Angst vor der Angst - Was tun?

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Angst vor der Angst ist ein Thema das viele Menschen betrifft. :)
Die Ursache für die Angst kann vielfältig sein. Fast immer glaubt die betroffene Person eine bestimmte Situation nicht bewältigen zu können. Die Anspannung steigt und wird genährt durch Gedanken: "Was wäre wenn . . . " Irgendwann ist die Anspannung so groß, das eine Panikattacke ausgelöst wird.:schock:
Ist ein Mensch häufig einer angstauslösenden Situation ausgesetzt, gedanklich oder real, dann häufen sich auch die Panikattacken, bei manchen mehrmals täglich, bis ein normales Leben nicht mehr möglich ist. Die Symptome werden in der Regel als schrecklich empfunden, weil der Mensch glaubt keine Kontrolle mehr über sich zu haben.
Viele Menschen verlassen deshalb nicht mehr das Haus, weil sie kein Vertrauen mehr in sich und ihren Körper haben.

In unserer kleinen Stadt gibt es drei Selbsthilfegruppen, die eine große Nachfrage zu bewältigen haben.
Eine Bekannte von mir leitet eine der Gruppen. Sie selbst gehörte zu den Personen, die fast vor allem Angst hatte. Auch sie konnte ihr Haus nicht mehr verlassen.
Heute kann sie wieder alles, bis auf wenige Kleinigkeiten, die aber ihr Leben nicht beeinträchtigen. Sie hatte einen guten Therapeuten, der eine Verhaltenstherapie mit ihr machte.
Aber das wichtigste war ihre Eigeninitiative und die lautete: Üben, Üben, Üben, jeden Tag.

Was hilft?

Hier die wichtigsten Punkte:

Umgang mit Angst und Panik

Ich möchte hier gerne persönliche Strategien sammeln, die dem ein oder anderen geholfen haben.:) Manchmal sind es Kleinigkeiten die einen AHA-Effekt auslösen und die helfen, dass man besser mit der Angst zurecht kommt.

Welche Tipps habt ihr.

Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet:
Folgendes hab ich schon länger gespeichert, weiß die Quelle leider nicht mehr.
Da finden sich viele der Tips wieder, die auch in deinem Link stehen, Juliette.
Wenn es um den Umgang mit Angst geht, kommen überaupt immer die selben Tips.
Es muß also was dran sein. Persönlich kann ich das ebenfalls bestätigen.
Mir gefällt die Einteilung in die 3 Stufen. Denn nach und nach kann man
immer etwas tiefer an die Sache ran gehen und traut sich dann auch weiter vor.
Schmunzeln muß ich beim lesen jedesmal wieder bei Punkt 4 aus dem 3.Programm.


Anti-Angst-Programm 1

1. Machen Sie sich klar, dass Angst ursprünglich dazu diente, zusätzliche Energie für Angriff oder Flucht zu mobilisieren, die hier jetzt aber gar nicht gefragt ist.

2. Schrauben Sie die Erwartungen nicht so hoch, damit auch die Angst nicht so "begründet" ist.

3. Identifizieren Sie die Angst als Gegner, der dem Ziel im Wege steht. Auf Grund dessen ihn links liegen lassen, an ihm vorbeisteuern und auf das Ziel konzentrieren. Er verschwindet dann.

4. Handeln Sie spontan, im Einklang mit dem Unterbewussten.

5. Was Sie ohne Angst vermasseln, hätten Sie auch mit Angst vermasselt.

6. Wenn doch Angst aufkommt, durchrauschen lassen, nichts entgegnen.


Grundsätzliches:

Die Angst ein Ziel nicht zu erreichen steht eben diesem Ziel entgegen. Diese Einsicht annulliert die Angst.

Wenn Sie Angst haben ein Ziel zu erreichen, machen Sie sich die realistischen Alternativen klar.



Anti-Angst-Programm 2

1. Lassen Sie das, wovor Sie Angst haben, geistig bewusst zu.

2. Erforschen Sie die tatsächlichen Konsequenzen und deren tatsächliche Tragweite, für den Fall, dass das Befürchtete geschähe.

3. Klären Sie, warum Sie das Gegenteil wünschen (ein positives Ereignis) und verdeutlichen Sie sich die Tiefe dieses Grundes.

4. Lassen Sie nun das Befürchtete los im Vertrauen darauf, dass das Erwünschte gewiss eintritt, Sie aber auch das Gegenteil nicht umbringen würde.



