Zentrumspartei / CDU

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MisterX

Die Zentrumspartei - heute CDU/CSU - hat ja eine erstaunliche Geschichte hinter sich.
Vor allem zeigt sie auch besonders gut, wie mit (angeblich harmlosen) Glauben - bis heute - gigantische Machtansprüche gedeckelt werden.

Deutsche Zentrumspartei - Wikipedia

Christlich Demokratische Union Deutschlands - Wikipedia

Am 5. Mai 1933 gab Kaas den Parteivorsitz an Heinrich Brüning ab. Dieser taktierte zurückhaltend und wollte das Zentrum durch die Bereitschaft zu einer Zusammenarbeit mit der NSDAP erhalten, musste jedoch bald erkennen, dass auch das Zentrum nicht zu halten war. Nach dem Abschluss des Reichskonkordats verlor die Partei auch noch den Rückhalt im Vatikan und sah sich Drohungen seitens der NSDAP und Verhaftungen führender Mitglieder gegenüber. Joseph Goebbels forderte am 28. Juni 1933 Brüning auf, „schleunigst seinen Laden zu schließen“, andernfalls werde man den „Experimenten“ dieser Partei nicht länger zusehen. Das Zentrum löste sich am 5. Juli 1933 als letzte der so genannten bürgerlichen Parteien selbst auf.
:idee:

Reichskonkordat - Wikipedia


Hitler agierte in den ersten Monaten des Jahres 1933 auf der Grundlage der seiner Regierung durch Hindenburg übergebenen Macht. Auch in der letzten nach dem Recht der Weimarer Republik abgehaltenen Wahl am 5. März 1933, deren Wahlkampf bereits durch Verbote anderer Parteien und Repressalien der politischen Gegner durch Terror und Propaganda gekennzeichnet war, erhielt die NSDAP mit etwa 44 Prozent nicht die absolute Mehrheit der Stimmen. Die Nationalsozialisten schafften es jedoch mit den Stimmen aller anderen Parteien außer SPD und KPD (siehe Tag von Potsdam), im Reichstag die nötige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 24. März zu erlangen, das die Macht unter Ausschaltung des Parlaments auf Hitler übertrug und schließlich auch zum Verbot sämtlicher Parteien außer der NSDAP, verwendet wurde.

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei - Wikipedia

Also ist die Zentrumspartei im Prinzip daran Schuld, dass alle Parteien (außer NSDAP) verboten wurden ... ?! :eek:


Liebe Grüße :bang:
 
Natürlich hast Du damit vollkommen Recht, Ixie! Welcher einigermaßen von Vernunft gestreifte Mensch dieses Landes und unseres Jahrhunderts, könnte dem ernsthaft wiedersprechen?

Meine Frage aber ist: worauf, Sonnyboy, willst Du hinaus?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leòn :cool:

Ich interessiere mir zur Zeit gerade für die Geschichte der BRD - die ich ja nur sehr oberflächlich, und wahrscheinlich auch nur verzerrt kenne. Fand es eben sehr interessant! Aber natürlich auch sehr schlecht!
Eine wirklich demokratische Partei würde sich m.E. niemals SELBST auflösen wenn es ihr ein Goebbels befiehlt! Sie würde für Demokratie und Freiheit kämpfen!

Lieben Gruß :wave:
 
Hallo X,

die Zentrumspartei und die Rolle des Parlaments in der Weimarer Republik hat nichts mit der BRD zu tun; da ward ihr östlichen Brüder und Schwestern noch voll dabei. Dass Hitler in gewisser Weise legal das Parlament ausschalten konnte, ist eine unglaubliche Schmach der Demokratie. Nur dass die Demokratie damals keinen Stellenwert besaß.

Viele Grüße, Horaz
 
Klar Horaz,
damals waren noch alle dabei - und ein Österreicher ganz besonders :D
Mir ist es eben nur über den Weg gelaufen, als ich mich mal für die Stammbäume der CDUs interessiert habe!
Übrigens war die Ost-CDU nach eigenen Angaben eine "Sozialistische Partei" - welche interessanter Weise ursprünglich auch die West-CDU werden wollte.

