Einkaufswagen schaltet Gene

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04.01.07
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Über die Gene wissen wir alles. Bereits vor Jahren konnte man an den vorhandenen Genen ablesen, mit welchen Organen man Probleme bekommen könnte, und sich diese Organe entfernen lassen. Auch die Medizin, man liest es immer wieder, setzt große Hoffnungen auf die Medikamente der Zukunft, die sich an den vorhandenen Genen orientieren.

Neuere Erkenntnisse schieben das alles über den Haufen. Jörg Blech (SPIEGEL) hat darüber schon einen Leitartikel geschrieben, und jetzt fliegt mir eine ähnliche Information vor die Nase:

Welche Gene vorhanden sind, ist völlig wurst. Denn jedes Gen hat einen EIN- und Aus-Schalter, und diese Schalter werden

- durch Lebensweise und Ernährung EIN- bzw. Aus-geschaltet.
- im aktuellen Zustand vererbt.

Erfreute Grüße
Baffo
 
Das würde ich so nicht sehen. Es ist zwar richtig, dass die Effekte durch die Gene wesentlich indirekter sind, als das man z.B. sagen könnte Gen X --> bekommt Krankheit Y. Stattdessen gibt es (oft) eine Interaktion zwischen den Genen und der Umwelt, so dass z.B. jemand der eine bestimmte Genvariante hat verletzlicher für bestimmte Umwelteinflüsse ist und dann durch die Interaktion seiner Gene und der Umwelt eher eine Krankheit bekommt. Es ist aber auch nicht so einfach zu sagen, er solle sich dann gesund ernähren und einen gesunden Lebensstil haben, weil auch die Umwelt nicht immer beeinflussbar ist.
"Man" kann Gene auch nicht beliebig ausschalten, wenn die Produkte der Gene (die Proteine für die sie kodieren) gebraucht werden. Vererbt wird ein Strang der DNA, ich weiß nicht was das mit den An- und Ausschaltern zu tun hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm, wo sind jetzt die Einkaufswagen bei dem ganzen Geschehen, Du meinst das Einkaufen von Lebensmitteln?

Also das was Du meinst, Baffo, nennt sich Epi-Genetik.
Und ich finde es auch überraschend, dass man 'plötzlich' bemerkt, dass Gene nicht im luftleeren Raum schweben, also etwa völlig unbeeinflusst von äußeren Einflüssen wären.


Nur, wer hätte sich in der Vergangenheit ORGANE entfernen lassen, aufgrund von genetischen Untersuchungen?


Und, Whoever, meinst Du wirklich, bei diesen Ein-Aus-Schaltern ginge es darum, "ob die Produkte der Gene gebraucht werden" ?
Demnach dürfte eigentlich niemand krank werden, denn das heißt doch einfach, dass irgendetwas fehlt, was der Körper eigentlich bräuchte.
Oder anders herum gefragt, welche Stoffe, und dann ja auch die entsprechenden Gene, braucht der Körper nicht?


Liebe Grüße! Gerd
 
Natürlich wird "ein Strang der DNA" vererbt, whoever, aber der Strang besteht aus Genen, und an/auf jedem Gen sitzt ein Schalter. Das ist ja das Neue :) .

Ja, Gerd, ich meine das einkaufen. Und das entfernen der Organe war in den USA im Angebot. Teuer, und deshalb konnten sich nur Reiche diese feine Sache leisten.

Viele Grüße
Baffo
 
Ich verstehe nicht was du meinst. Natürlich kann es Krankheiten geben. Wo hab ich geschrieben, dass das nicht geht? Ich wollte nur schreiben, dass es nicht so einfach ist, zu sagen "Da ist ein "schlechtes" Gen, dann schalte "ich" es aus." So klang das nämlich für mich im ersten Beitrag. Ich dagegen denke, es ist nicht egal welche Gene man hat und das TROTZ der Gen-Umwelt-Interaktion, weil man die Gene eben nicht beliebig an- oder ausschalten kann. Wenn z.B. ein Gen ineffektiv für Botenstoffe kodiert, dann bringt es wenig, wenn es ganz ausgeschaltet ist. Normalerweise schalten sich Gene eben in Interaktion mit der Umwelt an oder aus, aber daran erkennt man meiner Meinung nach, dass die Gene selber auch wichtig sind. Es ist dann nicht plötzlich alles nur Umwelt, genauso wie es nicht alles nur Gene sind.
 
Welche Gene vorhanden sind, ist völlig wurst.
Erfreute Grüße
Baffo
Naja. So würde ich es nicht definieren wollen.:D
Eine genetische Disposition ist eben ein erhöhtes Risiko.

