Friesische Minderheit ins Parlament

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Als Abkömmling dieses stolzen Volkes bin ich natürlich vollkommen dafür! :D

Auf ein Wort | 28.12.2007 18:20 Uhr
Die Friesen kommen

Jetzt ist Schluss. Mit Gelächter. Geläster und Gelaber auf unsere Kosten.
Witze und Tee. Dazu ein bisschen Folklore am Meer. Ha!
Friesen, das sind nicht nur die urigen Eingeborenen mit den lustigen Namen an der Küste und auf diesen netten Inseln und Halligen.
Wir sind anders. Wir sind viele. Wir sind die Friesen.
Ich höre schon die Sprechchöre am Brandenburger Tor.

Und da fängt das Problem leider auch an. Denn niemand versteht unsere Sprache. Das Friesische.
Gerade deshalb blieben wir bis jetzt ja mehr so unter uns. In unseren Reetdachkaten und Friesenstuben. Aber jetzt reicht es.

Wir wollen jetzt dahin, wo alle hinwollen, die etwas zu sagen haben. Auf hochdeutsch, können wir nämlich auch. Wir kommen in friesischer Absicht. Ins Parlament. Und zwar ohne Hindernisse, wie diese alberne Fünf-Prozent-Hürde. Dürfen die Dänen in Schleswig-Holstein ja auch. Diese Regeln sind sowieso nicht unsere. Haben eh schon immer das gemacht, was wir wollten. Lesen sie mal nach, was dem ersten Missionar passiert ist, als er versuchte uns zu bekehren. Bonifatius, 755. Na ja, ist immerhin später als Märtyrer heilig gesprochen worden.
In Nordfriesland, wo ich her komme, da sagt man: Lieber tot als Sklave. Lever duad as slav. Alles klar?

Bisher haben wir ja viel ausgehalten. Nicht nur die Kollegen aus Ostfriesland mit den Scherzen.
Eine der ersten Erwähnungen der Friesen findet sich zum Beispiel beim römischen Geschichtsschreiber Tacitus um 100 nach Christus. Und gleich die erste Beleidigung: Frisia non cantat. Etwa: der Friese ist unmusikalisch. Super. Unsere Rache: Seit Jahrzehnten machen Sänger und Dichter aus ganz Deutschland auf Sylt in Nordfriesland Urlaub und lassen sich von uns und unserem Land inspirieren. So kann man das nämlich auch sehen.

Wir haben lange genug auch diese ganze Vermarktungsnummer in unserem Namen geduldet.
Friesengold. Friesentaler, Friesenwaffeln, friesisch blau, friesisch herb, friesischer Wein. Das Lied gäbe es bestimmt auch, wenn Udo Jürgens mal bei uns gewesen wäre.
Vielen Menschen, auch in Norddeutschland, scheint der Begriff friesisch ein rein verstärkendes Attribut zu sein für ursprünglich, natürlich, echt. Wie die Original Oberkrainer. Oder der wahre Heino. Aber das ist eben nicht die ganze Wahrheit.

Die Würde des Friesen ist unantastbar. Bisher hat das anscheinend nicht gegolten. Aber das holen wir jetzt nach.
Endlich.

Wir sind eine Minderheit. Sagt die EU. Die in Berlin und Hannover sagen das noch nicht. Aber das wollen wir noch mal sehen. Minderheit, das klingt ein bisschen nach Ureinwohnern wie in Amerika. Also bitte. Dann wollen wir auch alle Rechte. Reservate, eigene Verwaltung, Handel mit Feuerwasser und Satteldecken, machen wir ja sowieso schon so ähnlich. Und vielleicht auch, wie in den USA die Indianer, eine Lotterie-Lizenz: Wer uns zum Lachen bringt, gewinnt.

Friese sei mit Euch.

Autor: Ocke Bandixen

Stand: 28.12.2007 16:59 Uhr
NDR Info - Programm - Sendungen

Mehr zu diesem aufregenden Thema findet man hier:

Wiesbadener Kurier · Kein Witz: Friesenpartei will ins Parlament - Nationale Minderheit möchte sich in den Landtag von Niedersachsen einklagen / Motiv: Frust über die SPD

"Die Friesen" wollen sich ins Parlament klagen - Nachrichten Hamburg - WELT ONLINE

:D Moin moin, von
Leòn
 
Im Ernst?

