Krankheitsbilder auf dem Boden biochemischer Regulationsstörungen

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Paula3

klinische Umweltmedizin ist Individual-Medizin
berücksichtigt z.B. Genvarianten

sehr lesenswerter Text von Dr. Donate
in umwelt-medizin-gesellschaft 2/2013
www.umg-verlag.de/umwelt-medizin-gesellschaft213_dbu.pdf
...Wegen des so durch Verwaltungsvorschriften verursachten „Mangels“ an Weiterbildungsinteresse im Fach Umweltmedizin wurde die Zusatzbezeichnung Umweltmedizin auf dem 106. Deutschen Ärztetag in Köln 2003 nach nur 11 Jahren wieder aus der (Muster)-Weiterbildungsordnung gestrichen und im Mai 2005 auf dem 108. Deutschen Ärztetag in Berlin in eine „Curriculäre Fortbildung in Umweltmedizin“ übergeführt. ….

Obwohl präventiv ausgerichtete Umweltmediziner nur wenig Erfahrung mit Umweltpatienten haben, beurteilen sie diese allzu schnell als psychosomatisch gestört, wenn die Höhe der Chemikalienexposition unterhalb der Grenzwerte liegt…..

….hat dazu geführt, dass in der Gebührenordnung (EBM) der GKV für diese Fachgruppe kein eigenes Kapitel generiert wurde und somit umweltmedizinische Leistungen nicht zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen erbracht werden können. ….

Die klinische Umweltmedizin hingegen ist patientenorientierte Individualmedizin. ….

Einen wichtigen Punkt in Bezug auf die Abschätzung der Suszeptibilität stellt der genetische Polymorphismus des Fremdstoffmetabolismus dar. Die Fähigkeit zur „Entgiftung“ ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich angelegt. Nur durch die Kenntnis der individuell vorliegenden Genvarianten kann die somatische Natur von Multisystemerkrankungen plausibel erklärt werden. …

Laut den Empfehlungen der WHO von 1993 besteht eine erhebliche umweltmedizinische Relevanz der Cytochrome P450, der NAT2 und der GSTs, wie sie in den „Grundlagen von Genetik und Gesundheitsforschung“ veröffentlicht wurden (1). Der Verzicht auf ein Suszeptibilitätsmonitoring verhindert ein individuell ausgerichtetes Therapiekonzept für den Patienten….

Die wichtigsten umweltmedizinisch relevanten Genuntersuchungen betreffen die Cytochrome CYP 2D6 und CYP 1A2, die Glutathion-S-Transferasen GSTT1, GSTM1 und GSTP1, die N-Acetyl-Transferase NAT2, die Superoxiddismutase SOD2 und die Catechol-O-Methyl-Transferase COMT.

Je nach Anamnese kommen hier auch noch andere Gene in Betracht. ….

Dieses auch als NEIS (Neuro-Endokrino-Immunologisches System) bezeichnete Netzwerk kann anfangs akute Belastungen abfangen, bei chronisch-persistierender Exposition jedoch dauerhaft aus dem Ruder laufen. ….

Typische Umwelterkrankungen wie Chronic Fatigue Syndrome (CFS/ME) … [werden] oft von den Vertretern der Versicherungsträger und auch von den zu Rate gerufenen präventiven Umweltmedizinern als zu unspezifisch bezeichnet […], um sie einem bestimmten Auslöser zuordnen zu können. Die Folge ist in der Regel die Zuweisung des Patienten zur Psychosomatik oder gar zur Psychiatrie. ….

Die Ausführungen von Prof. Rainer Straub vom Uniklinikum Regensburg in seinem 2006 publizierten Lehrbuch der klinischen Pathophysiologie komplexer chronischer Erkrankungen beweisen aber, dass es sich hierbei um ein Krankheitsbild auf dem Boden einer biochemischen Regulationsstörung handelt(2). Laboruntersuchungen können diesen … Zusammenhang nachweisen. ….

Mit den folgenden sechs Markern kann man den Pathomechanismus vom CMI abklären:

- TNF-alpha => Entzündung
- IP-10 => TH1-Aktivierung
- ATP intrazellulär => Mitochodriopathie
- Histamin => Mastzell induzierte Entzündung
- MDA-LDL => oxidativer Stress
- freies 3-Nitrotyrosin => nitrosativer Stress.

Jedes pathologische Laborergebnis widerspricht der Psychosomatik, da definitionsgemäß nur dann von einer psychosomatischen Störung gesprochen werden darf, wenn es keine Erklärung für das Krankheitsgeschehen gibt. ….

Gesundheitspolitische Fragen müssen umweltmedizinisch betrachtet immer noch hinter wirtschaftspolitischen Interessen zurückstehen. Mit den modernen Labornachweisen können klinische Umweltmediziner wenigsten ihren Patienten nachweisen, dass sie nicht psychisch krank sind. ….
 
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