schweigen wirkt für Mitläufer verlockend, weil man es auch als Zustimmung auslegen kann.


Erzwungenes Schweigen
Jemanden durch Gerichtsurteile zum Schweigen verurteilen
Noch heute ist es in der römisch-katholischen Kirche üblich, einen Priester zu einem zeitlich befristeten Bußschweigen zu verurteilen.


Jemanden durch Machtmissbrauch zum Schweigen bringen

Im Altertum und Mittelalter
In früheren Zeiten gab es den „Brauch“, bestimmten Boten oder Dienern die Zunge herauszuschneiden, um sie zum Schweigen zu bringen, das Reden zu verhindern. Auch die Todesstrafe wurde angewendet, um Gegner "zum Schweigen zu bringen".


In der Gegenwart
Die Menschenrechte garantieren u.a. auch die Presse- und Meinungsfreiheit sowie die Freiheit von Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre, um Zensur zu verhindern. Dennoch werden nicht nur in totalitären Systemen, sondern auch in Demokratien Bürger zum Schweigen gebracht. Ein herausragendes Beispiel ist die Fraktionsdisziplin oder der Fraktionszwang.


Schweigen in der darstellenden Kunst

Schweigen ist ein wichtiges Element zweier Kunstformen:

Bei der Pantomime verzichtet ein Schauspieler bewusst auf die Möglichkeit zu sprechen, und drückt sich lediglich in Gesten und mit Mimik aus.
Beim Stummfilm konnte aufgrund technischer Beschränkungen kein gesprochenes Wort verwendet werden. Bei den meisten dieser Filme wurden allerdings als gesprochen zu denkende Texte auf Zwischentafeln eingeblendet, so dass es sich nicht um wirkliches Schweigen handelt. Trotzdem ist auch hier zu beobachten, dass im Vergleich zum Tonfilm ein größeres Gewicht auf Gestik und Mimik gelegt wurde.

Schweigen in Rechtsangelegenheiten

Im Privatrecht bzw. Zivilrecht gilt der Grundsatz, dass Schweigen nicht als Willenserklärung zur Begründung eines Rechtsverhältnisses ausgelegt wird, so dass man in der Regel durch Schweigen oder Nichtreagieren weder Verträge abschließen noch ändern kann. Verträge kommen durch übereinstimmende Willenserklärungen (Angebot und Annahme) zustande.

Von diesem Prinzip gibt es wichtige Ausnahmen, die vor allem auf der Verhältnismäßigkeit und dem Grundsatz beruhen qui tacet, consentire videtur, ubi loqui debuit atque potuit - Wer schweigt, wo er (wider-)sprechen sollte und konnte, dem wird Zustimmung unterstellt; ein Grundsatz der sich insbesondere im deutschen Handelsrecht unter Kaufleuten erhalten hat. Ähnliches kann in eingeschränkterem Maße bei Allgemeinen Geschäftsbedingungen zwischen einem Kaufmann und seinen Geschäftspartneren, auch Verbrauchern, gegeben sein.

Wenn es zum Beispiel – besonders in Massengeschäftsbeziehungen wie bei Banken oder Telefongesellschaften – für einen Partner sehr aufwendig wäre, die explizite Zustimmung des anderen Partners (insbesondere einer Vielzahl von ihnen) einzuholen, kann eine Änderung einer bestehenden Geschäftsbeziehung rechtswirksam dadurch erreicht werden, dass ein Partner den anderen davon benachrichtigt und der andere sich nicht äußert. In diesem Fall kann unterstellt werden, dass er sie stillschweigend akzeptiert hat. Häufig wird in diesen Fällen jedoch nicht das Schweigen als Zustimmung gewertet, sondern lediglich auf das Zugangserfordernis verzichtet. Mit anderen Worten: Der „schweigende“ Partner muss seine Annahme nur irgendwie zum Ausdruck bringen, z.B. gegenüber Dritten oder indem er so handelt, wie es nach der geänderten Rechtslage geboten wäre; von dieser (konkludent erklärten) Zustimmung muss jedoch der andere Geschäftspartner nichts erfahren.