Ganz so neu, exotisch und absurd ist dieses Anliegen gar nicht. Bereits 1993 und 2006 hat der SSW in Schleswig - Holstein entsprechende Gesetzesvorstöße gemacht:

Minderheitenschutz soll
Staatsziel werden


SSW will autochthone Minderheiten im
Grundgesetz unterbringen ....

... Antragstellerin Anke Spoorendonk, Vorsitzende des SSW im Landtag, bezeichnete den Schutz der autochthonen Minderheiten als "Herzensangelegenheit". 200.000 Menschen in Schleswig-Holstein gehören einer solchen, "seit Jahrhunderten im Lande heimischen Minorität" an. Mit der Forderung nach Aufnahme der Kultur nimmt der SSW eine Forderung der Bundestags-Enquète-Kommission "Kultur in Deutschland" auf. Der Minderheiten-Passus wird auch vom Minderheitenrat der vier nationalen Minderheiten in Deutschland angemahnt. Hierzu zählen die Dänen, die Friesen, die Sorben sowie die Sinti und Roma. Bereits 1993 war im Schleswig-Holsteinischen Landtag ein ähnlicher Vorstoß verabschiedet worden....

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Moin Leon,
sorry wenn ich vielleicht ein dumme Frage stelle, aber gehört "Friesland" nicht zu Niedersachsen? *grübel*

Ich mein unser "nachbarkreis" würde "friesland" heißen so wie die KFZ-Kennzeichen "Frie" oder "Fri" (menno hier steht gerad kein Auto seufz) als Anfang haben und meine "Wahlheimat" ist nunmal "Wilhelmshaven" (WHV).

Ich find übrigens das friesische Platt echt gut, auch wenn ich nicht alles verstehe, aber geschrieben geht das eigentlich meistens recht gut.... nur wenn meine Nachbarin (über 90!) anfängt platt zu schnacken ... dann steh ich dumm da *seufz*

Liebe Grüße,
Cailly
 
Moin Cailly,

Ostfriesland gehört zu Niedersachsen, Nordfriesland zu Schleswig Holstein. Westfriesland liegt in den Niederlanden.

Die Friesische Minderheit

Die Friesen sind ein Volksstamm in den Niederlanden, Deutschland und
Dänemark, der erstmalig 12 v. Chr. erwähnt wurde. Etwa um das Jahr 800
besiedelten die Friesen die heutigen nordfriesischen Inseln zwischen
Eiderstedt und Sylt. Heute teilen sich die Friesen in drei Gruppen auf:
Die Westfriesen in den Niederlanden, die Ostfriesen an der Küste
Niedersachsen und die Nordfriesen an der Küste Schleswig-Holsteins.
www.g-bettin.de/cms/default/dok/161/161949.die_friesische_minderheit.html

Es gibt eine weitere friesische Minderheit auf der östlichen Weserseite, im Land Wurten - oder auch Land Wursten, die sogenannten "Wurstfriesen". Der Begriff leitet sich von den Wurten (künstlich errichtete Hügel für die Besiedelung) ab.

Dein Nachbarkreis Friesland umfasst, wenn ich das richtig weiß, das westliche Ostfriesland, mit den Gemeinden Wangeroge, Wangerland, Jever, Schortens, Sande, Zetel, Bockhorn und Varel! - Sollte ich eine Gemeinde vergessen haben: sorry! Er besteht seit 1933.



Ostfriesland besteht aus der kreisfreien Stadt Emden sowie den Landkreisen Aurich, Leer und Wittmund. Diese bilden – von kleineren Grenzkorrekturen abgesehen – das Gebiet des ehemaligen Fürstentums Ostfriesland (1464 bis 1744), das später als Regierungsbezirk Aurich (bis 1978) innerhalb Preußens und später Niedersachsens fortbestand. Die Einwohner dieses Landstriches sind die einzigen, die sich heute noch uneingeschränkt als Ostfriesen bezeichnen. Zudem sind die Stadt und die drei Kreise das Gebiet, das von der Ostfriesischen Landschaft, dem „Kulturparlament“ der Ostfriesen, betreut wird.

