Fieber oder Untertemperatur?

  • Themenstarter whitney99
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whitney99

Ein Symptom ist doch auch, dass sich die Körpertemperatur nicht mehr normal regeln lässt. Wie lässt es sich denn erklären, dass die einen Fieber haben
und die anderen Untertemperatur?
Ich habe teilweise nur 34,5 Grad und wenn ich mich mal fiebrig fühle und schwitze, sind es gerade nur 36 Grad.

Liebe Grüße
Whitney
 
Hallo Whitney,

das hängt möglicherweise davon ab, ob die pro-inflammatorischen (z.B. IL-6, TNF-alpha) oder die anti-inflammatorischen (IL-10) Zytokine in der Überzahl sind. Gleiches gilt für die Interferone und sicher eine Vielzahl weiterer Bedingungen, die sich alle gegenseitig verstärken oder auch kompensieren können. Einen einzigen Grund und eine einfache Antwort auf Deine Frage wird es wohl nicht geben.

Grüsse
Castor
 
Hallo Whittney99,

um erhöhte Temperatur oder Fieber zu erzeugen braucht der Körper Energie, und davon nicht wenig (weswegen bei schwerem CFS geraten wird Fieber früh zu senken). Ich hatte in meinen ersten Krankheitsjahren oft ein fiebriges Gefühl mit leicht erhöhter Temperatur.
Mittlerweile tritt dieses Symptom nicht mehr auf und mir ist meist richtig kalt und die Körpertemperatur ist tendenziell zu niedrig. Damit einher gehen erniedrigte Cortisol- Adrenalin und Noadrenalin-Werte.
"Adrenal-Fatique" ist hier das Stichwort.
In den ersten Krankheitsjahren war Cortisol vermutlich stets zu hoch und es ist nun seit geraumer Zeit zu einer Erschöpfung der Nebennierenrinde gekommen. Dr. Bieger beispielsweise sagt, dass dies sehr typisch sei für CFS, dass die Nebennieren zu Beginn der Krankheit überaktiv sind und sich dann später deswegen erschöpfen (und es zu entsprechenden Symptomen kommt). Meiner Erfahrung nach korreliert das direkt mit dem Energieniveau.

Beste Grüße
denda
 
Hallo castor und denda!

Danke für die Antworten.
Das eine wäre eine Erklärung vom Immunsystem ausgehend, die andere
vom Hormonsystem ausgehend.
Ich könnte mir auch zumindest die Untertemperatur mit den erschöpften Nebennieren erklären.
 
Hallo Whittney99,

*gefährliches Halbwissen* Ich hatte mich etwas komisch ausgedrückt, sry deswegen. Also ich meine mal gehört zu haben, dass das Hormonsystem dem Immunsystem vorgelagert ist. Das würde bedeuten: Wenn man z.B aufgrund einer Schidldrüsen-Unterfunktion einen niedrigen Energielevel hat kann sich der Körper nicht mal eben mehr dafür herbeizaubern (z.B um einem Infekt zu begegnen -> erhöhte Temperatur)). Das Hormonsystem bestimmt wie hoch der Energieumsatz des Körpers ist. Und wenn dort ein Nadelöhr entsteht (SD-Unterfunktion, NNR-Insuffizienz) dann bestimmt das leider auch wieviel Energie dem Körper zur Verfügung steht. Im Falle der Adrenal-Fatique bedeutet das soweit ich weiß auch wenig "Saft" für das Immunsystem.

Könnte das jemand mal bitte bestätigen oder als Unfug entlarven?:)

Danke und Beste Grüße
denda
 
Hallo miteinander

Ich leide auch oft an Untertemperatur

Aber sorry ...

Hallo Whitney,

das hängt möglicherweise davon ab, ob die pro-inflammatorischen (z.B. IL-6, TNF-alpha) oder die anti-inflammatorischen (IL-10) Zytokine in der Überzahl sind. Gleiches gilt für die Interferone und sicher eine Vielzahl weiterer Bedingungen, die sich alle gegenseitig verstärken oder auch kompensieren können. Einen einzigen Grund und eine einfache Antwort auf Deine Frage wird es wohl nicht geben.

