AKT - Asperger-Kultur-Teil

heute war's ja auch mal wieder total gut:

Sheldon's Greatest Christmas (minisode)



einfach herrlich!

:wave:
 
leonhard's mama: "ist das eine rhetorische frage, oder wollen wir es berechnen?"
sheldon: "wir wollen es berechenen."
leonhard's mama: "so lassen sie es uns tun."
 
leonhard: "mutter; ich wünsche dir einen guten flug."
leonhard's mama: "hm. ich befürchte, dass ich keinen einfluss darauf habe."
 
Hi Shelley!

Leonhards Ma ist s e h r logisch.
Sie antwortet so, wie jemand, der auf die Grußformel: 'Grüß Gott!'
erwidert: 'Ach, eigentlich wollte ich nicht s o weit gehen...'


Dein Gedicht gefällt mir.
Es trägt die Überschrift 'Moabit'.

Moabit ist ein Bezirk in Berlin und dort steht eine Strafvollzugs-Anstalt.
Das Thema ist also ähnlich.
Nur bei Rilke sitzt der Panter im Knast.

Liebe Grüße

biMi
 
Film - Besprechung
SNOWCACE

Ein Film - einfach dazlious!

Der Film handelt von einem Mann, der in der Mitte des Lebens vom Weg abkam...
Bis dahin lebte er sein Leben und wir erfahren nicht, ob er es streckenweise mit anderen teilte, beispielsweise verheiratet war und das ist auch nicht wichtig.

Dieser Mann hatte einen Sohn, von dessen Existenz er eher zufällig erfuhr, als dieser mit ihm Kontakt aufnimmt und ein Treffen vorschlägt. Auf dem Weg zu diesem Treffen verunglückt der Sohn tödlich und der Mann erfährt die Schmerzen eines Elternteils, das sein Kind verloren hat, ohne jemals die Freuden der Elternschaft kennengelernt zu haben.

Dieser Mann ist verwundet. Da nicht nur an seiner Oberfläche gekratzt wurde, sondern diese einen tiefen Riss bekam, ist er auch offen - vielleicht mehr, als er dies jemals in seinem Leben war.
Die Phase das Rückzugs hat er gerad überwunden und ist bereit für neue Erfahrungen.


Auf dem Weg zu einem Treffen mit der Kindsmutter wiederholt sich das Geschehen mit einer jungen Anhalterin. Er ist nicht der Unfallverursacher, aber ein Beteiligter. Er ist involviert, verfügt aber auch über eine gewisse Distanz. Er nimmt Anteil, aber er verliert sich nicht.
Auch die junge Tote hat natürlich Eltern. Über den Vater ist nichts bekannt. Die Mutter jedoch ist Aspergerin.

Dies ist kein Film ü b e r Asperger. Es ist ein Film über den Verlust eines Kindes und die Art und Weise, wie unterschiedliche Menschen damit umgehen.

Dazlious!

Von 5 möglichen Sternen gebe ich ihm *****



------------------------------------------------------------



private Anmerkungen:

Der Film hat viel Wortwitz. Mir gefallen auch die 'gute' Nachbarin und die Tierärztin -
beides Frauen, mit denen ich mich a u c h identifizieren kann.

Nur lustig, wenn man es mit Distanz betrachtet, aber sehr beispielhaft, sind
die Demonstrationen von Nachbarschaftshilfe.Hier wird gezeigt, wie man es n i c h t machen soll!
Es wird ein formales Hilfsangebot unterbreitet, das eigentlich nicht ernst gemeint ist. Es dient genau genommen, mehr der positiven Selbstdarstellung und der Kontaktaufnahme zum männlichen Begleiter der Autistin. Als diese dann nachfragt, wie sich die angebotene Hilfe denn 'konkret' bemerkbar machen könnte, gerät die Nachbarin ins Stocken. Jeder Nichtautist weiß, dass man in bestimmten Situationen Sachen sagt, die nicht so gemeint sind.

Witzig auch: Der Kuchen zur Begräbnisfeier. Kuchen ist eine beliebte Form
der Hilfe. Es hat was mit 'Fütterinstinkt' und fatalerweise, auch der Ausübung von Macht zutun. Hilfe in Form von 'Kuchen' erhalte ich auch oft. Auch ganz real.
Obwohl ich ja keinen essen soll. Hier ist es auch so. Die weibl. Hauptfigur leidet (wie viele von uns) an Glutenintoleranz. Die Reaktion der Nachbarin ist typisch.
Da ist wer gestorben und jemand bleibt allein zurück. Man tut also was. Kuchen allein ist zuwenig. Ein dekorativ verzierter Kuchen ist ein Kuchen mit Botschaft, der die eigene Sensibilität in ein möglichst positives Licht rückt. Er soll eher etwas über den Schenkenden aussagen, als den zu Beschenkenden erfreuen.
Dieser ist nämlich austauschbar. (Kratzen wir den Zuckerguss halt ab und machen einen neuen rauf.) Freut sich eben ein anderer. Du bist selbst schuld, wenn du meinen Kuchen nicht haben willst. Ich bin in jedem Fall die Gute!

Ja, es ist nicht einfach - für Keinen!





Für Shelley - meine 'Big-Bang-Theoretikerin':

Die Autistin hat ein Spiel erfunden - eine Scrabble-Variante - bei der man auch Worte benutzen darf, die aus einem Comic stammen k ö n n t e n . Das tolle daran ist, man muss sich dann eine Geschichte einfallen lassen, in der dieses Wort auch vorkommt.(Das ist die Geschichte von 'dazlious'.)
Es ist ihre Entsprechung des 'Klingonen'-Scrabble aus der BBT-Serie.

Falls diese Folge in deiner Gegend bereits lief und du dich über die klingonischen Worte gewundert hast: Die Klingonen sind Außerirdische die mit dem Raumschiff Enterprise zur Erde kamen.
Sie waren als Nebenfiguren der Serie gedacht, fanden aber so viel Anklang, dass mehr über die Klingonen 'in Erfahrung gebracht' werden mußte. Ich vermute, die Amerikaner arbeiten in dem Klingonenbild ihr eigenes von 'Japan' auf. Es gibt mittlerweile Wörterbücher für die klingonische Sprache und einige US-amerikanische Filme spielen mit dem Klischee. So wird 'Lisa' in den
'Simpsons' in einem Club der Hochbegabten aufgenommen, in dem sich auch der, gern einmal klingonisch palavernde, Comic-Buch-Verkäufer befindet. Du siehst, auf diesem Planeten ist alles irgendwie miteinander verbunden. Auf anderen auch!

