Borreliose - AB Gabe - geheilt?

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Hallo,

jetzt muss ich doch mal fragen:

Mein Sohn hatte vor ca. zwei Jahren einen Zeckenbiss am Oberarm. Nach ein paar Tagen bildete sich die typische Wanderröte und obwohl ich sofort überzeugt davon war es hatte ihn erwischt, behandelte die Kinderärzting noch ca. zwei Wochen auf "unbekannten" Insektenstich.

Sie erhörte dann aber mein Flehen ;) und machte einen Test, der aber (oh welch Wunder :cool:) negativ ausfiel.
Trotzdem, inzwischen mir 100%ig beipflichtend, wurde Doxycilin verordnet, welches mein Söhnchen dann ca. 3-4 Wochen (ganz genau weiß ich das nicht mehr) einnahm.

Die Wanderröte verschwand Ruck Zuck und auch sonst sind bis heute noch keinerlei unspezifischen Symptome aufgetreten.

Können wir die Borreliose als "geheilt" betrachten, es wurde ja doch relativ flott reagiert, oder bleibt es den Rest seines Lebens eine (momentan schlafende) Gefahr?

Ich freue mich über Antworten denn trotz, dass es ihm so gut geht, geht mir das nicht aus dem Kopf.


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Leider ist es nicht möglich, festzustellen ob alle Borrelien abgetötet wurden oder ob diese Mistviecher irgendwo versteckt vor dem Immunsystem vor sich hinschlummern.

Es verbleibt immer ein Restrisiko, dass die Krankheit in einem späteren Stadium wieder ausbricht. Aufgrund fehlender Langzeitstudien und Tests, die eine aktive von einer geheilten Borreliose zu unterscheiden können, können keine Angaben gemacht werden, wie hoch dieses Risiko ist. Aber eine erneute Infektion ist genauso gut möglich.

Wichtig zu wissen: Frühe Antibiotikatherapien können die Antikörperproduktion hemmen. Sollte die Krankheit trotzdem irgendwann wieder aktiv werden, kann es sein, dass sie mit den heute gängigen Tests (Serologien) nicht mehr nachweisbar ist. Hoffen wir, dass in ein paar Jahren etwas besseres zur Verfügung steht.

Mach dir keine Sorgen, solange dein Kind gesund ist. Kannst dir noch genügend Sorgen machen, wenn es sich ändern sollte. Gib deinem Kind die Info über diesen "Vorfall" weiter, wenn es flügge wird, denn es kann manchmal viele Jahre dauern, bis sich eine nicht abheilte Borreliose wieder bemerkbar macht.

Dir und deinem Sohn alles Gute.
 
Hallo Mungg,

danke für Deine ausführliche Antwort.

Ich bin eigentlich keine Mama die gleich eine Panik bekommt, selbst damals war ich ganz ruhig und besonnen.
Jedoch macht man sich über seine Schützlinge Gedanken und diese Borreliose spukt doch immer mal wieder in meinem Kopf herum.

Dann hoffe ich mal mein Sohnemann hat Glück gehabt und das AB hat diese bösenTierchen alle erwischt.


Liebe Grüße.

Heather
 
Hi Heather,

die Antikörper bilden sich erst nach 4 bis 8 Wochen (IgM nach 3-4 Wochen,IgG nach 6-8 Wochen) .Ein serologischer Test ist also vor dieser Zeit negativ,wenn vor diesem Stich keine Infektion stattgefunden ist.

Wenn dein Sohn nach 2 Jahren keinerlei Zeichen einer Borreliose hat,dann ist er sehr wahrscheinlich "geheilt".

In der Zunkunft suche ihn abends vor dem Schlafengehen gut ab,um weitere Infektionen zu vermeiden.
 
Das mit den zwei Jahren ist die persönliche Einschätzung von Borrelia. Wissenschaftliche Daten gibts dazu nicht, weil partout keine Langzeitstudien gemacht werden. Es gibt Betroffene, die erst mehrere Jahre nach behandeltem Frühstadium wieder Symptome bekamen. Natürlich kann man nicht nachvollziehen, ob die Symptome tatsächlich von dieser erkannten oder von einer späteren Infektion sind.

