Belohnung und Verzicht

Sine:
da muss ich mich vorhin ja schlecht ausgedrückt haben, wenn du mich so mißverstehst.
Der Mensch produziert Glückshormone (Serotonin und Dopamin sind die bekanntesten), wenn ihm Angenehmes wiederfährt. Dazu zählt Süßes zu essen genauso wie eine warme Dusche, wenn es kalt ist. Und ich verrate sicher keine Geheimnis, dass bei sexueller Betätigung noch mehr solcher Hormone ausgeschüttet werden als bei der geilsten Buttercreme.
Warme Duschen verlieren genauso wenig ihren Reiz durch den Überfluß sie täglich benützen zu können, wie süsse oder auch andere Leckereien.

Der Schritt zur Sucht ist manchmal nicht groß, auf all den genannten Gebieten und noch auf vielen mehr. Auf welcher Skala einer Sucht man sich möglicherweise befindet, sollte man ehrlich einschätzen. Je fortgeschrittener sie ist, desto mehr ist der vollständige Verzicht nötig.

Anne, Heather:
Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind eine Gemeinheit des Schicksals. Aber keiner weiß, ob wir sie nicht vorher durch allzu sorglosen Gebrauch mancher Stoffe selbst mitherbeigeführt haben. Zuerst muss natürlich in solchen Fällen genau geprüft werden, was man verträgt und dann hilft nur noch Verzicht auf Lebensmittel, die einem nicht guttun. Trotzdem sollte man darauf achten, auch mit dieser eingeschränkten Palette Glücksgefühle durch Essen zu erzeugen, da sonst die Gefahr besteht, sich zum falschesten Zeitpunkt die falschesten Lebensmittel einzuverleiben.

Viele Grüße, Horaz.
 
Hallo

Dieses Thema spricht mich natürlich voll an - als alten Hasen...

Eigentlich hatte ich gedacht, wenn ich das mit den Nikotinkaugummis hinter mich gebracht habe, dann entsteht für mich eine gähnende Leere.

Aber da ich mich ja mit meinen Ernährungsgewohnheiten noch nicht wirklich auseinandergesetzt habe - außer dass ich seit vielen Jahren keinen Alkohol trinke, brauche ich ja keine Angst zu haben, dass ich danach von allen Süchten befreit wäre.

Leider habe ich in diesem Jahr EXTREM zugenommen, nachdem ich im vergangenen Jahr 10 kg eingebüsst hatte, habe ich inzwischen wieder 12 kg zugenommen. Jetzt steh ich bei meinem unschlagbaren Rekord von 69 kg.
Jetzt kann ich mir überlegen, mir bald neue Hosen zu kaufen, oder intensivst auf meine Ernährung zu achten. Fett steht mir nicht!!! Und macht so unbeweglich. Und schwerfällig.

Seit 4 Tagen habe ich angefangen, meine Nikotinkaugewohnheiten zu ändern.
Ehrlich gesagt bin ich zur Zeit extrem agressiv und unzufriedener als ich zu fassen glaube. Aber ich WILL damit aufhören. Ich habe jetzt ca. um 1/3 reduziert.

Es ist also eine Frage des Wollens.

Vielleicht wäre es interessant, seinen Willen immer wieder zu trainieren, so wie man auch seine Muskeln trainiert.

Das erfordert eine enorme Achtsamkeit - aber der kleine Schlingel in einem drin, der schafft natürlich mit allen Tricks.
Vielleicht könnte man ihn als kleines freches Kind betrachten, dem man natürlich ab und zu etwas verbieten muss.....

Ich würde jetzt, bei Ernährungsfragen - mit einigen Ausnahmen - nicht unbedingt von Suchtcharakter sprechen. Aber eine Gewohnheit ist auch nicht so ohne.

"Die Gewohnheit ist ein Seil. Wir fügen jeden Tag einen Faden hinzu, und schließlich können wir es nicht mehr zerreißen."

OK, dann muss man halt die ganze Geschichte von hinten her aufrollen. Fädchen um Fädchen entwirren und dann löst sich der Knoten schon.

Jeder Faden ein Kaugummi. Jeder Faden ein Zuckerli. Jeder Faden 1 Teelöffel weniger Öl im Salat. Jeder Faden 1 Tag weniger Fett am Fleisch u.s.w. - das kann sich jeder selber zusammenspinnen.

Mein Seil ist ein TAU!!!!

gutes Gelingen

Kaba
 
Hallo Kaba,

jeder Mensch empfindet halt andere Sachen als üblen Verzicht.

Ich und mein Mann haben vor inzwischen sechs Monaten mit dem Rauchen aufgehört, ganz ohne Hilfsmittel, und "gelitten" haben wir, wenn überhaupt, nur sehr wenig. Wir hatten zwar eine sehr große Motivation (mein Mann hatte eine ganz schlimme atypische Lungenentzündung, mit Lungenödem, etc...) aber trotzdem! Natürlich kann ich mich noch nicht freisprechen, ich habe über 20 Jahre geraucht, aber ich glaube es hat durch die Umstände einfach Klick in unserem Kopf gemacht.

Jetzt hoffe ich halt, dass ich das mit dem Essen auch in den Griff bekomme, aber das wird schon werden - ändern kann ich meine Situation ja doch nicht!


