Hallo Datura,
Ich weiß nur eins: sollte sich bei mir ne Zecke andocken, die Ehrlichien beherbergt hat, ich würde keine Sekunde zögern, mich effektiv mit Doxy zu behandeln, denn das Risiko, an Ehrlichiose zu erkranken, wäre mir zu groß.
Als erstes wäre da doch aber erst mal überhaupt die Frage zu klären, ob es sich bei der Art der Ehrlichien um eine Form handelt, die überhaupt dem Menschen gefährlich werden kann. Die anderen Arten sind ja nur für bestimmte Tiere gefährlich.
Wie soll das Immunsystem, wenn die Ehrlichien sich ausgebreitet haben, effektiv arbeiten, wenn die Immunzellen selbst außer Gefacht gesetzt sind.
Es werden ja nicht alle Immunzellen ( auch nicht alle Leukozyten) außer Gefecht gesetzt.
Außerdem ist ja nun auch nicht so, dass unser Immunsystem den Erregern bei intrazellulärem Befall hilflos ausgeliefert wäre. Es gibt ja nicht umsonst die zelluläre Immunantwort.
Die Bekämpfung der intrazellulären Erreger, die schon in die Wirtszelle eingedrungen sind, gestaltet sich auf andere Weise. Zum einen muß eine befallene, jedoch von ihrem äußeren Erscheinungsbild her eigene Zelle, als "fremd" eingestuft werden, zum anderen muß diese Zelle dann inklusive ihres in ihr lebenden Angreifers beseitigt werden. Auf diese Angriffsform reagiert das Immunsystem durch eine Immunantwortart die zelluläre Immunantwort genannt wird.
Wie erkennt das Immunsystem diese eigene Zelle als "fremd" bzw. befallen ?
Bei dieser zellulären Immunantwort erkennen T-Killerzellen (CD8) die Antigene ohne vorhergehende Präsentation durch Freßzellen. Eine Präsentation geschieht dennoch, jedoch durch die befallene Wirtszelle selbst, indem sie kleine Fragmente viraler Proteine auf ihre Oberfläche exprimiert. Diese exprimierten Proteine werden durch den Haupthistokompatibilitätskomplex (HLA) präsentiert und sind so durch die antigenspezifischen Rezeptoren der T-Killerzellen erkennbar.
DAS SPEZIFISCHE IMMUNSYSTEM
Zitat:
Die gängige med. Literatur diesbezüglich im Net ist nicht viel wert, da sich die meisten eigentlich nicht auskennen und keine Erfahrungswerte besitzen und es generell zu dieser Thematik verschiedene Meinungen gibt.
Ich habe schon auch ein wenig "speziellere" Literatur dazu gelesen, wie z.B. hier:
https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/volltexte/2003/662/pdf/Dissertation_in_PDF.pdf
Dort auf S.7 (Vorgehen nach Zeckenbiss)
Eine Antibiotika-Prophylaxe in Gegenden in denen die HGE
endemisch ist, wird nicht generell angeraten [3, 4, 33].
Auch habe ich innerhalb der Veterinärmedizin nach gelesen (die haben ja schon länger mit Ehrlichien zu tun) und auch dort keine Befürwortung einer Antibiotika Prophylaxe gefunden. Bei Kühen war z.B. die Empfehlung möglichst einen frühen Erreger Kontakt herzustellen, da sich bei Erwachsenen Kühen ein schwereres Krankheitsbild ergab.(Weiß jetzt aber nicht mehr, wo ich das gelesen hatte).
Übrigens gehört Doxy zu den AB's, die an der Darmflora nicht viel bis sehr wenig Schaden anrichten.
Die Schäden, die durch die Zerstörung gesunder Darmbakterien entstehen, kann man ja auch noch durch Probiotika mildern. Das Gefährdungspotential im Gastrointestinaltrakt ist aber auch noch anders.
Aus: Estler, Pharmakologie und Toxikologie.
" Pharmakokinetik
Die Tetracycline werden unterschiedlich gut aus dem Magen-Darm-Kanal resorbiert. Die Resorption kann dadurch weiter verschlechtert werden, dass die Tetracycline mit polyvalenten Kationen in der Nahrung (z.B. Calcium in der Milch,Eisen,Magnesium)schwer resorbierbare Komplexe bilden. Die nicht resorbierten Anteile können zur Schädigung der Darmflora und Superinfektionen z.B. mit Pilzen, Chlostridium difficile oder resistenten Staphylokokken, Anlass geben.
wobei bei der Angabe zur Häufigkeit bei Gastrointestinale Beschwerden die Angabe ++T steht. Dies bedeutet: häufig, direkt toxisch.
Wenn schon vorher eine Nierenerkrankung oder Lebererkrankung vorliegt, muss man natürlich abwägen, aber sonst?
Diese Äußerung legt bei mir die Vermutung nahe, dass Du Dich bisher nicht mit den Risiken
von Doxy auseinandergesetzt hast. Leber- und Nierenerkrankung sind dabei ja auch nur 2 Gefährdungsbereiche, das Risiko-Potential ist aber noch viel umfangreicher.
Deine Vermutung, dass Doxy, aus der Gruppe der Tetracycline, nur bei bereits bestehender Leberschädigung ein Risiko darstellt ist so nicht ganz richtig.
Dazu:
Pharmazeutische Zeitung online: Entgiftung zum Gift: Nebenwirkung Leberschaden
Die Art des Leberschadens durch Tetracycline wird als hepatozellulär angegeben.
Interessanterweise sind Patienten mit vorbestehenden chronischen Lebererkrankungen nicht automatisch für Arzneimittel-induzierte Leberschäden prädestiniert. Tatsächlich ist das Risiko nur bei bestimmten Konstellationen erhöht: Patienten mit HIV-Infektionen, die mit Hepatitis B oder C coinfiziert sind, haben ein erhöhtes Risiko unter antiretroviraler Therapie. Ähnliches gilt für Menschen mit Leberzirrhose. Das Risiko für eine Dekompensation steigt in diesem Fall mit der Verabreichung von lebertoxischen Arzneistoffen.
Ich finde man sollte die Ehrlichiose nicht mit einer Borreliose (bezüglich Gefährlichkeit) auf die gleiche Ebene anheben ( Borrelien können ja sowohl intrazellulär, wie auch extrazellulär vorkommen) und genauso wenig sollte man das Gefährdungspotential von Doxy auf eine Ebene, mit der Verwendung einer heißen Zitrone bringen.
Es gilt schon eine Risiko-Abwägung zu machen.
Liebe Grüße
Ulrike