Geografisch umfasst Ostfriesland nach landläufiger Meinung [1] [2] [3] [4] darüber hinaus den Landkreis Friesland mit Sitz in Jever, die kreisfreie Stadt Wilhelmshaven sowie das Saterland. Die große Mehrheit der Menschen in diesen Gebieten sehen sich nicht als Ostfriesen im eigentlichen Sinne. Wilhelmshaven und der Landkreis Friesland befinden sich östlich Ostfrieslands.
Ostfriesland - Wikipedia

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Ich vergaß: das Ostfriessich ist kein "Platt" im eigentlichen Sinne, sondern ein friesischer Dialekt, also eine eigene Sprache. Wenn jemand Ostfriesisch spricht, dann ist das schlicht nicht zu verstehen, es sei denn, man hätte es gelernt.
Unser Hochdeutsch hat mehr Bezugspunkte zum Niederländischen als zum echten Friesisch!

Ein Beispiel:

Eala Frya Fresena
ist ein ostfriesischer Wahlspruch und zentraler Ausdruck der Friesischen Freiheit. Er wurde am Upstalsboom, einem mittelalterlichen Versammlungsplatz nahe Aurich, von den versammelten Friesen ausgerufen.
...........
Die Antwort auf Eala Frya Fresena ist im ostfriesischen Niederdeutsch der Ausruf Lever dood as Slaav (Lieber tot als Sklave). Letzterer Ausspruch ist auf Nordfriesisch Lewwer duad üs Slaav zugleich Wahlspruch im nordfriesischen Wappen.
Eala Frya Fresena - Wikipedia

Pidder Lüng.

von Detlef von Liliencron

»Frii es de Feskfang,
frii es de Jaght,
frii es de Strönthgang,
frii es de Naght,
frii es de See, de wilde See
en de Hörnemmer Rhee.«


Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
»Heut fahr' ich selbst hinüber nach Sylt
und hol' mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
sollen sie Nasen und Ohren lassen,
und ich höhn' ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
stützt finster sich auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
»Die Obrigkeit helf' ich die Frevler zu packen,
in den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
und der Ritter, der Priester springen ans Land,
und waffenrasselnd hinter den beiden
entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!

Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!

Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
und verbeugt sich noch einmal: »Ihr erlaubt,
daß wir Euch stören bei Euerm Essen,
bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
und Euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav!«

Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
»Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
Wir waren der Steuern von jeher frei,
und ob du sie wünscht, ist uns einerlei!
Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!«

»Bettelpack,« fährt ihn der Amtmann an,
und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann,
»du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.«
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!

Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
»Nun geh an deinen Trog, du Schwein!«
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnt's von drinnen:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
er schleppt an den Napf den Amtmann heran
und taucht ihm den Kopf ein und läßt ihn nicht frei,
bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
brüllt er, die Türen und Wände zittern,
das stolzeste Wort:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
durchbohren den Fischer und zerren ihn fort;
in den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
ruft noch einmal im Leben, im Sterben
sein Herrenwort:
»Lewwer duad üs Slaav!«


Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Moin Leon,
hm, also ich find es erstaunlich, aber die "Friesen" werden immer ein wenig sauer wenn man sie als "ostfriesen" bezeichnet :eek:)

Die gebürtigen Wilhelmshavener übrigens auch ;)

Was die Sprache betrifft, so sind mir einige Gemeinsamkeiten mit Gälisch und Bretonisch aufgefallen - möglicherweise stammt ja auch das "Friesisch" vom ursprünglichen "Keltisch" ab ?

Liebe Grüße,
Cailly

PS: den Wahlspruch mag ich :cool:
 
Hallo Cailly,

friesisch ist die Sprache der "germanischen Stammesgruppe", den Friesen. Insoweit hat friesisch ähnliche indoeuropäische Wurzeln wie die keltischen Dialekte. Antikefan --> Die Germanischen Stämme
Durch die Auswanderung von Angeln und Sachsen nach Great Britain kam es zur Vermischung von keltischen und germanischen Dialekten, in Britannien.

Die Ostfriesen verstehen sich als "Friesen"; wenn sie empfindlich reagieren, drücken sie damit ihre Stammeszugehörigkeit aus :D!
Außerdem ist der Begriff Ostfriese seit den siebziger Jahren ein wenig durch die einschlägigen Witze belastet :D!https://www.symptome.ch/vbboard/humor/15117-ostfriesenwitze.html#post122888

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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