Für Befürworter eines Überwachungsstaates zur "Bekämpfung des Terrorismus"

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Binnie

Für Befürworter eines Überwachungsstaates zur "Bekämpfung des Terrorismus"

Leute, die sich zum Schutze der "Sicherheit" für eine stärkere Überwachung aussprechen, sollten sich vielleicht (nochmal) mit folgendem Roman (1984) von George Orwell beschäftigen.

Ist schon interessant, was er damals schon geschrieben hat:

In dem Roman wurde das Konzept des immer präsenten alles-sehenden Großen Bruders (engl. Big Brother) eingeführt. Auch Orwells reduktionistische fiktive Sprache Neusprech (in älteren Übersetzungen auch Neusprache, im englischen Original Newspeak genannt) wurde sehr bekannt. Sie wird als eine Verkörperung der Sapir-Whorf-Hypothese betrachtet. Während des Kalten Krieges wurde der Roman im Westen als Kritik am Realsozialismus bzw. Stalinismus aufgefasst und so auch im Bildungswesen vermittelt. Dabei wurde nicht berücksichtigt, dass Orwell durch trotzkistische und anarchistische Ideen geprägt ist, in seinem Roman scharfe Kritik am Kapitalismus äußert und ihn in seiner Dystopie als Vorbedingung für den geschilderten totalitären Staat begreift.
In jüngster Zeit wird Orwells Beschreibung einer dystopischen Gesellschaft vor allem zum Zwecke der Kritik an den verschärften Sicherheitsmaßnahmen in den westlichen Demokratien herangezogen.

1984 (Roman) - Wikipedia

Viele Grüße
Sabine
 
Für Befürworter eines Überwachungsstaates zur "Bekämpfung des Terrorismus"

Vielleicht sollte man sich auch mal vergegenwärtigen, dass ein echter Überwachungsstaat
nach orwellschem Format bis 1990 auf Deutschem Boden stand.

Dazu läuft aktuell in der ARD die Verfilmung "Die Frau vom Checkpoint Charlie".
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, es ist das verfilmte Leben
von Frau Sarah Gallus. Es ist eine Geschichte von vielen.

Dabei hatte die DDR keine Terroristen zu fürchten, sondern terrorisierte die eigenen Bürger.

Die Frau vom Checkpoint Charlie (1)

Sendetermin: Sonntag, 30. September 2007, 20.15 Uhr

Zweiteiliger Fernsehfilm Deutschland 2007

Im Frühjahr 1982 will Sara Bender ihren Kollegen Peter Koch heiraten. Sie lebt mit ihren Töchtern Silvia (11) und Bine (9) in Erfurt. Zur Trauung soll auch Saras Vater Johannes aus dem Westen anreisen - doch er verunglückt bei Helmstedt auf der Autobahn. Die Trauung wird vorerst abgesagt. Als Sara ihren Vater im Krankenhaus aufsuchen will, verweigern ihr die DDR-Behörden die Ausreiseerlaubnis. Sara ist entsetzt, als ihr Vater kurz darauf stirbt.

In ihr reift der Wunsch, die DDR für immer zu verlassen. Sie überredet Peter schließlich, ebenfalls einen Ausreiseantrag zu stellen. Daraus folgen Repressalien für Sara und ihre Töchter: Sie verliert in der Firma ihre gute Position und den Kindern wird die schulische Entwicklung verbaut.

Als ihr Ausreiseantrag abgelehnt wird, denkt sie an einen illegalen Weg. Aber Peter stellt sie vor die Entscheidung: er oder der Westen. Sara nimmt Kontakt zu einer Fluchthelferorganisation auf; der Weg soll über Rumänien gehen. Der Abschied von Peter ist für beide sehr schmerzhaft. Doch sie werden verhaftet, denn ihre Flucht ist verraten worden. Sara und die Mädchen werden getrennt, die Kinder kommen in ein Kinderheim und Sara in Untersuchungshaft. Jemand in ihrer nächsten Nähe war ein Verräter... Sara wird wegen Republikflucht zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Sie kommt nach Hoheneck.
 