Eine genetische Disposition für Epilepsie macht es wahrscheinlich, dass ein Mensch epileptische Anfälle bekommen wird. Auch wenn es sein kann, dass er sie aufgrund verschiedener anderer Bedingungen dann doch nicht oder erst im Alter bekommt.

Vor Jahren habe ich die Studie eines Japaners zu Rauchern gelesen. Seiner Meinung nach kann nur derjenige Raucher Lungenkrebs bekommen, der eine genetische Disposition dafür hat.
Würden also Menschen mit dieser Disposition nicht rauchen, würden sie ihr bereits erhöhtes Risiko, durch das sie auch als Nichtraucher häufiger diese Erkrankung bekommen, nicht noch weiter erhöhen.
Würden sie bewusst aufs Land ziehen, anstatt in ein Industriegebiet, könnten sie dagegen ihr Risiko reduzieren.

Das sie es mit einer jährlichen radiologischen Untersuchung ihrer Lungen reduzieren würden, um eine der Konsequenzen zu erwähnen, die die Medizin daraus zieht, wage ich dagegen zu bezweifeln.
 
Ich sehe gerade, Jörg Blech hat sogar ein Buch darüber geschrieben: "Gene sind kein Schicksal". Aus dem Klappentext:

"Wir sind nicht die Marionetten unserer Gene. Gene bestimmen unser Leben weit weniger, als wir glauben und als uns nur zu gerne suggeriert wird. Das Mathe-Gen, das Glücks-Gen, das biologisch vorbestimmte Übergewicht: alles Mythen. Wir selbst haben den größten Einfluss auf unser Leben und unsere Gesundheit.

Tatsächlich bestimmen unsere Gene nur zum Teil unsere Geschicke. Größeren Einfluss haben Erfahrungen, Gedanken, soziale Beziehungen und Umweltfaktoren. So werden unsere Gene durch unseren Lebensstil wie Ton geknetet und geformt.

Der Bestsellerautor und Biologe Jörg Blech zeigt, wie wunderbar wandelbar unsere Gene sind und wie sehr wir selbst unser Leben und unsere Erbanlagen steuern können. Seine Schlussfolgerungen, die sich aus dem neuesten Zweig der Genforschung, der Epigenetik, ergeben, sind revolutionär und werden erstaunliche Auswirkungen auf unsere persönliche wie auch gesellschaftliche Lebensweise haben."

Für mich ist es eine Art Umkehrung. Früher haben uns, angeblich, die Gene gesteuert. Jetzt steuert unser Lebenswandel die Gene. Die Gene, die unserem Lebenswandel entsprechen, werden eingeschaltet, und die Gene, die unserem Lebenswandel nicht entsprechen, werden ausgeschaltet. Und unsere Kinder bekommen nicht mehr die Genkombination vererbt, die wir als Kind hatten, sondern die aktuellen Gene, einschließlich unserer Erfahrungen.

Viele Grüße
Baffo
 
Nutrigenomik: "Sie integriert die Forschungsgebiete Genomforschung, molekulare und klinische Ernährungsforschung und Pflanzenbiotechnologie, um neue Strategien zur individualisierten Prävention und Therapie ernährungsbedingter Krankheiten zu entwickeln." Netzwerk Nutrigenomik

Ein genaueres Verständnis der Zusammenhänge könnte die Grundlage einer maßgeschneiderten Ernährungsberatung werden, meint Jose Ordovas von der Tufts University in Boston:

»Wenn wir mit der traditionellen Vorstellung brechen, dass eine bestimmte Ernährungsform für alle Menschen die richtige ist, könnte uns das zum ersehnten Heiligen Gral bringen: zur Vermeidung und Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Ernährung.« (...)

Mangels aussagekräftiger Genanalysen ist die eigene Herkunft daher nicht der schlechteste Wegweiser für eine individuelle Ernährungsberatung. Denn was die eigenen Vorfahren verzehrt haben, womit sie überlebt und erfolgreich ihre Nachkommen in die Welt gesetzt haben, das hat sich im Zusammenspiel mit den eigenen Genen bereits bewährt.

Nutrigenomik: Das Futter zum Erbgut | Wissen | ZEIT ONLINE

Daher macht es Sinn, sich von dem ernähren, was unsere Region bietet. Und nicht nach für uns exotischen Lebensmitteln (z.B. Soja) im Ausland zu suchen, denn daran ist unser Stoffwechsel hier nicht angepaßt.

Daher bin ich ein Fan der typgerechten Ernährung, weil ich diese sehr logisch finde und diese die erste Ernährungsform ist, die mir zu Gesundheit verholfen hat. Zwar noch nicht wissenschaftlich im Sinne der gesellschaftlichen Denkweise, aber es wird daran gearbeitet.
 
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