Der Doktor oder der Werber ?

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oli

Wer macht die Diagnose ?
Der Doktor oder der Marketingfachmann ?
Die Antwort sollte klar sein.
Im Folgenden eine interessante Aussage auf der Homepage eines sehr großen Marketingunternehmens:
Durch die ständigen tiefgreifenden Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen stehen alle Unternehmen und Institutionen vor großen Herausforderungen. Wir liefern Einsichten, identifizieren Trends und Problembereiche. Mit strategischen Konzepten maximieren wir den Return on Investment von Kommunikationsaktivitäten und vermitteln die Botschaften unserer Kunden zielgruppengerecht. Wir machen Märkte, indem wir Produkte positionieren helfen. Maßstab unserer Arbeit ist immer Qualität und höchste Professionalität.
Quelle: Expertise - Healthcare

"Wir machen Märkte" und helfen den "Return on Investment" zu maximieren.
Das bedeutet, dass die Gewinne maximiert werden und dass Krankheiten geschaffen werden.

Außerdem heisst es :
Die Healthcare Practice von Burson-Marsteller verfügt über ein enges Netzwerk von Experten aus den Bereichen Recht, Medizin, Pharmazeutik, Politik und Werbung.

Experten aus zb Medizin können dann ganz "wissenschaftlich" und fachmännisch über die Notwendigkeit von Vitamintabletten, Lactobazillen und "sekundären Pflanzenstoffen" (undundund, kennt man ja...) die Verbraucher um den Finger wickeln.
Wer weiss auch, ob nicht Unis, Institute und Praxen in dem "engen Netzwerk" mitarbeiten.
Zugunsten des Patienten ?
Nein, zugunsten des "Return on Investment"...
 
Hallo Oli,

danke, dass du schon wieder so ein heißes Thema aufgreifst!
Man möchte es nicht wahrhaben, aber es ist so. Die Industrialisierung der Medizin, erschüttert unser Wertesystem. Früher sagte man, "nur ein guter Mensch kann ein guter Arzt werden". Heute braucht man einen sehr guten Notendurchschnitt beim Abi. Den haben gute Menschen und auch weniger gute. Je weniger unermüdliche Ärzte aus diesem System herauskamen, desto mehr hat die Industrie die Leitfunktion übernommen.

Inzwischen sind Pillen nichts anderes als Produkte einer Firma. Für diese werden Absatzmärkte gesucht. Die Autoindustrie sucht nach potentiellen Autokäufern, die Pharmaindustrie nach Pillenkäufern. Gesunde brauchen keine Pillen, also ist alles was krank macht oder auch nur so scheint, gut für die Produzenten. Nachdem sich Märkte auch sättigen, muss hin und wieder eine neue Idee her, wofür man manche Pillen auch einsetzen könnte. Die Ärzte haben in dem System meistens die Rolle, die Wiederverkäufer bei anderen Produkten haben. Einige "gute" Menschen, die Ärzte wurden, leiden an dem System, so wie viele Patienten.

Viele Grüße, Horaz
 
Danke, Horaz.

Das o.g. ist sicher jedem, der denken kann, klar.
Wenn man es aber so öffentlich "schwarz auf weiss" zu lesen bekommt, ist das eine Notiz wert.
Finde ich.
Viele Grüße
oli
 
Ja Oli,
aber das müßte doch Konsequenzen haben.
Damit kann niemand mehr naiv zum Doktor gehen, um einfach auf Hilfe für seine Beschwerden zu hoffen. Außer es gibt eine sehr lange emotionale Beziehung. Die Verantwortung für die Gesundheit geht wieder voll an den einzelnen zurück und die Meinung eines Doktors müßte den Wert eines von mehreren haben. Der Gedanke, die Gesundheit in irgendwelche Hände eines Systems zu legen, ist vollständig gescheitert.
Gruß, Horaz
 
Ja Oli,
aber das müßte doch Konsequenzen haben.
Damit kann niemand mehr naiv zum Doktor gehen, um einfach auf Hilfe für seine Beschwerden zu hoffen.

Horaz, ich schrieb:
Das o.g. ist sicher jedem, der denken kann, klar.