Für Befürworter eines Überwachungsstaates zur "Bekämpfung des Terrorismus"

Hallo Bodo,

war die DDR denn Deiner Meinung nach vom Kapitalismus geprägt:confused: Das ist wohl aber mit eine der wichtigsten Ausgangsüberlegungen Orwell's für seinen Roman. Und entspricht somit vielmehr der momentanen Situation der vom Kapitalismus getriebenen Globalisierung.

Viele Grüße
Sabine
 
Für Befürworter eines Überwachungsstaates zur "Bekämpfung des Terrorismus"

Orwell griff natürlich auf die Erlebnisse mit Diktaturen seiner Zeit zurück.
Dabei meint 1984 den Überwachungsstaat an sich - unabhängig von Staatsform und/oder Ideologie.

So kann man durchaus gewisse Auswüchse des grassierenden, globalen Neokapitalismus
mit einigen der Romanaussagen in Zusammenhang bringen.

Es ist ein zeitloses Werk das beschreibt, was die totale Überwachung eines Staates
gegenüber seinen Bürgern aus diesen macht und welche Strukturen notwendig
sind, um eine komplette Bespitzelung des Individuums zu ermöglichen.

Das Orwell sich dabei nicht deutend vereinnahmen lassen wollte, geht ja auch
aus Deinem Zitat hervor.


LG, Bodo
 
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Hallo Bodo,

dennoch sollte man sich Orwell's Visionen ruhig einmal gründlich zu Gemüte führen, bevor man blind irgendwelche staatlichen Zwangsmaßnahmen für gut heißt. "Papa Staat" meint es nämlich leider längst nicht immer so gut mit seinen Bürgern, wie diese leider noch viel zu oft annehmen. Diese Annahmen werden ja auch schön durch die entsprechenden Medien gestützt und geprägt...

Lies vielleicht auch mal folgenden Artikel zu den aktuellen Geschehnissen in Birma. Du meinst das ist weit weg und hat mit uns hier nichts zu tun. Stimmt, aber gewisse Parallelen sind doch schon erkennbar. Besonders gefallen hat mir auch der Kommentar von "Heinz Mann". :D Noch kann ich darüber schmunzeln, wenn er auch viel Wahrheit beinhaltet, m.E, leider.

WELT ONLINE - Zu Besuch im Land der Lügen - Nachrichten Politik

Viele Grüße
Sabine
 
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Ich hatte meine Stasi-Akte erst vor kurzem angefordert ... da ich nicht wissen wollte, wer von meinen Kumpels, Verwandten oder Bekannten ein jämmerliches Verräterschw... war. :mad:

Ich war positiv überrascht - fast schon irritiert!
Angeblich nur die von der „Staatssicherheit“ unterwanderten bzw. beaufsichtigten Institutionen hatten "ihre Meinung" über mich abgegeben ...
(Die Berichte waren so „germanisch“ geschrieben, dass ich fast schon darüber lachen musste. Eigentlich war das überhaupt nicht die - sonst auch in der DDR - gewohnte Behörden-Sprache.)

Letztlich war die Bespitzlung aber auch nicht das Problem!
Jeder Bürger hatte sich mehr oder weniger darauf eingestellt. Viele waren halt bei gewissen Themen vorsichtig und redeten mehr indirekt.

Der Witz an der Sache: Die "Staatssicherheit" hat zwar einerseits Misstrauen geschürt - andererseits hat sie dadurch den Zusammenhalt der Menschen - gegen das System - regelrecht gefördert! :eek:)

Was ich sagen will. Eine totale Überwachung macht sich m.E. automatisch immer mehr (versteckte) Feinde - und eliminiert sich daher früher oder später immer selbst! :greis:
(Ob ihr Zweck „gut“ oder „schlecht“ ist, spielt dabei keine Rolle!)
Zudem ist sie relativ wirkungslos, da sich ja jeder darauf einstellen kann!

Sie ist also - im Dauereinsatz - nur zu einer System-Selbst-Zerstörung zu gebrauchen :wave:

Lieben Gruß
 
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