Bester Filmbericht über Alzheimer, den ich kenne

bester Filmbericht über Alzheimer, den ich kenne

hallo bimi,

ich weiss nicht, ob das der beste filmbericht über alzheimer ist, doch ich finde es einen sehr schlechten filmbericht.

die frau die flüstert ja immer und die tontechniker haben nicht mal ein mikrophon genommen, welches nebengeräuscht ausblendet.

die krach rundum: der kann einem schon kirre machen.

ja und dann also dieses heim.

also sorry: da würde ich mich auch ohne alzheimer um mein zu hause betrogen fühlen.

die frau ist auch sehr offen und direkt. das finde ich so toll an der frau.

die pflegerin, welche findet, sie habe es gemütlich.
wer bitte kann es in so einem schrecklichem heim gemütlich finden?

und dann findet sie noch, sie sei nicht alleine.

hallo?

da können noch so viele pfleger rum sein. das heisst noch lange nicht, dass man deswegen nicht alleine ist. da fehlt ja die ganze liebe! die ganze wärme fehlt in diesem heim!

und dann behaupten, dass sie in ihrer alten wohnung alleine gewesen sei.
da hatte sie die ganzen erinnerungen an ihre lieben verstorbenen freunde, freundinnen, an den ehemann und all das.

hier im heim hat sie ja nichts!

kein bücherregal, keine photoalben, kein grammophon, keine schallplatten, kein tv, keine familie, welche bei ihr in ihrem zimmer kuchen essen kommt, kein nachbar, der ihr zulächelt, wenn er auf seinem balkon seine blumen giesst, kein milchmann, niemand, der mit ihr einkaufen geht und nichts.

nur pfleger, welche von ihrem alltag gestresst sind. welche am morgen kommen und am abend gehen und zu hause ihr leben haben.

ja die alte hat wirklich recht.
nicht sie ist verrückt. die, welche sie verrückt machen, statt sich in sie einzufühlen, sind es.

sie lebt ja schon in einer ganz anderen welt.
in diese welt kommt niemand mit ihr mit.
weil andere ihre welt nicht fühlen können.

und ich dachte immer, erwachsene menschen können hellsehen und wissen genau, wie jeder andere fühlt und empfindet und was in ihm passiert.

:idee:

also ich denke, in einem solch ungemütlichen, lieblosen, langweiligen heim würde ich auch ohne alzheimer nur umherrirren und heim wollen.

früher war es schon besser. als es noch die grossfamilien gab.
von urgrosseltern zu urgrosskindern alle unter einem dach.

da hatte man ein zu hause.

ich denke, da wäre jemand mit alzheimer besser klar gekommen.

ach ja.
der fremde mann, der sie besuchen kommt.
und ihr blumen bringt, weil er sie beschäftigen will.
mit der ausrede, sie würde blumen mögen und er habe ihr eine freude machen wollen.

die hat doch gemerkt, dass sie nur verarscht wird!
hätte er ihr eine freude machen wollen, hätte er ihr gebracht, was er liebt und ihr das voller liebe und freude gezeigt und ihr dadurch von seinen schätzen gegeben.

das ist doch so wie mit kleinen kindern.

die kann man nur mit faszination erfüllen, wenn man selbst faszination hat.

ich mag mich erinnern, wie es bei uns war.
unser vati: ein erwachsener mann.
der hat doch in seinem arbeitszimmer nichts, was kindern spass machen können.
aber doch: er war es, der etwas hatte.
er hatte liebe, freude und faszination zu den dingen in seiner schublade.
diese dinge wären für uns kinder bedeutungslos gewesen.
doch wie er sie uns gezeigt hat; das hat uns zum staunen gebracht. das hat uns soweit gebracht, dass wie in sein zimmer geschlichen sind, wenn er weg war und heimlich seine schublade geöffnet haben, nur um liebe, freude und faszination zu bekommen.

genau solche dinge bräuchte diese alte frau.