Solange wir weder zuverlässige Langzeitstudien noch Tests haben, die eine aktive von einer geheilten Borreliose unterscheiden können, kann man gar nichts Definitives zu den Langzeitverläufen sagen.
 
Wissenschaftliche Daten gibts dazu nicht, weil partout keine Langzeitstudien gemacht werden. Es gibt Betroffene, die erst mehrere Jahre nach behandeltem Frühstadium wieder Symptome bekamen.

Ja,leider.Darum habe ich "wahrscheinlich" geschrieben.

Solange wir weder zuverlässige Langzeitstudien noch Tests haben, die eine aktive von einer geheilten Borreliose unterscheiden können, kann man gar nichts Definitives zu den Langzeitverläufen sagen.

Der LTT soll laut den Ärzten der Deutschen Borreliose Gesellschaft in der Lage sein,eine gerade aktive Borreliose zu zeigen und am Zuverlässigsten sein.

ABER er kann auch trotz aktiver Infektion negativ sein,z.B. wenn das Immunsystem des Patienten sehr schwach ist.

Letzendlich muß in diesem Fall der Arzt anhand der Symptome entscheiden,ob er AB/Medis gegen eine Borreliose gibt oder nicht.Leider sind viele Ärzte laborgläubig ,d.h. trauen mehr den (unzuverlässigen) Laborergebnissen als den Symptomen ihrer Patienten.Welche ja meist nicht sichtbar sind und so vielfältig,daß viele Ärzte an alle mögliche Krankheiten denken,aber nicht an Borreliose.

Wahrscheinlich wird der zu 100% zuverlässige Test nie auf den Markt kommen.Es werden immer seronegative Patienten geben.Und falsch negative Tests.

Mich persönlich wundert es immer,daß der Arzt für eine Bronchitis oder eine Blasenentzündung nie den Beweis einer Infektion (Antikörper) verlangt,um AB zu verschreiben.Aber gerade bei der Borreliose,die so gravierende Folgen haben kann bis hin zu 100% Invadilität,will fast jeder Arzt den Beweis schwarz auf weiß sehen,und das auch noch bei Patienten die ein Erythema migrans hatten...:rolleyes:

Ich denke persönlich,jeder Arzt soll bei Verdacht auf einer aktiven Borreliose das Recht haben,einen therapeutischen Versuch mit AB zu machen,auch wenn der Patient keinen Insektenstich gemerkt hatte oder kein EM hatte.
 
Wäre der LTT ein zuverlässiger Marker für eine aktive Infektion, wäre er von der geltenden Lehrmeinung anerkannt. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Der LTT wird für die Diagnose von der geltenden Lehrmeinung nicht empfohlen. Es ist tatsächlich so. Bisher haben wir noch keine nachvollziehbare Daten zu dem Test. Ich bin nicht gegen den LTT, aber Betroffene sollten wissen, dass er eben nur von den Spezis angewendet wird.


Ich denke persönlich,jeder Arzt soll bei Verdacht auf einer aktiven Borreliose das Recht haben,einen therapeutischen Versuch mit AB zu machen,auch wenn der Patient keinen Insektenstich gemerkt hatte oder kein EM hatte.

Das Recht hätte jeder Arzt, wenn er es wissen würde/wollte. Die Meinungsführer der IDSA, welche auch unsere Leitlinien prägen, schreiben ganz klar:
Die Beachtung der Leitlinien der IDSA - wie aller Leitlinien medizinischer Gesellschaften - ist freiwillig. Sie ermöglichen Ärzten, den bestmöglichen Rat von Spezialisten auf dem jeweiligen Gebiet einzuholen. Medizinische Gesellschaften haben weder die Befugnis oder den Wunsch, Ärzten vorzuschreiben, wie Medizin zu praktizieren sei, noch sind sie in der
Lage, den Versicherungsgesellschaften vorzuschreiben, wie Dienstleistungen zu vergüten sind.
Original des Pressetextes unter Liga für Zeckenkranke Schweiz -> Aktuell
 
Wäre der LTT ein zuverlässiger Marker für eine aktive Infektion, wäre er von der geltenden Lehrmeinung anerkannt. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Der LTT wird für die Diagnose von der geltenden Lehrmeinung nicht empfohlen. Es ist tatsächlich so. Bisher haben wir noch keine nachvollziehbare Daten zu dem Test. Ich bin nicht gegen den LTT, aber Betroffene sollten wissen, dass er eben nur von den Spezis angewendet wird.

