Bestätigte Borreliose duch Laborbefund?

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23.01.10
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Hallo,
vor vier Wochen fing es mit bewegungseinschränkenden Schmerzen in der linken Schulter los. Danach bekam ich starke Schmerzen im Grundgelenk des großen Zehs, wieder links. Seit drei Wochen habe ich geschwollene Hände (wie Karpaltunnelsyndrom) und Füße, besonders schmerzhaft ist morgends die erste Stunde nach dem Aufstehen. Ich kann schlecht laufen, und jede alltägliche Bewegung mit den Händen (Katzenfutterdose öffnen, Kaffemaschine bedienen, Sprudel öffnen...) schmerzt. Die Füße sind so dick, dass mir nur noch meine geräümigen Schuhe passen und die Hände sind so dick, dass ich keine Faust machen kann.
Mein Hausarzt hat mich zum Rheumatologen überwiesen, aber auch eine Blutuntersuchung Borreliose veranlasst. Hier die Werte:
ELISA : IgG neg, IgM positiv
Immunoblot: IgG neg., IgM positiv
Positive Banden: B. afzelii OspC AK IgM (0,9 bei Normwert<0,7); B garinii OspC AK IgM (1,3 bei Normwert<0,7); B.burgd. OspC AK IgM (1,2 bei Normwert<0,7) B.burgd. P83 kD IgM (1,1 bei Normwert<1,1); B.burgd. VlsE-Ak IgM (0,7 bei Normwert<0,7)
Kein Lues.
Nierenfunktion OK.
Habe ich nun wirklich Borreliose?
Manches deutet nach meinen Recherchen auf ein frühes Stadium hin (nur IgM pos), aber es ist Januar und ich hatte in den letzten Wochen bestimmt keinen Zeckenbiß. Wie ist dies zu erklären?
Andererseits deuten meine Gelenkschmerzen auf ein späteres Stadium. Wer kann mir weiterhelfen?
Schon mal herzlichen Dank im Vorraus!!!
 
Hallo rhabarber

Ob du eine aktive Borreliose hast oder nicht, kann nicht definitiv beantwortet werden. Die Tests weisen Antikörper, keine Borrelien direkt nach. Das VlsE ist eine hochspezifische Bande. Sie beweist, dass dein Immunsystem Kontakt mit Borrelien hat oder hatte. Ob die Borrelien noch aktiv sind oder nicht, können die Tests nicht feststellen. Für die Diagnose einer Borreliose musst du bestimmte Symptome haben plus einen positiven Antikörpernachweis. Die Borreliose kann meiner Erfahrung nach zig Krankheiten imitieren. Nach geltender Lehrmeinung reichen deine beschriebenen Symptome nicht für die Diagnose. Unsere Borreliose-Spezis würden das aber trotzdem näher anschauen, weil sie um die vielfältigen Symptome der Borreliose wissen. Mehr Infos findest du im Einsteigerbeitrag unter Diagnostik.
Leider gibt es bis heute keinen Test der eine Borreliose zuverlässig bestätigen oder ausschliessen kann. Damit müssen die Betroffenen zur Zeit noch leben.

IgM sind in der Regel Antikörper des Frühstadiums. Aber: keine Regel ohne Ausnahme. Ich hatte auch einen positiven IgM-Blot bei negativem IgG-Blot und war trotzdem schon im Stadium 3 mit Acroderamtitis chronica atrophicans (ACA). Die ACA ist histologisch und durch Borrelien-Direktnachweis gesichert. Leider wissen nicht mal hochdotierte Wissenschaftler, was das VlsE im IgM zu bedeuten hat. Mir sagte mal ein Professor, der an Borrelien im Labor forscht, dass es Patienten gäbe, die kein IgG bilden könnten. Die positive 83er-Bander in deinem Blot ist ebenfalls ein Fragezeichen. Denn die 83er-Bande ist eine Spätphasen-Bande. Was hat die im IgM-Blot verloren? Völlig untypisch. Die Tests sind wie Kaffeesatzlesen und jeder kann sie so interpretieren, wie sie ihm in den Kram passen.

Dass du erstmal zum Rheumi gehst, ist sicher nicht schlecht. Er kann zumindest mal Rheuma ausschliessen. Wenn du eine Rheuma-Diagnose bekommen solltest, frage unbedingt nach den Untersuchungsergebnissen (Labor? Röntgen?), die die Diagnose sichern. Denn wenn keine entsprechenden Untersuchungsergebnisse vorliegen, könnte es gefählich werden, wenn du immunterdrückend, z.B. mit Cortison, behandelt wirst und tatsächlich Borrelien die Ursache für deine Beschwerden sind.

