Buch: Körperlich begründbare psych. Störungen

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Springer-LehrbuchBasiswissen Psychiatrie und Psychotherapie, 6., aktualisierte Auflage10.1007/978-3-540-49927-5_4Volker Arolt, Christian Reimer und Horst Dilling

Definition: Weitgefasste Bezeichnung für Erkrankungen, deren Ätiologie körperlich zu begründen ist. Psychopathologisch finden sich unterschiedlichste Syndrome mit defizitären Symptomen wie Gedächtnisstörungen oder Antriebsverlust, aber auch produktiven Symptomen wie Halluzinationen oder Wahn. Diese Störungen entstehen im Zusammenhang mit 1) primären Schädigungen des Gehirns (z. B. Tumore, M. Alzheimer) und 2) sekundären Schädigungen des Gehirns, z. B. durch exogene Noxen (toxische Substanzen) oder toxische Stoffwechselprodukte aufgrund von Allgemeinerkrankungen (z. B. bei Leberversagen). Der Verlauf kann akut oder chronisch, reversibel oder irreversibel sein.

SpringerLink - Book Chapter

Leider kenne ich das Buch nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, daß es ein paar interessante Zusammenhänge zwischen psychisch erscheinenden Symptomen und körperlichen Hintergründen bringt.

Uta
 
Ja, der Titel des Buches (= Körperlich begründbare psychische Störungen ) klingt vielversprechend.
Wenn die Autoren also wirklich darin aufzeigen, welche psychischen Störungen bei etlichen körperlichen Krankheiten möglich sind, vielleicht tragen sie dann etwas zu dem weit verbreiteten Irrtum unter den Ärzten bei, die ihre Patienten bei psychischen Problemen erst gar nicht untersuchen, weil sie es nicht für möglich halten, dass eine körperliche Ursache dahinter steckt.

Wie viele Krankheiten gibt es, die von den Ärzten erst gar nicht untersucht werden, die aber organische Ursachen haben und die die Psyche krank machen?
Meine Krankheit (Kupferspeicherkrankheit) ist da auf keinen Fall die einzige. Ich habe vor meiner Diagnose bestimmt von ca. 90 % der Ärzte gesagt bekommen, mir würde ausschließlich eine Psychotherapie helfen und welch ein Irrtum dies war, weiß ich, seit ich meine Krankheit kenne. Wirklich helfen würde bei so einer Krankheit eine frühzeitige Diagnose durch einen Internisten.


Ich denke es ist viel häufiger so, dass nicht die Psyche den Körper krank macht, sondern der Körper die Psyche krank macht.

Jedenfalls ist dies meine Erfahrung.

Bücher lese ich schon lange nicht mehr (komme nicht dazu), doch das Buch könnte seit langer Zeit eines der ersten sein, die ich mir kaufen würde.


Gruß

margie
 
Hier die Inhaltsangabe des Buches. Demnach ist es eher ein allgemeines Buch zur Psychiatrie mit einem Abschnitt über körperlich begründbare psych. Krankheiten. Der Schwerpunkt liegt wohl nicht auf diesem Thema.

TOC:
Psychiatrische und psychotherapeutisch/psychosomatische Untersuchung und Befunddokumentation.- Psychopathologie.- Körperlich begründbare psychische Störungen.- Mißbrauch und Abhängigkeit.- Schizophrene Psychosen.- Affektive Psychosen.- Schizoaffektive Psychosen, akute vorübergehende Psychosen, Wahnentwicklung.- Neurosen.- Reaktionen.- Persönlichkeitsstörungen.- Psychosomatische Störungen.- Sexualstörungen.- Störungen aus dem Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie.- Somatische Behandlung.- Psychotherapie.- Soziotherapie, Versorgung, Rehabilitation.- Suizidalität und Krisenintervention.- Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie.- Forensische Psychiatrie/Rechtspsychiatrie.- Ethik in der Psychologie und Psychotherapie/Psychosomatik.- Historisches.
Volker Arolt, Horst Dilling, Christian Reimer:*Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie

Das wäre mal eine Idee für ein Buch! Ich bin sicher, das würde seine Abnehmer finden. Asiate würde das Kapitel über Histamin und HPU/KPU schreiben :) .
Und ein Kapitel würde sich mit postpartalen Depressionen befassen, also dem "Baby-Blues"...

Gruss,
Uta
 
optimale ernährung für das gehirn, enthält viel davon (auch NMU, toxische Stoffe etc)
 
es wird leider ohne definition über seele/psyche geredet. und dabei ganz übersehen das einmal mehr ein überholter dualistischer standpunkt zementiert wird.
solange wir mensch sind ist doch davon auszugehen das wir EIN gesamtorganismus sind bei dem es nicht um entweder oder ursachen geht.
zieht man an einer stelle bewegt sich doch immer das ganze.
unsere erfahrungen programieren unser nervensystem und unsere genetische disposition beeinflußt uns sicher mindestens sosehr.
die freiheit die wir aber erlangen unsere unverarbeiteten emotionalen belastungen aufzuarbeiten sollte auch nicht vernachläßigt werden, ebensowenig wie das achten auf gute umweltbedingungen zur selbstfürsorge gehören.

