Gemeinsame Presseerklärung von NABU und Testbiotech
Große Datenlücke bei Risikobewertung von 'Gen-Soja'
EU-Mitgliedsstaaten beraten in Brüssel über Marktzulassung
München/ Brüssel, 14.11.2011. Die Experten der EU-Mitgliedsländer in Brüssel
verhandeln heute über zwei Anträge auf Marktzulassung gentechnisch
veränderter Sojabohnen der Firmen Monsanto und Bayer. Die Sojabohnen wurden gegen die Herbizide Glyphosat (bekannt als Roundup) und Glufosinat (bekannt als Liberty oder Basta) unempfindlich gemacht. Dadurch können sie mit speziellen Unkrautvernichtungsmitteln gespritzt werden, ohne dabei selbst
Schaden zu nehmen. In der Folge finden sich Rückstände dieser Spritzmittel
auch im Pflanzen*gewebe. Testbiotech und der Naturschutzbund (NABU) warnen vor einer EU-Marktzulassung der Sojabohnen, die für den Import und die Verarbeitung Futter- und Lebensmitteln beantragt wurde. Insbesondere fehlen Daten über die Höhe der Spritzmittelbelastung dieser Pflanzen.
„Vor allem in den Anbauländern Argentinien, Brasilien und den USA werden die
Pflanzen massiv mit Glyphosat besprüht, weil immer mehr Unkrautarten
Resistenzen gebildet haben. Wenn nicht bekannt ist, wie hoch die
Giftbelastung tatsächlich ist, kommt eine Zulassung dieser Pflanzen zur
Verwendung in Futter- und Lebensmitteln nicht in Frage“, sagt Steffi Ober
vom NABU. „Rückstände dieser Herbizide finden sich inzwischen sogar im Blut
von Verbrauchern.“
Die Produkte, über deren Marktzulassung debattiert wird, sind die Soja
40-3-2 von Monsanto (bekannt als Roundup-Ready-Soja) und die Soja A5547-127 der Firma Bayer (auch „Bayers Basta-Bohnen“ genannt). Letztere dürfen seit kurzem in Brasilien angebaut werden. Sie sollen jetzt zum ersten Mal in der EU als Lebens- und Futtermittel zugelassen werden. Die schon seit einigen Jahren angebaute Roundup-Ready-Soja landet in der EU vorwiegend im
Tierfutter. Ihre Marktzulassung ist abgelaufen und wird zurzeit erneut
geprüft. Es ist unklar, ob die Roundup-Ready-Sojabohnen die Gesundheit
schädigen, weil es bislang kein Monitoring der Auswirkungen auf die
Gesundheit gab, obwohl dieses in der EU vorgeschrieben ist.
Glyphosat ist das weltweit am häufigsten eingesetzte Herbizid. Jüngste
wissenschaftliche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Glyphosatmischungen zu Störungen der embryonalen Entwicklung führen können. In Deutschland sind einige diese Mischungen bereits verboten worden, damit die Gifte nicht in die Nahrungskette gelangen.
Die Verwendung von Glufosinat soll aufgrund bekannter gesundheitlicher
Risiken in der EU ab dem Jahr 2017 sogar vollständig verboten werden. Es
wäre paradox, wenn man jetzt Pflanzen zuließe, die regelmäßig Rückstände
dieses Herbizids aufweisen.
Zudem gibt es weitere Bedenken gegenüber der Risikobewertung durch die
europäische Lebens*mittelbehörde EFSA: „Es wurden weder die signifikanten
Veränderungen in der Zusammen*setzung der Pflanzen noch mögliche
Auswirkungen auf das Immun- oder Fortpflanzungssystem ausreichend geprüft.
Außerdem gab es keine Untersuchungen möglicher Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen gentechnisch veränderten Pflanzen, die in Lebens- und Futtermitteln gemischt werden können. Diese Produkte können deshalb nicht als sicher angesehen werden”, warnt Christoph Then.
Kontakt:
Dr. Christoph Then, Tel 015154638040,
[email protected],
testbiotech
Dr. Steffi Ober, Tel. + 49 (0)30.28 49 84-1612,
[email protected],
NABU - Naturschutzbund Deutschland e.V.
Link zum Brief an die Experten der Mitgliedsstaaten:
Letter to EU Member States concerning the vote on genetically engineered soybean 40-3-2 (Monsanto) and A5547-127 (Bayer CropScience) | testbiotech
Link zur Tagesordnung des Treffens in Brüssel:
EUROPA - Food Safety - Committees - Regulatory