Grüsse
Castor

Ich verstehe von diesem Beitrag schlicht nur Bahnhof trotz attestierter mehr als normaler Intelligenz. :);)

Liebe Grüsse, fauna
 
*gefährliches Halbwissen* Ich hatte mich etwas komisch ausgedrückt, sry deswegen. Also ich meine mal gehört zu haben, dass das Hormonsystem dem Immunsystem vorgelagert ist. Das würde bedeuten: Wenn man z.B aufgrund einer Schidldrüsen-Unterfunktion einen niedrigen Energielevel hat kann sich der Körper nicht mal eben mehr dafür herbeizaubern (z.B um einem Infekt zu begegnen -> erhöhte Temperatur)). Das Hormonsystem bestimmt wie hoch der Energieumsatz des Körpers ist. Und wenn dort ein Nadelöhr entsteht (SD-Unterfunktion, NNR-Insuffizienz) dann bestimmt das leider auch wieviel Energie dem Körper zur Verfügung steht. Im Falle der Adrenal-Fatique bedeutet das soweit ich weiß auch wenig "Saft" für das Immunsystem.

Könnte das jemand mal bitte bestätigen oder als Unfug entlarven?:)

Hallo Denda,

vielleicht kann das noch jemand besser beantworten, denn auch ich habe nur Halbwissen. Aber davon ausgehend und auch von meinem Körpergefühl ausgehend, könnte das so sein.
Klar ist, dass die Systeme ineinander übergreifen.

Ich kann mich erinnern, dass es mir früher gar nichts ausgemacht hat,
wenn in der Übergangszeit im Frühjahr mal ein paar Wolken da waren und es im Schatten etwas kälter wurde, bei schon sommerlicher Kleidung.
Wenn dann nach kurzer Zeit wieder die Sonne da war, habe ich mich schnell wieder aufgewärmt. Der Körper konnte sich diesen Schwankungen anpassen.

Jetzt merke ich, dass nur kurzes Frieren, so viel Energie verbraucht, dass ich direkt in die Schwäche gehe.

Das könnte diese Theorie unterstützen.
Denn wenn zu wenig Energie für die einfachsten körperlichen Vorgänge, wie Temperaturregelung da ist, wie kann dann noch genug "Saft" fürs Immunsystem da sein.
 
Dann noch eine Portion Halbwissen von mir:

Ganz abstrakt beschrieben, ist eine chronische Erkrankung die Folge eines gestörten, ineffizienten kybernetischen Prozesses, den man bei lebenden Organismen auch als Homöostase bezeichnet. Die Homöostase ist ein programmierter Regelmechanismus, der im nicht-linearen (Chaos-)System Balance anstrebt, indem Störfaktoren (Viren, Bakterien, entartete Zellen, etc.) beseitigt werden. Eine übermäßige Dysbalance macht sich äußerlich in Krankheitssymptomen bemerkbar. Das ist soweit noch ganz normal. Gelingt der programmierte Regelmechanismus jedoch nicht (mehr) – etwa als Folge einer Umprogrammierung durch Viren oder Alterungsprozesse (Thymusdrüse!) u. dgl. – und wird der Zustand der Gesundheit deshalb nicht mehr erreicht, dann schaukelt sich das System mehr und mehr auf und es entsteht im ungünstigsten Fall eine multifaktorielle Systemstörung.

Eines der Symptome der gestörten Homöostase ist die unzureichende Temperaturregulierung. Man kennt es bspw. vom Beginn einer Virusgrippe, dass plötzlich Schüttelfrost einsetzt, der dann von hohem Fieber abgelöst wird. Dies sind Extremwerte als Schritte eines funktionierenden Abwehrmechanismus´. (Fieber als heilender Prozess infolge von Entzündungen, ausgelöst durch Erreger.) Das Gefühl, bzw. messbare Symptom bei ME/CFS an Untertemperatur oder subfebrilen Temperaturen zu leiden, ist Ausdruck, dass das neuroendokrinimmunologische System dauerhaft auf halbem Wege stecken bleibt und daher ineffizient ist.

Um die Abwehrkaskade programmgemäß in Gang zu bringen und erfolgreich abzuschließen, sind Botenstoffe (Interleukine) und Gewebshormone (Interferone) nötig. Ohne das wichtige gamma-Interferon (gebildet von TH-1 Zellen) ist z.B. das Heer der Makrophagen lahm gelegt. Ein Mangel an alpha-Interferon: schon fehlt die Aktivierung der Natürlichen Killerzellen. Oder ein Zuviel an Interleukin-10 hemmt die antigenpräsentierenden Zellen (dendritische Zellen). Und das ist nur eine geringe Zahl an potentiellen Störquellen.

Die Supplementierung, bspw. von gamma-Interferon, kann nachweislich den gestörten Prozessablauf wieder in Gang bringen. Dies geht in der Regel mit Fieber einher.

