3. Oktober - Tag der Deutschen Einheit

Hallo Anne,
ich komme auch aus der Zone! Ich habe euch ja mehr oder weniger befreit ... damals, als ich im Kugelhagel der Roten und der Volks-Armee fast gestorben bin ... :)))


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Nun ist es der 3. Oktober und ich grüße hiermit deshalb gerade heute auch alle im Westen Deutschlands, die aus dem Osten gegrüßt werden wollen.

Zähle mich dazu. Mich berührt es und ich finde es wunderbar, dass wir uns Heute
nicht nur grüßen können sondern auch besuchen und austauschen.

Danke für Deinen Bericht aus erster Hand. Er zeigt authentisch die Befindlichkeiten
und Erschwernisse einer jungen Frau, die Bürgerin der DDR war.

Und er zeigt auch, dass es eine Schnittmenge gibt. Eine Schnittmenge der Beurteilung.

Das nämlich das eine Extrem schlecht und unbefriedigend ist. Das das andere
Extrem aber auch sehr zu kritisieren ist und die Menschen ohne Ideale einer aus
den Fugen geratenen Marktwirtschaft überlässt, in welcher der Mammon und der
pure Konsum Ersatzreligion geworden zu sein scheinen.

Das erste Extrem war menschenverachtend und bedrohte die Existenz auf
unmittelbare Art, dass zweite Extrem, unserer unreflektierter Konsumfetischismuss
ist ebenso menschenverachtend und entfremdend.

Ich habe jedoch den Eindruck, dass neben allen Ossi-Wessi-Kontroversen die
Menschen voneinander lernen und das wir als Nation dabei sind, uns neu zu
finden und zu besinnen.

Bedacht werden muss auch, dass die Bürger der ehemaligen DDR ohne Übergang
von einer Diktatur (Drittes Reich) in die nächste gezwungen wurden.

Das prägte Generationen und es liegt nun an den Jungen und Junggebliebenen,
diese aufgezwungende Last durch Begegnungen und durch das bewusste Leben
zu relativieren und individuell enttraumatisierend abzuarbeiten.

Diese Teilung führte zur Entfremdung. Wir sind dabei, diese zu überwinden.

Missverständnisse und Kontroversen sollten dabei als unumgänglich akzeptiert werden.

Danke für Deinen Bericht, ich hoffe, das andere folgen.
 
Hallo Anne,
ich komme auch aus der Zone! Ich habe euch ja mehr oder weniger befreit ... damals, als ich im Kugelhagel der Roten und der Volks-Armee fast gestorben bin ... :)))

Du wirst mit Deinem Arsch feige und angepasst vor der Glotze gesessen haben
und Dich gefreut haben, dass es mutige Menschen gab, die auch für Dich auf
die Straße gegangen sind.

Das das Massaker wie auf "dem himmlischen Platz" vermieden wurde, hat Dich
vielleicht überrascht, ich hoffe nicht enttäuscht.

Du wirst anscheinend niemals in der Lage sein, Dein eigenes Glück und das Glück
der Stunde angemessen zu würdigen.
 
Ich wusste, dass paar Häuserzüge weiter im Hof eines großen Betriebes genug schwere Fahrzeuge standen, für die es ein Leichtes gewesen wäre, die ganze Demo mit Gewalt niederzumetzeln
Nur mal kurz zur Erklärung, falls es nicht verständlich ist. Ich meine natürlich nicht übliche Fahrzeuge sondern entsprechende der Armee, die an den bestimmten Nachmittagen dort aufgestellt und in Alarmbereitschaft gesetzt waren.
 
Ihr habt natürlich recht! Ich war teils verblendet - teils war ich ein jämmerlicher Ars..kriecher! Und feige noch dazu!

Schließlich hat sich das ja bis heute noch nicht geändert ... :)))


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Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.
Carl Gustav Jung
 
Noch ein kleiner Nachtrag, da das Thema mich im Moment nicht los lässt.

Wie ich gerade recherchierte, wurde ausgerechnet an einem 3.Oktober (!) 1989 die Grenze zur CSSR geschlossen siehe Wende (DDR) - Wikipedia. Es ging darum, die Flüchtlingsströme auf diese Weise zu stoppen. In meinem langen obigen langen Beitrag schrieb ich, dass das erheblich die Stimmungslage hier belastete. Der Käfig war zugeschnappt.Es gab kein Entrinnen mehr. Ein denkenswertes Datum. In dem Moment saßen wir wirklich in der Falle, da es ja nicht mal mehr Richtung Osten ging.
 
Xie,

aus meiner Sicht bist Du Mainstreamopportunist, dem es vollkommen egal ist,
in welchem System er lebt.