Bussi
BiMi
 
Shelley?

Hat es denn mit dem Armband noch zu deiner Zufriedenheit geklappt?
So richtig, mit lesbarem Namen...

Du hattest mich noch nach der Monk- am -Sonntag- Folge
gefragt.
In meiner Gegend läuft BigBT täglich am Vormittag - außer am Wochenende und Monk lief Dienstags, aber jetzt nicht mehr. Keine Ahnung, warum.

Du hast den 'Monk' umlagern lassen - super! Hier gehört er her.

viele Grüsse

BiMi
 
Buchtipp:

Das Buch: "Mogli - Der Kampf um mein wunderbares Kind"

Gibt es Kinder die am falschen Ort geboren werden?
Vielleicht werden manche irrtümlich vertauscht?
Aljoscha - von uns liebevoll Mogli genannt - war in meinen Augen für den tiefsten Urwald bestimmt.
Ein Ort ohne Regeln, ein Leben in und mit der Natur.
Im Alter von 3 Jahren stellen die Ärzte bei Mogli die Diagnose “Landau-Kleffner Syndrom” fest.
Epilepsie im Sprachzentrum. Innerhalb von vierzehn Tagen verliert Mogli komplett seine Sprache, auch das Sprachverständnis war weg. Aljoscha sprach bis zum Ausbruch der Krankheit wunderschöne Sätze, er redete ununterbrochen, hatte immer was zu erzählen. Das Schicksal hatte zu geschlagen.
Seitdem bewegt er sich furchtlos durch eine Welt, deren Bedrohungen er nicht erkennt.

Das Buch "Mogli" ist die Geschichte meines besonderen Sohnes und unseres außergewöhnlichen Lebens.

Das Buch ist ab dem 11.03.2010 im Buchhandel erhältlich.

"Mogli - Der Kampf um mein wunderbares Kind"
Manuela Kuffner
Knaur Verlag
352 Seiten mit großem Vierfarb-Bildteil
Hardcover mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-426-65483-5
EUR 16,95 [D]
EUR 17,50 [A]
SFr 29,50 [CH]

Leseprobe

Jetzt bei Amazon kaufen


Cover Mogli ISBN 978-3-426-65483-5
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo BiMi,

du fragtest nach Romanen mit Bezug auf Autismus.

Hier ein (fast) nicht autobiografisches Buch, das mir sehr gut gefiel:
Die Geschwindigkeit des Dunkels: Roman: Amazon.de: Elizabeth Moon, Theda Krohm-Linke: Bücher

Die Geschichte erzeugt viel Dynamik innerhalb eingefahrener Denkmuster und ermöglicht nachvollziehbare Einblicke in die Welt des Protagonisten.

Ein anderer Roman, mit einem eher pubertären Blick auf die Thematik ist dieser hier:
Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone: Amazon.de: Mark Haddon, Sabine Hübner: Bücher


Das Buch "Mogli" habe ich übrigens gerade vor ein paar Tagen gelesen.
Mich interessierte dabei die Assoziation zu den "Wolfskindern" und einige der Betroffenen entwickeln ja auch autistische Züge.
Was innerhalb dieser plötzlich sprachlosen Sphäre beschrieben wird, fand ich fast dramatischer als alles, was ich bisher über autistische Kinder gelesen habe.
Die Mutter hat in den Jahren wirklich Heroisches geleistet, denn allein schon die tägliche Angst um das Kind, wegen der enormen Unfallgefahr, scheint über so lange Zeiträume kaum erträglich.
Einiges im Verhalten des Jungen kam mir aber auch sehr bekannt vor. Im Kleinkindalter neigte ich zu ähnlich aggressiven Ausbrüchen, hatte keinerlei Gefahrenbewusstsein und war diesbezüglich auch kaum zu beeinflussen. (Im nach hinein würde ich dies heute als "mercuriale Anfälle" bezeichnen…)


Gruß
Iris
 
Hallo Iris,

danke für die Tipps!
Da habe ich ja eine erfreuliche Menge geistiges Futter bekommen.
Falls du den Film 'L'enfant sauvage' v. Truffaut kennst (hieß hier glaub ich, auch:
'das wilde Kind', passt der auch in diesen Themenkreis.

Interessanterweise habe ich Kiplings Dschungelbuch auch wahnsinnnig geliebt.
Die erste Zeile beginnt, wenn ich mich recht entsinne, mit dem Heraufbeschwören einer nachmittäglichen Dschungelstimmung in den Sioni-Bergen...
wobei ein derartiges Gefühl von 'Heimeligkeit' erzeugt wird, mir wird dabei immer ganz wehmütig zumute. Ja, und ich sehne mich nach wölfischen Gemeinschaften und einem vierfüßigen Rudel.
Vor ein oder zwei Jahren wurde ein kleines Mädchen (Tippis Welt) fotografisch vermarktet, welches sehr innige Beziehungen zu Tieren wie afrikanischen Elefanten etc. unterhielt und eine sehr sympathische junge Frau,
Sabine Kuegler (Dschungelkind) machte von sich reden. Letztere wirkte immer
so autonom, in sich ruhend, dass man schon, wenn man ihr nur wenige Sätze lang lauscht, den Eindruck hat mit uns anderen und unserer westlichen Lebensart kann irgendwas nicht stimmen. Wir wirken dagegen einfach nicht 'heil' - im Sinne von 'ganz' oder 'rund' oder 'vollkommen'.
Und da rede ich jetzt nicht von Aspergern, sondern 'uns Zivilisationskrüppeln'.


Bist du mit der SNOWCAKE-Besprechung einverstanden?
Wobei ich den 'dazlious'-Begriff etwas oberflächlich gehandhabt habe.
So, wie Sigourney Weaver ihn im Film verwendet, beinhaltet er ein spezifisches Element der Vergänglichkeit. Der Moment wird deshalb als so
unglaublich schön wahrgenommen, weil er im nächsten Moment gewaltsam
beendet werden wird.

