Faschismus - Demokratie

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MisterX

Hallo SpeziS

Woran erkenne ich eigentlich, OB und in wieweit eine Demokratie von Faschisten unterwandert wurde?

Was sind eigentlich die typischen Erkennungs-Merkmale eines Faschisten?
Ich meine jetzt natürlich nicht die, die diese Kinder mit Glatze und braunen Hemd haben. :rolleyes:

Oder man könnte auch anders fragen: Was würdet ihr tun, wenn ihr in einer Demokratie Faschisten undercover wäret?

Kann jeder erst mal bei sich zu hause - auf dem Schmierzettel beantworten! Am besten früh morgens, es könnte durchaus sein, dass man danach nicht mehr einschlafen kann ... :greis:

Lieben Gruß
 
Unappetitlich aber trotzdem kalter Kaffee. Das Selbe galt für große Bereiche
der Deutschen Justiz.

Nach 45 musste dieser Staat wieder funktionieren. Die Besatzungsmächte waren
daran interessiert, staatliche Organe schnellstmöglich ans Laufen zu bringen.

Einziges personaltechnisches Manko: Woher nehmen, wenn nicht stehlen.

Also, nach "Entnazifizierung" wurden die zu besetzenden Stellen mit dem Personal
ausgestattet, das geeignet schien. Schließlich hatte das Dritte Reich keine Demokraten
ausgebildet, jedoch konnten auch die Deutschen Nazis 1 und 1 zusammenzählen und wussten,
wie Behörden organisiert zu seien haben.

Unnötig zu erwähnen, dass diese Behörden Teil eines verbrecherischen Systems waren,
das gemessen an Organisationsstruktur und den Verbrechen an der Menschheit
in der jüngeren Geschichte einzigartig ist.

Ebenfalls unnötig zu erwähnen, dass das braune Gedankengut, erst recht kurz
nach dem Krieg und auch darüber hinaus, zur Grundüberzeugung vieler Deutscher gehörte.
Dies brauchte eine Generation, um frei zu werden.

Und sage mir jetzt kein Schlaumeier, dass es auch Heute Naziideologen gibt.
Ja. Menschen dieser Denke wird es immer geben.


Bodo
 
Faschisten "undercover" sind zuhauf unterwegs. Der Faschist in "mir" ist da und er wirkt. Faschismus als strukturelles Thema zu begreifen ist wichtig. Das was dahinter steht ist ein sehr komplexes Gebilde von menschlichen Eigenschaften und zwischenmenschlichen Bestrebungen und Bedürfnissen.

Faschismus ist nicht erst im 20sten Jahrhundert entstanden. Er ist so alt wie die Welt ;) .


Faschismus begreift andere Menschen nicht als Partner, Gegenüber oder Nächste, sondern als Unterlegenen und Abhängigen, als Überlegenen und Herrscher oder als Feind.

Faschismus geht davon aus, dass man selbst immer Recht hat und die anderen nicht. Beziehungsweise, dass nur eine allein selig machende Doktrin gibt.

Faschismus ist überzeugt, dass man die anderen beherrschen muss.

Faschismus verherrlicht eine hierarchisch gegliederte Gesellschaftsordnung.

Faschismus unterscheidet nicht zwischen Richtig und Falsch, Gut oder Böse sondern nach dem Nutzen, den etwas hat oder nicht hat, im Sinne von "Wert oder Unwert".

Rassismus ist ein Merkmal. Und das Gefühl, minderwertig zu sein und andere deshalb dominieren zu müssen.

Na ja und vieles Andere auch.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Danke für Eure Hinweise!

Ich finde diese Definition auch nicht schlecht:

„The Anatomy of Fascism“ (deutsche Übersetzung 2006 „Die Anatomie des Faschismus“) definiert der US-amerikanische Geschichtsprofessor Robert O. Paxton Faschismus so:

„Faschismus kann definiert werden als eine Form des politischen Verhaltens, das gekennzeichnet ist durch eine obsessive Beschäftigung mit Niedergang, Demütigung oder Opferrolle einer Gemeinschaft und durch kompensatorische Kulte der Einheit, Stärke und Reinheit, wobei eine massenbasierte Partei von entschlossenen nationalistischen Aktivisten in unbequemer, aber effektiver Zusammenarbeit mit traditionellen Eliten demokratische Freiheiten aufgibt und mittels einer als erlösend verklärten Gewalt und ohne ehtische oder gesetzliche Beschränkungen Ziele der inneren Säuberung und äußeren Expansion verfolgt.“ (S. 319)

Lieben Gruß
 
Unappetitlich aber trotzdem kalter Kaffee.

Bodo, Du hast es hier nicht mit 10jährigen oder Bildungslegastenikern zu tun. Trotzdem danke für Deine Belehrungen, ist ja auch eine Form von Reaktion.

Mir ist klar, dass es weitreichende Vorbelastungen gab, nicht umsonst nennt man die Vorgänge "Huckepack-Prinzip" (ein unbelasteter "schleppte" einen belasteten in die BRD mit).