Anti-Angst-Programm 3

1. Angst vor Veränderung ist die Angst, das Gleichgewicht zu verlieren. Statt dessen wird aber immer ein neues Gleichgewicht gefunden. Sehen Sie das praktisch ein.

2. Wenn Sie Angst haben, die Angst nicht kontrollieren zu können, wenn sie weg ist, dann lassen Sie sie nur ein bisschen zu, damit sie wissen, wo sie ist.

3. Stellen Sie sich vor, dass alles ruhig vollzogen wurde. Entscheiden Sie sich für diese Zukunft.

4. Verzichten Sie auf Perfektion, anstatt sie zunichte zu machen.

5. Konzentrieren Sie sich auf die Gefühle, die Sie eigentlich haben wollten, wie Freude, Neugier, Liebe, Lust an der Herausforderung. Diese stehen der Angst direkt entgegen und lösen sie auf.
 
Auch ich kenne das gut, die Angst und dann die Angst vor der Angst....
Vor Jahren war es so schlimm dass ich nicht mal an einer Kasse im Supermarkt anstehen konnte ohne Fluchtgedanken zu hegen.

Für mich persönlich hat es sich bewährt dass ich mir vor bestimmten Situationen sage, wenn sich schon die Angst ausbreiten will : dies sind nur Gedanken und gewohnte Angstmuster, es ist wie eine breite, schon ausgefahrene Strasse, die negativen Gedanken laufen von alleine los, die Angst kommt dann automatisch, und das alles hat keinen anderen Grund als die Gewohnheit. Die Angst ist nur ein gefühl und tut mir nichts, sie ist nur sehr unangenehm.
Ich stelle mir dann ganz bewusst vor wie die kommende Situation gut verläuft, was ich ihr sogar an positivem abgewinnen kann.
Und ich nehme mir vor meine Angst auszuhalten und anzusehen, zu beobachten.

Die Situationen in denen dann tatsächlich noch Panik aufsteigt, die sind bedeutend weniger geworden, und auch kürzer.
Ich achte dann auf meinen Atem und schaue mich ganz bewusst um, schaue was ich dazu beitragen kann um eine gute Atmosphäre herzustellen, "lehne" mich innerlich zurück. Das klappt dann ganz gut.

Was mir sehr geholfen hat war folgendes:
ich habe mir immer, jeden Tag vorgenommen auf andere zu achten, ihnen liebevoll entgegen zu gehen, Zuneigung zu zeigen,Verständnis usw.
Ich habe grundsätzlich gelernt mehr zu geben und offener zu sein und auch geduldiger, gelassener.
Auch wenn das nicht viel mit dem Thema Angst an sich zu tun hat, über die Jahre hat sich bei mir ein grundlegend anderes Gefühl breit gemacht. Die Angst vor manchen Situationen is zwar noch da, aber lange nicht mehr so dominant und sehr viel seltener.

ganz liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Danke Gina und danke Hexe :)

für eure tollen Tipps.

@Gina :)

Punkt vier aus dem dritten Programm. Kenn das nur allzu gut. :D

Hexe :)

Was mir sehr geholfen hat war folgendes:
ich habe mir immer, jeden Tag vorgenommen auf andere zu achten, ihnen liebevoll entgegen zu gehen, Zuneigung zu zeigen,Verständnis usw.
Ich habe grundsätzlich gelernt mehr zu geben und offener zu sein und auch geduldiger, gelassener.
Auch wenn das nicht viel mit dem Thema Angst an sich zu tun hat, über die Jahre hat sich bei mir ein grundlegend anderes Gefühl breit gemacht. Die Angst vor manchen Situationen ist zwar noch da, aber lange nicht mehr so dominant und sehr viel seltener.

Ich denke das ist ein wichtiger Punkt, der durchaus mit der Angst zu tun hat. Denn wenn der Mensch Angst fühlt, dann kommt auch irgendwann die Wut auf die eigene Persönlichkeit, weil man immer weniger kann, sich immer weniger zutraut. Wenn man bewusst ein liebevolles Verhalten für sich und für andere entwickelt, dann lernt man auch besser mit der Angst umzugehen.

