Antibiotikaresistente Erreger

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Hallo,

hier eine Information zu MRSA und weiteren Antibiotikaresistenten Erregern.

Quelle: Hausverbot für MRSA-Träger (02.11.2010) - DocCheck News

Text von Philip Graetzel, 2.11.2010

Hausverbot für MRSA-Träger©

Im Saarland läuft in diesen Tagen das bisher ambitionierteste Projekt zur Epidemiologie von multiresistenten Staphylokokken in Deutschland. Jeder Patient, der ins Krankenhaus kommt, wird untersucht. Helfen muss unter anderem ein neuer Roboter.
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Die Daten zur bakteriologischen Resistenzsituation in Deutschland sind, sagen wir mal, föderalistisch. Wer sich beispielsweise von der MRSA-Situation ein möglichst objektives Bild machen möchte, muss auf diverse Datenquellen zurückgreifen, die jeweils bestimmte Ausschnitte der Resistenzproblematik in den Fokus nehmen. Da gibt es diverse Kliniknetzwerke, etwa das GENARS-Netz von sieben Universitätskliniken oder der ITS-KISS-Verbund, an dem 483 Intensivstationen beteiligt sind. Es gibt den deutschen Arm des europaweiten EARSS-Registers, außerdem separate Daten beispielsweise des Paul-Ehrlich-Instituts.

Wespe bei der Arbeit

Was bisher fehlte, sind echte flächendeckende Daten. Solche Datensätze sind unter anderem für die Beantwortung der nicht ganz unwichtigen Frage relevant, welcher Anteil der MRSA-Infektionen in Deutschlands Krankenhäusern von ambulant eingeschleppt wird. Das soll jetzt anders werden. Seit dem 18. Oktober, null Uhr, läuft im Saarland erstmals ein flächendeckendes MRSA-Screening auf Ebene eines gesamten, zugegebenermaßen kleinen Bundeslands. Bei allen Patienten, die zur stationären Aufnahme kommen, wird ein Abstrich des Rachens und der Nasenvorhöfe genommen. Diese Proben werden dann auf MRSA hin untersucht. Im Laufe des Projekts, das noch bis zum 12. Dezember läuft, werden insgesamt etwa 30000 Proben entnommen. „Durch das Screening haben wir die Gelegenheit, uns einen Überblick über die Risikofaktoren und MRSA-Lasten für die stationären Einrichtungen des Saarlandes zu verschaffen“, erklärte der saarländische Gesundheitsminister Georg Weisweiler, der das Projekt MRSAar Netz zum Startschuss selbst der Öffentlichkeit vorstellte. ©

Es liegt auf der Hand, dass es eine gewisse logistische Herausforderung bedeutet, die rund 30000 Proben adäquat zügig auszuwerten. Damit hier keine Engpässe entstehen, kommt am Universitätsklinikum des Saarlandes ein so genannter WASP-Roboter zum Einsatz. Wie jeder Stieg Larsson-Leser weiß, heißt WASP eigentlich Wespe. In dem Fall steht es freilich für Walk-Away Specimen Processor, eine noch recht neue Maschine des Herstellers Copan, die automatisiert mikrobiologische Proben anlegt und damit dem Laborpersonal einen arbeitsintensiven Schritt bei derartigen Massenscreenings abnimmt.
Föderalistische Daten sagen: MRSA stabil

Die Daten des Projekts dürfen mit Spannung erwartet werden. Klinikhygieniker haben – allen hysterischen MRSA-Artikeln in diversen Zeitschriften zum Trotz – in den vergangenen Jahren eher eine Stabilisierung als eine Eskalation der MRSA-Problematik beobachtet. So betonte Dr. Christine Geffers vom Hygieneinstitut der Charité Berlin beim Berliner Fortbildungsforum 2010 der Bundesärztekammer, dass die „MRSA-Quote“, also der Anteil der MRSA an allen Staphylococcus aureus-Isolaten, seit etwa 2005 nicht mehr ansteige. Im Jahr 2007 lag die Quote für Blutkulturen laut EARSS-Daten bei 16 Prozent. 2005 und 2006 waren es 21 beziehungsweise 20 Prozent. Bei postoperativen Wundabstrichen sieht es ähnlich aus: Hier lag die deutschlandweite Quote den KISS-Daten zufolge 2007 bei 20,7 Prozent, im Jahr davor bei 21,9 Prozent. Nicht nur stabil, sondern eher rückläufig sind die tatsächlich durch resistente Keime verursachten Infektionen. Das gilt zumindest für jene Kliniken, deren Intensivstationen an MRSA-Surveillance-Projekten teilnehmen. Die Inzidenzdichte lag auf deutschen Intensivstationen Geffers zufolge im Jahr 2007 bei 0,3 nosokomialen MRSA-bedingten Infektionen pro 1000 Patiententage. Zehn Jahre früher waren es noch 0,45.

Neue resistente Keime auf dem Vormarsch

Paradox ist das nur auf den ersten Blick. Denn die Zahl an Infektionen mit methicillinsensiblen Staphylocossus aureus ist stärker zurück gegangen als die MRSA-Infektionen. Die Folge ist, dass die MRSA-Infektionen nur relativ an Häufigkeit zugelegt beziehungsweise nicht abgenommen haben, während die tatsächliche Infektionshäufigkeit gesunken ist. Zunehmen tun dagegen derzeit andere resistente Keime, etwa vancomycinresistente Enterokokken (VRE) und die Extended Spectrum Beta-Lactamase-bildenden Keime (ESBL). Insgesamt sind die aber noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Hier zeigen sich dann auch die Grenzen des Saarland-Projekts, denn diese neuen resistenten Keime werden nicht erfasst. Ein weiteres Limit aus gesamtdeutscher Sicht ist die Tatsache, dass die Resistenzsituation bei allen Keimen regional stark schwankt. Daten aus dem Saarland werden also nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf die Situation in Brandenburg oder Bayern erlauben.
 
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