Mein Vater, ich könnte vor Wut platzen !

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25.07.05
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573
Hallo erstmal,

ich muss mit jemanden reden und glaube, hier im Forum ist es am richtigen Platz :). Ein paar verschiedene Ansichten täten mir gut...

Mein Verhältnis mit meinem Vater war schon immer geprägt von viel Schlechtem, schlechte Kindheit, viele Kontaktbrüche, Alkohol, Schläge, etc.
Mein Vater ist nicht einfach, sind wir alle nicht, aber er ist wirklich schwierig, oder zu einfach ? -ich weiß es nicht.

Mein Vater interessiert sich nicht wirklich für mich, das ist mir jetzt klar geworden, er interessiert sich eher für sich selbst, wie er seine Schaafe ins Trockene bekommt und dann bin ich auch immer gut genug. Wenn ich etwas erwarte kommt es nicht, auch nicht wenn ich es ihm sage. Alle anderen sind immer schuld, nur er nicht. Er hat schon soviele Menschen verloren und kapiert nicth warum.......es sind ja immer die anderen schuld.

Ich bin seine einzige Tochter, er ist seit 20 Jahre mit einer anderen Frau verheiratet und die hat auch ein Kind in die Ehe gebracht. Dieses Verhältnis ist auch schwierig, weil meine Schwester unzuverlässig ist und Versprechen nicht einhält, viele Probleme gemacht hat, etc..
Sie hat jetzt auch zwei Kinder, also Pseudoenkel.
Mein Vater hat nie groß etwas für mich getan und schon garnicht Geld gespart, aber das Geld was er über hatte ins Ausland für die Familie meiner Stiefmutter geschickt und jetzt spart er Geld für die Pseudoenkel. Ich habe damit kein Problem und finde es gut, bis mir dämmerte, dass er für mich nie etwas in die Richtung getan hatte und ich mich fragte, ob ich ihm überhaupt etwas bedeutet wenn das nicht so ist. Bitte versteht das nicht falsch, ich bin nicht Geldgierig, mir geht es da ums Prinzip.

Das sind soviele Fragen die mich beschäftigen und mir weh tun und ich verstehe nicht warum, sonst habe ich mir all die Jahre keine Gedanken gemacht und habe es einfach so hingenommen, einiges war mir auch nicht so klar, aber jetzt wird mir immer mehr klar und das schmerzt. Sein Verhalten schmerzt..........
 
Ich kenne das, bin auch in deinem Alter. Mein Herr Erzeuger hat mich, meinen Bruder und meine Mum verlassen, als ich 5 war.. Naja, Kontaktabbrüche gab's auch, er zahlt nicht mal Unterhalt.. und behauptet, dass ich nicht seine Tochter bin, hat er auch noch. Auf der einen Seite zahlt er für mich und meinen Bruder keinen Unterhalt, aber andererseits kann er sich Urlaube in London, Türkei etc leisten..
Bei mir hat auch mit ihm reden nichts gebracht..

Wieviel bedeutet dir dein Vater? Aus deinem erzählen, denke ich, dass er keine Bezugsperson für dich ist? in welchem Verhältnis steht ihr zueinander??


Grüße
Casperle

Du wirst aufhören zu fürchten, wenn du aufhörst zu hoffen. [Seneca]
 
Hallo Casperle,
das ist ja noch viel trauriger was mit deinem Vater war,
allerdings wenn man weiß was Sache ist, geht man anders damit um?

Schlimm ist dieses hin und her..........mein Vater ist Bezugsperson im Sinne Vater, allerdings ist das nur eine Wunschvorstellung.
Er bedeutet mir alles als Vater, deswegen tut es ja so weh.............

VlG
 
Hallo scrico,

um mal ein etwas krasses Beispiel zu geben: Du wirst von einem Apfelbaum nie erwarten, daß er Birnen trägt. Das kann er einfach nicht.
Und mir kommt es bei Dir so vor, als ob Du von Deinem Vater Eigenschaften erhoffst bzw. erwartest, die er einfach nicht hat oder wenigstens nicht mit Dir zusammen hat.
Wenn Du Deine Hoffnung und Erwartung aufgeben könntest, wäre sicher Vieles für Dich einfacher.
Ich weiß: leicht gesagt, schwer getan. Aber sicher doch möglich.

