Camp für junge Diabetiker

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.821
Im Juli findet in Bd. Segeberg ein dreitägiges Camp für junge Diabetiker statt. Zum ersten Mal hat ein solches Camp schon 2006 stattgefunden. Also dürften diese Camps einmal im Jahr weitergehen.

Veranstalter ist der dänische Hersteller Novonordisk - u.a. stellt diese Firma Insulin her.
Das mag zwar zunächst eher dagegen sprechen. Auf der anderen Seite bietet so ein Camp Jugendlichen die Gelegenheit, ihresgleichen zu treffen, sich auszutauschen, Neues kennenzulernen usw.

Erlebniscamp für junge Menschen mit Diabetes - Novo Nordisk veranstaltet wieder "My Camp D"

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

Machen wir uns nichts vor - der Hersteller macht das nicht aus Nächstenliebe. Im Marketing ist es ein wesentliches Ziel, den potentiellen Konsumenten möglichst früh abzuholen und die eigene Marke zu verankern. Genau das erreicht man mit einer solchen Veranstaltung. Letztendlich nutzt der Hersteller hier die Sorgen und Nöte der Betroffenen aus, wie ja der Artikel auch zwischen den Zeilen problemlos erkennen läßt. Der positive Effekt, den die Betroffenen dabei haben, ist Kalkül - ohne einen solchen würde ja niemand zu einer solchen Veranstaltung kommen.

Ich warte noch darauf, daß eine ähnliche Veranstaltung mal von einer Krankenkasse organisiert wird auf der Jugendlichen über die tatsächlichen Ursachen des Diabetes aufgeklärt werden. Die meisten Jugendlichen Neu-Diabetiker hätten vermutlich noch eine gute Chance die Krankheit zum Stillstand zu bringen und so weit positiv zu beeinflussen, daß sie ohne Medikamente leben können. Aber das will ja niemand und ganz sicher nicht ein Hersteller von Insulin...
 
Hallo Joachim,

sicher ist es eine reine Markting-Veranstaltung :mad:

Daß sich die Jugendlichen dort untereinander ihre Probleme austauschen können ist schon ein wichtiger Aspekt. Ich kann mir gut vorstellen daß einige Eltern der Jugendlichen sicherlich mit dem Diabetes ihrer Kinder überfordert sind und setzen diese dadurch evtl auch unnötig unter Druck und so haben zumindest die Jugendlichen die Möglichkeiten mit anderen Mitbetroffenen sich auszutauschen und dadurch eventuelle Lösungsmöglichkeiten hierfür zu finden.

Es kann auch sein daß bei dieser Veranstaltung sehr glaubhaft behauptet wird, daß der Diabetes "unheilbar" ist und dadurch die Jugendlichen im Nachhinein erst gar nicht mehr nach "Heilungsmöglichkeiten" Ausschau halten. Die Mitarbeiter der Pharmafirmen werden ja speziel geschult um dies profesionell zu können.

Sicher wäre es möglich als Diabetiker durch richtige vitalstoffreiche und frischkostreiche Ernährungsumstellung evtl ohne Medikamente auszukommen. Diese Möglichkeit ist leider noch viel zu unbekannt und wird logischerweise bei so einer Veranstaltung garantiert verschwiegen :mad:

Ich denke die Nachteile dieser Veranstaltung überwiegen ;)
 
Ja, da ist sicher was dran. Allerdings liegt das Problem meiner Ansicht nach eher an anderer Stelle der "Betreuer" von jungen Diabetikern:
- die Gene spielen eine bestimmte Rolle; insofern sollten
- die Eltern besonders aufmerksam sein bei der Ernährung und beim Verhalten von Kindern
- der Hausarzt (Krankenhäuser, Schulärzte usw.) müßten bei Diabetes in der Familie
doppelt aufmerksam sein
- die Ernährung + Bewegung in Ganztagsschulen sollte entsprechend sein
- Bei Diabetikerschulungen für Kinder sollten diese optimal informiert und vor allem motiviert werden, den Diabetes zurückzudrängen.

Die Insulin-Hersteller liegen da eher an letzter Stelle. Denn wenn Insulin gespritzt wird, dann bekommen das die Kinder und Jugendlichen ja von ihrem Arzt verordnet. Also wäre der und die Eltern die wichtigste Stelle, an der etwas zu drehen wäre.

Gruss,
Uta
 
Auf jeden Fall sind die Eltern die wichtigste Anlaufstelle um richtig und sinnvoll zu informieren.