Der "gängigen Lehrmeinung" traue ich nicht mehr,denn gerade diese Meinung schreibt (in Deutschland) den Ärzten vor,nur bei positivem ELISA Test einen IMMUNOBLOT machen zu lassen,obwohl dieser zuverlässiger sei und oft beim negativem ELISA positiv ist.Oder ein unterdosiertes AB (z.B. Doxycycline 200 pro Tag) 15 Tage lang zu verschreiben.:mad:

Der LTT ist sehr teuer (150 €),weil sehr aufwendig.Es ist daher kein Wunder,wenn die Kassen (in Deutschland) es nicht bezahlen dürfen.

Einen Ultraschall des Bauches und der Nieren bei Neugeborenen dürfen sie auch nicht mehr bezahlen (weil unwirtschaftlich,d.h. der finanzielle Aufwand ist für die Zahl der erkrankten Kinder zu groß),obwohl dieser Ultraschall ja das Leben mancher Kinder mit angeborenen Mißbildungen retten kann.

Zum LTT:

Indikator für eine aktive Borrelieninfektion: der Lymphozytentransformationstest:

Professor Rüdiger von Baehr vom Berliner Institut für medizinische Diagnostik (Labormedizinische Diagnostik für Berlin und Brandenburg) stellte seine Studie zum Vergleich von Serologie und LTT vor, die eine Übereinstimmung der Ergebnisse von 76 Prozent ergab. Fiel der LTT bei positiver Serologie negativ aus, handelte es sich in der Regel um nach Antibiose weitgehend beschwerdefreie Patienten (Serumnarbe).

Die verbreitete Kritik am LTT beruht laut von Baehr meist auf dem Fehlen eigener Erfahrungen und überholten Argumenten. Das Verfahren sei inzwischen intensiv weiterentwickelt worden und zumindest nach den vorgetragenen Ergebnissen des Berliner Labors umfangreich validiert, mit den verschiedensten klinischen Bildern der Borreliose verglichen und somit als diagnostische Methode für eine aktive Borreliose, zur Erfolgsbeurteilung der antibiotischen Behandlung und zum Nachweis einer Reaktivierung als wertvoll erwiesen. Auch die Professorin Dr. Bettina Wilske vom Nationalen Referenzzentrum Borrelien im Münchener Pettenkofer-Institut betrachte den LTT inzwischen als „leistungsfähige Methode“. Die Serologie habe sich dagegen für die kurzfristige Verlaufsbeurteilung einer Borreliose als nicht geeignet gezeigt.

https://www.aerztekammer-bw.de/25/15medizin08/B30/1.pdf

Literatur:


  • Von Baehr,V. et al. Improving of the in vitro antigen specific T cell proliferation assay: the use of interferon-alpha to elicit antigen specific stimulation and decrease bystander proliferation. J Immunol. Methods 2001; 251: 63-71
  • Bauer,Y et al.: Prominent T cell response to a selectively in vivo expressed Borrelia burgdorferi outer surface protein in patients with Lyme disease. Eur.J. Immunol. 2001; 31; 767-776
  • Dressler, F. et al. The T- cell proliferative assay in the diagnosis of Lyme disease. Ann.Intern. Med. 1992; 116;603
  • Krause A et al. T cell proliferation induced by Borrelia burgdorferi in patients with Lyme borreliosis. Autologous serum required for optimum stimulation. Arthritis Rheum. 1991; 34: 393-402


LTT-Borrelien - Nachweis der aktiven Borrelieninfektion mit dem Lymphozytentransformationstest


Das Recht hätte jeder Arzt, wenn er es wissen würde/wollte. Die Meinungsführer der IDSA, welche auch unsere Leitlinien prägen, schreiben ganz klar

Tatsache ist aber,daß die meisten Ärzte sich an die offiziellen Leitlinien halten,teils aus Ignoranz,teils aus Angst,in Regress genommen zu werden.
 
