Hannes Wader

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Ich kenne ihn schon lange...
Hannes Wader wird 65 und denkt noch nicht daran in Rente zu gehen. Immerhin Gelegenheit, ein bißchen über die Jahre nachzudenken in einem Interview.
Leider habe ich keine Texte im Internet von ihm gefunden.

[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]Hannes Wader, 64, geht auf Tour. Rente? Er muss noch lange singen. Wir sprachen mit ihm über sein finanziell und politisch bewegtes Leben. Ein Interview von Jan Kühnemund[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]ZEIT online: Seit über vierzig Jahren schreiben Sie Lieder, Mal angenommen ist Ihr 32. Album – was war der schönste Abschnitt dieses langen Weges?[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]Hannes Wader: Ich werde in diesem Jahr 65. Die Katastrophen der Vergangenheit glätten sich in der Erinnerung. Je weiter wir entfernt sind, desto rosiger färben sie sich ein. Spontan fällt mir ein: Ich möchte nicht noch einmal jung sein.[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]ZEIT online: In welchem Sinn?[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]Wader: Es gibt bei Edith Piaf den Satz "Je ne regrette rien", das kann ich nicht sagen. Ich bereue eine ganze Menge. Viele dichten: "Ich würde alles wieder genauso machen", das kann ich auch nicht sagen. Ich habe viel Scheiße gebaut in meinem Leben. Ich bin froh, das hinter mir zu haben.[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]ZEIT online: Aber es gibt auch schöne Erinnerungen?[/FONT]
[FONT=Arial,Helvetica,Geneva,Swiss,SunSans-Regular]Wader: Natürlich. Auf der Platte gibt es das Stück Gute Tage, da sind schöne Erinnerungen, die wieder hochkommen. Gewalt ist das Gegenteil, da geht es um traumatische Erfahrungen, die mich bis heute begleiten. Brecht sagte: "Der Künstler soll Erfahrungen mitteilen." Das habe ich versucht.[/FONT]
www.scala-kuenstler.de/hwinterviewz.html

Hannes Wader

Grüsse,
Uta
 
Hallo Uta,

ich war vor .... Anfang der achtziger Jahre, mal in einem Wader - Konzert, in Göttingen!

Herziche Grüße von
Leòn
 
Hallo Uta

Hannes Wader scheint ein bemerkenswert ehrlicher Mensch zu sein. Interessantes Interview.

@Leon

Dein Beitrag bei den Balladen - au weia - ich suche lieber weiter nach etwas weniger heftigen Texten, falls es solche gibt. Die Stimme ist schön. Ich konnte ein kleines "Sample" hören.

Gruss
Kathrin
 
Hallo Kathy,
:)
such doch mal nach "Heute hier, morgen dort", das ist fast schon ein Volkslied geworden!:)

Herzliche Grüße von
Leòn
 
An tausend Meilen hast du heut schon hinter dich gebracht.
Es ist spät, du suchst und findest eine Bleibe für die Nacht.
Von alldem, was du schon gesehn und nicht begriffen hast,
bist du todmüde, sehnst dich nur nach einer langen Rast.
Dies Hotel, die trübe Funzel in dem engen Korridor
kommen dir, als du dich umsiehst, schon nicht ganz geheuer vor.
Und dann weißt du es genau, als du die Zimmertür aufschließt,
daß du vor langer Zeit schon einmal hier gewesen bist.

Ref:

Schlaf nicht ein im Hotel zur langen Dämmerung bleib wach.
Denn der Atem toter Seelen staut sich unter diesem Dach
und frißt sich, wenn du schläfst, so tief in Hirn und Lungen fest,
daß du dieses Haus nur sterbend oder tot wieder verläßt.


Und du sitzt und wachst und wartest, doch die Zeit will nicht vergehn.
Und dir ist, als könntest du auf einmal durch die Wände sehn.
Siehst ein Zimmer, so wie deins, und ein Junge kommt herein.
Du erschrickst und meinst, du selber könntest dieser Junge sein:
Große Füße, große Augen, von zu Hause durchgebrannt, Haar und Hosen viel zu kurz, wie es noch brauch ist auf dem Land,
alles liebend ohne Furcht, was neu und fremd ist um ihn her.
Und du fragst dich, ob du je so jung gewesen bist wie der.