In dem repressiven hält er die Schnauze, in dem meinungsfreien schreibt er
unverbindlichen Unsinn.

Und Du fühlst Dich wohl in beiden Systemen, bist also optimal angepasst.

Verantwortung ist für Dich beliebig, Du benötigst billigste Schablonen, denen
jegliche Prüfung an der Realität durchs engestrickte, egomanische Netz gehen.

Aber auch so kann man anscheinend "glücklich" existieren.

Da Du Niemandem schadest, ist Dein Gewäsch demokratisch zu tolerieren und
zu akzeptieren.

Aber immerhin: (Heute ist ja mein letzter Tag im Forum, und darum will und werde
ich Milde walten lassen)

Du hast das Herz auf dem rechten Fleck und ein Verbrecher bist Du auch nicht.

Mit anderen Worten: "Ich mag Sie trotz Ihrer Meinung"

Dein Bodo aus der Klingenstadt.
 
Liebe Anne,

mir ging es nicht darum, den 3. Oktober zu loben. Er ist halt jetzt der deutsche Einheits-Feiertag. Dass der 9. November aufregender war, daran habe ich keinen Zweifel. Ich habe die Jahre davor mitgezittert und dann mitgefeiert. Als wir Gorbatschow öfters reden hörten, gab es die ersten verrückten Ideen; der wird doch nicht ...
Über die stümperhafte Verwirklichung einer Jahrhundertchance war ich entsetzt. Politiker im Ruhestand lassen sich feiern, als hätten sie die Mauer mit ihren harten schwieligen Händen, die sie sich an Bonner Schreibtischen erarbeitet hatten, selbst eingerissen. Es standen sehr viel Jahre zur Verfügung, um sich auf dieses Ereignis vorzubereiten. Dass es keine richtigen Pläne dafür gab, konnte ich nicht begreifen. Die Abwicklung war ein Desaster. Ich schätzte bis dahin deutsche Effizienz, aber nur noch Ernüchterung machte sich breit.

Jetzt ist auch das längst Vergangenheit und es verbleibt - wie häufig beim Erinnern - die Freude an diesen umwälzenden Ereignissen. Gerade weil viele Mitglieder hier im Forum aus dem Osten kommen, finde ich es wichtig ein paar Gedanken an so einem Tag auszutauschen. Wir können das ja am 9. November nocheinmal tun!

Viele Grüße, Horaz
 
Hallo Horaz.

Dafür gab es keine Pläne. Die Deutsche Regierung ist von den Ereignissen überrumpelt worden.

Damals ging es darum, die Chance zu ergreifen. Die Feinde einer Vereinigung
waren weder Russen noch Amerikaner, sondern Briten, Franzosen und Italiener.

Mitterand, Thatcher und Andere wollten diesen sich abzeichnenden Prozess auf
jeden Fall verhindern.

Sie hatten keine Angst vor einem "nationalistisch wiederstarktem" Deutschland,
sondern vor einer Verschiebung der europäischen Machtbalance.

Mitterand machte Kohl damals zur Auflage, die DMark aufzugeben. Es war die
stärkste Währung, gesichert durch die Bank in Frankfurt.

Mitterand wollte die Vormachtstellung und die Potenz dieser Währung, grade in
Bezug auf die eigene, durch chronische Streiks erlahmte Volkswirtschaft, ermattete
Währung aufwerten.

Dies ist ihm gelungen. Die gewünschte Währung nennt sich Heute EURO, nicht
wie geplant ECU.

Alle anderen Europäer wussten sehr genau, was auf die BRD an Kosten und
Schwierigkeiten durch eine Vereinigung mit einem heruntergewirtschafeteten
Regime wie der DDR zukommen würde.

Was ist die Realität: Wir sind trotz dieser Aufgabe wieder Nettospitzenzahler
und Unterstützer der anderen "Brüssler".

Liebe Grüße, Bodo
 
Hallo,

ich denke als Westdeutscher kann man sich nicht wirklich vorstellen wie
das Leben in der DDR war.
Ich war als jugendliche mit meinen Eltern zwei mal in der DDR.
So richtig erfassen konnte ich es nicht, ich fand es nur alles irgendwie muffig
und altmodisch. Meine Tante hatte mir ganz stolz Cola angeboten, die war echt ekelig zu dem was ich kannte, das Fleisch super dünn...ich fand alles nur merkwürdig. Aus meiner heutigen Sicht war ich damals eine verwöhnte 15 jährige die gerade dabei die 80er Jahre in vollen Zügen zu genießen.
Das war wie eine andere Welt, als wenn man mich zum Mond geschossen hätte. Versteht das nicht falsch ich erzähle das aus meiner Sicht als ich Teenager war! Als einige Jahre die Grenzen geöffnet wurden hatte ich auch andere Sachen im Kopf Ausbildung und Freund waren wichtiger.
Fand es nur ganz witzig dass mein Onkel auf einmal vor de Tür stand und ärgerlich das beim Aldi nichts mehr wie vorher war, die Leute aus dem Osten würden nämlich mit Bussen dorthin gekarrt.