Es gibt sicher viele ME/CFS-Kranke, die jahrelang kein heftiges, und damit effizientes Fieber entwickelten. Natürlich gibt es auch den gegenläufigen Fall, dass hohes Fieber entsteht, das lange Zeit nicht zu senken ist.

Chaotische Zustände in diesen genannten (und anderen) Bereichen können sich durch eine Vielzahl von Symptomen organischer und psychischer Ausprägung bemerkbar machen. Der Fortschritt, Krankheit auf kleinster molekularer Ebene als „Informationsstörung“ zu interpretieren, bringt den Vorteil, dass (Fachgebiets-)Diagnosen überflüssig werden. Sie sind nämlich unpräzise wie ein zu großer Anzug, nur eine beliebige Hülle des Geschehens. (Hier liegt übrigens auch das Problem, ME/CFS zu definieren: der Maßstab einer allgemeingültigen, am liebsten "Evidenz-basierten" Diagnose ist von vornherein zum Scheitern verurteilt. Diese Entität ist einfach zu individuell ausgeprägt; aber trotzdem behandelbar.) Viele Krankheiten werden erst durch Konzentration auf den innerhalb der "schlabbernden" Hülle befindlichen, molekular kleinen Bereich exakt erklär- und behandelbar. Das ist besonders hinsichtlich der psychiatrischen Diagnosen interessant, weil die zugrunde liegende Störung der Homöostase den Nachweis für die organische Genese auch dieses Symptomkomplex´ liefert. Deshalb wird die Vermessung des Immunsystems auch verboten. Es soll nicht hinter die Kulissen geschaut werden. (s. Positionspapier der Ärztekammer Nordrhein in Verbindung mit der Berufsordnung für Ärzte)

Depressionen werden vielleicht durch psychosozialen Stress getriggert. Die Ursache liegt jedoch im molekularbiologischen Bereich – auch hier spielen Zytokine eine herausragende Rolle - und muss auch dort therapiert werden. Und ME/CFS mag folglich in bestimmten Fällen mit dem Symptom Depression einhergehen. Aber es ist nun mal nur ein Symptom unter vielen anderen mit organischen Ursachen. Demzufolge muss es auch organisch therapiert werden. Die Therapie der Informationsstörung schlägt gleichzeitig zig Fliegen (Symptome) mit einer Klappe - und macht damit viele Fachärzte letztendlich arbeitslos...

Grüsse
Castor
 
Hallo Castor,

danke für Deine ausführlichen Erklärungen.

Vom Prinzip her habe ich den Mechanismus verstanden, wenn ich auch die genauen immunologischen Zusammenhänge noch nicht ganz begreife.
Da muss ich mich noch genauer einlesen.

Die Unfähigkeit des Körpers der Temperaturregelung und die mangelnde Fähigkeit sich äußeren Temperaturen anzupassen ist dabei ein Symptom
von vielen Symptomen.

Es ist für viele Außenstehende unbegreiflich, wie schwer diese
Multisystemerkrankung sein kann, wo doch offenbar die einzelnen Organe gesund sind.

Mir ist natürlich klar, dass bei einer so massiven Systemstörung, die Organe, die ja vom System gesteuert werden, auch betroffen sind, und dementsprechend nicht normal funktionieren können.

Genauso können auch psychische Symptome, als Symptome von vielen
ME/CFS-Symptomen auftreten.

Liebe Grüße
Whitney
 
Danke lieber Castor, für deine Erklärung!

Jetzt verstehe ich etwas mehr. Vieles, was du da erklärt hast, gibt in meiner persönlichen Erfahrung im Gesund- und Kranksein sehr viel Sinn.

Schönen Sonntag noch, liebe Grüsse
fauna
 
Den Gedanken an Überwärmungsbäder oder anderen Möglichkeiten
der Fiebererzeugung hatte ich auch schon.

Ich würde mich da aber nicht ran trauen, weil ich weiß wie stark verschlechternd ich auf solche äußeren Reize reagiere.

LG
Whitney
 
Nur ganz kurz: ich hatte meine ersten 2 Jahre lang extreme Probleme mit Temperaturschwankung bzw genereller Temperaturregelung des Körpers.

Nach 6 wöchiger Kneippterapie war zumindest dieser Bereich wieder iO. Seit dem führe ich das einfach fort, und habe absolut stabile Temperatur von 37°. Schwitze und friere wenn es angebracht ist, so wie "normale" Menschen auch.
 
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