Ebenso gilt, dass bei Geschäften, die aus Leistung und Gegenleistung bestehen, grundsätzlich eine Leistung als akzeptiert und damit die Verpflichtung des anderen Vertragspartners als erfüllt gilt, wenn kein Einwand vorgebracht wird. Dies gilt auch dann, wenn etwas anderes geleistet wird, als angefordert wurde. Dieses Prinzip der stillschweigenden Akzeptanz gilt allerdings nicht unbegrenzt; insbesondere kann es in individuellen Verträgen ausgeschlossen werden. Dies wird oft bei Projektgeschäften getan, zum Beispiel beim Kauf von Industrieanlagen, im Baugewerbe, und bei der Entwicklung von Individualsoftware, wo meist vereinbart wird, dass der Kunde eine Lieferung oder Teillieferung ausdrücklich als in Ordnung anerkennen muss, bevor die Lieferpflicht als erfüllt gilt.

Auch im öffentlichen Recht kann Schweigen als Zustimmung ausgelegt werden. Bescheide von Behörden und Gerichtsurteile werden rechtswirksam, wenn man sie stillschweigend hinnimmt, anstatt Widerspruch einzulegen, Klage zu erheben oder in die Berufung zu gehen. Davon zu unterscheiden ist die Versäumung von Rechtsmittelfristen, durch die ein Nachholen der Äußerung unzulässig wird (Sachvortrag im Prozess, Einlegen von Rechtsmitteln usw.).

Im Strafrecht gilt der Grundsatz, dass es das Recht jedes Angeklagten ist, zu schweigen, ohne dass ihm das zum Nachteil ausgelegt werden darf, entsprechend dem Prinzip, dass die Staatsanwaltschaft die Schuld zu beweisen hat, nicht der Angeklagte sie zu widerlegen. In der Praxis kann Aussageverweigerung zwar zu einem höheren Strafmaß führen, als bei einem Geständnis verhängt worden wäre (bei dessen Vorliegen oft Schuldeinsicht als mildernder Umstand angenommen wird). Allerdings gilt dies auch für Leugnung, so dass das Schweigen an sich nicht ursächlich ist.


Metaphorische Anwendung

Das Wort "Schweigen" wird oft in übertragenem Sinn gebraucht. "Die Waffen schweigen.", "Die Götter schweigen.", "Das Schweigen der Lämmer".

Ein bekanntes Zitat aus dem Drama Hamlet von William Shakespeare heißt: Der Rest ist Schweigen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schweigen#Schweigegel.C3.BCbde
 
Schweigen ist immer auch Kommunikation. Auch durch Schweigen wird etwas mitgeteilt.

Wie Paul Watzlawik sagt: man kann nicht nicht kommunizieren! ;)

Sobald zwei Personen sich gegenseitig wahrnehmen können, kommunizieren sie miteinander, da jedes Verhalten kommunikativen Charakter hat. Watzlawick versteht Verhalten jeder Art als Kommunikation. Da Verhalten kein Gegenteil hat, man sich also nicht nicht verhalten kann, ist es auch unmöglich, nicht zu kommunizieren.
Paul Watzlawick - Wikipedia

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Moin Leon,
bei dem "jemand durch Machtmißbrauch zum Schweigen bringen" hast du einen nicht zu verachtenden Bereich vergessen:
Täter bringen Opfer zum Schweigen durch Drohungen.

Dies ist einer der häufigsten Gründe warum Mißbrauchsopfer nicht sagen was ihnen angetan wird.
Überlebende die ihr Schweigen brechen werden oft Angefeindet, Abgewertet (selbst von Unbeteiligten - es kann ja nicht sein, was nicht sein darf),
bedroht und psychiatrisiert.

Ich find diesen Punkt auch noch sehr wichtig, da ich selbst sehr viel durch mein "nicht schweigen wollen" zu leiden hatte.

Liebe Grüße,
Cailly
 
Ich denke gerade an Menschen in einer Beziehung, die schweigen, warum auch immer, wahrscheinlich aus falschem Mitleid, Ko-Abhängigkeit, Angst vor dem Alleinsein:
Statt z.B. einen Alkoholiker mit seiner Sucht zu konfrontieren, schweigen die Partner und unterstützen damit die Sucht indirekt (oder auch direkt zusätzlich).