Grüsse von Juliette
 
Hier habe ich noch ein paar persönliche Tipps gefunden die mir gut gefallen haben.:)

• Angst hat eine Funktion. Betrachte sie als Freundin, die dir wertvolle Anregungen und Hilfestellungen geben kann. Stell dir vor, die Angst sitzt dir auf einem Stuhl gegenüber, und du hörst zu was sie zu sagen hat.

• Mache kleine Mutproben. Sie geben dir Sicherheit und machen dir irgendwann sogar Spass.

• Arbeite an deiner Gedankenwelt und setze STOPP-Sätze ein, wenn du dich beim überwiegend negativen Denken erwischst. Achte auf deine Sprache. Was spreche ich aus. Wie würde es klingen wenn ich es von einem Tonträger hören würde?

• Habe Geduld. Die Angst verschwindet oft so langsam, wie sie gekommen ist.

• Gute Beziehungen wirken Wunder. Pflege sie, nie war eine gute Freundin / Freund so wertvoll wie heute.

• Sei nett zu dir selbst. Dann kannst du auch zu anderen nett sein. Das innere Lächeln strahlt nach aussen: Ausstrahlung!

• Quittiere das Murren des Umfeldes über dein verändertes Verhalten mit einem 'wissenden Lächeln' und lass dich nicht beirren.

Quelle: https://www.med1.de/Forum/Psychologie/378883/

Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet:
Entspannungsübungen zur Angstbewältigung::)

• Bauchatmung – nicht flache Brustatmung (flache Atmung verstärkt das Angstgefühl)


• Phönix aus der Asche


1. Kleidung lockern, Übung im Stehen oder Sitzen

2. Rücken gerade, Kopf nach vorne auf die Brust sinken lassen und AUSATMEN, die Luft durch den Mund ausweichen lassen, mit dem Laut HAAAA

3. Den Kopf aufrichten, Kinn anheben, ganz leicht nach hinten geneigt, die Arme weit öffnen, und dabei EINATMEN

4. Die Arme vor sich verschränken, als wollte man sich selbst umarmen, den Kopf wieder nach vorne sinken lassen und AUSATMEN – diese Schritte 2-3 mal wiederholen.

• Tipps für schnellere Ergebnisse:

Während des EINATMENS folgende Vorstellung aufbauen: der gesamte Körper ist wie ein Luftballon, der aufgeblasen wird

Während des Tages die Atmung überprüfen, die Hand dabei auf den Bauch legen

Häufiges Seufzen und Durchatmen in Momenten des Leerlaufes, der Körper gewöhnt sich schnell an diese Entspannungsmomente

Andere Menschen beim Atmen beobachten, die Wahrnehmung für diesen Ablauf schulen

• Die Ohren bekommen Besuch

Ruhig hinstellen, die Beine hüftbreit auseinander


Die Schultern bis zu den Ohren hochziehen und AUSATMEN

EINATMEN, während die Schultern so weit wie möglich nach hinten geschoben werden, aber immer noch in Ohrenhöhe

Die Position einen Moment halten und mehrfach wiederholen

• Eine Rutschpartie

Aufrecht an einer Zimmerwand stehen, mit dem Rücken fest an die Wand gelehnt

Mit dem Rücken an der Wand stehen bleiben und einen Schritt nach vorne gehen

Langsam in der Sitzposition an der Wand herunter rutschen

Den Rücken etwas nach vorne bewegen, mit den Händen auf den Knien aufstützen und wieder aufrichten – die Übung wiederholen

• Tipps:

Bei jeder Gelegenheit Bewegung

15 Minuten flott spazieren gehen ( kein Bummel )

Keine Überanstrengung

Negative Gedankenmuster entdecken

Gedankenmuster stoppen – durch konstruktive, ermutigende Gedanken verändern

• Anspannung – Entspannung nach Jakobsen

Quelle: https://www.med1.de/Forum/Psychologie/378883/



Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier wird immer von Angst in der Richtung "Angst vor Menschen" gesprochen.

Was aber ist mit Phobien, die ja potenzierte Angst bedeuten? Was soll jemand tun, der sich nicht in einen Zug/S-Bahn/U-Bahn traut, weil er dort Panikattacken mit Schweißausbrüchen, Herzrasen usw. bekommt?

Gruss,
Uta
 
was der tun soll?
genau dasselbe wie alles bereits genannte.

letztlich hat´s ja alles mit anderen Menschen zu tun.
der Zug als solcher tut mir ja nix. ;)

LG
Gina
 
Hier wird immer von Angst in der Richtung "Angst vor Menschen" gesprochen.