Liebe Grüsse

BiMi
 
Hallo BiMi,

ich kenne auch die Verfilmung von Truffaut. (Habe irgendwo auf alten Videokassetten auch noch eine Doku über Wolfskinder.)

Ja, und ich sehne mich nach wölfischen Gemeinschaften und einem vierfüßigen Rudel.

Kennst du Hélène Grimaud? Sie ist eine sehr interessante Persönlichkeit und befindet sich vermutlich auch innerhalb des "Spektrums". (Im letzten Jahr musste sie sich übrigens auch einer Tumor Operation unterziehen.)

Interview mit der Pianistin Hélène Grimaud - ARTE

Musikerporträt: Frau Grimauds Wunsch zu verschwinden | Kultur | ZEIT ONLINE

www.musikverein.at/monatszeitung/show_artikel_pdf.asp?Artikel_ID=1256

Sabine Kuegler habe ich einmal während einer Lesung erlebt. Sie wirkt sehr offen und strahlt unglaublich viel (positive) Energie aus.

Wir wirken dagegen einfach nicht 'heil' - im Sinne von 'ganz' oder 'rund' oder 'vollkommen'.

Jemand sagte mal: „Jeder ist verrückt, der denkt, er wäre heute noch normal.“
Dem ist wohl von Seiten des Mainstreams nicht allzu viel entgegenzusetzen...
Es ist auch ein großer Unterschied, ob „normal“ nur als Synonym für Mehrheit gebraucht wird oder noch eine Verwandtschaft mit dem Wort natürlich in sich birgt.

Bist du mit der SNOWCAKE-Besprechung einverstanden?

Wieso fragst du das? Es ist doch dein ganz persönlicher Eindruck des Films.
(Du hättest vielleicht nur nicht schon so viel vom Filminhalt verraten sollen. ;) )

Meine spontane Assoziation zu „dazlious“ war ein Glimmern von Tautropfen in einem Spinnennetz. Also etwas wie hingehaucht Zartes und zeitlich Kostbares.
Ich fand den filmischen Ausflug in diese Sprachspielereien sehr schön. (Es müssen ja nicht immer Zahlen sein. ;) )


Liebe Grüße
Iris
 
1) Dies ist kein Film ü b e r Asperger. Es ist ein Film über den Verlust eines Kindes und die Art und Weise, wie unterschiedliche Menschen damit umgehen.

2) Es ist ihre Entsprechung des 'Klingonen'-Scrabble aus der BBT-Serie.

4) Hat es denn mit dem Armband noch zu deiner Zufriedenheit geklappt?

5) Du hast den 'Monk' umlagern lassen - super! Hier gehört er her.


hallo liebe bimi,

1) ich verstehe nicht, warum du schreibst, snowcake sei kein film über asperger.
ich meine; die meisten filme sind ja nicht darüber. da wären es ja dann keine spielfilme mehr, sondern dokumentationen.
in den spielfilmen geht es doch immer darum, zu zeigen, wie es eben sein kann, wenn asperger-betroffene und "normalos" aufeinander knallen.

2) ja das fand ich auch lustig, wo sie auf klingonisch scrabble spielten. ich weiss nicht mehr genau, wie es war, doch die bemerkungen am ende des spiles; die fand ich so lustig.

3) hast du die kissen-katastrophe gesehen?

so ging es bei uns immer zu und her.
ich mag mich erinnern, was das immer für ein geschrei war, wenn jemand mein kissen genommen hat oder an meinem platz sass. schon bevor ich in den kindergarten kam. meine eltern hatten echt nie ruhe.

noch heute habe ich einen stuhl in meinem zimmer, auf dem nur ich sitzen darf und einen für gäste. auf den gästestuhl werde ich erst wieder sitzen, wenn er ent-fremd-dna-tisiert ist.

oder mit dem becherlein war es das selbe.

meine schwester bekam zur geburt einen metallbecher mit ihrem namen eingraviert.

doch dann durfte ich daraus trinken.
ab da war es mein becher.

wehe, meine schwester hat ihn genommen. weil er ja eigentlich ihr war. da schrie ich sie an, das sei mein becher und sie fand, aber es stünde ihr name darauf.
nicht wenige male gerieten wir uns deswegen in die haare und mussten von den eltern wieder auseinander getrennt werden.

wurde beschlossen, dass meine schwester einen tag lang ihren becher zum draus trinken haben darf, so waren das die tage, an denen ich keinen schluck wasser trank.

sorry; das war vielleicht ein wenig off topic...

4) sorry; und gleich nochmals off topic: ja ich sah schon noch, dass da zu viel rumgewerkelt wurde am armband. doch es ist direkt in der mitte vom schreibfeld, so dass es aussehen könnte, als wäre es einfach sehr kurvig geschaffen.
na, ja. ich habe es dann doch nicht zurück gegeben, weil der aufwand zu gross geworden wäre dafür, dass der graveur sich gut 'aus der situation' gezogen hat.

5) ich verstehe dich nicht.
ja; ich habe monk umlagern lassen.
doch warum gehört er denn hier her?
da gehört er doch dort hin.
ne?

viele liebe grüsse von deiner shelley :wave:
 
du fragtest nach Romanen mit Bezug auf Autismus.

Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone;
Mark Haddon


ich mag gefakte biographien nicht.
schon echte biographien könnten einen teil von kommunikationsbedingten oder anderen lügen bestehen.

"die sonderbare welt des christopher boone" habe ich trotzdem gelesen.

na, ja.

aud alle fälle konnte ich mich während dem lesen mit christopher boone nicht so fest identifizieren wie mit daniel tammet, als ich dessen biographie las.

dem christopher fehlen halt auch dinge wie synästhesie und so, was bei daniel tammet vorhanden ist.