Bei allem wird nur leider die Ursache zum Diabetes übersehn, die falsche Ernährung ;) Sicher ist es wahrscheinlicher an Diabetes zu erkranken wenn die Eltern bereits daran erkrankt sind. Dies bedeutet nur daß sich die Eltern auch falsch ernährt haben.
Nur wenn direkt an der Bauchspeicheldrüse Probleme an der Insulinproduktion sind, wie evtl durch eine Operation bedingt, reicht höchstwahrscheinlich keine Ernährungsumstellung aus und es müssen Medikamente genommen werden. Aber ein Versuch ist es allemal wert.
In manchen Krankenhäusern gibt es Diabetesberater, die auch weiterdenken, wie an zu Hause, aber auch diese ,wie Ärzte, schaun NUR auf die Blutzuckerwerte und gehn sozusagen nur auf die Symptome ein und nicht auf die Ursache.

Die Pharmafirmen denken hauptsächlich, bzw nur daran: "Hauptsache der Rubel rollt"
 
Fazit: Also wäre es gut, früh mit dem Austausch von Informationen über ungesunde Ernährung allgemein und der Motivation von Kindern mit einer Anlage zu Diabetes anzufangen.

Wie konkret könnte das denn aussehen?

Gruss,
Uta
 
Hallo,

hier mal ein interessanter Artikel zu einer Studie zur Herztätigkeit, denke man kann es auch auf den Diabetes beziehen. Die Ernährung wirkt sich ja auf den gesamten Körper aus ;)

www.diabetes-deutschland.de/4885.htm

Wenn die Eltern von klein auf vitalstoffreiche, wie auch frischkostreiche Ernährung achten würden, gäbe es sicher wesentlich weniger Diabetiker. Da jeder es schon gewohnt wäre sich gesund zu ernähren und erst gar nicht an Diabetes erkranken würde ;) Denke diese Infos sollten eigentlich vom Arzt, wie auch von den Krankenkassen kommen, v. a. wenn die Eltern bereits Diabetiker sind.
Es wäre auch sehr hilfreich wenn in der Schule in den Pausen frisches Obst und Vollkornprodukte angeboten werden würden und nicht dort auch schon zuckerhaltige Getränke und "Weißmehlprodukte".

Wenn zur richtigen gesunden Ernährung zBsp ein Camp von den Kassen angeboten werden würde, und die Familien evtl sogar einen Bonus für die Teilnahme bekäme, würden sicher viele teilnehmen und sich einiges dadurch bewegen.
 
Ja, das wäre eine gute Sache. Ich werde mal einen freundlichen Brief an meine KK schicken und fragen, ob es so etwas eigentlich zur Vorbeugung gibt.

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

Das ist alles richtig, aber es steht und fällt mit der Aufklärung der Eltern und Kinder. Da die bisherige Aufklärung ja nahezu ausschließlich aus den Reihen der Pharmaunternehmen kommt, kann man nicht erwarten, daß hier ursächliche Aufklärung betrieben wird.

> - die Gene spielen eine bestimmte Rolle; insofern sollten
> - die Eltern besonders aufmerksam sein bei der Ernährung
> und beim Verhalten von Kindern

Stimmt. Die Eltern müssen vor allem die tatsächlichen Ursachen der Krankheit kennen, um hier konsequent von Beginn an steuern zu können. Ein Kind dessen Eltern bereits Diabetes haben, sollte einen sehr, sehr großen Bogen um raffinierte Kohlenhydrate machen. Das Problem dabei ist, daß die meisten diabetischen Eltern das nicht wissen und auch gar nicht wissen wollen, weil diese Einschränkung natürlich unangenehm ist. Hinzu kommt, daß Diabetiker sich durch die Diabetikerschulung in der Regel für Spezialisten ihrer Krankheit halten und andere Meinungen gar nicht erst zulassen. Das alles macht es sehr schwer, diese Krankheit zu verhindern.

> - der Hausarzt (Krankenhäuser, Schulärzte usw.) müßten bei Diabetes
> in der Familie doppelt aufmerksam sein

Auch richtig. Nur wissen diese Gruppen nichts über die Ursachen, dafür umso mehr über die symptomatische Behandlung. Auch hier muß erst einmal Basisarbeit geleistet werden. Das ist nicht ganz einfach, denn Krankenhäuser und Ärzte sind fest in der Hand der Pharmaunternehmen. Wenn du da bei einem Vortrag etwas über die tatsächlichen Ursachen des Diabetes erzählst, fühlst du dich ganz schnell wie ein einsamer Indianer vor einer Herde Büffel. ;)

> - die Ernährung + Bewegung in Ganztagsschulen sollte entsprechend sein

In jedem Fall. Hier ist das primäre Problem, daß die Ernährung meist überhaupt nicht und wenn, dann nach den Richtlinien der DGE bspw. ihren landesspezifischen Pendants ausgerichtet wird, die wirtschaftlich alles andere als unabhängig sind. Aufklärung über die tatsächlichen Ursachen des Diabetes ist daher auch hier nicht zu erwarten.

