Zukunftsmedizin Bakteriophargen

James

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Bakteriophargen

Eine neue Waffe gegen resistente Keime!?

Dass auch Bakterien erkranken können, weiß die Wissenschaft schon über 70 Jahre. Bakterien können von Phargen befallen werden. Sie durchlöchern die Schutzhülle der Bakterien und machen sie so verwundbar. Durch diese Löcher können Antibiotika sehr leicht eindringen und wirken, egal ob eine Resistenz besteht oder nicht. Damit konnte die Antibiotika-Menge drastisch verringert und damit auch die fatalen Nebenwirkungen (Darmflora) ausgeschaltet werden.
Des weiteren setzen die Bakteriophargen die kleinen „Minipumpen“ außer Betrieb, mit deren Hilfe die Bakterie ihre giftigen Abbauprodukte nach Außen entsorgt.
Das Problem war bisher, dass die Phargen nur auf ganz bestimmten Bakterien gediehen. In der Uni Wien gelang einer Forschergruppe um Steffen Hagen Phargen zu finden, die nicht so wählerisch sind. Sie befallen auch Stämme wie MRSA, die in 24 – 48 Stunden abgetötet werden. Erfolgreich erprobt wurden die Bakteriophargen in Kombination mit Antibiotika bereits an Mäusen.
Ob die Erkenntnisse weitere Forschung nach sich ziehen, steht in den Sternen. Die Pharma ist sicherlich nicht glücklich, wenn das Geschäft und die Umsätze mit Antibiotika stark rückläufig werden.
 
Ich habe einen Focus-Artikel gefunden, der das Wort "Phargen" enthält:


29.01.2007, 09:00





Viren & Antibiotika

Vereinte Schlagkraft


Bestimmte Viren können die Wirkung von Antibiotika erheblich steigern. Sie schwächen die Krankheitserreger und machen sie so anfällig für Medikamente.
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Initiative Zündstoff Antibiotika-Resistenz
Viele Bakterienstämme sind bereits gegen Antibiotika resistent




Nicht nur Mensch, Tier und Pflanze, auch Bakterien können erkranken. Sie können von sogenannten Bakteriophargen befallen werden, die ausschließlich Bakterien gefährlich werden.

Schon seit Längerem versuchen Wissenschaftler, bakterielle Infektionen mit den winzigen Bakterienkillern zu bekämpfen. Problematisch war bisher, dass die Phargen sich auf ganz bestimmte Erregerstämme spezialisiert haben. Einem Forscherteam um Steven Hagens von der Universität Wien ist es gelungen, weniger wählerische Bakteriophargen zu finden, die gegen verschiedene Krankheitserreger vorgehen. Die Forscher fanden heraus, dass die Winzlinge die äußere Schutzhülle der Bakterien durchlöchern. Zum einen können die Antibiotikamoleküle leichter in das Bakterium eindringen und es so unschädlich machen. Da ein Patient mit viel geringeren Wirkstoffmengen auskommt, wären auch die unerwünschten Nebenwirkungen der Medikamente schwächer – beispielsweise, weil die Darmflora weniger leidet.

Aufgehobene Resistenz

Zum anderen behindern die Viren winzige Pumpen, die in der Zellwand der Bakterien sitzen. Ihre Aufgabe ist es, Giftstoffe aus dem Zellinneren nach außen zu befördern. Die Minipumpen spielen aber auch eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Antibiotikaresistenzen. Kombinationen von Antibiotika und Bakteriophargen könnten somit auch Bakterienstämme, die bereits resistent gegen antimikrobielle Wirkstoffe sind, wieder verwundbar machen.

In Tests mit Mäusen hat sich die Kombitherapie bereits als schlagkräftig erweisen. Geringe Antibiotikadosen waren gegen den multiresistenten Erreger Pseudomonas aeruginosa wirksam. 75 Prozent der Tiere, die neben Antibiotika auch Viren erhalten hatten, überlebten die Infektion, während ihre Artgenossen, die nur Antibiotika erhalten hatten, starben.

Viren & Antibiotika: Vereinte Schlagkraft - News - FOCUS Online


Wenn ich das richtig verstehe, sind Bakteriophagen und Bakteriophargen nicht dasselbe, oder?
 
Und woher wissen diese Bakteriophargen welche Bakterienstämme im Darm die "Guten" sind, und dass sie diese nicht angreifen dürfen ?
 
@notoo

Danke für den Beitrag!

@Binnie

Phargen befallen selektiv nur eine bestimmte Bakterienart, die neu gefundenen eine bestimmte Gruppe.

MfG, James
 
Hiermit befinden wir uns im Bereich der zukünftigen Gentechnik.

Anwendungsgebiete laut wikipedia


Phagen haben in Medizin, Biologie, Agrarwissenschaften vor allem im Bereich der Gentechnologie ein breites Anwendungsspektrum gefunden.
So verwendet man Phagen in der Medizin aufgrund ihrer Wirtsspezifität zur Bestimmung von bakteriellen Erregern. Dieses Verfahren nennt man Lysotypie.
Aufgrund der immer häufiger auftretenden multiplen Antibiotikaresistenzen wird zurzeit intensiv an der Anwendung von Bakteriophagen als Antibiotika-Ersatz in der Humanmedizin geforscht.
Probleme ergeben sich hierbei durch die geringe Stabilität von Phagen im Körper, da sie in recht kurzer Zeit durch Fresszellen als Fremdkörper beseitigt werden.
Diese Anwendung von Phagen als Antibiotika-Ersatz wurde bereits 1916 von Felix d'Hérelle entdeckt, wurde jedoch mit der Einführung der Chemotherapie per Antibiotika als unpraktisch erachtet und geriet in Vergessenheit. D'Hérelle gründete 1934 in Georgien das Eliava-Institut für Phagenforschung, welches heute noch besteht. In der Gentechnik werden temperente Phagen als Vektoren (z. B. der λ Phage) benutzt.

Hierzu werden Phagen so präpariert, dass ihrem Genom die Gene, welche die Virulenz hervorrufen, entnommen und durch Gene ersetzt werden, die für gentechnologische Belange interessant sind, wie beispielsweise Gene, die zur Insulinproduktion benötigt werden.

Diese veränderten Phagen werden nun mit geeigneten Bakterien, zum Beispiel E. coli, in Kontakt gebracht. Nach einer Überprüfung, ob das gewünschte Gen in die Erbsubstanz des Bakteriengenoms integriert wurde (man bedient sich hierzu genexprimierter Antibiotikaresistenzen, die an die zu klonierenden Wunschgene angeschlossen werden) können die modifizierten Bakterienzellen weiterkultiviert werden und das in diesem Falle produzierte Insulin isoliert werden.

Ähnlich werden Phagen in der Agrartechnologie zur Transduktion bestimmter Gene in Nutzpflanzen eingesetzt.
Eine wichtige Anwendung in der Biotechnologie ist das Phagen-Display zur Isolierung neuer Wirkstoffe. Einfacher als die Nutzung von Phagen ist jedoch die Transformation freier DNA, die heutzutage überwiegend zum Transfer in die Bakterienzellen verwendet wird.

Ich liebe es ja immer wieder, wenn der Mensch Gott spielt und sehe die Gentechnik mehr als kritisch. Wie sich die Manipulationen auf gentechnisch manipulierte Pflanzen und Tiere auswirken, wissen wir ja bereits zum Teil.:cool:
 
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