Das würde so in diese Richtung gehen:
Bücher von Amazon
ISBN: 3548741940


Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,
der Spruch ist wahr, und ich habe mir auch schon diese Gedanken gemacht,
aber es gibt doch einfach gewisse Voraussetzungen die eine Beziehung haben muss und wenn man doch jemand liebt, dann tut man etwas dafür?

VlG
 
Hallo scrico,

vielleicht liebst Du nicht diesen Mann, der Dein Vater ist, sondern die Vorstellung, was er als Vater für Dich sein könnte?
Es fällt schwer, von solchen Vorstellungen abzulassen, aber es geht.
Manchmal entsteht dann sogar eine andere Beziehung.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,
ja schon, ich liebe den Vater in meinen Vorstellungen und versuche zu differenzieren was die Wahrheit ist und dabei ist mir so einiges klar geworden.

Natürlich erwarte ich keine unmöglichen Dinge, sondern einfach nur "Normales".
Wenn ein Vater nicht für einen da ist, wenn es einem schlecht geht und man das oft kommuniziert hat, dann ist es ein ingnoranter Mensch oder nicht? -er tut ja immer so als ob er der Tollste und Beste ist..........doch das ist er nicht, sondern immer nur so wie es ihm in den Kram passt. Wenn man ihm die Meinung sagt, dann reagiert er eingeschnappt und nachtragend, wie kindisch ist das, wie soll ein erwachsener Mensch damit umgehen?

KLar kann ich jetzt ganz abgehoben sagen, ich wünsche mir den Vater den ich nie hatte, aber ich möchte da eher bodenständig und realistisch drüber reden.
Ich nehme auch Kritik an und arbeite an mir, vorallem wenn ich Mutter wäre, dann erst recht.

VlG
 
Hallo scrico,

ich verstehe gut, was Du schreibst.
Trotzdem: wenn Du an Dir arbeitest, heißt das für Deinen Vater oder sonst Jemand nicht, daß der automatisch auch an sich arbeitet, wenn man ihm das nahe legt.

Wie heißt es immer:
Du kannst andere Menschen nicht ändern, aber Du kannst Dich selbst ändern.
Bzw. Du kannst Deine Einstellungen ändern.

Dazu kommt noch, daß in solchen festgefahrenen Beziehungen oft eher Vorwürfe gemacht werden und positive Eigenschaften oder Verhaltensweisen gar nicht mehr anerkannt werden können. Das geht in Richtung "Gordon Familienkonferenz",falls Du googeln magst.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

ich weiß auch was du meinst ;-))

Aber soll ich mich ständig ändern? -ist das die Lösung?

VG
 
Hallo srico,

Aber soll ich mich ständig ändern? -ist das die Lösung?

Es kommt darauf an, in welche Richtung die Veränderung geht :).
Du kannst darauf beharren, dass Dein Vater sich ändern soll.
Oder Du kannst ihn so akzeptieren, wie er ist und daraus Deine Schlüsse ziehen.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

beharren möchte ich nicht, ich finde es nur normal,
dass man wenigstens ein "bisschen" seine Sichtweise überdenkt.
Ich finde das nicht falsch und erwarte da auch nicht, dass er sich ändern soll.

Aber wahrscheinlich muss ich es einfach so aktzeptieren und schauen wie ich es aktzeptiere....denn Dinge die ich nicht verstehe, die kann ich schlecht aktzeptieren.

VlG
 
Ohne auf die oben dargelegten näheren Umstände einzugehen, stelle ich fest: "Nicht tragfähige Beziehungen sind zu beenden."

Hierzu wünsche ich guten Mut!

Gerold
 
Liebe srico,

gerold hat wahrscheinlich Recht mit seinem Rat.