Mir drängt sich aber der Verdacht auf, dass Du angegebene Links garnicht oder nur sehr oberflächlich liest. Zumindest meinen oben angegebenen. Dort steht nämlich unter anderem:

Wie Kritiker urteilen, sind Traditionen der NS-Polizei im BKA nach wie vor lebendig. Nach Beobachtung des ehemaligen BKA-Kriminaldirektors Dieter Schenk, der bis 1989 in der Behörde arbeitete, kommt es deswegen zu einer nur nachlässigen Bekämpfung des Rechtsextremismus und zu einer intensiven Zusammenarbeit mit Staaten, in denen gravierende Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung sind. Laut Schenk wurden allein 1988 "130 Besucher aus Folterstaaten und 18 aus solchen mit Todesschwadronen in allen Ehren im BKA empfangen"; dort besprach man mit ihnen die Modalitäten deutscher Unterstützung für die ausländischen Folterbehörden ("Ausstattungshilfe"). Im entsprechenden Programm für die Jahre 1995 bis 1998 sind demnach "27 Länder aufgeführt, von denen 23 im Jahresbericht (von Amnesty International, d. Red.) genannt werden, 15 von ihnen als Folterregimes teils schlimmster Natur". Diese "Geschäftsbeziehungen" des BKA, erklärt der Kriminalist, dienten "nicht selten" dazu, "kapitalkritische Gewerkschaften und Umweltschützer aus dem Weg zu räumen".[5] Konkrete Vorwürfe ähnlicher Art, die sich auf Kooperationen mit libanesischen Behörden beziehen, erhoben jüngst auch andere BKA-Mitarbeiter.[6]
Quelle: siehe oben
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Lese Deine Links, wenn sie des Lesens lohnen.

Das Zitierte las ich auch.

Übrigens: Du solltest vom Begriff "Kalter Kaffee" nicht ableiten,
dass ich ihn für Bildungslegastheniker oder 10-Jährige reserviere.


Viele Grüße, Bodo


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Realitätsverweigerung ist ein typisches Merkmal von Leuten die eigentlich verstehen (würden) was los ist ... :wave:

Wenn wir schon mal beim Kaffee-Geplauder sind ...

Mir ist gerade aufgefallen:

Wer die (wirklichen) Faschisten unterstützt wissen wir ja - aber wir wissen auch, dass wirkliche Faschisten ihre Unterstützer in dem Moment beseitigen, wenn sie diese nicht mehr benötigen! :eek:)
Das wiederum wissen die (durchaus gebildeten) Unterstützer natürlich auch! :idee:
Was werden sie tun? Sie werden natürlich auch schon rechtzeitig die Anti-Faschisten unterstützen ... :klatschen

Und so werden sich wohl - im Falle eines Falles - Faschisten und Anti-Faschisten die Birne einschlagen und nebenbei dafür sorgen, dass auch wir uns die Birne (für sie) einschlagen ... :holzhack:

Lieben Gruß
 
Warum kämpft man hierzulande nur gegen Rechts und nicht gegen den Totalitarimus an sich? Für den Bürger ist es schließlich egal, ob er in einer Rechts- oder Linksdiktatur lebt. Der Unterschied liegt in der Entstehung: Der Faschismus bedient sich meisten der Gewalt, während die Linksdiktatur auf leisen Sohlen kommt, die Leute-auch durch die Erzeugung von Angst und auch im Namen von Humanität und Menschenrechten (siehe unser neues Anti-Diskriminierungsgesetz)- zu überzeugen versucht.

Entsprechend wäre es ehrlicher und übersichtlicher, das politische Spektrum nicht nach "recht" und "links" zu ordnen, sondern nach dem Grad der Freiheit, wobei dabei am einen Ende der Totalitarismus, am anderen die Anachie stünde.
Der maximale Freiheitsgrad des Bürgers wäre danach gegeben, wenn der Staat nur das Nötige regelte, um eine Anarchie zu vermeiden.

Gruß von bartel
 
Hallo Bartel,

ich habe eine Verständnisfrage: was genau meinst du mit Anarchie?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon,

Anarchie würde ich als den Zustand bezeichnen, bei dem ein Gemeinwesen nicht in der Lage ist, Leib, Leben und Eigentum seiner Mitglieder im Innern vor physischen Übergriffen zu schützen.

Gruß von bartel
 
Ich finde Bartels Ansatz sehr gut. Dikaturen sind von links genauso schlimm wie von rechts. Das antifaschistische Gehabe in der DDR war wohl eine Art Beruhigungspille für die, die die linke Diktatur erlebten. Ich sähe es auch lieber, sich darüber zu unterhalten, wie man Diktaturen verhindert. Was ist denn zum Beispiel das Regime von Birma, faschistisch, links oder einfach nur eine von den vielen Diktaturen auf der Welt. Oder wie sieht es mit Hugo Sanchez in Venezuela aus?

Viele Grüsse, Horaz
 
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