> - Bei Diabetikerschulungen für Kinder sollten diese optimal informiert
> und vor allem motiviert werden, den Diabetes zurückzudrängen.

Diese Schulungen werden in der Regel von den Diätassistentinnen oder Diabetologen der Krankenhäuser durchgeführt. Also auch leider fest in der Hand der Pharmaunternehmen...

> Die Insulin-Hersteller liegen da eher an letzter Stelle. Denn wenn
> Insulin gespritzt wird, dann bekommen das die Kinder und Jugendlichen
> ja von ihrem Arzt verordnet.

Wobei der Arzt natürlich ganz massiv durch die Pharmaunternehmen beeinflußt wird. Ich kenne nur wenige Ärzte, die gegen diesen Druck ankommen und sich zusätzlich auch um eine ursächliche Behandlung der Krankheiten kümmern. Das Interesse der Ärzte ist da leider sehr gering.

> Also wäre der und die Eltern die wichtigste Stelle, an der etwas
> zu drehen wäre.

Ich denke auch, die Eltern sind der wichtigste Ansatzpunkt. Gleichzeitig müßte aber auch eine Aufklärung der Kinder in den Kindergärten und Schulen erfolgen. Da passiert nur meist leider das Gegenteil.
 
Hallo Petra,

Es wäre auch sehr hilfreich wenn in der Schule in den Pausen frisches Obst und Vollkornprodukte angeboten werden würden und nicht dort auch schon zuckerhaltige Getränke und "Weißmehlprodukte".

Das ist ein ganz wesentlicher Schritt, vor allem in Kombination mit entsprechenden Angeboten der Schule und einer Integration in den Lehrplan. An unserer Grundschule richten wir bspw. einen Gesundheitstag aus, bei dem es nur um diese Themen geht. Bei weiterführenden Schulen kommt das Mittagessen meist von einem Catering-Unternehmen und da werden alle Versuche, etwas an der Ernährung zu ändern, meist mit dem Hinweis auf das schmale Budget abgeschmettert. Das Schulkiosk ist meist in der Hand des Hausmeisters und der verkauft lieber das, was gut läuft und nicht das, was gesund ist. Da muß man also einiges an Überzeugungsarbeit investieren. Aber es gibt auch löbliche Ausnahmen. :)

Wenn zur richtigen gesunden Ernährung zBsp ein Camp von den Kassen angeboten werden würde, und die Familien evtl sogar einen Bonus für die Teilnahme bekäme, würden sicher viele teilnehmen und sich einiges dadurch bewegen.

Leider sind Krankenkassen erstaunlich resistent gegenüber solchen Vorschlägen. Ich wäre der erste, der so ein Camp organisiert...
 
Ich war vor ein paar Jahren in einer Klinik, in der es auch eine Diabetiker-Abteilung gab. Manchmal habe ich mir die Schulungen angehört und habe dabei festgestellt, daß die meiner Meinung nach sehr gut waren, vor allem in Bezug auf Prävention und Verhalten bei steigenden Zuckerwerten.

ABER:
ich habe nach diesen Schulungsvorträgen ganz oft die Teilnehmer dann in der Cafeteria mit einem Bier, Weißbier, Kuchen usw. gesehen. Also nützt die beste Schulung nichts, wenn das Einsehen fehlt.

Eine Mutter war mit ihrer übergewichtigen Tochter (11)da, die sich ziemlich zickig benahm. Um die Tochter zu "motivieren", sich z.B. Blut abnehmen zu lassen zur Zuckermessung, versprach die Mutter, die auch an den Schulungen teilnehmen mußte, ihrer Tochter danach ein großes Eis.


Was soll da eine Schulung noch ausrichten? Gegen Dummheit einerseits und Faulheit andererseits ist kein Kraut gewachsen.

Gruss,
Uta
 
Hallo Joachim,

man darf nur niemals aufgeben ;)


Hallo Uta,

ich habe jahrelang auf einer Diabetes-Station im KH gearbeitet, daher kenne ich diese Patienten ziehmlich gut. Sicher gibt es einige denen die Diät, Ernährungsumstellung und die Konsequenzen schlichtweg egal sind.
ABER es gibt auch viele die was tun wollen und sehr dankbar für sämtliche Hilfestellungen und Tipps sind, um möglichst "gesund" zu werden, bzw. zu sein.