Ref.

In dem Raum gleich nebenan siehst du dich als alten Mann,
einsam und verbittert, krank und ohne einen Zahn.
Und er wackelt mit dem Schädel, hält die Bibel auf den Knien,
seine dürren Spinnenfinger blättern aufgeregt darin.
Ganze Sätze streicht er aus mit dem Rotstift in der Hand
und schreibt dafür böse flüsternd wilde Flüche an den Rand.
Und schon bluten seine Finger, zucken weiter wie im Krampf,
du gibst ihm noch eine Stunde, und dann endet dieser Kampf.

Ref.

Auch der Junge schläft noch nicht, nimmt sein Instrument und spielt.
Dazu schreibt er etwas auf, bringt in Reime, was er fühlt.
Falsche Töne, schlechte Verse - es ist gleich wie gut er's macht.
Denn nur schreibend, spielend, singend übersteht er diese Nacht.
Das macht durstig, und er dreht an dem Wasserhahn, der spritzt
etwas aus, was nach dem riecht, das ein Sterbender ausschwitzt.
Und du wünscht dir, daß er statt zu trinken in das Becken schifft.
Und er tut´s und bleibt für diesmal noch verschont von diesem Gift.

Ref.

Deine Uhr zeigt erst auf drei, sie blieb schon vor Stunden stehn.
Sie schläft den langen Schlaf und wird nie mehr wieder gehn.
Es wird Morgen. Junge, nimm jetzt deine Brocken, du mußt fort.
Da ist ein Park mit einem Brunnen, trink und wasch dich dort.
Du wirst doch noch andre finden, die sind auch so jung wie du.
Die erklären dir die Welt, höre ihnen ruhig zu.
Dann wirst du weiterziehn, viel sehn, doch das wenigste verstehn,
und nach Jahren vielleicht nochmal über diese Schwelle gehn.


Dann schlaf nicht ein im Hotel zur langen Dämmerung, bleib wach.
Denn der Atem toter Seelen staut sich unter diesem Dach
und frißt sich, wenn du schläfst, so tief in Hirn und Lungen fest,
daß du dieses Haus nur sterbend oder tot wieder verläßt.

Quelle: Songtext - - Lyrics von - Klingelton - mp3 Download...
 
Danke, Leòn,

habe jetzt schon Vieles gefunden, Kann aber bei "Ex Libris" nur ca. 5 Sek. reinhören. Das ist wenig. Ich bin ein "PC-know-nothing", kann aber meine Tochter fragen fürs runterladen.

Gruss
Kathy
 

Heute hier morgen dort

von Hannes Wader

Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muß ich fort,
hab‘ mich niemals deswegen beklagt.
Hab‘ es selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt,
nie nach gestern und morgen gefragt.

Manchmal träume ich schwer,
und dann denk‘ ich, es wär‘
Zeit zu bleiben und nun ganz was andres zu tun.
So vergeht Jahr um Jahr und es ist mir längst klar,
daß nichts bleibt, daß nichts bleibt wie es war.

Daß man mich kaum vermißt, schon nach Tagen vergißt,
wenn ich längst wieder anderswo bin,
stört und kümmert mich nicht. Vielleicht bleibt mein Gesicht
doch dem ein‘ oder and’ren im Sinn

Manchmal träume ich schwer...

Fragt mich einer, warum ich so bin, bleib‘ ich stumm,
denn die Antwort darauf fällt mir schwer.
Denn was neu ist wird alt und was gestern noch galt,
stimmt schon heut‘ oder morgen nicht mehr.

Manchmal träume ich schwer...

