Hohes Risiko für zeckenübertragene Co-Infektionen

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Aus gegebenem Anlass möchte ich auf die in der Medizin immer noch sehr unterschätzte Möglichkeit der Co-Infektionen der Borreliose hinweisen, welches evtl. andere therapeutische Konsequenzen notwendig machen kann.

SpringerLink - Wiener Klinische Wochenschrift, Volume 121, Numbers 21-22 (Link existiert nicht mehr)


In heimischen Ixodes ricinus-Zecken wurde im Rahmen eines EU-Projekts mittels PCR-Methoden nach den bakteriellen Krankheitserregern Anaplasma phagocytophilum, Borrelia burgdorferi sensu lato, Coxiella burnetii, Ehrlichia spp., Francisella tularensis, Rickettsien- und Babesien-Arten gefahndet. Dazu wurde auch die Prävalenz von Bartonella-Arten untersucht. Abgesehen von Einzelfunden von Coxiella burnetii und Francisella tularensis wurden Anaplasma phagocytophilum, Borrelien, Rickettsien, insbesondere Rickettsia helvetica, und Babesien insgesamt in 15%, 14%, 6% und überraschenden 36% beziehungsweise 51% und Bartonellen in etwa 7% nachgewiesen.


Im Klartext:

Im Durchschnitt waren 31% bzw. 51 % der untersuchten Zecken Babesienträger.
Bartonellen in 7%, Anaplasmen in 15%, Borrelien in 14%, Rickettsien in 6% der untersuchten Zecken.
Q-Fieber und Tularämie vereinzelt.


(wenn ich die aufgezählte Reihenfolge richtig interpretiert habe)




Babesia species occurring in Austrian Ixodes ricin... [Appl Environ Microbiol. 2008] - PubMed result

Abstract

Babesiosis is a tick-transmitted disease of veterinary and medical importance. The first Austrian case of human babesiosis was recently recorded. In the current study, ticks at all life cycle stages (instars), including 853 Ixodes ricinus and 11 Haemaphysalis concinna ticks, from sampling sites throughout Austria were examined for the presence of Babesia spp. by using 18S rRNA gene PCR and sequencing, and the overall mean infection rate was 51.04%. The infection rates for sampling sites were highly variable, ranging from 0% to almost 100%. Different instars and different sexes were infected almost equally. Babesia isolates occurring in Austrian ticks were identified as Babesia divergens, Babesia divergens-like, and Babesia sp. strain DD by sequencing a fragment of the heat shock protein 70 gene and internal transcribed spacer regions 1 and 2. To our knowledge, this is the first investigation of Babesia spp. in Austrian ticks
Durchschnittlich lag die Infektionsrate für Babesien bei 50 %.


First detection of Rickettsia helvetica in Ixodes ... [Vector Borne Zoonotic Dis. 2008] - PubMed result

A total of 853 Ixodes ricinus ticks collected from the nine federal states of Austria were examined by molecular methods for possible infections with Rickettsia spp. It was shown that roughly one-third of the ticks were infected with Rickettsia spp. Moreover, Rickettsia helvetica was detected in Austria for the first time.

Ca. ein Drittel der Zecken waren Rickettsienträger.





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Vielen Dank, Kari!

Dr.Burrascano ist der Meinung, daß ca. 66% der Borreliose-Patienten in den USA Babesien auch haben.Insofern überraschen mich diese Zahlen nicht.

Ich habe aber auch von Untersuchungen gehört, wo die Zahl der Zecken mit Bartonellen deutlich höher war.
 
Dazu auch dieses

So berichtete u.a. Prof. Sievers bei der Jahrestagung des Deutschen Borreliose- und FSMEBundes,
dass nach einer aktuellen Untersuchung in der Schweiz bei Zecken 42% Rickettsien,
aber „nur“ 34% Borrelien und 1% Ehrlichien/Anaplasmen vorgefunden wurden.
Ca. 16% sämtlicher Borreliose-Kranker leiden nach seinen Angaben aufgrund des hohen
Verseuchungsgrades der Zecken mit Rickettsien in der Schweiz klinisch zusätzlich an einer
Rickettsiose (mit Herzbeutelentzündungen und Muskelbeschwerden).

In Deutschland sind nach Angaben von Herrn Dr. Lindauer, Zecken-Labor Weiden ca. 6 %
aller Zecken mit Ehrlichien und Babesien verseucht. Auch in den USA rücken die Babesiose
und die Anaplasmose sowie die weiteren Co-Infektionen zunehmend ins Rampenlicht der
Diagnostik und Therapie (Vortrag Burrascano „What’s new!“ vom Sept. 2008).

https://www.b-c-a.de/fileadmin/user_upload/BCA_Co_Infektionen.pdf

Viele Grüße Quittie
 
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