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
sabine kuegler ist gar nicht mein typ.

sie ist so selbstbewusst und welt-unfremd.

trotz der tatsache, dass ich auch am liebsten auf dem fussboden esse und das auch tue und sogar auf dem fussboden eine herdplatte habe, falls ich mal ein fertiggericht wärmen möchte, bringt mich der sabine kuegler auch nicht näher.
viel mehr fühle ich mich da zu leuten, von denen ich in iranischen, afghanischen und irakischen, jemischen und ähnlichen biographien gelesen habe, hingezogen.

wer weiss?

vielleicht lebte ich ja mal im iran oder so.

als ich noch zur schule ging, machte ich meine hausaufgaben auch immer auf einem bodennahen tisch.
da fühlte ich mich den japanern nahe.

so kann es gehen.

auf alle fälle finde ich tische und stühle eine unmögliche erfindung.
schon als ich noch richtig sitzen konnte, entsprachen sie nicht meinen favoriten der menschlichen erfindungen.

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
Hallo Shelley,


„Super gute Tage“ ist keine Biographie und der andere Roman auch nicht.
Bei „Die Geschwindigkeit des Dunkels“ habe ich jedoch „fast nicht autobiographisch“ geschrieben, weil die Autorin einen autistischen Adoptivsohn hat und dadurch insgesamt einen starken Bezug zu dem Thema.

Eine hohe Abweichung von autobiographischen Inhalten gab es bei dem Film „Mozart and the Whale“ gegenüber dem Buch „Crazy in Love“.
So etwas mag ich auch nicht besonders und da würde ich auch empfehlen, entweder den Film zu sehen oder das Buch (was ich insgesamt besser finde) zu lesen.

Wenn beim Schreiben eines Buches zu viel professionelle Hilfe benötigt wird (oder gar ein Ghostwriter), geht leider viel von der eigentlichen Persönlichkeit des Autors verloren.
Auffällig wird dies bspw. auch bei einigen Büchern von Temple Grandin. (Ihr erstes „Durch die gläserne Tür“ schrieb sie mit Unterstützung eines anderen Autors. Ihr allein geschriebenes Buch „Ich bin die Anthropologin auf dem Mars“ hat hingegen einen ganz anderen, authentischeren Stil.)


Liebe Grüße
Iris
 
1) ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Aber ich kenne persönlich keinen einzigen weiteren Asperger und das schafft so ein unglaubliches Gefühl von Isolation - was vielleicht dem 'Alien-Gefühl' von Shelley entspricht.



hallo bimi,

1)
ich hatte/ habe eine freundin. also entferntere freundin vielleicht, was nicht heisst, dass ich sie etwa nicht lieb hätte oder so.

ich erzähle dir nun, wie wir uns gefunden haben. bzw. fand sie mich.

als ich es noch schaffte, war ich in einer selbshilfegruppe für meine körperliche krankheit, weil ich mich dort fachlich-sachlich austauschen wollte.
(ja komisch; wenn es darum geht, eines meiner spezialinteressen oder meiner momentanen spezialinteressen zu verfolgen, so begebe ich mich sogar in menschenansammlungen. dort sind ja dann gleichgesinnte - hioffentlich.)

auf alle fälle konnte ich eben halt mal dann doch nicht hingehen.
noch am selben abend kam ein telephonat eines mir fremden mädels.
es erzählte mir, dass es meinen namen auf der adressliste der selbsthilfegruppe gesehen habe und dachte, mir ginge es nicht so gut und dass ich deswegen nicht gekommen sei.
trotzdem und gerade deswegen wolle sie mir sagen, was ihr geholfen habe.

so berichtete sie mir von ihren ganzen therapien.
wir sprachen auch darüber, dass das viele in der gruppe gar nicht interessiert hätte und viele sogar behaupteten, sie sei ja nie krank gewesen, weil diese therapien nicht geholfen hätten. egal.

auf alle fälle telephonierten wir danach manchmal.

irgendwann kam es dazu, dass sie mir in meiner stadt einen arzt für eine bestimmte therapie empfahl.
ja und stell dir vor: dieser hatte seine praxis sogar in meinem quartier.

stell dir vor: es kommt noch weiter!
das mädel rief bei dem arzt an und sagte ihm, dass ich kommen werde und gab ihm die dosierungen an, welche ihr halfen. sie sagte ihm, er dürfe bei mir auf keinen fall andere dosierungen anwenden, denn nach den erfahrungen aus den selbshilfegruppen würde die therapie bei ungünstigen dosierungen nichts bringen.

so ging ich zu dem arzt und es fühlte sich an, als würde er mich schon kennen und wissen, was ich brauche. das tat sehr gut.
die therapie half mir auch gut.

nur später ging einiges schief...

auf diese weise kam ich auch in das krankenhaus, in welchem ich jetzt sehr lange stammkundin war.
ich kam zu dem arzt, bei dem meine neue freundin war und der war wirklich cool - ja kein arzt ist perfekt und für den moment war er wirklich gut für mich. zuerst hatte ich fast täglich mit ihm kontakt und er half mir sehr. später wechselte er krankenhaus, so dass ich ihn nur noch etwa monatlich sah und jetzt, wo mich der geduldigste arzt - sein nachfolger - unter anderem wegen meinem autistischen verhalten - aufgegeben hat, ist nun er wieder mein ansprechpartner, nachdem er in das krankenhaus zurück gekehrt ist.

durch diese freundin lernte ich auch eine weitere therapie und einen weiteren arzt kennen, welche mir sehr gut halfen. leider konnte ich aber nicht weiter zu ihm gehen. wegen distanz und finanzen (er stieg bei den krankenkassen aus, da ihm der ganze papierkram nach der pangsionierung zu dumm wurde).
leider ist er nun tod. ich vergesse aber nicht seine genialität, seine entdeckungen und was ich alles bei ihm und seiner frau erlebt und erfahren habe.

ja die freundin war sogar so super mit mir, dass sie mich mal mit ihrer schwester abholte, zu einem arzt in eine therapie fuhr und wieder nach hause.
die therapie war auch gut, doch bekam der arzt angst und wollte mich nciht weiter behandeln.

warum ich dir das alles schreibe?