Das Ahlener Programm aus dem Jahr 1947 wurde maßgeblich von der CDU in den britischen Besatzungszonen geprägt und sah im Sinne eines „christlichen Sozialismus“ vor, sich von einer kapitalistische Sozial- und Wirtschaftsordnung abzuwenden. Die "Düsseldorfer Leitsätze" von 1949 befürworteten im Gegensatz dazu die kapitalistische Wirtschaftsordnung im Sinne einer sozialen Marktwirtschaft, die vom ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer sowie Ludwig Erhard als Bundesminister für Wirtschaft in die Praxis umgesetzt wurde. 1953 manifestierte die Partei diese Ausrichtung im "Hamburger Programm".

Christlich Demokratische Union Deutschlands - Wikipedia

Lieben Gruß
 
Hallo X,

der Österreicher, der da dabei war, hat aber Karriere erst in Deutschland gemacht. :D In Österreich galt er als traurige Figur. Falls du dich auch noch für die deutsch-österreichische Geschichte ab 1848 interessiertest, könnte ich mir interessante Diskussionen vorstellen!

Viele Grüße, Horaz
 
Während Österreich nach sowjetischem Vorschlag als neutrales Land wiedervereinigt wurde, schlug Adenauer das sowjetische Angebot nach einem vereinten, neutralen Deutschland aus und lehnte sich an die USA an. Hierfür erfand er die Sogtheorie. Nach dieser Theorie bestand für ein neutrales Deutschland die Gefahr, in den Sog der Sowjetunion zu geraten.

Auch das war mir neu! Adenauer hat zuerst die Teilung herbeigeführt - und nicht die Sowjets :idee:

Lieben Gruß

Ja klar - interessiert mich schon! Kenne sie bisher hauptsächlich aus "Mein Kampf". ;)
Wenn wir schon mal dabei sind: Wie neutral ist Österreich denn eigentlich? So neutral wie die Schweiz ja wohl nicht?!
 
Das ist sehr diffizil! Adenauer wollte mit Deutschland kein sowjetisch abhängiger Staat werden. Die Frage wie weit ein so großes Land wie Deutschland neutral sein kann, war berechtigt. Ob Österreich neutral ist oder nicht, ist nahezu unbedeutend. Ich vermute allerdings, dass damals mit einem für einige Zeit neutralen Deutschland, das Land nicht geteilt worden wäre. Um welchen Preis ist Spekulation. Hätte, würde, könnte, sollte, müßte ....

Viele Grüße, Horaz
 
Hallo X,

was ich meinte ist folgendes:
Die deutsche und die österreichische Geschichte können kaum getrennt werden.
Als nach den napoleonischen Wirren die Frage eines deutschen Nationalstaates anstand, wurde 1848 in der Frankfurter Paulskirche heftig darüber diskutiert, ob dieser Staat Österreich beinhalten sollte oder nicht. Unter der Führung Preußens setzte sich der Gedanke durch, dass die "kleindeutsche" Lösung anzustreben sei. Ein deutsches Reich inklusive Österreich galt als die "großdeutsche" Lösung. Gegründet wurde dann das Deutsche Reich ohne Österreich. Viel später berief sich Hitler auf die "großdeutsche" Lösung und so entstand der Name vom Großdeutschen Reich.

Viele Grüße, Horaz
 
Naja, Leòn,
von der kleinen Markgrafschaft über ein großes Kaiserreich zu einer kleinen Republik, so könnte man auch sagen. Aber im Grund immer verwoben mit der deutschen Geschichte. Und das einzige der vielen deutschen Länder, die außerhalb Deutschlands einen eigenen Staat haben. Das wurmt die Bayern bis heute! :D
Viele Grüße, Horaz
 
Hallo Horaz,
ja der Stoiber - Edi wäre bestimmt gerne Markgraf von Österreich geworden ... :D!