Was aber ist mit Phobien, die ja potenzierte Angst bedeuten? Was soll jemand tun, der sich nicht in einen Zug/S-Bahn/U-Bahn traut, weil er dort Panikattacken mit Schweißausbrüchen, Herzrasen usw. bekommt?

Gruss,
Uta

Hallo Uta,

meine Erfahrung ist dass dies dasselbe ist.
Warum bekommt derjenige dort drin Panikattacken?
Warum nicht zuhause auf der Couch?
Zum Teil auch weil dort Menschen sind, vielleicht geschieht etwas das einem dann vor den anderen peinlich sein muss.....

Dort wo man sich aufgehoben fühlt, nicht bedroht, dort geht es einem gut.
Dort wo es (vermeintlich) bedrohlich ist, dort entsteht Panik und Angst.
Ob nun die Bedrohung darin gesehen wird dass es zuviele Menschen um einen herum gibt, oder dass man Angst hat man sei mutterseelen allein und keiner könne einem helfen, es ist immer dasselbe Gefühl.

Ich vermute mal stark dass auch das Grundproblem dasselbe ist.
Denn seit sich meine Angst und Panikattacken während bestimmter Situationen gemildert und verbessert haben, seitdem fällt mir auf dass ich auf Spinnen z.B lange nicht mehr so hysterisch reagiere. Ich kann sie ansehen, hinaustragen, vorsichtig einfangen - und sie ekeln mich kaum noch.
Nur die ganz großen, schwarzen schnellen, mit denen muss ich mich noch ein wenig anfreunden.
Ich habe das vorher nie miteinander in Verbindung gebracht.

Deshalb meine ich dass die Tips und Vorschläge bei allen Phobien und Ängsten helfen.

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
Hallo Uta,:)

da schließe ich mich meinen Vorgängern an. Die Angst ist ein emotionaler Zustand und wird je nach Anspannung mehr und mehr gesteigert, genauso wie Wut und Hass sich immer mehr steigern können. Jeder Mensch kann sie empfinden, genauso wie jeder Mensch alle anderen Emotionen empfinden kann.
Die Situation in der jemand Angst hat kann so vielfältig sein, wie es Dinge und Menschen gibt.
In der Selbsthilfegruppe meiner Bekannten gibt es einige Personen die die von dir angesprochenen Ängste haben. Sie müssen die gleichen Übungen machen wie alle anderen auch, damit sie lernen das Gefühl Angst zu beherrschen.

Grüsse von Juliette
 
Das ist sicher alles ganz richtig. Dann stellt sich für mich eine andere Frage: wie kann jemand, der panische Angst z.B. vor einer S-Bahn-Fahrt hat, den Mut und die Kraft aufbringen, einzusteigen, drin zu bleiben und diesen Versuch zu wiederholen, obwohl die erwartete Panikattacke kam?

Zu einer Konfrontationstherapie ist sie nicht bereit.

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uta,:)

jetzt hab ich mir hier einen Wolf geschrieben und dann war der Server weg.
Ich hatte eine kurze Zusammenfassung aus dem Buch von Doris Wolf angeführt, welches ich für gut halte.


Bücher von Amazon
ISBN: 3923614322


Dann versuch ich es nochmal, diesmal aber etwas kompackter.;)

1. Das Unterbewusstsein muss neu programmiert werden, bevor man sich in die Situation begibt, sonst wird das Angstprogramm automatisch abgespult.

2. Die Umprogrammierung geschieht über die Gedanken, über das lernen von Techniken zur Atemkontrolle, über das Visualisieren und praktische Übungen.

3. Anstelle der Angstgedanken, wird die Realität in Worte gefasst, so wie sie ist und nicht so wie man sie empfindet.
Das heißt: "S-Bahn fahren ist ein normale Fortbewegungsmittel, das alle benutzen. Sie bringt mich von A nach B und ich muss den ganzen Weg nicht zu Fuss laufen. Ich kann mich dabei entspannen."
Angstmachende Gedanken sollte man geistig oder wenn möglich laut mit einem Stopp-Ruf kommentieren und dagegen die neuen guten Gedanken einsetzen. Das alte Gedankenmuster taucht am Anfang sehr häufig auf und genauso häufig muss man es richtig stellen. Es ist auch so das man glaubt man würde sich was in die Tasche lügen, auch das ist normal und dauert solange bis Verstand und Gefühl übereinstimmen. Man sollte auch immer das gute herausstreichen, das was man gewinnt, wenn man denn dieses Fortbewegungsmittel wieder nutzen kann. Ganz wichtig!:freu:

3. Visualisieren ist ganz gut. Viele Angstpatienten können das erstaunlich gut. Also sich vorstellen wie man neutral oder halt freudvoll in die S-Bahn einsteigt und mitfährt.