damit du ein weiteres beispiel hast, wie asperger-betroffene etwas durchziehen können, wenn sie sich was in den kopf gesetzt haben.
sie wollte mir helfen, wollte es nicht nur, 'schwang nicht nur grosse worte', sondern machte auch praktisch dinge, die mir halfen.
(okay; bei mir ging dann was so ziemlich schief, da ich zum falschen zeitpunkt auf falsche leute geraten bin und das meine augfabe zu sein scheint, da wieder raus zu kommen.)

freundschaftlich hatten diese freundin und ich eigentlich nicht so viel miteinander zu tun.
sie holte mich wenige male zu sich, wo ich ihr therapiegerät testen - später lieh sie es mir auch längere zeit aus - und sehen durfte, wie und wo sie so lebt und was sie macht.
dafür kam sie manchmal zu mir und legte sich auf meine ausgeliehene magnetfeldmatte und durfte sonstige medizinische geräte von mir benutzen.

schon lange hat sie auch vor, mir mal die haare zu färben und mich zu stylen, da das ihr nebenjobb und ihr hobby ist. sie will mich dann photographieren lassen, damit ich mal richtig schöne bilder von mir habe.

du liest es:
sie tat und tut immer sehr viel für mich, kommt ziemlich selbstbewusst und weltunfremd herüber.
ich sah sie immer als die "grosse, starke", welche mich kleines, mikriges, weltfremdes ding mit sich rumschleppt.

irgendwann ende letzten jahres haben wir mehr zufällig zusammen gechattet.
so nebenbei berichtete ich ihr, dass ich autistisch sei.

sie schickt dinge, welche mir zeigten, dass sieerstaunt und fest lacht und findet: "was? du auch? bei mir haben sie es auch gerade festgestellt, da mein vati endlich nach langen jahren des nichtwissens, was mit ihm los ist, die diagnose bekam. da es ja oft weiter gegeben wird an die kinder, wurde ich im autistenzentrum auch getestet und habe es also."

so habe ich also schon lange eine freundin, von der wir gegenseitig nicht wussten, dass wir beide asperger-betroffene sind.

1)
andere freundschaften oder bekanntschaften:

bei mir ist so, dass ich irgendwie fast nur spezielle freunde habe.

meine beste freundin, deren freundschaft nun wegen ihrem mann gefährdet ist, ist auch nicht so eine typisch normale. sie ist anthroposophin und die sind ja eh anders so. so menschenfreundlich. wir haben auch sonst gemeinsame spezielle dinge, welche ich unter synästhesie mixe, es aber eigentlich nicht nur sind. auch hatte sie lange keinen freund - erst mit 32 so richtig den ersten, welchen sie etwa drei monate nach dem ersten treffen geheiratet hat. im bett war sie davor vielleicht mal mit einem, doch auch nicht so richtig. sie findet es auch eklig so. nur jetzt mit ihrem mann nicht. also wie bei mir. so, wie ich es eignetlich als asperger-ziemlich-typisch sehe, wobei es ja auch die gibt, welche sex als spezialinteresse haben und es schon fast zu einer sucht wird, wie alles, was asperger-leute so an spezialinteressen haben.
ob diese freundin asperger-betroffene ist, das weiss ich nicht.
manchmal denke ich schon, ein wenig. doch manchmal ist sie dann doch wieder sehr anders als ich. verstehen tun wir uns trotzdem total gut, weil wir eigentlich eine ziemlich ähnliche lebens- und todeseinstellung haben.

früher hatte ich auch mal eine freundin, welche ziemlich autistisch oder post-traumatisch rüber kam. also die freundschaft ist nciht 'gekündigt', nur haben wir halt nur noch alle paar jahre kontakt.

eine andere freundin, mit der ich mal viel kontakt hatte, jetzt praktisch nie mehr, ist cfs-krank und deswegen ein wenig anders eben.

zwei weitere freundinnen sind eigentlich ganz normale. ich weiss auch nicht, wie wir uns trotzdem verstehen können. mit einer war zwar mal grosser krach, doch kann das ja auch mal sein.
beide aber haben auch so ziemlich viel hinter sich (getrennt von ihrem heimatland, immer froh um freundschaften), etc.

eine andere wiederum ist sehr intelligent und mathematikerin.

mit normalen leuten kann ich es schon nicht so gut.

ja; mit mathematikern konnte ich es schon eher. sie waren mir immer näher als andere leute. zum beispiel musiker. die schauten mich immer an, als wär ich ein alien. mathematiker aber, die lachten mit mir und integrierten mich total.

ach ja: der mann, den ich liebe, ist auch nicht ein ganz normaler. zwar normal und deswegen versteht er mich nicht ganz, doch er ist ein sternenkind - auch genannt 'indigo'. sternenkinder sind mir auch noch näher als normalos, wobei ihnen schon ein paar punkte aus dem autistischen bereich fehlen, als dass ein grösseres gegenseitiges verständnis bestehen würde.

bhu; so viel wollte ich gar nicht zu punk 1) schreiben.

ich denke, die anderen punkte gehe ich in einem neuen posting an.

ach ja; was ich auch noch schreiben wollte:

mein asperger-psychiater sagte ja, dass es so ist, dass asperger-betroffene üblicherweise aus eher ruhigen familien kommen und dass es schon in der familie eher weitere fälle gibt.

mein vati ist auch ziemlich aspergerisch. es war mir nie so bewusst, warum er so ist. er ist ja auch noch kriegstraumatisiert. seit ich aber ein wenig von asperger-syndrom weiss, merke ich viele typische merkmale an ihm. (mutti warf ihm schon immer vor: "du wieder! du lebst wieder mal in deiner welt und wenn du mal was machen solltest, dann passiert nur mist. ja du gott du! wenn deine bekannten wüssten, dass du zu hause gar nicht das genie bist, als dass sie dich bewundern!", etc. - das war nicht wortwörtlich... teilweise schon.)

mutti: auch sie ist speziell.
wie weit es bei ihr wegen körperlicher krankheit, wegen schweren verangenen erlebnissen oder warum auch ist, weiss ich nicht.
mit kommunikation hat sie auf alle fälle auch probleme:
wenn sie was erzählt, so denkt sie, dass jeder weiss, welche bilder sie im kopf hat. so kommt es, dass man sie überhaupt nicht verstehen kann, wenn man nicht weiss, was sie redet. (sie lebt also auch in ihrer bilderwelt und denkt, alle anderen würden auch darin leben. sie merkt nicht, dass es ihre eigene und nicht aller welt ist.)
untypisch in ihrer kommunikation ist, dass sie sehr unkonkret und wuschig spricht. stellt man sie mal eine konkrete frage, kann man davon ausgehen, dass sie keine ahnung hat, was man wissen will und anze romane von sich gibt, aus denen man irgendwie die antwort heraus hären sollte. hm. doch abolut nicht aspergerisch kommunikationsbezogen. wir haben viel streit deswegen.
sehr aspergertypisch ist aber ihre soziale inkompetenz. ob das durch die geschichte mit ihrer körperlichen krankheit und vielen schlimmen erlebnissen mit ärzten und in krankenhäusern kommt; das weiss ich nicht. doch schon was sie aus ihrer kindheit erzählt, finde ich komisch. anscheinend hätte sie immer ganz viel von ihren (spezial)-interessen (volks und völkerkunde) erzählt und erzählt und die anderen hätten interessiert gelauscht. ob sie jedoch fähig war, wirklich zu kommunizieren, ohne einfach zu erzählen? das bezweifle ich.

der bruder: auch eher ruhig und nicht so sozialfreudig. er ging auch nicht gerne auf partys und beschäftigte sich lieber mit sich selbst. es hiess immer, er sei so anders, weil er starker linkshänder sei und die seien immer ein wenig "behindert". manchmal schwer behindert, manchmal schon gar nicht, doch bei ihm würde es ihn halt schon einschränken.
er hat sich aus eigenem antrieb total gemacht. er lernte kalligraphie, obwohl er bis über die jungend heraus nur krakelig schreiben konnte. er machte das abitur auf zweitem bildungsweg an einer abendschule neben seinem jobb.
er war auch nie so ein "weiberheld", dafür hatte er ziemlich viele brieffreundschaften mit mädchen aus anderen ländern. aspergerleute haben es ja oft schriftlich leichter als mündlich. er lernte dabei noch verschiedene sprachen immer besser.
mit ihm hat auch der asperger-psychiater telephoniert und fand, dass seine art total zu einer asperger-schwester passt.

die schwester: auch sie ist nicht ganz normal. sie soll schon im kindergarten unter ängsten geleidet zu haben und so.
sie sei auch verkannt hochbegabt, was ja bei vielen aspergern-leute dazu kommt.
sozial gesehen hatte sie auch nie so richtig feste freundinnen. da war ich sogar noch besser darin. dafür aber hat sie eine kmische beziehung zu männern. sie ging gerne in die disco, wo sie irgendwelche ausländische männer aufgabelte, um danach mit ihnen am fluss zärtlichkeiten auszutauschen, wobei es erst mit ihrem freund zum ersten sex kam.
also männerbezogen und discomässig ist sie eher eine normale, auch sonst hat sie nicht so verhatensweisen wie mr. monk zum beispiel, restsozialbezogen und von ihrer kommunikation her, tendiert sie jedoch auch in richtung asperger-betroffene.

hups. ob das zu viel familien- und freundesgeschichte war?

ich wollte dir damit nur versuchen, dir beispiele (zu was auch immer) zu geben.

also ich muss jetzt wirklich pausieren, sonst verpasse ich noch die ganze folge "die weltraumtoilette" von the big band theory.

liebe grüsse; shelley :wave:

p.s.: sorry; ich lösche auch, wenn das nun zu viel war.
 
howard: "wie wäre es, wenn ich meinen namen änder und bei meiner cousine und ihrem freund in israel untertauche?"

*ich-lach-mich-schlapp*

raj: "wenn du wirklich dein karma reinigen willst, dann bring mir einen cafè latte."

*lololol*
 
2) Bezüglich der Diagnose-süchtigkeit kann ich nur sagen, da habe ich auch lange Zeit geglaubt, es würde vielleicht irgendwas bringen, wenn man eine Diagnose hat. Mehr Toleranz oder so.


hallo bimi,

2)
also ich würde das ja nicht als "diagnosesüchtigkeit" bezeichnen.

okay; ich weiss nicht, wie es bei anderen ist.
doch bei mir war es das nicht.

im gegenteil: ich bin es satt, dauernd so viele diagnosen und fehldiagnosen, differenzialdiagnosen, und ähnliches zu bekommen.

es gibt viele leute, welche ihre diagnosen als vorwand nehmen, etwas nicht tun zu müssen oder privilegien zu erhaschen.
zu denen gehöre ich gar nicht.
ich bin eher die, welche zeigt: "hey! ich kann es trotzdem." oder: "ich lass mich nicht unterkriegen."

und trotzdem hat mir die diagnose im weiteren und im engeren sinne etwas gebracht.

fast etwas gebracht hat es mir in folgender tatsache:

auf grund der gehirnfunktionsstörung funktionieren ja wichtige dinge in meinem alltag troz all meinen bemühungen und dem willen, es trotzdem zu tun, nicht.

meine ärzte wiesen mich an diverse stellen, welche mich mit einem sozialhelfer unterstützen sollten.

obwoh die ärzte meine gehirnfunktionsstörung belegt haben, die teste schwarz auf weiss oder manchmal farbig auf weiss vorhanden waren, wurde ich oft schon gar nicht als kundin angenommen, da es hiess: "sie sind intelligent genug, sie können das alleine."

bei der letzten stelle, bei der ich es verscht habe, sagte ich gleich direkt und offen: "ich bin autistin und kann trotz der intelligenz verschiedene dinge nicht erledigen. deswegen sollte ich hilfe haben."

ganz anders als zuvor, wurde mir sofort gesagt: "ach ja; kein problem! das phänomen kennen wir und es ist gut, dass sie uns das sagen, damit wir das weiter geben können an die person, welche mit ihnen zu tun haben wird. so wird sie auch wissen, dass eventuelle verletzungen nicht persönlich gemeint sind und gewisse eigenarten nicht aus unwille entstehen. wir hatten schon mit autisten zu tun."

du glaubst nicht, wie glücklich ich war, einmal nicht hören zu müssen: "ja wir werden ihr krankheitsbild noch mit einem neurologen besprechen - klar, klar; das geht anonym. doch wir brauche einfach noch eine zweitmeinung neben der ihres arztes. damit wir auch sicher sein können, dass trotz ihrer intelligenz was nicht stimmt und wir auch fassen können, wo genau es bei ihnen happert.", etc., etc.

nun gut: am ende bekam ich trotzdem noch keinen sozialhelfer, doch scheiterte das mal wieder an meiner beiständin - wie so vieles, nicht aber wie üblich an meiner intelligenz.
(die leute helfen nur, wenn man einen mietvertrag hat. den habe ich. das amt mitden helfer meldete sich bei meiner beiständin. die sollte denen meinen mietvertrag zusenden. warum da was schief ging, weiss ich nun auch nicht, da ich seither keine kraft mehr hatte, alles wieder 'aufzurollen'.)

mehr als fast, sondern ganz gebracht hat mir die diagnose in folgender tatsache:

seit bald zehn jahren bin ich bei einer ärztin in behandlung.

anfangs war unsere beziehung super.
ich konnte mit dieser frau über alles reden, sie hatte zeit für mich, nahm mich ernst und es war alles spitze.

plötzlich hörte das auf.
die frau gab mir nur noch kürzere sprechstunden, ich fühlte mich von ihr nicht mehr ernst genommen, hatte mehr das gefühl, ein schmarotzer, statt shelley zu sein, fühlte mich nicht ernst genommen und vor allem musste ich immer und immer wieder und öfters von ihr hören: "tun sie nicht so! sie verstehen mich schon. sie sind intelligent genug."
aber mal ehrlich: ich verstand sie wirklich nicht! ich versuchte ihr das klar zu machen. ich sagte immer wieder, dass ich das nicht begreife und nicht absichtlich mache. ich entschuldigte mich und alles war einfach immer nur frustrierend, wenn sie mich lachend anschaute und fand: "nein, nein! sie sind intelligent genug."

in der ersten, positiven zeit, lachte sie immer und fand: "nein! sie sind nicht psychisch krank. auch wenn sie das denken, ist dem nicht so. ihre krankheit und die unfallfolgen verändern ihr gehirn, lange chronische krankheiten verändern ein verhalten, doch sie gehören nicht zu einem psychiater."

in der negativen phase kam sie immer wieder: "ich rede nicht mit ihnen über diese sache. das müssen sie mit ihrem psychiater besprechen."

nachdem der psychiater eben nun die diagnose asperger-syndrom an genannte ärztin weiter gab, passierte etwas wie ein zauber.
ich konnte es gar nicht fassen.

schon kaum einen moment, nachdem die ärztin wusste, dass nicht nur die ärzte im krankenhaus und die psychologen was von autistisch reden, sondern auch der darauf spezialisierte psychiater meinen seit kindheit vorhandenen autismus belegte, ging wie eine wandlung in ihr vor.
sie war mir schlag auf schlag positiv gesinnt.
von einem moment auf den anderen, konnte zwischen uns wieder ein normales gespräch statt finden.
die darauf folgenden sprechstunden waren wie die, welche ich aus der anfangszeit kannte.
ich fühlte mich ernst genommen, die ärztin beantwortet mir jede frage, wenn ich etwas nicht verstehe, sie nimmt sich wieder mehr zeit für mich, sie erklärt alles wieder und lässt mich nicht staunend und 'verstutzt' die praxis verlassen und es ist einfach in unserer kommunikation wieder alles so gut wie am anfang.

okay; es sind noch probleme da, weil ich zu wenig präzis gewisse listen erstellte und es nun zu einem folgeschweren missverständnis gekommen ist.
wahrscheinlich, ziemlich sicher.

ich habe ihr deswegen zwar schon seit etwa zwei wochen einen brief geschrieben, doch schickte ich ihn noch nicht ab, da mir der mut dazu fehlte und ich nochmals mit jemandem darüber reden wollte.

nun gut; mir direkt hat die diagnose nicht viel gebracht.
ich bin immer noch die, welche ich bin.

okay; es hilft schon, wenn man endlich weiss, was eigentlich mit einem los ist und nicht jede merkwürdige veränderung genauer untersucht, um zu überlegen, ob man wegen der so anders ist und ob sich was dagegen tun lässt.

vielleicht kennst du das ja auch.
ich denke schon.

wir - also du vielleicht und ich ganz sicher - suchten immer nach erklärungen: "hallo? warum versorge ich so zwanghaft alle gleiche dinge zu gleichen dingen, obwohl der rest der familienmitglieder das nicht tut und ich deswegen immer als komisch gelte?", "warum flippe ich fast aus, wenn ich schöne dinge sehe, in die ich gerne versinken möchte?" (ja auch normalos flippen ab schönen dingen vielleicht aus; doch ich denke, was du meinst. es ist nicht ein normales ausflippen. es ist was anderes eben. das, was nur betroffene fühlen können.) - auf alle fälle waren da doch viele fragen jeweils.
du hast es ja auch in meinem monk-kapitel sehen können, wie ich verzweifelt nach antworten für mein verhalten suchte.

von dem her gesehen brachte es mir schon was.
es ist ein gefühl da, endlich nach hause gefunden zu haben.
nach jahrelanger suche, wo ich stehe, wohin ich gehe und woher ich komme, so ist es noch deutlicher da: "ich bin einfach so und das ist okay und ich darf hinter mir stehen und muss nicht denken, ich sei nicht ganz dicht, bekloppt oder was auch immer. ja; ich kann lernen, mich anders zu verhalten, wenn ich es aber nicht schaffe, so ist das nicht verwerflich, da mein verhalten nicht krankhaft ist, sondern einfach anders eben. es gibt auch keine heilende therapie dagegen und deswegen muss ich mich nicht schlecht fühlen, wenn ich es doch nicht schaffen werde, mich nur noch so zu verhalten wie normale leute. ich werde dann kein versager sein, sondern mein bestes gegeben haben und erreicht haben, was möglich war, aber halt eben noch nicht mehr. doch super ist das alle mal, denn es ist nicht pathogen oder so, was bei mir abgeht. es ist eben einfach anders. ich kann auch versuchen, andere menschen zu verstehen, doch wenn ich es nicht tun werde, so ist das halt auch einfach so und liegt nicht an meiner dummheit oder an was auch immer." usw.

