Labormarker für CFS?

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Hallo zusammen,

wie ich bisher verstanden ist CFS ein Bündel von in erster Linie klinischen Symptomen für die es keine eindeutige Ursache gibt, vereinfacht gesprochen.

Was mich interessieren würde ist: Gibt es Labormarker, die häufig bei CFS auffällig sind? Und wenn ja, welche sind es?

Mir ist z.Bsp. einmal das intrazelluläre ATP als Untersuchungspunkt genannt worden, bzw. als Marker zur Objektivierung, von Dr. S aus S.
Ich frage mich allerdings, ob man im Umkehrschluss auch sagen kann, wenn intrazelluläres ATP in Ordnung = kein CFS?

Welche Labormarker gibt es und welche Aussagekraft haben diese?

Möglicherweise ist die Frage schon falsch:eek:), dann bitte nicht gleich erschlagen, ich bin Freund nicht Feind. :)

LG
Cheyenne
 
Hallo Cheyenne,

genau diese Frage wurde mir gestern auch gestellt. Mir war ebenfalls ATP intrazellulär als erster Wert eingefallen, zumal ich damit Dritten am einfachsten die schnelle Erschöpfung erklären kann.

LG,
Mingus
 
Die Ausschlussdiagnose ist schon klar. Aber es sind mir z. Bsp. von Ärzten die CFS behandeln gesagt worden, der intrazelluläre ATP Wert sei ein Marker zur Objektivierung, oder aber auch ein Neurotransmitterprofil mit allen Werten im Keller (sprich Dopamin, Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin) würde bei CFS auftreten.

Daher die Frage, ob es nicht noch mehr Biomarker gibt, die sich häufig in spezifisicher Ausprägung bei CFS finden?

Sollten das wirklich die einzigen sein?
 
Hallo Cheyenne,

nein, sind natürlich nicht die Einzigen. ;)

Zur Eingangsfrage mit dem ATP: Natürlich bedingt ein Erliegen des Energiestoffwechsels in den Mitochondrien chronische Erschöpfung und ist mithin ein weiterer Marker bzw. Richtungsgeber, der dahinter liegenden chronischen Entzündungssymptomatik weiter nachzuforschen.

@toxdog
Du hast wohl die Frage nicht richtig verstanden. Es wurde nicht nach einem Marker gefragt, sondern nach Labormarkern.

Wenn man Kranke mit CFIDS/ME Symptomatik labortechnisch untersucht, dann fallen selbstverständlich zuerst Entzündungsmarker auf: TNF-alpha, CRP, Neopterin, ANA. Es gibt Störungen im Bereich der Zytokine, v. a. Interleukin 2, Interleukin 6, Interleukin 10 u. Interferon-gamma. In diesem Zusammenhang ist dann auch eine etwaige TH1/TH2-Dysbalance zu nennen. Weiter sind auffällig mögliche Defizite im Bereich der Lymphozyten-Subpopulation. (B-Zellen, T-Helferzellen, T-Suppressorzellen, zytotoxische T-Zellen etc.) Hier sind besonders die Natürlichen Killerzellen u./o. deren Funktionsstörung besonders hervorzuheben. Bei zirkulierenden Immunkomplexen und gewebsspezifischen Auto-Antikörpern (z.B. gegen Cardiolopin, Nervenbausteine) wird man auch oftmals fündig. Die Liste ließe sich fortsetzen mit IGG-Subklassenmangel, Typ-IV-Allergien und einschlägig verdächtigen Errgren (EBV, HHV-6, Chlamydia pneumoniae, Mycoplasma pneumoniae…).

Alle diese Mosaiksteine definieren CFIDS/ME natürlich sehr viel präziser, als es die „Krücke Ausschlussdiagnose“ jemals auch nur ansatzweise leisten könnte. Es interessiert auch keinen Betroffenen, was er nicht hat. Die Ausschlussdiagnose vernebelt mehr, anstatt Klarheit zu schaffen. Die so erzielte Unklarheit macht die Abwehr von berechtigten Ansprüchen auf Behandlung erst möglich. Nur aus diesem Grund hält man an dem Blödsinn fest. Die deutschen Publikationen sind sowieso keine seriösen Ratgeber.

Grüsse!
 
Die aktuellste und grundlegenste Untersuchung dürfte der Artikel von Booth, Myhill und McLaren-Howard (Acumen) sein. Sie lassen allerdings Entzündungsmarker, Endokrinologie und Immunologie unberücksichtigt.

Mitochondrial dysfunction and the pathoph... [Int J Clin Exp Med. 2012] - PubMed - NCBI
asl pdf: https://www.ijcem.com/files/IJCEM1204005.pdf

Breaking news: ME/CFS & severity definitively linked to mitochondrial dysfunction, cellular damage

Mitochondrial Function Profile - DoctorMyhill
hier ist auch eine gute Übersicht über Parameter:
https://www.dr-forsyth.com/Dr_Charles_Forsyth/Downloads_files/MITOCHONDRIAL TESTS.pdf
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ganz interessant, denn daran habe ich auch gerade gehangen, an der Verbindung zwischen Labormarkern und Ausschlussdiagnose.

Denn die Laborparameter die Castor nennt, und die ich alle auch nachvollziehen kann, passen nicht zum Ausschluss, nach meinem Verständnis: Will heißen, solange ich noch eine Erkrankung wie eine aktive EBV-Infektion habe, kann ich nicht sicher sagen, ob das was ich habe ein CFS ist, weil da noch eine überlagernde Erkrankung ist. Oder sehe ich das falsch? So zumindest würde ich das so handhaben.

Die anderen Artikel von Dir, Paule, gehen in erster Linie auf die Mitochondriale Funktion ein, wenn ich das im Überflug richtig sehe. Bedeutet das, wenn also die mitochondriale Funktion in Ordnung ist, was ja u.a. auch am intrazellulären ATP Spiegel messbar ist, dann hat man kein CFS? Auch wenn andere klinische Faktoren z. Bsp. zutreffen?
 
Danke Paule für den Link. Ich habe mir das mal angeschaut, Dr. Hopf-Seidel schafft eine Verbindung zwischen den Erkrankungen, aber keine eindeutige Differenzierung über Marker. Das ist keine Kritik an dem Vortrag, nicht falsch verstehen, bestätigt mich aber in der Auffassung, dass die Marker in erster Linie Indizien sind und kein eindeutiger Beweis.

Offensichtlich ist es dann auch so, dass z. Bsp. ein CFS und eine Borreliose parallel auftreten, ohne dass man genau sagen kann, was war Henne und was Ei. Denn eine Mitochondrienschädigung kann ja schon vorgelegen haben und sozusagen das Eingangstor für die Borrelien gewesen sein.

Vermutlich dürfte es auch so sein, dass es Menschen gibt, die CFS und Borreliose haben, und nur einige der Marker anschlagen und andere nicht.
Ich kenne z. Bsp. einen Fall mit nachgewiesener Borreliose und anderen Infektionen, CFS und Schwermetallbelastungen, bei dem die Gluthathionwerte und intrazelluläres ATP völlig in Ordnung sind, trotz einjähriger Antibiose.

In jedem Fall hat mir der Ausflug im Gesamtverständnis weitergeholfen.

LG
Cheyenne
 
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