4. In kleinen Schritten vorgehen. Das heißt im Falle der S-Bahn erst einmal bis zur Haltestelle gehen und dort bleiben. Kommt Furcht auf, dann das erlernte wie tiefes Einatmen, sich auf die Umgebung und nicht auf den Körper konzentrieren, anwenden.
Kann man relativ entspannt den anderen Fahrgästen zuschauen, dann kann man auch selbst einen Versuch starten. Vielleicht beim ersten Mal eine bekannte Person mitnehmen. Auch hier heißt es kleine Schritte. Denn es ist nunmal so das man jetzt ein neues Gedankenmuster und eine neue neutrale Bewertung der Situation hat, aber das Gefühl hinkt noch ein bisschen hinterher. Das muss man in Kauf nehmen und auch möglichst ruhig zu sich selbst sagen: "Ich weiß das dieses Gefühl zu meiner alten Einstellung gehört, deshalb ist es nicht mehr wichtig.":zunge:

5. Die meisten Angstpatienten kennen nur ein ganz oder gar nicht. Wenn beim ersten Versuch nicht alles glatt geht und es kommt die Angst, was auch normal ist, dann sollte man das anwenden was man gelernt hat: Atemkontrolle, gute Gedanken, sich auf die Umgebung konzentrieren. Mit der Zeit wird die Angst weniger und verschwindet schließlich ganz. Auch kleine Verbesserungen sind Verbessungen. Die Angst war zwar da, aber nicht ganz so heftig, vielleicht auch etwas kürzer. Dann ist ein Lob angebracht! Winzige Millimeter Schritte haben ein Lob verdient, denn es wird von mal zu mal besser.:kiss:

Grüsse von Juliette
 
Vielen Dank, Juliette. Ich habe mir den ganzen Thread ausgedruckt und gleich weiter gegeben. Hoffentlich ist das ein Anstoß, damit die Betroffene wieder einen Ansatz findet, etwas zu tun. Sonst wird ihr Leben immer mehr eingeschränkt und schwieriger.

Trotzdem: angefangen hat alles mit einer nachgewiesenen Holzschutzmittelvergiftung bei ihr (ihr Vater hat eine kleine Wohnung für sie im Haus ausgebaut und dabei behandelte Balken verwendet).
Sie bleibt immer wieder daran hängen: kann ich etwas tun, um diese Uraltvergiftung zu "therapieren" und damit lösen sich dann auch meine Ängste auf, weil sie eindeutig Folge der Vergiftung waren? - Auch nach 10 Jahren noch?
Oder: Nützt es überhaupt, wenn ich nun eine Angstbewältigung angehe, als ob es "nur" eine Angsterkrankung wäre?

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,:)

das ist eine sinnvolle Frage die deine Bekannte da stellt. Leider kann ich da nur aus meiner eigenen Erfahrung schreiben. Allerdings kenne ich einige Personen die ähnliche Geschichten zu bewältigen hatten.

Viele die durch Chemikalien eine Veränderung der Psyche erfahren haben, haben oftmals auch psychisch eine Veranlagung für Ängste.
Vielleicht wäre das niemals in dem Ausmaße zum Tragen gekommen.

Chemikalien sind Moleküle mit ganz bestimmten Eigenschaften, die durch die Nase eingeatmet, Kontakt mit dem Lymbischen System bekommen. Im Lymbischen System werden die Emotionen und somit auch die Angst gebildet. Wirkt Chemie darauf ein, dann kann es zu Fehlreaktionen kommen. Dabei spielen noch andere Faktoren eine Rolle, schlechte Entgiftung, Bluthirnschranke, Nährstoffdefizite und die eigene Psyche.

Jede Körper-Zelle hat ein Gedächtnis und somit wird die Chemikalie, die Verursacher für die gesteigerte Erregung des Nervensystems war, auch eine Zeitlang zu einer Fehlreaktion führen. Das ist wie bei einer Allergie, die eine Hautreaktion hervorruft, so kann eine Chemikalie immer wieder eine Nervenreaktion hervorrufen, wie Herzrasen, Atemnot ect.

