Aufruf zum Protest gegen Zwangspsychiatrisierung durch neue "Leitlinien" Müdigkei
Hallo Apoman,
Deine Strategie in Ehren, aber der geplante Durchmarsch durch die Institutionen mit Fachwissen und Beharrlichkeit wurde schon in der Vergangenheit versucht. Der Münchner Rechtsanwalt Dr. Hugo Lanz (nicht mehr aktiv) kannte das System in- und auswendig. Er hatte auch in medizinischer Hinsicht ein Wissen, dass er jeden Gutachter in den Sack stecken konnte. Nächtelang hat er mit Dr. H. Fälle durchgesprochen und zur Kostensenkung in regelrechten Absteigen übernachtet - wenn es sein mußte im Schlafsack auf dem Fußboden – nur damit er alle Termine für die Patienten bzw. seine Klienten wahrnehmen konnte. Er hat sich mit allen angelegt, die der Gerechtigkeit im Weg standen. Letztlich ohne den verdienten Erfolg.
Das Problem ist nicht der Mangel an wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern tatsächlich ein bestens durchorganisiertes, mafiöses System. Diesem System muß das Genick gebrochen werden. Solange das Sozialgesetzbuch, der Gemeinsame Bundesausschuß, die Krankenversicherungen und ihre „Kettenhunde“ vom Medizinischen Dienst, die Ärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen ein Netzwerk bilden, das auch noch großzügig von der Pharmaindustrie finanziert wird, ändert sich überhaupt nichts.
Um Multisystemerkrankungen mit ihren mannigfaltigen Ausprägungen beizukommen, wäre es erforderlich, von der Sichtweise der evidenzbasierten Medizin wegzukommen und Selbige durch das fortschrittliche Paradigma der personalised medicine zu ersetzen. Das widerspricht jedoch völlig dem Interesse der mächtigen Fachärzte, die nur in Schubladenkategorien denken können und die nur unter Beibehaltung dieser primitiven Konventionen ihre Pfründe gesichert sehen. Wissenschaftlicher Fortschritt hält noch nicht einmal in Bereichen Einzug, die auf einem sehr viel einfacheren und offensichtlicher gestrickten Ursache-Wirkungs-Prinzip beruhen, als es die Behandlung von CFIDS/ME erfordert.
Zur Verdeutlichung möchte ich ein von mir erstelltes Protokoll eines ARD-Fernsehbeitrags anführen:
Der geschilderte Fall beschäftigt sich in der Reportage „Zu Tode gespart“ mit dem Krebspatienten Reinhold N., der an einem extrem aggressiven Gehirntumor leidet. Nach vielen erfolglosen Standardtherapien (Chemo und Strahlen) gelingt es, durch eine neuartige Hyperthermie-Behandlung die Ausbreitung des Tumorherdes zu stoppen und lt. MRT den Tumor sogar zu verkleinern, indem mittels gezielter Erhitzung des betroffenen Areals Tumorzellen zerstört werden. Diese Behandlung kostet 1.400 €/ Monat und die gesetzliche Krankenversicherung von Herrn N., die Gmünder Ersatzkasse, lehnt die Kostenerstattung für diese Therapie ab. Begründung: Die Wärmebehandlung sei nicht Bestandteil des Katalogs für Standardtherapien. Der Patient sucht gemeinsam mit dem Reportage-Team die Geschäftsstelle der Gmünder Ersatzkasse auf und bittet den Mitarbeiter Patrick Hüther um Stellungnahme. Man erhält den Vorschlag einer Einzelfallprüfung durch den MDK. Aufgabe dieser Einrichtungen ist die Beratung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Fragen der allgemeinen medizinischen und pflegerischen Versorgung und Begutachtung im Einzelfall unter Zweckmäßigkeits- und Wirtschaftlichkeitskriterien.
Nachdem das Gesuch auf Kostenerstattung von Herrn N. durch den MDK nach Aktenlage (!) abgeschmettert wurde, vereinbart man einen Gesprächstermin in der Geschäftsstelle des MDK Nordrhein. Dort erfährt der Patient in Begleitung eines Kamera-Teams von Prof. Axel Heyll, dass eine Kostenerstattung nur unter gewissen Voraussetzungen möglich ist. Der normale Weg führt über klinische Studien, die die Überlebensrate zweier Gruppen mit und ohne Therapie vergleichen. Solche Studien müssen allerdings vom Gemeinsamen Bundesausschuss in Auftrag gegeben werden. Ein alternativer Weg wäre, das Tumorwachstum im Einzelfall durch Auslassversuche zu prüfen. Herr N. musste in der Vergangenheit bereits eine Zeit von sechs Wochen auf die Therapie verzichten. Während dieser Zeit ist nach Aussage des behandelnden Onkologen Dr. Eckard Böcker ein sofortiges Tumorwachstum zu verzeichnen gewesen. Der MDK besteht unglaublicherweise zum Beweis der Therapiewirksamkeit auf einen zweiten Auslassversuch. Begleitet von diversen neurologischen Untersuchungen und dem mehrfachen Ausfüllen von Fragebögen zur Lebensqualität sollen zusätzliche Erkenntnisse gewonnen werden. Ein Vergleich zu den Menschenversuchen im "Dritten Reich" drängt sich hier auf. Man spielt regelrecht mit dem Tod eines schwerstkranken Menschen! Die Vorgabe der Auslassversuche stammt aus dem Regelwerk des Gemeinsamen Bundesausschusses.