Und wenn es "nur" einer ist der zuhört, daß man einiges allein mit der Ernährung tun kann, und die Infos in die Tat umsetzt, ist es sehr viel wert meiner Meinung nach ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Petra,

man darf nur niemals aufgeben ;)

Kommt gar nicht in Frage... :)

Und wenn es "nur" einer ist der zuhört, daß man einiges allein mit der Ernährung tun kann, und die Infos in die Tat umsetzt, ist es sehr viel wert meiner Meinung nach ;)

Da kann ich nur zustimmen. Es sind zwar nicht viele, die man wirklich erreicht - meiner Erfahrung nach etwa 3-4% - aber allein dafür lohnt es sich. Wie viele wären es wohl, wenn Politik, Medien, Krankenkassen und Ärzte mitspielen würden?
 
Hallo Uta,

Manchmal habe ich mir die Schulungen angehört und habe dabei festgestellt, daß die meiner Meinung nach sehr gut waren, vor allem in Bezug auf Prävention und Verhalten bei steigenden Zuckerwerten.

Was wurde denn da zum Thema Prävention gesagt? Es gab ja vor einiger Zeit einen leisen Wandel. Während man früher durchaus noch vor dem Zucker warnte, ist die Kernaussage heute ja eigentlich "Man kann essen, was man will, Hauptsache man spritzt passend Insulin."

ich habe nach diesen Schulungsvorträgen ganz oft die Teilnehmer dann in der Cafeteria mit einem Bier, Weißbier, Kuchen usw. gesehen. Also nützt die beste Schulung nichts, wenn das Einsehen fehlt.

Ja, die Gewohnheiten der Menschen kann man nur sehr schwer ändern. Das geht nur, wenn die Betroffenen wirklich erkennen, woher ihre Krankheit kommt und wie sie verursacht wurde. Und ich fürchte, daß diese Zusammenhänge auf den Schulungen praktisch keine Rolle spielten...

Gegen Dummheit einerseits und Faulheit andererseits ist kein Kraut gewachsen.

Ja. Aber ich denke nicht, daß man die Schuld bei den Betroffenen suchen sollte. Was kann eine kleine Schulung ausrichten gegen die Übermacht von langjähriger Werbeberieselung, permanenten Fehlinformationen und den daraus resultierenden Gewohnheiten? Kaum etwas. Aber solange das "von oben" nicht geändert wird, ist "von unten" die einzige Möglichkeit, wenigstens ein klein wenig zu bewegen.
 
Hallo Joachim,
die Kernaussage war : den Diabetes so lange wie möglich hinauszögern durch Ernährung und Bewegung.
Allerdings sitzen in so einer Schulung ja auch Leute drin, die längst Insulin spritzen oder eine Pumpe haben. Denen wurde trotzdem immer wieder gesagt, daß sie mit der Ernährung aufpassen sollten, um wenigstens nicht so viel Insulin zu brauchen. Eine der Diabetiker-Schulungs-Frauen sagte von sich selbst, daß sie von beiden Eltern her eine Anlage zu Diabetes hätte, daß sie aber alles tue, um ihn nicht zu bekommen. Ich fand das sehr motivierend...

Schlimm fand ich dann den Satz einer Frau, die meinte "ich gönn mir jetzt ein Weißbier; das kann ich ja vorher "abspritzen"" - grauslig...
Aber irgendwo konnte ich sie ein bißchen verstehen: man hatte erst in der Klinik festgestellt, daß sie absolut kein Insulin mehr produzierte und deshalb auch mit der Ernährung nur bis zu einem gewissen Grad den Blutzucker steuern konnte. Ihr Arzt vorher hatte die entsprechende Untersuchung nie gemacht.

Es geht nicht um eine erste Schulung, wenn ein Diabetiker in die Klinik kommt. Vorher finden meines Wissens schon beim Diabotologen Schulungen statt, die auch wiederholt werden. Aber mir hat da jemand erzählt, daß die Schulungen gut sind, nur: die Leute hören offensichtlich vor allem das, was sie hören wollen (das ist ja auch sehr menschlich). z.B. daß sie ein Glas herben Wein am Abend trinken dürfen. Das tun sie dann gerne und eben auch mal zwei , und so entgleist die Disziplin dann auch.
Das wichtigste wäre tatsächlich: motivieren, motivieren, motivieren....

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben