Allergie oder Unverträglichkeit?

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Unverträglichkeit oder Allergie?
Wenn kurz nach dem Essen der Magen wehtut, die Schleimhäute anschwellen oder der Darm rumort, denken viele sofort an eine Allergie. Doch diese Diagnose stimmt nicht immer, denn oft ist das Immunsystem gar nicht für die Beschwerden verantwortlich. In diesem Fall spricht man von einer Lebensmittel-Unverträglichkeit, beziehungsweise einer Lebensmittel-Intoleranz. Weil die Symptome ähnlich sein können, werden Unverträglichkeiten oft mit Allergien verwechselt. Die Ursachen für beide Erkrankungen sind jedoch unterschiedlich. Bei einer Allergie antwortet der Körper mit einer immunologischen Reaktion auf bestimmte Stoffe, auch Allergene genannt. Sie werden als "Eindringlinge" erkannt und entsprechend bekämpft. Häufig liegen zusätzlich Symptome anderer allergischer Erkrankungen wie Asthma, Neurodermitis, allergischer Schnupfen oder eine allergische Bindehautentzündung vor. Bei einer Allergie kann schon die fünftausendstel Menge eines Teelöffels ausreichen, um eine entsprechende Reaktion auszulösen. Bei einer Lebensmittel-Unverträglichkeit hingegen ist es möglich, dass bei kleinen Mengen des Nahrungsmittels noch keine Beschwerden auftreten. Im Gegensatz zu Intoleranzen werden Allergien im Laufe des Lebens eher schlimmer und können in Einzelfällen sogar tödlich enden. Auch eine Lebensmittel-Unverträglichkeit kann tödliche Folgen haben, die Wahrscheinlichkeit ist allerdings weitaus geringer als bei Allergien. Intoleranzen sind in der Regel darauf zurückzuführen, dass im Körper ein bestimmtes Enzym fehlt, beziehungsweise in zu geringer Menge vorhanden ist.
www.planet-wissen.de/pw/Artikel
 
Mit Erlaubnis von uli kopiere ich hier sein Posting in einem anderen Forum hinein, einschließlich der jetzt nachgelieferten Angabe seiner Quelle:

Nahrungsmittelinduzierte ADHD-Symptomatik
Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Ursächlich für nahrungsmittelinduzierte ADHD-Symptome können sein:
· Nahrungsmittelallergien
Nahrungsmittelallergien entstehen durch Immunreaktionen. Im Prinzip kann jedes Nahrungsmittel oder jeder Nahrungsmittelbestandteil eine allergische Reaktion auslösen. So sind z.B. alleine bei der Milch ca. 25 verschiedene Eiweiße bekannt, von denen gegen jedes Einzelne eine Allergie bestehen kann. Generell wird zwischen 6 verschiedenen Allergietypen unterschieden, wobei nur die folgenden bei Nahrungsmitteln bedeutsam sind:
o Typ I Allergie (IgE-Antikörper-vermittelte Sofortreaktion)
o Typ III Allergie (IgG-Immunkomplex-vermittelte Reaktion)
o Typ IV Allergie (T-Zell-vermittelte Entzündungsreaktionen vom Spättyp)

Die klassische allergische Reaktion des Soforttyps (Typ I) gehört zu den häufigsten Formen der Nahrungsmittelallergien und unterliegt IgE-vermittelten immunologischen Reaktionen. Aus noch nicht gänzlich geklärten Gründen werden die antikörper-produzierenden B-Zellen zu einer falschen Antikörperbildung angeregt. Anstelle der Immunglobuline M und G wird das Immunglobulin E (IgE) gebildet. Dieses IgE bindet sich über bestimmte Rezeptoren an die Mastzellen (ein Zelltyp im Bindegewebe).
Durch beim Allergiker vorhandene große Mengen an IgE werden die Mastzellen wiederum dazu veranlasst, im Übermaß bestimmte Botenstoffe, wie u.a. das Histamin freizusetzen. Der schnelle Ablauf dieser Reaktionen führt zu den Krankheitssymptomen der IgE-vermittelten Sofortreaktionen.

Nahrungsmittelallergien folgen aber nicht unbedingt dem Typ der Sofortreaktion, so werden auch IgG-vermittelte Reaktionen beschrieben, die erst nach Stunden oder auch Tagen auftreten. Die Typ III Allergie ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht IgE sondern Antikörper der Klasse IgG beteiligt sind. Es werden Antigen-Antikörper-Komplexe gebildet, die als Immunkomplexe im Blut zirkulieren, bei deren Beseitigung durch die sog. Fresszellen umliegendes Gewebe stark geschädigt werden kann.
Der im Zusammenhang mit dem nahrungsmittelinduzierten ADHD - bedingt durch allergische Reaktionen - auftretende Mechanismus wird deshalb vorrangig in der IgG-Aktivität und der daraus resultierenden Verbindung von Antigenen und Antikörpern zu unlöslichen Immunkomplexen vermutet.

Bei der Typ IV Allergie liegt eine Reaktion der T-Lymphozyten vor. Hier sind Botenstoffe (Zytokine) und nicht Antikörper für die Beschwerden verantwortlich, die 24-72 Stunden nach Kontakt auftreten können.
Für die Diagnose von Nahrungsmittelallergien gibt es jedoch keine hundertprozentig sichere Testmethode. Darüber hinaus erfasst der Pricktest (Aufbringen kleinster Mengen von Testflüssigkeiten auf die Haut des Unterarms) und der RAST-Test (ein Labortest der untersucht, ob das Blut des Patienten auf isolierte Allergene reagiert) oder der Läppchentest (bei dem auf die Rückenhaut allergenhaltige Läppchen aufgeklebt werden) nur die Typ I Allergien durch das zirkulierende und an Mastzellen gebundene IgE und damit nur einen Typ der möglichen Immunantworten.
Voraussetzung für viele Menschen, eine allergische Erkrankung zu bekommen, ist eine ererbte Fähigkeit, Antikörper zu bilden. Neben dieser Disposition ist für eine Antikörperbildung aber auch erforderlich, mit dem jeweiligen Stoff ( meist dann auch länger ) Kontakt gehabt zu haben. Dabei kann auch bereits eine Sensibilisierung stattgefunden haben, ohne dass der Betroffene schon Krankheitszeichen verspürt.
Weitere Faktoren, wie die Menge der Allergenzufuhr oder das Auftreten von Begleiterkrankungen wie z.B. Infekte oder andere Umstände, die den Organismus vorübergehend schwächen (wenig Schlaf, psychischer Stress, eine nicht intakte Darmfora und vieles andere mehr), können eine Wegbereiterfunktion für eine Allergie einnehmen.

Auch eine zu frühe Antigenzufuhr im Säuglingsalter (z.B. durch Kuhmilchprodukte nach dem Abstillen) ist ein Faktor, der eine Nahrungsmittelallergie begünstigt.
· Nahrungsmittelintoleranzen
o Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit): Die Ursache einer Laktoseintoleranz ist ein Enzymdefekt******, der angeboren, durch Begleiterkrankungen von Darmkrankheiten erworben sein kann oder bei dem die Enzymaktivität aus bisher unbekannten Gründen mit zunehmendem Alter unwiederbringlich abnimmt.
Der Organismus der Betroffenen produziert eine zu geringe Anzahl an Laktase-Enzymen, die zur Verdauung der Laktose im Darm benötigt werden. Durch die im Dünndarm nicht oder auch vermindert stattfindende Fermentierung durch Laktase-Enzyme gelangen die Milchzuckermoleküle in unverändertem Zustand in den Dickdarm und werden von den dort befindlichen Bakterien vergärt. Die Abbauprodukte aus diesem chemischen Prozess sind für das Beschwerdebild der Laktoseintoleranz (vielfältige Beschwerden des Verdauungstraktes, die als typisch für das Reizmagen-Syndrom gelten und eine große Anzahl unspezifischer Beschwerden wie z.B. chronische Müdigkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, innere Unruhe, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen etc.) verantwortlich.