Heute freue ich mich ganz doll über dieses tolle Land und Leute.
Eigentlich kann man froh sein dass die Industrie nicht gleich alles dicht gebaut hat, denn die Natur, die Weite und dass nicht so viele Leute sich gegenseitig auf den Füßen rumtrampeln liebe ich und ich hoffe sehr dass die Menschen dort mit der Zeit mehr Arbeit bekommen ZB mit dem Tourismus Arbeitsplätze entstehen und natürlich genauso gut bezahlt wie im Westen.

Aber als im Westen aufgewachsener kann man es sich nicht vorstellen wie es wirklich war!!!!!!!!!!!!!!!
 
Dafür gab es keine Pläne. Die Deutsche Regierung ist von den Ereignissen überrumpelt worden.

Alle anderen Europäer wussten sehr genau, was auf die BRD an Kosten und
Schwierigkeiten durch eine Vereinigung mit einem heruntergewirtschafeteten
Regime wie der DDR zukommen würde.

D i e " P l ü n d e r l a n d - V e r s c h w ö r u n g " .

widerhall.de/37wh-ddr.htm

Klasse Märchen zu diesem Thema ... :fans:
 
Aber als im Westen aufgewachsener kann man es sich nicht vorstellen wie es wirklich war!!!!!!!!!!!!!!!

Doch, Sternchen, kann ich. Glaube mir einfach. Ich habe dies nicht Eins zu Eins
erlebt, aber ich bin auch aufgrund eigener Erfahrungen von Trauer, Demut, Verzicht
und Verlust durchaus in der Lage, mich in eine entsprechende Biographie hineinzufühlen.

LG, Bodo
 
ich denke als Westdeutscher kann man sich nicht wirklich vorstellen wie
das Leben in der DDR war.

Hallo Sternchen, ich kann dich gut verstehen. Andersrum ginge es mir wahrscheinlich nicht viel anders. Ich hatte selbst nach dem Fall der Mauer kein vordergründiges Intersse zu sehen, wie denn "DER BRD-Bürger" so ist. Ich wollte nicht mehr eingesperrt sein, das war mir erstmal das Wichtigste. Erstaunlicherweise habe ich tatsächlich erst durch Foren etwas mehr Kontakte geknüpft. Als sehr bereichernd empfand ich u.a. vor vielleicht 1,5 Jahren einen Mailaustausch mit einer Frau etwa meines Alters im Forum. Wie das Ganze anfing, weiß ich gar nicht mehr so recht. Auf jeden Fall erzählte ich irgendwann, dass ich mal aus anderem Anlass einiges zu meinem doch recht normalen DDR-Leben aufgeschrieben hatte. Wir beschlossen, uns per Mail unsere Biografien auszutauschen. Ich schickte immer ein Stück und sie fing an, ihre zu schreiben. Da wurden auch viele kleine Erlebnisse geschildert. Sie empfand es auch deshalb als toll, weil sie über viele Dinge ihres eigenen Lebens bisher noch gar nicht so intensiv nachgedacht hatte. Beim Lesen stellte ich fest, dass es DIE DDR-Biografie oder DIE BRD-Biografie gar nicht so recht gibt. Bei ihr wie bei mir spielte es eine große Rolle, wer die Bezugspersonen waren und welchen Platz sie einnahmen. Auch war ich überrascht, dass sie doch zum Teil ein relativ einfaches Leben hatte, es liebte rumzustromern, sich in einem extrem schweren freiwillig sozialen Jahr durchbeißen musste... Materieller Wohlstand spielte bei ihr weniger eine Rolle, sondern später insbesondere die Sorge um die kranke Mutter. Ums so mehr habe ich daraus gelernt, dass Vorurteile fehl am Platz sind und man sich die Mühe machen muss, wirklich den ganzen Menschen kennen zu lernen, wenn man was voneinander erfahren will.
Inzwischen ist es nicht meine einzige Ost/West-Erfahrung geblieben, was mich besonders freut. Das gegenseitige Bedürfnis sich näher kennen zu lernen, ergab sich in solchen Fällen von allein und ohne Krampf. Möglicherweise ergibt es sich bei dir auch mal irgendwann.
 
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