Überraschender Mittäter
Protein aus Hochleistungsweizen macht krank
Nicht Gluten, sondern ein Protein, das Insekten abwehrt, sorgt für manche "Gluten-Unverträglichkeit", sagt der Mainzer Gastroenterologe Prof. Detlef Schuppan.
Hochleistungs-Weizensorten wurden auf das Protein Adenosin-Triphosphat-Amylase gezüchtet, um Schädlinge abzuhalten. "Diese Stoffe erklären, warum es heutzutage mehr Glutenunverträglichkeiten gibt: weil es durch Kreuzung und Züchtung mehr dieser Substanzen in den neuen Sorten gibt."
Die Zöliakie, die typischen Schäden an den Zotten der Darmschleimhaut, bleiben aus, schildert Prof. Wolfgang Holtmeier. "Es scheint so zu sein, dass es eine Unverträglichkeit gegen Gluten gibt, die nichts mit der Zöliakie zu tun hat."
Viele Ärzte in Deutschland allerdings kennen das Krankheitsbild der Zöliakie nicht, stellt Schuppan fest. Eine Heilung der Krankheit sei derzeit zwar noch nicht möglich. Forscher arbeiteten aber an Verfahren, das Immunsystem des Darms "umzuschalten", damit auch Gluten nicht mehr schädlich wirke. Zunächst gehe es darum, Medikamente zu entwickeln, die kleine Glutenmengen neutralisierten, etwa nach dem versehentlichen Genuss von glutenhaltiger Nahrung.