Nach meiner Geschichte traue ich der gängigen Lehrmeinung auch nicht mehr. :D

Ich find den LTT als zusätzliche diagnostische Möglichkeit unter Berücksichtigung der Symptome auch eine gute Sache.

Andererseits sehe ich Aussagen von Laborärzten, die einen Test anbieten, damit also Geld verdienen, auch kritisch.

Warten wir es mal ab. Der LTT findet vielleicht noch seinen berechtigten Platz in der Diagnostik, sobald mehr Daten verfügbar sind. Ich selbst bin serologisch negativ, PCR positiv (Haut und Blut) und LTT ist auch positiv. Von meinen persönlichen Erfahrungen her würde ich also auch für den LTT sprechen. Was gegen dieses positive Ergebnis spricht, ist die Tatsache, dass ich schon seit vier Jahren mit Antibiotika behandle und die Borrelien schon längst getötete tote abtransportierte Leichen sein müssten :p)
 
Ich finde es auch sinnlos, Tests ohne Ende zu machen. Es vergeht wertvolle Zeit. Wir haben uns für ein natürliches Antibiotikum entschieden:
Echinacea.
 
Nach meiner Geschichte traue ich der gängigen Lehrmeinung auch nicht mehr. :D

Nee,wirklich?:D

Andererseits sehe ich Aussagen von Laborärzten, die einen Test anbieten, damit also Geld verdienen, auch kritisch.

Ich auch.

Warten wir es mal ab. Der LTT findet vielleicht noch seinen berechtigten Platz in der Diagnostik, sobald mehr Daten verfügbar sind. Ich selbst bin serologisch negativ, PCR positiv (Haut und Blut) und LTT ist auch positiv. Von meinen persönlichen Erfahrungen her würde ich also auch für den LTT sprechen.

Ja,aber er kann auch falsch negativ sein,wie alle Tests.Darum sollte der Artzt sich immer vorrangig auf die Symptome stützen und wenn es der leiseste Verdacht auf Borreliose gibt,AB/Medis verschreiben,zumimdest einen Versuch damit starten.

Was gegen dieses positive Ergebnis spricht, ist die Tatsache, dass ich schon seit vier Jahren mit Antibiotika behandle und die Borrelien schon längst getötete tote abtransportierte Leichen sein müssten :p)

Da verstehe ich nicht,was du meinst...

Wenn AB alle Formen von Borrelien sicher eliminieren könnten,gäbe es keine chronischen Borreliosekranken mehr!
 
Zitat:
Was gegen dieses positive Ergebnis spricht, ist die Tatsache, dass ich schon seit vier Jahren mit Antibiotika behandle und die Borrelien schon längst getötete tote abtransportierte Leichen sein müssten

Da verstehe ich nicht,was du meinst...

Na genauso, wie es dasteht. Borrelien sind Bakterien und eigentlich sollten die schon längst tot sein nach 4 Jahren fast pausenlosem AB-Beschuss. Ich weiss, dass es Zystenformen gibt und dass sich die Borrelien vor dem Immunsystem und Therapien verstecken. Aber so lange trotz Beschuss? Manchmal kommen mir wirklich Zweifel. Aber die ACA hält sich ebenfalls hartnäckig. Dass die Hautatrophie ein bleibender Schaden ist, ist mir bekannt. Aber die chronischen Entzündungen der Dermis, lymphozytäre Infiltrate etc. spricht doch für eine weiterbestehende Aktivität, ausser es ist irgendwie autoimmun geworden. Aber dies wiederum wird nur bei der Lyme-Arthritis beschrieben. Nirgends habe ich bisher Informationen gefunden, dass die ACA auch durch autoimmune Vorgänge bestehen bleibt.

Also alles schwammig. Na ja, spielt keine Rolle. Meine medizinische Versorgung ist top im Gegensatz zu vielen anderen Mitbetroffenen.
 
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