Aber noch mal zur Zentrums - Partei.
Oft bestreitet die CDU ja die direkten Zusammenhänge.

vorrangig war zunächst die Diskussion über einen überkonfessionellen christlich-demokratischen Zusammenschluss, und nicht eine Wiederbelebung der katholischen Zentrumspartei.
CDU Nordrhein-Westfalen: Geschichte der CDU

Der Daruper (NRW) Ortsverein ging dagegen sehr ehrlich damit um:
Die CDU-Darup stellte sich bei ihrer Gründung bewußt in die Tradition der früheren Daruper Zentrumspartei, die bis zu ihrer zwangsweisen Auflösung durch die NS-Machthaber im Juli 1933 rund 60 Jahre die Geschicke in der Gemeinde Darup wesentlich mitbestimmt hat. Dies wird auch in der Wahl ihres Wahlspruches deutlich: „Mit Gott für Wahrheit, Freiheit und Recht“ Erster kommissarischer Vorsitzender wurde der Daruper Pfarrer Franz Althoff, der schon vor dem Kriege einige Jahre Vorsitzender der Daruper Zentrumspartei gewesen war. Zu seinem Stellvertreter wurde der kommissarische Bürgermeister von Darup, Dr. Albert Focke bestimmt.
CDU Gemeindeverband Nottuln - Geschichte OV Darup -

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Das Zentrum war in erster Linie eine katholische Partei mit einer langen Geschichte. Ihr Todesstoß war die Zustimmung zu Hitlers Ermächtigungsgesetz. Damit war sie nach dem 2. Weltkrieg nicht wiederbelebbar. Die CDU war einer Art Nachfolgepartei, aber nicht mehr nur katholisch, sondern christlich. Ident mit dem Zentrum ist sie nicht.

Viele Grüße, Horaz
 
Da Adenauer ein eindeutiger Vertreter der Zentrum-Partei war, kann man m.E. die CDU schon als Nachfolgerin, die sich auch noch gleich geschickt erweitert hat, betrachten.

Adenauer

1906 Eintritt in die Zentrum-Partei
1917 Oberbürgermeister von Köln
1933 als Gegner des Nationalsozialismus aus allen Ämtern entlassen

Mich würde mal interessieren, wie viele ehemalige Mitglieder der Zentrum-Partei in die NSDAP gewechselt sind! (Die ja sogar jahrelang Aufnahmeverbot hatte, weil sie sich vor der Mitgliederflut nicht mehr retten konnte!) Soweit ich weiß, haben viele (katholische) Geistliche den "Nationalsozialismus" voll und ganz unterstützt.
Sie waren sogar auf vieles stolz was der österreichische Katholik Hitler vollbrachte und vorhatte. Wer schaut schon nach Verbrechen - wenn die Sterne (Kolonien, Größe usw.) für ihn selber funkeln ... damals wie heute.

Die größte Bewunderung hatte Hitler selber bekanntlich für Luther!

Eigentlich eine recht verworrene Ideologie die der "Nationalsozialismus" innehatte - die er wohl mit dem überzogenen Ordnungs-Getue kaschieren wollte.
Nur zwei mal (!) soll Hitler während seine Zeit als Führer tiefgründig nachgedacht haben ...
Keine Wunder, dass er da nicht daran denken konnte, dass die Amis natürlich auch die Sowjets bis obenhin mit Waffen vollstopfen werden - und den lachenden Dritten spielen ...

Lieben Gruß
 
Ich vermute allerdings, dass damals mit einem für einige Zeit neutralen Deutschland, das Land nicht geteilt worden wäre. Um welchen Preis ist Spekulation. Hätte, würde, könnte, sollte, müßte ....
Viele Grüße, Horaz

Joo, nur der vermeintliche Sowjet-Sog war sicher nicht der (einzige) Grund warum Adenauer ablehnte.
Irgendjemand hat da wohl mehr geboten ... ;)

Lieben Gruß
 
Einerseits hatten die Amerikaner Wiederaufbauhilfe angeboten; andererseits wollten sie ein starkes Westdeutschland, damit Europa nicht noch mehr von der Sowjetunion beherrscht wird. Denn die Spannungen mit den Amis waren ja schon in der letzten Kriegszeit aufgebrochen.

Viele Grüße, Horaz
 
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