 
Hannes Wader



Traum vom Frieden

Ich sah heut nacht im Traum vor mir ein endlos
weites Feld. Millionen Menschen sah ich dort, aus allen
Ländern der Welt. Ich sah im Traum die ganze
Menschheit einig und befreit von Folter, Haß und
Völkermord für jetzt und alle Zeit.
Ich sah im Traum dieses Menschenheer, bewaffnet wie
zur Schlacht in dichten Reihen aufgestellt um einen tiefen
Schacht. Und auf ein Zeichen warfen sie all ihre Waffen
ab. Granaten, Bomben stürzten tausend Meter tief hinab.
Bald war der Schacht gefüllt mit Kriegsmaschinen bis zum
Rand und Menschen aller Rassen standend lachend Hand in Hand.
Wohl jeder träumt den Traum von Frieden und es kommt die Zeit,
dann wird wie jeder Menschheitstraum:
Der Frieden Wirklichkeit
 
Hannes Wader -

Leben Einzeln Und Frei

Sag, bist du bereit
Dich mit aller Kraft zu wehren,
Sie bekämpfen, zu bestehen?
Du hast Mut genug.
Willst du unseren langen schweren Weg
Gemeinsam mit uns gehen?
Oder willst du deine Kraft verschwenden
Im Alleingang gegen eine ganze Welt,
Um zum Schluss in traurigen Legenden
Darzustehen als gescheiterter Held?

Leben einzeln und frei,
Wie ein Baum und dabei
Brüderlich wie ein Wald.
Diese Sehnsucht ist kalt.
Sie gibt uns Halt in unserem Kampf
Gegen die Dummheit, den Hass, die Gewalt.
Wir Gefährten im Zorn,
wir Gefährten im Streit,
Mit uns kämpft die Vernunft und die Zeit.

Sag, bist du bereit
Dich mit aller Kraft zu wehren,
Sie bekämpfen, zu bestehen?
Du hast Mut genug.
Willst du unseren langen schweren Weg
Gemeinsam mit uns gehen?
Willst du mit uns gehen dem Sieg entgegen?
Komm, wir haben keine Zeit uns auszuruhen.
Nichts wird sich von selbst nach vorn bewegen
Darum zählt auch nur das, was wir tun.

Leben einzeln und frei ...

la, la, la, la, la ...

Leben einzeln und frei ...
 
Bei "Songs an einem Sommerabend" vor Kloster Banz haben Konstantin Wecker und Hannes Wader dieses Lied zusammen gesungenhttps://www.br-online.de/inhalt/wir_ueber_uns/pressestelle/spezial/2006/00150/wader.shtml

www.masen.de/Banz03.07.99.Band.jpg

Sage nein!

Wenn sie jetzt, ganz unverhohlen, wieder Nazi-Lieder johlen,
über Juden Witze machen, über Menschenrechte lachen,
wenn sie dann in lauten Tönen saufend ihrer Dummheit frönen,
denn am Deutschen hinterm Tresen muß nun mal die Welt genesen,
dann steh auf und misch dich ein:
Sage nein!

Meistens rückt dann ein Herr wichtig die Geschichte wieder richtig,
faselt von der Auschwitzlüge - Leider kennt man's zur Genüge -
mach dich stark und bring' dich ein,
zeig es diesem dummen Schwein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du sechs bist oder hundert - sei nicht nur erschreckt, verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!

Auch wenn jetzt die Neunmalklugen ihre Einsamkeit benutzen
unsren Aufschrei zu verhöhnen, öffentlich zurechtzustutzen,
wolln wir statt mit Eitelkeiten und Zynismus abzulenken,
endlich mal zusammenstehn, endlich mit dem Herzen denken.
Laßt uns doch zusammenschrein:
Sage nein!

Und wenn sie in deiner Schule plötzlich lästern über Schwule,
schwarze Kinder spüren lassen wie sie andre Rassen hassen,
Lehrer, anstatt auszusterben, Deutschland wieder braun verfärben,
hab' dann keine Angst zu schrein:
Sage nein!

Und wenn aufgeblasne Herren dir galant den Weg versperren, ihre Blicke unter Lallen nur in deinen Ausschnitt fallen, wenn sie prahlen von der Alten, die sie sich zu Hause halten, denn das Weib ist nur was wert wie dereinst - an Heim und Herd, tritt nicht ein in den Verein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
Ob als Penner oder Sänger, Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer, Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du sechs bist oder hundert - sei nicht nur erschreckt, verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein!
Musik für ein freies Land: Konstantin Wecker
 
Hallo :),

es gibt auf You-Tube eine ganze Reihe von neuen Wader-Videos. Unter anderem das komplette "Liederbuch".

Hier nur mal zwei Lieder, die ich allerdings auch schon an anderer Stelle platziert habe. ;)

Herzliche Grüße von
Leòn



 
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