wenn sie schon die vergangenheit vergessen hat und verwirrt ist, braucht sie doch etwas, was sie in der gegenwart erfüllt. jeden tag was neues.
so wie ein kind, welches noch keine vergangenheit hat und auf der erde noch herumirrt.

welcher staat hat schon das geld, alten menschen einen theaterbesuch zu bezahlen?

also ich könnte noch lange darüber schreiben, doch ich mag nimmer.

viele grüsse von shelley :wave:
 
bester Filmbericht über Alzheimer, den ich kenne

Ja, mein Schatz,

genau deshalb ist es ein so guter Bericht, vielleicht nicht über
Alzheimer, sondern eher über den Verlust an Menschlichkeit in unserer
Gesellschaft und den Verlust an Würde für jeden Einzelnen von uns, der
damit einhergeht.

Bei Youtube, wo ich den Bericht suchte und fand stehen auch ganz viele Kommentare von Usern, darunter viele, die Altenpflege als Beruf erlernt haben.
Sie alle betonen, wie furchtbar sie die Situation und die ganze Atmosphäre
finden.
Sie alle finden die alte Dame sehr nett und bewundern, wie sie (trotz intellektueller Einbußen) auf einer sehr menschlichen Ebene sehr anschaulich über ihre Gefühle reden kann.

Und ja: Du hast vollkommen recht. Auch jeder gesunde Mensch würde sich ganz fürchterlich in einer solchen Umgebung fühlen.

Ich habe den Clip hier eingestellt, nicht weil ich finde, er sei ein gutes
Beispiel dafür, wie schön es sein kann, mit Alzheimer im Heim zu leben,
sondern:
weil ich möchte, dass Menschen versuchen, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt der alten Dame einzufühlen.
Wie du bewiesen hast, kann man das durchaus.
Und man sollte es nie vergessen.
Besonders dann nicht, wenn man in einem Heim arbeitet.

:kiss: BiMi
 
bester Filmbericht über Alzheimer, den ich kenne

:)

:idee:
Liebe Shelley,

weil der vorstehende Beitrag vielleicht etwas zu kurz und bündig wurde, habe ich hier noch auf einige deiner Aussagen Bezug genommen.


>die frau die flüstert ja immer und die tontechniker haben nicht mal ein mikrophon genommen, welches nebengeräuscht ausblendet.<

Viele Menschen mit psych./neurolog. Problemen (z.B. auch Parkinson) zeichnen sich durch eine eher leise, monotone Sprache aus.
Die Nebengeräusche nicht auszublenden ist ein Stilmittel um normalen Menschen zu zeigen, wie es ist, in der Welt dieser Frau zu leben.
Und das ist genau das, was die Filmemacher wollten:
Dass normale Menschen sich fragen, wie sie sich fühlen würden, wenn sie dort leben müssten.
Und ganz besonders wichtig ist es, dass sich Pflegekräfte die Frage stellen.
Und zwar jeden Tag aufs neue.
Weil man sonst keine vernünbftige Arbeit machen kann...


>die pflegerin, welche findet, sie habe es gemütlich.
wer bitte kann es in so einem schrecklichem heim gemütlich finden?<

>da können noch so viele pfleger rum sein. das heisst noch lange nicht, dass man deswegen nicht alleine ist. da fehlt ja die ganze liebe! die ganze wärme fehlt in diesem heim!<

Nicht nur in diesem, das kannst du mir glauben!
Deshalb ist es ja so wichtig, das zu zeigen.

>nur pfleger, welche von ihrem alltag gestresst sind. welche am morgen kommen und am abend gehen und zu hause ihr leben haben.<

>also ich denke, in einem solch ungemütlichen, lieblosen, langweiligen heim würde ich auch ohne alzheimer nur umherrirren und heim wollen.<

Ja, ich auch!
Und auch die Pfleger haben es nicht einfach. Du siehst, ich bedenke mal wieder beide Positionen: denn es ist eine mitunter auch körperlich anstrengende Arbeit. Je nachdem, wieviel intensiv zu betreuende Pflegefälle gerade auf der Station sind und gerade demente Patienten sind oft körperlich sehr agil und laufen davon, weil sie halt 'nach Hause' wollen.