Es stellt sich jetzt die Frage, hat deine Bekannte immer noch Symptome durch die Chemikalie, oder ist sie bis auf die S-Bahn-Geschichte, eher ausgeglichen.

Was kann man tun?

1. Wenn man körperlich wieder gesund ist, kann man alleine durch die Angsttherapie solche Programme löschen. Das geschieht wie oben beschrieben.

2. Hat man jedoch noch körperliche Probleme durch die Chemiekalie, sprich ein angegriffenes Nervensystem, das sich nicht wieder richtig erholen konnte, dann dürfte eine alleinige Angsttherapie zwar auch funktionieren, aber es wird schwieriger, da eine gewisse Grunderregung vorhanden ist. Da gilt es zu unterscheiden ob die Angst oder Chemikalie die Grunderregung auslöst.

Ich selbst habe einen Heiler aufgesucht.
Mir hat es insofern geholfen, als das ich die Histaminintoleranz und die Nervenschmerzen durch das Amalgam los wurde. Auch die Entgiftung klappte wieder besser. Das alleine macht ja schon ruhiger.
Gut bei diesem Heiler fand ich, dass man mit einer CD auch zu Hause arbeiten konnte, mehrmals täglich. Kontaktsitzungen braucht man deshalb nur wenige, wodurch sich auch das finanzielle im Rahmen hielt. Ein sofortiges Wunder sollte man aber auch hier nicht erwarten.
Ein halbes Jahr und mehr sollte man da schon einplanen. Im WDR war mal ein Film über ihn, den ich aber selbst nicht gesehen habe. Mein Rechner kommt mit dem Programm nicht klar.:D

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4. Was durch solche Heilbehandlungen nicht geht, ist die antrainierte Angst beseitigen. Das kann man nur durch selbstständiges Üben. Alles andere ist nur Unterstützung, mehr nicht.

5. Für ganz wichtig halte ich auch einen guten Vitaminstatus, ausreichend Calcium, Magnesium, Eisen und B-12. All das wirkt auf das Nervensyste und auf die Psyche ein.


Grüsse von Juliette
 
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Trotzdem: angefangen hat alles mit einer nachgewiesenen Holzschutzmittelvergiftung bei ihr (ihr Vater hat eine kleine Wohnung für sie im Haus ausgebaut und dabei behandelte Balken verwendet).

kann ich etwas tun, um diese Uraltvergiftung zu "therapieren" und damit lösen sich dann auch meine Ängste auf, weil sie eindeutig Folge der Vergiftung waren? - Auch nach 10 Jahren noch?

Nützt es überhaupt, wenn ich nun eine Angstbewältigung angehe, als ob es "nur" eine Angsterkrankung wäre?

sie kriegt die Panik, wenn sie in eine S-Bahn steigen soll bzw will.

wie soll denn das von einer Holzschutzmittel-Vergiftung kommen?
dann sollte wohl besser auf diesen Dosen aufgedruckt werden:
"Vorsicht, das Einatmen von diesem Mittel kann Angst vorm S-Bahn fahren machen!"
ein direkter Zusammenhang kommt einem wohl mit Berechtigung grotesk vor.

was ist denn so unzumutbar daran, mit einer S-Bahn zu fahren?
ist es darin unbequem, stinkt es, ist es laut, wackelt alles rum?
mag alles sein, aber läßt das Angst und Panik in einem aufkommen?

wie wär´s damit:
sie steigt ein, und von dem Moment an liegt ihr Wohl in den Händen des Fahrers, den sie vielleicht nichtmal sieht, mit dem sie nicht reden kann, der sie nicht wahrnimmt, der nichtmal ahnt, daß sie überhaupt da ist. ist sie bei ihm gut aufgehoben? kann sie ihm vertrauen? ist sie bei ihm sicher?

und nun erzählst du von dem giftigen Holzschutzmittel, welchem ihr Vater sie ausgesetzt hat. grad für ein Mädchen ist der Vater doch ne Art Allroundheld, der alles kann und alles richtig macht. und dann passiert sowas: trotz bestem Bemühen des Vaters ist das, was er für seine Tochter getan hat, für sie gesundheitlich belastend, ja sogar giftig. da stürzt doch eine Welt ein, ihr Vertrauen wird erschüttert, und wenn sie sogar ihrem Vater nicht mehr trauen kann, wem denn dann? einem fremden unsichtbaren desinteressierten S-Bahn-Fahrer etwa?