o ***** Anmerkung :Uli
Man weiß inzwischen, dass dieser „Enzymdefekt“ kein „Defekt“ ist, sondern genetisch festgelegt . Milchzucker ist das Hauptkohlenhydrat einer jeden Muttermilch, zu dessen Synthese (-Verstoffwechslung ) die Bürstensaumzellen des Dünndarms das Enzym Laktase bilden – solange gestillt/gesäugt wird. Nach dem Abstillen /Entwöhnen stellen diese Bürstensaumzellen bei 100% der Säugetiere und bei etwa 75% der gesamten Weltbevölkerung die Enzymproduktion ein, da Muttermilch von der Natur nur als „Erst-Nahrung“ vorgesehen ist und nach der Stillphase dieses Enzym nicht mehr benötigt wird.
Bei Menschen, die dieses Enzym länger- über die Stillphase hinaus- , bilden, hat eine Genmutation stattgefunden, über deren Sinn (oder Unsinn)noch heftig debattiert wird.
Milch( artfremde Säuglingsnahrung) ist entwicklungsgeschichtlich ein sehr „neues“ Nahrungsmittel, denn erst durch Sesshaftwerdung und Domestizierung von Tieren konnte man sich diese „Milchquelle“ erschließen. Dieser Prozess fand seinen Beginn etwa vor 8 000 Jahren .
„Milchtrinker“ stellen weltweit die absolute Minderheit dar – es sind dies`“nur“ Nordeuropäer und deren Abkömmlinge = Emigranten, die vor ein paar 100 Jahren Nordamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland eroberten.
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o Intestinale Fructoseintoleranz (Fruchtzuckermalabsorption, die immer von der hereditären Fructoseintoleranz, einer seltenen erblichen Stoffwechselkrankheit abgegrenzt werden muss): Der Fructosemalabsorption liegt ein defektes Transportsystem im Dünndarm zu Grunde. Dieses kann ererbt oder auch auf eine gestörte Darmflora zurückzuführen sein. Dadurch wird die aufgenommene Fructosemenge im Dünndarm nur unzureichend resorbiert und es treten hohe Konzentrationen von Fructose vom Dünndarm in den Dickdarm über, die von den dort befindlichen Bakterien ebenfalls vergärt werden. Auch hier entsteht je nach Art und Menge der Dickdarmbakterien ein chemischer Prozess, dessen Abbauprodukte für die Beschwerden der Fructosemalabsorption verantwortlich sind. Das Vorkommen der Fructosemalabsorption wird in der Bevölkerung der Zivilisationsländer sehr hoch eingeschätzt, wobei nur bei der Hälfte der Betroffenen Beschwerden auftreten. Die Beschwerden ähneln denen der Lactoseintoleranz, wobei auf Grund eines mit der Fructosemalabsorption scheinbar ursächlich in Zusammenhang stehenden Zink-, Folsäure- und Tryptophanmangels ein vermehrtes Auftreten von depressiven Symptomen und auch ein geschwächtes Immunsystem beobachtet wurden. Mit der Fructosemalabsorption ist häufig auch eine Malabsorption der Zuckeralkohole Sorbit und Xylit vergesellschaftet.
o Histamin-Intoleranz: Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem Histamin oder anderer biogener Amine (z.B.in Schokolade), deren Ursache ein Mangel des Enzyms Diaminoxidose (DAO) oder ein Missverhältnis zwischen Histamin und der DAO ist. Das mit der Nahrung aufgenommene Histamin wird beim Durchtritt durch die Darmschleimhaut durch die dort sitzende DAO abgebaut. Die DAO ist ein empfindliches Enzym, das von verschiedenen Substanzen wie z.B. Alkohol oder Medikamenten gehemmt werden kann oder was bei entzündlichen Darmerkrankungen vermindert sein kann. Hohe Histaminwerte sind z.B. in Nahrungsmitteln enthalten, die bei ihrer Herstellung einer bakteriellen Fermentation unterliegen oder zu einem raschen mikrobiellen Verderb neigen.
Weiterhin können Histaminfreisetzungen durch Nahrungsmittel erfolgen, die sog. Histaminliberatoren enthalten (z.B. in Erdbeeren, Zitrusfrüchten, Tomaten).
Viele der alltäglichen Nahrungsmittel können erhebliche Mengen an Histamin enthalten, der Substanz die bei allen Soforttypallergien als Hauptmediator (Hauptentzündungsstoff) eine zentrale Rolle spielt.
Die Diagnose der Laktoseintoleranz und Fructosemalabsorption wird durch einen H2-Atemlufttest, durch den bereits kleinste Mengen an malabsorbierten Zuckern auf Grund der Wasserstoff-Ausscheidungen erfasst werden, gesichert. Die Feststellung einer Histamin-Intoleranz erfolgt durch Messung des Histamin-Spiegels und DAO-Spiegels im Blut.
· Pseudoallergien: Von Pseudoallergien spricht man, wenn es ohne die Vermittlung von Immunglobulinen zu einer überschießenden Reaktion kommt; dennoch werden Botenstoffe wie Histamin aus den Mastzellen freigesetzt, die zu ähnlichen Symptomen wie bei einer "echten" Allergie führen. Dies ist vor allem bei Nahrungsmittel-Zusatzstoffen, Pestizidrückständen, bei Bestandteilen von Medikamenten und Nahrungsmitteln mit hohem Salizylsäuregehalt der Fall.