vielfach werde psychische ursachen bei ärzten die von medikamentenherstellern gesponsort sind, nicht recht beachtet.
der umgekehrte fall ist ebenso bedauerlich.
seltene krankheiten werden oft falsch diagnostiziert weil sich keine forschung lohnt da keine gewinne zu erwarten sind.
leider hat freie grundlagenforschung einen immer geringeren stellen wert. (finanziebarkeit) und für untersuchungen psychosomatischer zusammenhänge gibte es vergleichsweise nur ein portokassenbudget.
die schieflage die sich daraus ergingt ist täglich sichtbar.
dadurch bestätigt sich für viele psychosomatiker scheinbar was sie sich erhoffen: die verarbeitungsprobleme emotionaler stöhrungen auf den körper abladen zu können ohne den gesamtzusammenhang anerkennen zu müssen.
(auch sehr verbreitete strategie)

lg
andreas
 
Hallo Andreas

Dir zustimme, den Schlusssatz aber garne auch noch umkehre. Dadurch können sich körperlich/organische Probleme psychisch auswirken.
Dies ist erst noch sehr Umsatzfördernd, man kann so langfristig Medikamente geben (und im geringeren Masse auch mit Gesprächen/Psychotherapien) um die Symptome zu dämpfen, ohne die Ursache oder eine der Ursachen anzugehen. Sehr einträglich, aber das ist natürlich reiner Zufall...
 
die freiheit die wir aber erlangen unsere unverarbeiteten emotionalen belastungen aufzuarbeiten sollte auch nicht vernachläßigt werden, ebensowenig wie das achten auf gute umweltbedingungen zur selbstfürsorge gehören.

Soweit halbwegs einverstanden. ABER: wenn es sich nicht um emotionale Belastungen handelt und damit auch nichts aufzuarbeiten ist, dann ist es fatal, auf der emotionalen Seite anzufangen, also auf der psycho-somatischen mit Schwerpunkt Psycho.
Daß jeder, der sich des Themas "Umwelt, Schäden durch Umwelt" bewußt ist, darauf achten wird, scheint mir selbstverständlich, vor allem, wenn klar ist, daß bereits ein Schaden durch Umweltnoxen entstanden ist.

Was aber, wenn nun der geschädigte Mensch keinen Therapeuten findet, der kompetent und interessiert genug ist, um diese Umweltnoxen herauszufinden und auszuleiten? Dann entwickelt der arme Mensch letztlich psychische Schäden, aber eben als Folge von den körperlichen Schäden.

Aber das hatten wir doch eigentlich schon längst....

Gruss und welcome back, Holon !

Uta
 
hi uta,
"Aber das hatten wir doch eigentlich schon längst...."

sehe ich auch so ;-)


selten zumindest ist hier der hinweis:

"für untersuchungen psychosomatischer zusammenhänge gibte es vergleichsweise nur ein portokassenbudget.
die schieflage die sich daraus ergingt ist täglich sichtbar.
dadurch bestätigt sich für viele psychosomatiker scheinbar was sie sich erhoffen: die verarbeitungsprobleme emotionaler störungen auf den körper abladen zu können ohne den gesamtzusammenhang anerkennen zu müssen.
(auch sehr verbreitete strategie)"



lg
andreas
 
Drei häufige Formen der Stoffwechselstörung bei psychischen Erkrankungen:

1. Pyrrolurie: 30 - 40% der psychiatrischen Patienten haben Kryptopyrrol Im Urin, was mit einer erhöhten Ausscheidung von Zink und Vitamin B6 verbunden ist. Zugrunde liegt eine genetische Störung, die in mütterlicher Linie vererbbar ist, deshalb oft auch bei anderen Familienmitgliedern unterschwellig vorliegt.
Häufige körperliche Merkmale: Weiße, blasse Haut und weiße Flecken auf den gerillten Fingernägeln; schlechte Zähne; starker Atem- und Körpergeruch; häufige Kopfschmerzen; Knochenschmerzen; morgens Übelkeit (wie schwanger), Impotenz , Ausbleiben der Menstruation; partielle Krampfanfälle.
Seelische Merkmale: Depression, mit auffallend verschlechterter Handschrift verbunden; oft Autismus im Kindesalter; stark streßempfindlich, originell und kreativ, aber sehr zurückgezogen lebend; Gedankenjagen; Prüfungsangst.
Behandlung: Hohe Dosen an Zink und Vitamin B6; Mangan; wenig Eiweiß (kostet sonst Zink und B6).

2. Histadelie:Etwa 20 % der Patienten haben zu viel Histamin im Blut, verbunden mit wenig Kupfer im Haar/Serum;
Körperliche Merkmale: magerer "Nimmersatt"; wenig Haare, große Ohren, Zehen, Finger; gute Zähne; oft Allergien; immer warm; starke Schmerzempfindlichkeit, viel Speichel; viel Magensaft.
Seelische Merkmale: chronisch schlaflos, Depression; Gedankenleere, oft Suicidversuche; oft drogenabhängig; Zwänge/Rituale; Perfektionist.
Behandlung: Folsäureantagonist; Calcium Gluconat u.a., wenig Eiweiß in der Ernährung, viel Kohlehydrate.

3. Histapenie:Etwa 50 % der Patienten leiden unter zu niedrigem Histaminspiegel. Der Kupfergehalt in Haar und Blutserum ist erhöht.
Körperliche Merkmale: helle Haut, viele Haare, Fettansatz, schlechte Zähne, geringe Schmerzempfindlichkeit, schlechter Schlaf, kaum Erkältungen.
Seelische Merkmale: Halluzinationen, schizophrene Symptome, häufig Stottern.
Behandlung: Niacin (Vit. B3), Vit. B12; C; Pantothensäure, Zink, Mangan, Tryptophan zur Nacht; viel Eiweiß.
www.trichotillomanie.de/orthomolekul_diagnost_b_psych_erkrank.html

Zu allen drei Themen gibt es im Forum viele Informationen :).

Grüsse,
Oregano
 
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