Im Zweifelsfalle würde ich dir empfehlen, eine Antibiotika-Therapie zu versuchen, um zu sehen, ob die Beschwerden dadurch besser werden. Wenn du mit Antibiotika therapierst und Rheuma hast, passiert dir nichts schlimmeres. Wenn du mit Cortison o.ä. therapierst und Borreliose hast, wird dein Immunsystem runtergefahren und die Borrelien freuen und vermehren sich unkontrolliert. Evtl. lohnt es sich einen von der Selbsthilfe empfohlenen Spezi aufzuchen. Anlaufstellen für eine Arztadresse findest du ganz unten im Einsteigerbeitrag hier in der Borreliose-Rubrik.

LG und gute Besserung
Mungg
 
Dem kann man nur zustimmen, vorbehaltlich weiterer Kontrollen, der Serologien, allgemeine Laborwerte, Entzündungsparameter, häufigste "Rheuma"-Marker gemäß der klinischen Symptome und umfangreicher körperliche Untersuchung

Fragl. Früh-Borreliose: Die Therapieentscheidung muss in diesem Stadium nach dem klinischen Bild und der anamnestischen Wahrscheinlichkeit einer Infektion getroffen werden. Während der Therapie steigen die IgM-Antikörper oft sehr stark an und bestätigen die klinische Diagnose (Hofmann 1996; 2005). Wie von Mungg erwähnt

Aber Isoliert erhöhte IgM-Antikörper im ELISA und Immunoblot bei Gelenk- und Muskelbeschwerden sprechen für kreuzreaktive Antikörper, die vor allem bei immunologischen Erkrankungen z.B. Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen oder durch eine polyklonale B-Zellstimulierung, z.B. bei EBV-Infektion gebildet werden.

Gleichwohl wären beide Erkrankungen nebeneinander noch schlechter, wg. der wechselseitigen Alarmierung des Immunsystem via Zytokine, Interleukine und andere proinflammatorische Mediatoren, hinzu kommt die Kreuzantigenität mit den schmerzenden Strukturen einerseits, den Borrelien, falls da, andererseits und darüberhinaus Ablagerungen von Immunkomplexen mit Complementaktivierung, weitere Sekundärsymptome.

Die Jahreszeit ist ungewöhnlich, aber Zecken verkriechen sich auch hier und dort, wie andere wechselwarme Tiere auch, nur die Temp.-Schwankung im Haus oder Garten kann die, wie Pflanzen auch zu früh aktivieren.

Wenn ich Du wäre, würde ich einen AB-Versuch unternehmen, wechselseitige Boosterung insb. des rheum. Formenkreises wäre nicht förderlich, Titerkontrolle dann wdh., auf Änderungen der Beschwerden möglichst exakt achten, auch Bewegungsausmaß, Umfänge, Oberflächentemp, Färbung, Schmerzgrad, z.B. per VAS plus Schmerztagebuch, welche Gelenktypen wann/wo führend, eine Besserung mit Titeranstieg kann je nachdem beweisend sein, würde aber auch bei anderen bakt. Infektionen und Sensibilität für das AB polyklonal evtl. eintreten können, Bsp. Yersinien, also klinische Rundum-Untersuchung und Basis-Labor-Screening nach Befund, Fieber messen, Nachtschweiß checken, Halsentzündung/Mandeln in den letzten Wochen, Scharlachfälle oder Dir ähnlich Erkrankten in der Umgebung bekannt?

Wie alt bist Du, Harnsäure? andere Erkrank., Medikamente? uvm.

Am ehesten denke ich an eine primär chron. Polyarthritis im rheum. Formenkreis trotz Schulter, aber das muß genauer gesehen etc. untersucht werden - dennoch bzgl. AB bei mir selbst, ohne hier vllt vergessene KI - ich würde es tun.

Gruß DonS
 
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Neue Fragen zu Bestätigte Borreliose duch Laborbefund?

Lieber Mungg und lieber DonScapello,

vielen vielen Dank für eure ausfühlichen Antworten, die mir sehr weitergeholfen haben. Leider ist das wohl nicht ganz einfach. Vielen, vielen dank für die Warnungen wegen der Medikation bei Rheuma und der Gefahr die bei einer evt. vorhandenen Borreliose besteht!!!

Lieber DonScalpello,
zu deinem Schreiben hätte ich noch ein paar Fragen bzwAntworten auf deine gestellten Fragen:
1. Zitat von dir:
Aber Isoliert erhöhte IgM-Antikörper im ELISA und Immunoblot bei Gelenk- und Muskelbeschwerden sprechen für kreuzreaktive Antikörper, die vor allem bei immunologischen Erkrankungen z.B. Autoimmunerkrankungen, rheumatische Erkrankungen oder durch eine polyklonale B-Zellstimulierung, z.B. bei EBV-Infektion gebildet werden.
Sollte auch nach EBV geschaut werden? Wenn JA, wie wird dies getestet?