Der nächste Ortstermin ist folglich bei Dr. jur. Rainer Hess, seines Zeichens „unparteiischer“ [sic!] Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses. Herr Dr. Hess spielt den Verantwortungsbewussten und weist auf Gefahren von Therapien hin. Vergleicht man die zerstörende Wirkung von zugelassenen Chemotherapien mit der sanften Wirkung der nicht standardmäßigen Hyperthermie, dann fällt einem nur eine Vokabel ein: Sarkasmus. Hess gibt zum Besten, das deutsche Gesundheitssystem sei gut, „allerdings fallen Einzelne durch den Rost.“ Genau diese zynischen Worte fand er, angesichts eines um Hilfe bittenden Menschen, der den Tod vor Augen hat! Hess lehnte ein Tätigwerden lapidar mit der Begründung ab, es sei Aufgabe der Krankenversicherung über den Fall zu entscheiden. Selbst das Bundesgesundheitsministerium sprach bezüglich des Bundesausschusses, damals unter dem „unabhängigen“ Vorsitzenden und gut verdienenden Lobbyisten Karl Jung, von „einer Tyrannei der methodischen Schärfe“ (Ärztezeitung vom 3. Mai 2000)
Der Patient Reinhold N. war nun wieder am Anfang seiner Odyssee. Das deutsche Gesundheitssystem hat, wie sich zeigt, wirklich System. Es gleicht nämlich einem Verschiebebahnhof für Verantwortung und der schon oftmals geäußerte Verdacht, man spekuliere auf die „biologische Lösung“ von Problemen, erhält eindrucksvoll neue Nahrung.
Interessant ist auch das Ergebnis eines Besuchs bei Prof. Peter Wust vom Virchow Institut der Berliner Charité. Prof. Wust hat in seinem klinischen Alltag sehr viel Erfahrung mit der Wirksamkeit der Hyperthermie-Behandlung sammeln können. Er geht nicht ins Detail, äußert sich aber dahingehend, dass nur sehr trickreich eine solche Behandlung in Kombination mit Chemo-Therapie durchgeführt werden könne. Es sei strickt zu vermeiden, dass Hyperthermie auf der Überweisung steht… Gerne würde er eine offizielle Studie durchführen. [Wer solche Studien wohl vereitelt?] Aber auch dann sei bei positivem Ausgang nicht sicher, dass der MDK eine Kostenerstattung befürworte. Zitat Prof. Wust: „Man will Verfahren vom Markt fernhalten. Ein neues Verfahren kann nur zu Lasten eines anderen etabliert werden. Es geht um Besitzstandswahrung!“
Es liegt nahe, dass Prof. Wust insbesondere auf die Interessen der pharmazeutischen Industrie anspielt. Würde sich die Hyperthermie und andere alternative Behandlungsmethoden in der Krebstherapie durchsetzen, bedeutete dieses Verfahren – das ein Prof. Köbberling mutmaßlich als Paramedizin bezeichnen würde – einen Milliardenverlust im Sektor der onkologischen Präparate. 50 Milliarden der 730 Milliarden Dollar des weltweiten Pharmaumsatzes entfallen auf Krebsmittel, Tendenz steigend. Dies verdeutlicht die Macht dieser Interessengruppe. Zum Glück gibt es moralisch anständige Ärzte wie Prof. Wust, die uns interessante Einblicke in das korrupte Gebaren des Gesundheitssystem gewähren.
Dies soll aufzeigen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse an vielen Hürden scheitern. Es sind nicht nur Richter und Gutachter, sondern es ist ein ausgeklügeltes System von die Eigeninteressen der Machthaber verfolgenden Regularien, die der Etablierung im Weg stehen. Wer diese Nuss knackt, der bekommt höchstwahrscheinlich ein anderes Gegenargument an den Kopf geschleudert, und das heißt mangelnder Nachweis der Wirtschaftlichkeit. Da helfen auch keine Sterbeurkunden anderer Betroffener, denn jeder Patient wird in dieser Situation – oh Wunder - plötzlich als Einzelfall angesehen.
Ohne einen totalitären Systembruch ist kein Wandel zu einer menschlichen Medizin zu erzielen. Dafür sollten sich alle stark machen, denen es ein ernsthaftes Anliegen ist. Und dies verstehe ich speziell als Aufruf an einen CFS-Verein, der damit seine Glaubwürdigkeit ein Stück weit wiedererlangen könnte. Wenn Du, Apoman, aussagst, dass 20 Jahre alte Erkenntnisse nun internationale wissenschaftliche Bestätigung erhalten, dann drängt sich die Frage auf, warum der Bundesverband diese Zeit verschlafen hat.
Grüsse!