Aber nichts desto trotz bleiben die Verwundungen.
Der Schmerz und die Enttäuschung.
Wer, wenn nicht Vater oder Mutter sollen denn zu uns halten?
Eine Enttäuschung von Vater oder Mutter, erschüttert uns tief.
Es beschäftigt, raubt Kraft.

Eine Erklärung gibt es nicht oder viele: Dein Vater ist so wie er ist.
Mit all seinen Unzulänglichkeiten. Er ist auch nur ein teilweise unfähiger Mensch.
Ich sage das nicht als Trost oder um ihn zu entschuldigen. Sondern weil ich denke, er macht das nicht um Dich zu verletzen, sondern weil er gar nicht anders kann. Er ist halt so gestrickt. Er kann nicht anders. Und er ist sich wahrscheinlich nicht mal einer Schuld bewußt.

Das heißt nicht, daß Du ihn nicht aus Deinem Leben streichen sollst.

Zumindest vorübergehend würde ich das auf alle Fälle tun.

Es werden auch andere Zeiten kommen. Wenn er alt und gebrechlich ist.
Dann wird er Dich brauchen. Spätestens dann, wird er Dir zuhören müssen.
Aber dann hast du leider nicht mehr so viel davon.


Liebe Grüße von

windblume
 
Hallo Windblume,
vielen Dank für deine Worte.

Ja, das stimmt. Mein Vater hatte mich schon vor 2 Jahren 1 Jahr lang ganz schön in Anspruch genommen, als er plötzlich arbeitslos wurde und Hilfe bei Bewerbungen und bei seinen Depressionen brauchte. Da war ich immer für ihn da und habe mich um ihn gekümmert. Jetzt als ich ihn brauchte war er nicht für mich da und als ihn drauf ansprach kamen irgendwelche doofen Ausreden.

Ich verstehe was du meinst und denke auch, dass er das nicht extra macht, aber ich glaube schon, dass seine Bequemlichkeit und Faulheit etwas damit zutun hat. Ich werde in Zukunft anders damit umgehen und werde ihn darüber in Kenntniss setzen, anders werde ich m ich nur immer wieder verletzen..........
 
Hallo Scrico,

ich habe ähnliche Gefühle gegenüber meiner Familie, wie Du sie schilderst ... und auch eine ähnlich zerstörerische Kindheit, wie Du sie kurz anschneidest.

Es gehört zum Erwachsen-Werden dazu, diese unausgeglichene Beziehung gegenüber den Eltern zu erkennen, die nicht auf gleicher Augenhöhe, nicht auf gegenseitigem Respekt basiert, sondern ausbeutet und Dich kaputt macht. Viele Menschen haben ein ähnliches Verhältnis zu ihren Eltern, halten es für normal und leugnen sich selbst gegenüber, dass es weh tut, so behandelt zu werden, von Menschen, von denen man sich eigentlich nur eines wünscht: LIEBE! Dazugehören dürfen, angenommen werden, anerkannt werden, einfach ein Teil von ihnen sein, anstatt ausgegrenzt, abgestoßen zu werden, zurücktreten zu müssen ... obwohl man die nächste Blutsverwandtschaft ist. Deine Gefühle zeigen Dir völlig zu Recht auf, dass hier etwas gehörig falsch läuft.

Wenn Du Dich näher damit beschäftigen möchtest, findest Du in den Büchern, Artikeln und Leserbriefen von Alice Miller viele Antworten:
https://www.alice-miller.com/flugblatter_de.php?page=7

Viele Grüße,
Waldläufer
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Waldläufer,
ja, du hast recht, es gehört zum erwachsen werden dazu. So kommt es mir auch vor. Das mit meiner Mutter habe ich bereits gut verabeitet und aktzeptiert, jetzt ist halt mein Vater an der Reihe und meine Schwester. Ich hoffe das ich das alles noch ohne größeren Schaden hinbekomme. Denn es schmerzt wirklich sehr :-(.

VlG
 
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