Es gibt auch Heime, wo die Einwohner eigene Möbel mitbringen dürfen und welche, in denen Tiere gehalten werden.
Gerade das Sorgen für diese und der Streichel-Kontakt sind ja sehr wichtig.
Aber das sind alles Ausnahmen.

>früher war es schon besser. als es noch die grossfamilien gab.
von urgrosseltern zu urgrosskindern alle unter einem dach.<

Ja, in manchen bäuerlichen Lebensgemeinschaften ist das ja auch heut noch so. Da bleibt der Angehörige im Familienverbund bis er stirbt und auch die Entfremdung und Institutionalisierung des Todes sind ja Ergebnisse des modernen Lebens und nicht wirklich gesund. Aber in den Großstädten lebt jeder Mensch für sich allein und kümmert sich - wenn überhaupt - nur um den
allerkleinsten Familienkreis.

>genau solche dinge bräuchte diese alte frau.<

>welcher staat hat schon das geld, alten menschen einen theaterbesuch zu bezahlen?<

Ja, das wäre wichtig, nicht wahr? Aus meiner Zeit als Physio - u.a. auch mal im Seniorenheim - weiß ich, dass 'kulturelle' Angebote meist Verkaufs-Shows sind. Da kaufen sich die alten Damen dann jede Woche eine neue Kittelschürze, die sie nicht brauchen, da sie keine Hausarbeit machen...

Es gibt so viele Stiftungen und Institutionen und Einzelpersonen, die gute Ziele verfolgen - aber praktisch?
Wo bleibt da das Geld?
Es wird in die Forschung zum Thema Geriatrie oder Lebensverlängerung gesteckt:
Dabei: Wer möchte schon unter diesen Bedingungen alt werden?
Mehr Geld für kulturelle Zwecke, u.a. auch Theater, wäre schön...

nachdenkliche und mit der Situation auch sehr unzufriedene BiMi
 
bester Filmbericht über Alzheimer, den ich kenne

Hier ein paar Beiträge, die auf der Youtube-Seite standen:


frau mauerhoff starb am 21.3.2006..

viga1989 vor 1 Woche


Wenn ich an demenz erkranke, geb ich mir glaub ich besser die Kugel oder bring mich anders um, so einem intolleranten Personal und einer solchen Massenabfertigung will ich mich nicht aussetzen.
waterfun1 vor 1 Woche


Selbst ich als Laie merke, dass da alles schief läuft, ich mit 22 weiss, dass ich nie in ein Heim will. Das habe ich aus dem Video gelernt.
waterfun1 vor 1 Woche


Ich arbeite selbst in der Pflege, komme auch gerade von der Weiterbildung Demenz Balance, nun sehe ich das hier alles mit anderen Augen, es wurde alles Falsch gemacht was man mit der Dame Falsch machen konnte, von Teil 1 bis 4, mir kamen die Tränen, am liebsten würde ich die Dame zu uns holen, mit ihr arbeiten nach dem Seminar, ich kann jedem empfehlen Demenz Balance Seminar mit Inge Schomacker zu besuchen, essen in dem man Taub ist, im Bett liegen ohne zu verstehen wer da ist usw.
Danny120274 vor 1 Woche


wie kann es bloß angehen...die arme Frau. So voller Angst, so allein.

Habe gerade das §87b Certifikat bekommen...und eines bin ich mir sicher...so was will ich ändern!!!!

gina
joshuamaschmann12345 vor 1 Monat 2


Sehr, sehr guter Film. Bin Krankenpflegeazubi und fand den Film mehr als Lehrreich.

"Nach was suchen Sie denn?"

"Ich suche wahrscheinlich den gestrigen Tag"

Sehr überwältigend, wie es Frau Mauerhoff schafft, dem Zuschauer, die Gefühle und vor allem die Ängste, die sie beschäftigen, näher zu bringen.
 
bester Filmbericht über Alzheimer, den ich kenne

weiss jemand jemanden der den film schonmal für den unterricht genutzt hat?
 
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