2.
Wenn ich Du wäre, würde ich einen AB-Versuch unternehmen,
Welches AB wäre empfehlenswert und wie lange? (In welcher Phase ich bin ist doch entscheidend für die Wahl des AB, oder?)
3.
Schmerzgrad, z.B. per VAS plus Schmerztagebuch,
Was bedeutet VAS?
4.
also klinische Rundum-Untersuchung und Basis-Labor-Screening nach Befund,
Was bedeutet das genau?
5.
Wie alt bist Du, Harnsäure? andere Erkrank., Medikamente? uvm.
Ich bin 47 Jahre, weiblich, Harnsäüre mit 3,8 ( Norm<6,0) unauffällig, ansonsten keine anderen Erkrankungen außer Depression (wird behandelt mit Paroxetin-neuraxpharm, 10mg)
Zu meinen Blut-Untersuchungen bezüglich Rheuma: CCP-Antikörper (EIA): <7,0 U/ml (Norm<20) und CRP <5,0 (Norm bis 5,0), also beide unauffällig.
6.
dennoch bzgl. AB bei mir selbst, ohne hier vllt vergessene KI - ich würde es tun.
Was bedeutet die Abkürzung vllt und KI??

Ich hoffe, dass es nicht nervt, dass ich so viel nachfrage! Vielen tausend Dank für eure rieige Mühe!!!

Liebe Grüße Rhabarber
 
Zuletzt bearbeitet:
Manches deutet nach meinen Recherchen auf ein frühes Stadium hin (nur IgM pos), aber es ist Januar und ich hatte in den letzten Wochen bestimmt keinen Zeckenbiß. Wie ist dies zu erklären?
Andererseits deuten meine Gelenkschmerzen auf ein späteres Stadium. Wer kann mir weiterhelfen?

Hallo Rhabarber,

deine Symptomatik kann schon für eine Borreliose sprechen,ich habe die Beschwerden,die du beschreibst,in ganz ähnlicher Form gehabt.Hatte in den Händen und im Fuß Entzündungen im Sehnengleitgewebe,wodurch ich kaum etwas anfassen,bzw auftreten konnte,ebenso die Schulterbeschwerden.Mit letzteren ging der eigentliche Ausbruch der Borreliose bei mir los,davor hatte ich immer wieder sporadisch auftretende Beschwerden,die wieder für lange Zeit verschwanden.

Es können auch erst wesentlich später Beschwerden nach einem Zeckenstich auftreten und anfängliche Allgemeinsymptome können übersehen werden bzw. nicht mit diesem unbedingt in Verbindung gebracht werden.Hattest du vielleicht mal irgendwelche Beschwerden,die du nicht einordnen konntest,und die auch von selbst wieder verschwanden,oder mal grippeähnliche Symptome? Man geht ja nicht immer gleich zum Arzt,wenn "Kinkerltzchen" auftreten,war bei mir damals auch so.

IgM-AK treten ja normalerweise bei einer frischen Infektion auf,jedoch können diese auch bei einer akuten bzw. aktiven Infektion vorkommen.Und so wie schon erwähnt wurde,kann alles sein,muß aber nicht.
Ich hatte,als ich die extremen Gelenkentzündungen hatte,z.B. 2 versch. gemessene Laborergebnisse so gut,wie zur selben Zeit bei 2 versch. Labors.In einem wurden IgM-AK mit spez. Banden gemessen und in dem anderen,IgG-AK plus pos. Westernblot.Da können auch von Labor zu Labor unterschiedliche Werte resultieren.Und zu der Zeit war ich auch schon über 15 Jahre infiziert,also keine frische Infektion mehr.

Ich würde es rheumatologisch abklären lassen und es auch auf einen Versuch mit AB drauf ankommen lassen,da du positive Werte hast und entsprechende Beschwerden und wenn es sich aufgrund der Werte um eine noch nicht lang zurückliegende Infektion handeln sollte,dann wäre es besser,je eher die Behandlung mit AB einsetzt,denn davon hängen auch die Heilungschancen ab!

Alles Gute,Quittie
 
Hallo Quittie,

danke für deine interessante Antwort.
ich habe die Beschwerden,die du beschreibst,in ganz ähnlicher Form gehabt.Hatte in den Händen und im Fuß Entzündungen im Sehnengleitgewebe,wodurch ich kaum etwas anfassen,bzw auftreten konnte,
Ich dachte schon ich bin allein mit diesen seltsamen Beschwerden. Wie wurde bei dir Entzündungen im Sehnengleitgewebe diagnostiziert???
In welchem Stadium traten diese Beschwerden bei dir auf?
Waren Hände und Füße bei dir auch geschwollen?
Was hat dir geholfen?
Wie geht es dir heute?