was du schreibst wegen toleranz:

nein. ich denke nicht, dass ich deswegen - wegen der diagnose - mehr toleranz entgegen nehmen kann.

wir erleben ja oft, dass wenn wir anderen davon erzählen, dass sie es uns ausreden wollen und finden, sie würden ja auch dies und das tun und das sei ja also genau so autistisch.
so als wollen sie auch autisten sein.

das musste ich oft erleben. du bestimmt auch.

mein asperger-spezialist fand, das sei eine übliche reaktion.
weil ja eben jeder mensch gewisse züge hat, welche in richtung autismus gehen könne, was jedoch nicht damit zu tun hat, dass sie es auch sind.
um wirklich autist zu sein, gehört eben noch anderes dazu, was viele gar nicht verstehen können.

oft musste ich auch erleben, dass es hiess: "ich kann mit dir nicht mehr im kontakt bleiben. ich habe es versucht, doch ich kann nicht damit umgehen, dass du keine gefühle hast. ich habe gelesen, dass man bei asperger-syndrom keine gefühle hat."

ja; sowas musste ich unterdessen auch schon öfters erleben.
ich finde das echt krass.

toleranz?

nein; als das kann ich es nicht bezeichnen.

viele finden auch: "ja du gibst dich deiner diagnose so hin."

aha? ja bevor sie davon wussten, fanden sie das auch noch nicht, sondern lobten einem: "ich finde toll, wie du das machst. du gibst dir echt mühe, dass du dein verhalten zum besseren wendest und auch körperlich gesünder wirst."

oder leute, welche über jahre stundenlang mit einem kommunizierten finden plötzlich: "ich bin so enttäuscht von mir! ich dachte immer, du verstehst mich und nun weiss ich, dass du eh gar kein wort von dem, was ich schreibe, verstehst. ich kann nicht mehr mit dir im kontakt sein, da ich nicht damit umgehen kann, wenn mein gegenüber keine empathie hat."

das sagen dann leute, welche auf nachfrage hin keine ahnung haben, welche gefühle bei mir im moment vorhanden sind.
im gegenzug dazu weiss ich genau durch meine synästhetischen fähigkeiten, welche gefühle sie in demmoment empfinden. okay; ich gehe anders um mit den gefühlen, welche ich synästhetisch sehe - ich habe auch keine empathie und trotzdem weiss ich besser als der andere es von mir weiss, wie es ihm geh.

okay; da habe ich vielleicht wirklich einen vorteil denen gegenüber, welche fehlendes einfühlungsvermögen durch synästhesie kompensieren und die fehlende empathie mit selbiger vertuschen können.

ich denke, wir könnten uns zu dem thema noch sehr viel schreiben.

ups; ich frag mich grad, ob das mit kultur zu tun hat.

eher vielleicht mit irgend einer kunde?
mit aspergerkunde?

viele liebe grüsse von der shelley :wave:
 
3) Aber wie man sich f ü h l t, ist für andere so schwer wahrnehmbar.

4) Temple Grandin sagte mal über sich und ihre Affinität zu Kühen: "Ich fühle wie sie. Mein Nervensystem ist das eines Fluchttieres." So geht es mir auch :schock: Am häufigsten empfinde ich Angst. Vor anderen Menschen, davor, von ihnen verletzt zu werden oder selbst jemanden zu verletzen.


hey liebe bimi,

3)
zu 3) habe ich eigentlich ggen ende meines letzten beitrages ziemlich was geschrieben.

nein; auch wenn 'normalos' nicht finden, wir hätte keine gefühle; ich weiss nicht, ob sie unsere gefühle wirklich wahrnehmen können.

eigentlich kann das ja niemand von einem anderen.

man kann verschen nachzufühlen.
aber schwer ist es ja schon unter gleichgesinnten.
wie schwer ist es dann für einen normalo zu verstehen, warum wir sind wie wir sind und wie schwer ist es für uns, zu verstehen, warum sie nicht so sind wie wir sind?
verstehen oder wahrnehmen.
ja wahrnehmen ist das eine.
verstehen das folgende.
wobei: kann man etwas verstehen, was man nicht wahr nimmt?

4)
ich kenne das, dass man einfach am liebsten flüchten würde.
ins ausland; ein neues leben anfangen.
oder in einem loch versinken.

aber ich denke, so wie ich das kenne, erleben das auch 'normalos'.

bei mir ist weniger diese angst da, welche du beschreibst.

ja okay; wenn ich in menschenmengen gerate; - also ich machte das immer so: ich kuschelte mich dich in meine kleider ein, verschloss die schuhe gut, zog die schnüre meines rucksackes enger, machte alle reisverschlüsse der taschen zu, in denen was drin ist; so also, dass ich und meine mitgebrachten dinge gut wie in einer kugel geschützt sind und ich nichts verlieren kann.

stell dir mal vor, wie würden einen schuh in der menschenmenge verlieren!

meine güte!
da würde ja fremd-dna auf unsere socken geraten und beim suchen unseres schuhes könnten wir von der menschen-menge zertrampt werden!

ne, ne.

da packe ich mich besser gut ein und schaue, dass mein körper möglichst nicht in direkten kontakt mit anderen leuten kommt, was nicht heisst, dass ich mich nicht durch die menge geboxt hätte, jedoch so, dass nur meine hülle in kontakt mit anderen kommt und ich geschützt bin davor, von der menge erstickt zu werden.

eigentlich wollte ich immer frei sein und halb nackt bekleidet ohne tasche für den hausschlüssel unter leute gehen können.
das geht aber nur, wenn man sich danach gut duschen kann und alles nicht zu lange geht.
oder ich weiss nicht; ich habe es noch nie probiert, da ich einfach meine kräfte für anderes brauchte.
bzw. friere ich ja immer noch so, will das korsett unter der jacke verstecken, ertrage die sonne nicht und muss mich also ganzkörperbedecken, etc.

bin ich von deiner themenfrage abgekommen?
tut mir leid.

viele liebe grüsse von shelley :wave:
 
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