LG

Heather
 
Hallo Kaba.
Da finden wir uns wieder in einem Thread ;)
Mir kommt das Thema Ersatzsucht in den Sinn...
Schön finde ich deine Vorstellung, den eigenen Willen wie einen Muskel zu trainieren :klatschen

Ich habe meine Ernährung wirklich gut im Griff, aber wenn es einmal eine Ausnahme gibt, dann kommt bei mir gleich der Wunsch nach mehr auf und zwar mit aller Macht.
Na ja, so lange ich keine grösseren Probleme habe, ist sowas ja kein Beinbruch.
Aber wie ich schon erwähnte glaube ich daran, dass es sogar möglich sein wird, durch gute Ernährung wieder vollständig gesund zu werden.
Und daran will ich arbeiten.

Tatsächlich fällt es mir leichter in den letzten Tagen, wo ich mich mit eurer Hilfe einmal ganz intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt habe.

Danke nochmals an alle Schreiber und liebe Grüsse von Sine
 
Hallo Ihr Lieben!

Ich persönlich hab bei mir immer das Gefühl, das es eher mit der inneren Einstellung zum Thema Selbstliebe zu tun hat, inwieweit ich mir durch die Ernährung etwas Gutes tun kann, oder es nicht tue, bzw. mich schlecht ernähre.

Wenn man sich selbst lieben und annehmen kann, dann fällt es einem sehr leicht, sich jeden Tag mit genügend Rohkost und wertvollen Lebensmitteln zu versorgen. :) Die einem gut tun, und einen sich gut-fühlen lassen.

Wenn ich irgendwo Auto-Aggressionen habe, dann möchte ich mir ja auch nichts Gutes tun, im Gegenteil - das ist dann eine Zeit, in der ich mich nicht so um die Wertigkeit meiner Lebensmittel kümmere und schlampiger werde.

Zumindest hab ich das bei mir so feststellen können, vielleicht findet sich ja der eine oder andere darin auch wieder ... ;) .

Jedenfalls mach ich es immer so, wenn ich feststelle, das ich mit der Ernährung schlampiger werde: ich frag mich dann: was ist da los? :confused:

Worauf weisst mich das hin? Welchen Teil an mir selber kann ich gerade nicht annehmen? Wieso hab ich gerade ein Problem, mir selber Gutes zu tun? Die Antwort darauf ist meistens sehr leicht zu finden, wenn man sich mal danach auf die Suche gemacht hat und ehrlich zu sich selber ist.

Wenn ich dann wieder inneren Frieden für mich gefunden hab, dann löst sich das mit dem "inneren Schweinehund" meist ganz von selber, was mich dann auch wieder sehr freut ...:) !

Lieber Gruss
Karin
 
Moin Zusammen,
also ich denke es kommt sehr sehr stark darauf an ob man selbst die Ernährung wirklich für "gut für sich selbst" ansehen kann, oder eben nicht.

Ich merk gerade wo ich strenge "Allergenarme Diät" halten soll, wie es in mir rotiert ...
- ich bekam keine Begründung genannt, nur die Verordnung der Diät
- ich wurde nichtmals gefragt ob ich weiß was ich sonst noch Vertrage, obwohl es da einiges gibt was ich vertrage und sehr gern mag - soll ich nun nicht mehr dürfen und das Brodelt in mir.

Dazu kommt das ich aufgrund von traumatischen Kindheitserlebnissen ein stark gestörtes Verhältniss zum Essen habe und ganz besonders zu "Verboten". Da kommen gerade viele ungewollte Erinerungen in Form von Alpträumen und Flashbacks hoch - mit denen ich auch allein fertig werden muss. Mir ist deshalb klar das ich diese Ernährungsform nicht mehr lange durchhalten kann - nur was soll ich tun?
Vermutlich wird es darauf hinauslaufen das ich "heimlich" abbreche und ständig ein "schlechtes Gewissen" haben werde... *seufz*

Nachdenkliche Grüße,
Cailly
 
Moin Cailly,

ich halte das theoretische Wissen rund um Ernährung und Allergien nur für eine Seite der Medaille. Die wichtigere ist, was verträgst du ohne Probleme. Daran würde ich mich orientieren. Solche "Vorschriften", die du erwähntest, würde ich nie akzeptieren. Mein persönlicher Ernährungsplan basiert darauf, was ich gut vertrage (ausklammern tu ich allerdings prinzipiell ungesunde Lebensmittel wie Zucker, obwohl ich ihn vertrage). Ich würde die Sache selbst in die Hand nehmen.

Viele Grüße, Horaz
 
Liebe Cailly.
Ich gebe Horaz ganz recht, ich könnte solche Vorschriften auch nur schwer akzeptieren.
Ich kann hinter etwas stehen wenn ich entweder eine einleuchtende, nachvollziehbare Begründung erhalten habe, oder wenn ich das Dafür und Dawider einer Massnahme an eigenem Leibe spüren kann.
Noch dann fällt es mir im Bereich Essen schwer genug, wie ihr wisst ;)
Zu Karins Beitrag:
Wenn ich aus irgendwelchen Gründen ( Stress, Frust ) in schlechte Gewohnheiten zurückfalle, hadere ich oft mit mir und das bewirkt dann, dass ich wohl länger als ursprünglich notwendig in der Schleife drin verbleibe.
Konsequenzen daraus für zukünftiges Verhalten sind klar, wichtig ist halt immer, dass man sich der Zusammenhänge erst einmal bewusst wird.
Liebe Grüsse, Sine
 
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