Die andere Frage, die sich mir stellt:
Wenn Schweigen Gold ist, dann für wen?
Wenn ich schweige, mag das für den "Beschwiegenen" ja Gold sein, aber ist es das auch für mich? Oder wurmt mich mein Schweigen dann so lange, bis ich es doch breche?

Gruss,
Uta
 
hi,

Es gibt den ausdruck wer schweigt hat recht.
Aber ich hab herausgefunden das viele gerade dieses missbrauchen.
So kann man ,(ich sag nicht das es immer so ist),auch der eindruck wecken "besser"zu sein den der andern.
Es ist ein art egobefriedigung auf kosten andere menschen.
Ein ungerechte, weil in mein auge gibts kein besser,nur anderes.

lg brigit
 
Hallo Uta,

damit hast Du absolut recht, daß durch das Schweigen sicherlich die Sucht "indirekt" unterstützt wird. Der Alkoholiker, wie auch andere Suchtkranke sehn sich selbst meist nicht als Süchtige und wenn sie nicht durch ihre Partner oder Freunde direkt damit konfrontiert werden, werden sie nur in ihrer Meinung unterstützt. Die Konfrontation ist enorm wichtig.
Konfrontation heißt Konflikt, viele gehn Konflikten nur aus dem Weg.

Viele Grüße Petra
 
Hallo,

Schweigen ist immer auch Kommunikation. Auch durch Schweigen wird etwas mitgeteilt.

Wie Paul Watzlawik sagt: man kann nicht nicht kommunizieren! ;)


Paul Watzlawick - Wikipedia

Herzliche Grüße von
Leòn

Es ist ja bereits die Mimik, die Augen, der Mundwinkel und auch die Augenbrauen, die bereits kommuzieren. Wie auch die Körperhaltung sehr viel aussagt, ängstlich (gebückt), selbstsicher (aufrecht), usw..

Man kann nicht nicht kommunizieren.

Viele Grüße Petra
 
Hallo Leòn

wieder einmal ein sehr interessanter Thread. :idee:

Schweigen kann auch eine Form starker Aggression sein. So wird es in einem Buch über Enneagramme behauptet. Vermutlich ist es sogar unbewusste Aggression, die aber das Gegenüber hilf- und machtlos macht und eine Beziehung aushöhlen kann. Das ist tragisch, wenn jemand so blockiert ist, dass er nicht anders kann.

Gibt es nicht auch Fälle von totaler, lange dauernder Redeblockade nach einem schweren Schock, z. B. bei Kindern? Vielleicht ist unsere Fähigkeit, verbal zu kommunizieren gar nicht so selbstverständlich und unterliegt auch nicht so total unserer Kontrolle. :confused:

Gruss
Kathy
 
Hallo Cailly,

Täter bringen Opfer zum Schweigen durch Drohungen.
ja und dann entsteht Schweigen aus Angst. Furchtbar!


Hallo Uta,

Die andere Frage, die sich mir stellt:
Wenn Schweigen Gold ist, dann für wen?
Wenn ich schweige, mag das für den "Beschwiegenen" ja Gold sein, aber ist es das auch für mich? Oder wurmt mich mein Schweigen dann so lange, bis ich es doch breche?

die andere Möglichkeit wäre vielleicht ja auch, dass es für einen selber "Gold" ist zu schweigen, weil man dann einen Konflikt vermeidet?

Hallo Petri,

Es ist ja bereits die Mimik, die Augen, der Mundwinkel und auch die Augenbrauen, die bereits kommunizieren. Wie auch die Körperhaltung sehr viel aussagt, ängstlich (gebückt), selbstsicher (aufrecht), usw..

ja genau und außerdem liegt auch in dem Schweigen an sich eine Botschaft, welche auch immer, das ist sicher von dem Zusammenhang abhängig.