Da liegt genau das Problem. Ich habe leider das Gefühl, dass immer weniger Leute (oder war es schon immer so ?) in der Lage sind, komplex und kritisch zu denken. Selbst intelligente Leute wie Akademiker sagen so Sachen wie: "Letztens las ich aber in der Apotheken-Umschau, dass Amalgam gesund ist". Oder: "Naja, dass Mobilfunk unschädlich ist, ist ja bekannt. Außerdem würden die das ja nie zulassen, dass wir alle geschädigt werden...".

Aber das würde nun zu weit führen, Fakt ist, dass immer noch ein riesengroßer Anteil der Menschen einer Person im weißen Kittel (sei es Arzt, HP oder Psychologe oder...) offenbar fast alles glaubt.
 
Ein paar Zitate von berühmten und weniger berühmten Menschen füge ich ein zum Nachdenken.

Ärzte geben Medikamente, über die sie wenig wissen, in Menschenleiber, über die sie noch weniger wissen, zur Behandlung von Krankheiten, über die sie überhaupt nichts wissen. Voltaire, französischer Schriftsteller, 1694 - 1778

Früher, als junges Mädchen, mußte ich mich beim Arzt immer ganz ausziehen. Heute brauche ich nur noch meine Zunge zeigen. Schon allein daran kann man erkennen, welche Fortschritte die Medizin gemacht hat. Franz Kern, biofranz, geb. 1944

Kein Medikament ist in der Lage, ein Lächeln, ein Streicheln oder einen Kuss zu ersetzen. Franz Kern, biofranz, geb. 1944

Wenn ein Arzt hinter dem Sarg seines Patienten geht, folgt manchmal tatsächlich die Ursache der Wirkung. Robert Koch, deutscher Mediziner, 1843 - 1910

"Ärzte sollten Menschen gesünder machen, anstatt ihnen Chemikalien zu verordnen". Dr. Thomas Kroiss

Wenn jeder nur zehn Rezepte kochen könnte, gäbe es weniger ernährungsbedingte Krankheiten. Claus Leitzmann

Die Zeit, die man im Laufe seines Lebens in Wartezimmern verbringt, würde ausreichen, selbst Medizin zu studieren. Werner Winkler

Erst wenn die Ärzte für jeden Geheilten eine anständige Prämie bekommen, dann haben sie wieder so richtigen Spaß an ihrem Tun, zudem bleibt ihnen dann genügend Geld, sich auf eigene Kosten weiterzubilden. Franz Kern, biofranz, geb. 1944

Mündige Patienten müssen aktive Patienten werden, die sich nicht nur Gesundheit verordnen lassen, vielmehr ihren Lebensstil und ihr Wohlergehen selbst in die Hand nehmen und ihre Gesundheit wieder als Eigentum verwalten. H. Schipperges

Je mehr der Mensch den Gesetzen der Natur treu bleibt, desto gesünder wird er bleiben, je mehr er sich davon entfernt, desto eher kommt Krankheit. Christoph Wilhelm Hufeland

Das universitäre medizinische Wissen war wahrscheinlich noch nie so groß wie heute – die wissenschaftliche medizinische Forschung hat in den letzten Jahrzehnten Immenses geleistet. Und noch nie stand uns soviel dokumentiertes empirisches Wissen zur Verfügung wie heute. Dieses Wissen nicht unreflektiert sondern sinnvoll umzusetzen ist jetzt an der Zeit. Dadurch sparen wir nicht nur das eine oder andere Forschungsgeld ein, gemeinsam haben wir die Chance zu einer individuellen Gesundheit zu gelangen. Die Ressourcen sind alle da – die interaktive Medizin nutzt sie. Susanne Fischer, Zentrum der interaktiven Medizin

Die moderne Medizin kümmert sich um deine Krankheiten. Von diesen lebt sie, und nicht schlecht. Um deine Gesundheit musst du dich selber kümmern. Dr. Johann Georg Schnitzer

Eine günstige Fehldiagnose ist immer noch wirksamer als die beste Medizin. Markus M. Ronner, schweizer Publizist, geb. 1938

Gruß Franz
 
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