https://www.bv-auek.de/Seiten/Leseecke/NahrungsmittelinduziertesADHD-280207.pdf
ab Seite 3
Uli
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aber leider: auch dieses Buch wird nicht mehr aufgelegt! X( :
Dr. Anne Calatin
Kursbuch Eltern: Das hyperaktive Kind
ISBN 3-453-06061-X
Erscheinungsjahr 1992!

Bis auf einige "Fehler" mit das Beste, was ich zu diesem Thema bisher gelesen habe!
Fehler insofern, da vor 12 (und mehr) Jahren das Krankheitsbild der erworbenen Fruktosemalabsorption und Sorbitintoleranz wohl noch unbekannt war : Fruktose, Sorbit und Mannit z.B. werden hier noch als absolut unbedenklich eingestuft und noch empfohlen!
Dadurch ist auch in diesem Buch der durch die Malabsorptionen hervorgerufene Tryptophan -> Serotonin-Mangel noch nicht bekannt.
Fr. Calatin hatte vor 12 Jahren wohl noch die berechtigte Hoffnung, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Pseudoallergien/Malabsorptionen als Ursache von Hyper-/Hypoaktivität erkannt werden würden und durch entsprechende Ernährung "behandelbar" sein würden -
nur hat sich diese Hoffnung leider zerschlagen: die Ritalinfraktion ruft unüberhörbar laut - mit ihr die "Therapeuten", die "Verantwortlichen" - so laut, dass die Nachdenklicheren unter den "Verantwortlichen" nicht mehr gehört oder gar "mundtot" gemacht werden, indem Gedankenansätze in Richtung NMA/NMU von vorneherein als Hirngespinste abgetan werden.
Es scheint sehr viel einfacher und - vor allem - gewinnbringender zu sein, die "lieben Kleinen" gleich an die tägliche Dosis von "heilsbringenden" Medikamenten zu gewöhnen X(

Man darf gespannt sein, wann auch das Buch von Prof. Doris Rapp vom Markt "verschwinden" wird!
uli
ADS - ADHD
 
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