es ist egal, wie lange erlebte Erschütterungen zurückliegen. wenn sie nicht verarbeitet, also als solche bewußtgemacht, bewertet und verträglich eingeordnet sind, werden sie sich beständig auswirken, weil das Lebensgefühl, also das Gefühl dem Leben gegenüber, gestört wurde.

ich hör schon den Protest: "iwooo, ich hab doch nichts gegen meinen Vater, wie könnt ich denn?!" ... es geht nicht um die jeweilige Person, sondern es geht um die Rolle, die diese Person für einen spielt. Vater = Lebenserhalter. es geht nicht darum, ob er ein lieber Kerl ist, sondern darum, daß ihr System registriert hat: "Achtung, Gefahr! zur Selbsterhaltung umschalten auf reduziertes Vertrauen." solche "Programme" kann man wieder löschen bzw sie überschreiben. genau sowas geht man in einer Therapie an.

LG
Gina
 
Gina: bitte lies Dir Juliettes letztes Posting durch. Sie hat verstanden, was ich meinte:
ein Holzschutzmittel kann wie Quecksilber oder andere Gifte, die ins Nervensystem/Hirn/Hormonsystem und in die Organe gehen , dort massive Schäden anrichten. Da im Hirn/Nerven- und Hormonsystem, aber auch durch die Funktion der Organe auch die "Psyche" mitbestimmt wird, kann eine Belastung mit solch toxischen Stoffen auch Angsterkrankungen mit sich bringen. Wobei dann eben nicht die Angst die Grundursache ist, die zur Phobie wird, sondern das Holzschutzmittel u.a., das die Gehirnchemie und mehr durcheinander bringt.

Alle weiteren Vermutungen von Dir halte ich in dem Fall für reine Spekulation, die in diesem Fall nicht zutrifft.

Die Wohnung meiner Bekannten wurde übrigens erst ausgebaut, als sie schon 23 war, also nicht mehr in dem Alter, in dem der Vater noch der Halbgott zu Hause ist.
Sie hat im übrigen schon mindestens zwei längere Psychotherapien hinter sich, die gar nichts verändert haben. Auch ein Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik hat nichts gebracht ausser Spesen. Ich verstehe gut, daß sie keine Lust mehr hat zu solchen Behandlungen. Ausserdem hat sie kein Geld mehr für Sonderbehandlungen. Sie sollte wirklich ein Buch schreiben über ihre Erlebnisse mit "Heilern", Psychotherapeuten auf Privatbasis, Heilpraktikern jeder Art, Homöopathie ..... Vielleicht käme dann wieder ein bißchen Geld in die Kasse-.

Grüsse,
Uta
 
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Im Blut, als sie noch ganz frisch war. Da fand sich allerlei, was überhaupt nicht da hingehörte.

Gruss,
Uta
 
Hallo Uta,

da ist deine Bekannte keine Ausnahme. Das kann auch die Frau von der Selbsthilfegruppe bestätigen. Es gibt einige Betroffene die alle möglichen Therapien hinter sich haben und kaum eine Besserung erfahren haben.
Es kann sein das es der falsche Therapeut war. Da muss man manchmal lange suchen.

Letztendlich kann sie es auf eigene Faust versuchen. Das ist nicht unmöglich. Ein Versuch ist es in jedem Fall wert. Ein Therapeut kann nur unterstützen und Anregungen geben. Wie das umgesetzt wird und ob er überhaupt den richtigen Nerv des Patienten trifft, das ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uta,

kann man eine Holzschutzmittelvergiftung irgendwie ausleiten oder behandeln?

Dann müsste oder könnte deine Freundin beides anpacken: die Ausleitung und die Angst-Therapie.

Seit ich mit Rizinusöl ausleite sind meine Ängste ohne Behandlung oder Therapie weit weinger geworden. Mir ist es nun möglich gezielt selber eine Art Anti-Angst-Programm durchzuführen. Das ging vor einem Jahr überhaupt nicht.
Ich denke da greift wohl beides ineinander und darum sollte wohl auch beides angegangen werden.

Ich drück die Daumen dass es deiner Freundin bald etwas besser geht.

liebe Grüße von Hexe :hexe:
 
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