LG und Danke für deine Antworten
Rhabarber
 
Hallo Zusammen,

Hierzu:
Die Jahreszeit ist ungewöhnlich, aber Zecken verkriechen sich auch hier und dort, wie andere wechselwarme Tiere auch, nur die Temp.-Schwankung im Haus oder Garten kann die, wie Pflanzen auch zu früh aktivieren.

Rundum Weihnachten wurde in den Deutschen Nachrichten berichtet, dass man bedacht sein sollte auf Zecken die im Weihnachtsbaum sitzen.
Und meiner Erfahrung nach muss man auch draussen indertat auch (fast) Jahrrund mit Zecken rechnen, habe die Viecher schon bis ende November und schon mal anfang Februar bei meinem Hund entfernen müssen. Dieses Jahr, haben hier offensichtlich Nachtschmetterlinge, Mücken kälteperioden mit mehr als minus 10 Grad überlebt, mich wurde auch da nicht wundern dass man noch der eine oder andere Zecke begegnet.

Herzliche Grüsse,
Kim
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich dachte schon ich bin allein mit diesen seltsamen Beschwerden. Wie wurde bei dir Entzündungen im Sehnengleitgewebe diagnostiziert???
In welchem Stadium traten diese Beschwerden bei dir auf?
Waren Hände und Füße bei dir auch geschwollen?
Was hat dir geholfen?
Wie geht es dir heute?

Hallo Rhabarber,

bei mir ist die Borreliose chronisch geworden,weil sie viel zu spät entdeckt und festgestellt wurde.Ich war da schon im 3. Stadium - dies muß aber jetzt nicht auch der Fall bei dir sein!

Hattest du schon vorher irgendwelche Beschwerden /Symptome bemerkt,die dir seltsam vorkamen?

Ja ,bei mir waren die Hände und der Fuß auch geschwollen,und zwar heftigst,und so waren auch die Schmerzen. Im Röntgen war nix Auffälliges gesehen worden,allerdings dann im MRT,wo dann die Tendosynovitiden entdeckt wurden. In meiner Schulter befand sich die Entzündung direkt am Sehnenansatz. Borrelien haben eine regelrechte Vorliebe für Sehnen,da sie das Bindegewebe bevorzugen.

Geholfen hat mir Antibiotika,bekam zu der Zeit ein Makrolid-AB ( Klacid forte).
AB können allerdings bei jedem anders wirken,das muß dann gesehen werden,welches am besten hilft.Es ist auch nicht unbedingt mit einer Behandlung getan,die Behandlung kann auch andauern und mehrere Anläufe bedürfen.

Ein Besuch bei einem Rheumatologen ist sicher sinnvoll zur Abklärung,was das Rheumatische betrifft,allerdings gehört die Lyme-Arthritis (Gelenkbeteiligung/Entzündungen bei Borreliose) auch streng genommen,mit in den rheumatischen Formenkreis. Aber was die Borreliose anbelangt,habe ich mit einigen derer keine gute Erfahrungen gemacht,denn bei mir wurde diese dort mehrfach ignoriert und nicht für möglich gehalten,trotz positiver Laborbefunde und Symptomatik.

Viele Grüße,Quittie
 
Isst du viel Weizen ? (Nudeln, Brot....)
Mir hat die Magnetfeldterapie (z.B. Bemer-matte) sehr geholfen, erhöht die Durchblutung...schau da mal rein, vielleicht gibt es in diese Richtung eine Lösung
 
Hallo zusammen,

es ist wirklich erstaunlich wieviel Resonanz meine Frage hervorbringt. Deshalb ganz herzlichen Dank!!! Es freut mich sehr nicht so ganz allein mit meinem Problem zu sein.
Isst du viel Weizen ? (Nudeln, Brot....)
Ich weiß nicht was du unter viel verstehst?
Ich ernähre mich eigntlich sehr gesund (viel Obst und Gemüse, ansonsten ausgewogen). Ich denke die Kohlehyrate sind im normalen Umfang vertreten.
Trotzdem Danke für den Hinweis!

Vielen Dank an auch an Quittie für die vielen hilfreichen und nützlichen Details, welche mir bestimmt noch sehr nützlich sein werden.

Ich habe nächste Woche einen Termin beim Hausarzt und übernächste Woche einen ambulanten Termin in der Rheumaklinik.

Habt ihr mir noch Tipps für die beiden Termine?

Ich halte euch auf dem Laufenden.

Herzlichen Dank für eure Hilfe!

Liebe Grüße
Rhabarber
 
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