Hallo Kathy,

Schweigen kann auch eine Form starker Aggression sein. So wird es in einem Buch über Enneagramme behauptet. Vermutlich ist es sogar unbewusste Aggression, die aber das Gegenüber hilf- und machtlos macht und eine Beziehung aushöhlen kann. Das ist tragisch, wenn jemand so blockiert ist, dass er nicht anders kann.
Ich finde, das ist ein sehr kluger Gedanke. In dem Beispiel, das Uta genannt hat, könnte man ja auch unterschwellige AAggression vermuten.


Hallo Soullove,

Es gibt den ausdruck wer schweigt hat recht.
Ob das wohl immer stimmt? ;)

Hallo Rudi,

also zu diesem thema schweige ich!

Wer schweigt, stimmt zu!
:D (C. Wecker)


Ich selbst schweige immer dann, wenn mir nichts einfällt ;). Das kann aus verschiedenen Gründen und in unterschiedlichsten Zusammenhängen sein. Es kommt vor! :D

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Haben wir nicht hier im Forum zur Genüge miterlebt, dass Diskussionen eskaliert sind, weil gewisse heissblütige Mitglieder im richtigen Moment nicht schweigen konnten?
Insofern kann ab und an Schweigen Gold wert sein. :)
Das Aufwachsen in meiner Familie war von Schweigen geprägt und ich arbeite heute noch daran, diese " Tradition " zu durchbrechen.
Wie immer gibt es auch hier zwei Seiten eines Themas.
Sine
 
Moin Zusammen,

Kathy hatte folgendes eingebracht:
Gibt es nicht auch Fälle von totaler, lange dauernder Redeblockade nach einem schweren Schock, z. B. bei Kindern? Vielleicht ist unsere Fähigkeit, verbal zu kommunizieren gar nicht so selbstverständlich und unterliegt auch nicht so total unserer Kontrolle.

Ja das nennt sich dann Mutismus. Meistens (aber nicht immer) liegt dem ein Traumatisches Erlebniss zugrunde.
Interessante Bücher dazu sind von Torey L. Hayden in nahezu jeder größeren Buchhandlung zu finden.

Entwicklungsstörungen im Bereich der Komunikation sind meiner Meinung und Erfahrung nach etwas sehr wichtiges. Kinder die da nicht richtig unterstützt werden haben oft im gesamten "Sprachlichen Bereich" Probleme.

Liebe Grüße,
Cailly
 
Mir fällt gerade der Film "Das Schweigen" von Ingmar Bergmann ein:

Das Schweigen war nur deshalb so populär, weil der Film den Sexskandal des Jahres verursachte und die katholische Kirche zum Boykott des Films aufrief – immer ein Garant für einen Kassenschlager. Immerhin enthielt der Film zwei Koitusszenen, wenn auch züchtig verhüllt, und eine Szene, in der eine Frau sich selbst befriedigt. Grund genug für Millionen sich in die Schlange an der Kinokasse einzureihen, immer in der Hoffnung, dass bloß der Nachbar einen nicht sehen würde. Dabei ging es Ingmar Bergman überhaupt nicht darum, einen Skandal zu provozieren. Das Schweigen war lediglich ein weiterer Versuch des Pastorensohns, sich mit seiner eigenen Vergangenheit und seinem Dasein auseinander zu setzen – filmisch meisterhaft umgesetzte Psychoanalyse...

Das Schweigen ist Bergmans Entwurf einer von Gott verlassenen Menschheit. Ohne Gott gibt es keine Moral, kein Gutes und vor allem keine Achtung vor dem Selbst. Und doch stürzt der Glauben die Menschheit in Gewissenkonflikte. Die Sexualität der Frauen ist kein Zeichen von Promiskuität im herkömmlichen Sinn, sondern Trotz und Widerstand gegen moralische Instanzen und doch gleichzeitig auch ein Zeichen ihrer Selbstverachtung. Bergmans Werk erlaubt vielschichtige Interpretationen und wird vollkommen zurecht als ein Meisterwerk der Filmgeschichte eingestuft.
www.kino-zeit.de/video_dvd/artikel/2452_das-schweigen.html

1964 - das war vor 44 Jahren, eigentlich keine sooo lange Zeit. Und trotzdem wirkt der Film heute fast antiquiert, und die Problemstellung etwas hergeholt.

Gruss,
Uta
 
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