Vom Segen des Fluchens

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Segen des Fluchs

Diese elenden Bastarde, diese dämlichen Gehirnakrobaten. Betrüger, Täuscher, Bauernfänger sind sie allemal. Dumpfbacken, die so tun, als hätten sie was zu sagen. Aber wenn man genau hinschaut, ist da nichts. Gar nichts. Heiße Luft, dummes Geschwätz, Laberrhabarber. Elf von zwölf angeblich wissenschaftlichen Studien, so hat meine ganz private und völlig unwissenschaftliche Studie ergeben, sind nichts als hirnloses Gewäsch. Da werden Fragen die keinen interessieren, mit Antworten bedient, die entweder keine sind oder die sich jeder auch ohne jeden Aufwand selber geben könnte. Was für ein Gesocks, diese Studien-Mafia, die uns Journalisten zu ihren Handlangern macht, weil wir immer wieder darauf reinfallen, wenn wir von überraschenden Ergebnissen einer angeblichen Studie lesen.
Zum Beispiel der übers Fluchen am Arbeitsplatz. Das tut dem Personal gut. Ja, und? Um das herauszufinden, müssen Wissenschaftler der Universität East Anglia eine Untersuchung anstellen? Da genügt einmal Horchen im eigenen Sekretariat. Schon weiß man Bescheid. Kraftwörter können helfen, Druck abzulassen und die Solidarität zu fördern. Das haben die Eierköpfe auch herausgefunden. Zum Donnerwetter, wollen die uns veräppeln? Das weiß jeder, weil es auf der Hand liegt und weil jeder, der mal richtig gearbeitet und seine Zeit nicht nur an Universitäten verplempert hat, das am eigenen Leibe erlebt hat.
Wie hirnverbrannt diese akademischen Esel sind, kommt allerdings erst so richtig in den Nutzanwendungen ihrer groß-artigen Erkenntnisse zum Tragen. Dabei teilen sie ihre Schlauheiten unbekümmert nach beiden Seiten aus. Angestellte, also die kleinen Leute, sollten sich in Gegenwart von Vorgesetzten und von Kunden mit Kraftausdrücken zurückhalte. Ach nee. Da wär´ ja niemand von allein drauf gekommen. Erst wenn der Chef und der Kunde weg ist, ruft man ihm halblaut und kaltlächelnd "dumme Sau" oder "alter Penner" hinterher. Das weiß jeder, der im Arbeitsleben steht.
Der Rat an die Chefs ist noch schöner: Sie sollten das Fluchen im Betrieb nicht verbieten, weil damit eine "Schlüsselverbindung" zwischen den Angestellten gekappt werde. Das ist nun der Hirnriss als solcher. Wie soll denn ein Chef auf die Idee kommen, das Fluchen zu verbieten? In Gegenwart des Chefs und der Kunden tut´s doch sowieso keiner, der nicht rausgeschmissen werden will. Und wenn keiner da ist außer den Angestellten, dann merkt der Chef auch nichts.
Also zur Hölle mit dem ganzen Blödsinn? Oh nein. Die Studie über den Segen des Fluchens hat natürlich einen Sinn, einen ziemlich versteckten freilich. Schließlich hat ein Professor für Management die Studie durchgeführt, und der hat sich gedacht: Führungspersonen, die mein Traktat gelesen haben, werden auf Probleme im Betrieb ganz anders reagieren können. Wenn die Stimmung mal nicht so gut ist, wenn die Motivation der Mitarbeiter und die Qualität der Arbeit nachlässt, dann weiß der Chef ab sofort: Da wird nicht genug geflucht. Und er wird seine Leute auffordern, rein kraftwortmäßig mal so richtig vom Leder zu ziehen, wird einen Fluchnachmittag arrangieren, damit der Laden wieder in Schwung kommt. Mit der abschließenden Ansage: "Und wenn ihr dann immer noch so´n Schafscheiß baut wie die letzten Tage, reiß ich euch den Arsch auf, ihr blöden Bahnhofspenner." Dann klappt´s auch wieder mit der Motivation.

Autor: Peter Zudeick

NDR Info - Programm - Sendungen
 
Hallo Léon

Ich hab den Bereicht dazu in einer Zeitung gelesen ... nach dem Mittagessen im Geschäft.

Du kannst sicher sein, dass wir uns unter Arbeitskollegen den gesamten Nachmittag heftigst verbal attackiert haben ... der Stimmung, des Arbeitsklimas ... der Motivation wegen ;)

Gruss, Marcel

PS: Nein, dies im Forum gegenüber anderen zu praktizieren ist weiterhin gegen die Netikette, auch wenn es den einen oder anderen befreien mag ;)
 
Hallo Marcel,

das kann ich mir sehr lebhaft vorstellen ;)!

Und weiter: ich bin auch dagegen, Psychohygiene auf Kosten der Netikette zu betreiben ;)!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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