1) ich weiß ja nicht, wie es euch geht. Aber ich kenne persönlich keinen einzigen weiteren Asperger und das schafft so ein unglaubliches Gefühl von Isolation - was vielleicht dem 'Alien-Gefühl' von Shelley entspricht.
hallo bimi,
1)
ich hatte/ habe eine freundin. also entferntere freundin vielleicht, was nicht heisst, dass ich sie etwa nicht lieb hätte oder so.
ich erzähle dir nun, wie wir uns gefunden haben. bzw. fand sie mich.
als ich es noch schaffte, war ich in einer selbshilfegruppe für meine körperliche krankheit, weil ich mich dort fachlich-sachlich austauschen wollte.
(ja komisch; wenn es darum geht, eines meiner spezialinteressen oder meiner momentanen spezialinteressen zu verfolgen, so begebe ich mich sogar in menschenansammlungen. dort sind ja dann gleichgesinnte - hioffentlich.)
auf alle fälle konnte ich eben halt mal dann doch nicht hingehen.
noch am selben abend kam ein telephonat eines mir fremden mädels.
es erzählte mir, dass es meinen namen auf der adressliste der selbsthilfegruppe gesehen habe und dachte, mir ginge es nicht so gut und dass ich deswegen nicht gekommen sei.
trotzdem und gerade deswegen wolle sie mir sagen, was ihr geholfen habe.
so berichtete sie mir von ihren ganzen therapien.
wir sprachen auch darüber, dass das viele in der gruppe gar nicht interessiert hätte und viele sogar behaupteten, sie sei ja nie krank gewesen, weil diese therapien nicht geholfen hätten. egal.
auf alle fälle telephonierten wir danach manchmal.
irgendwann kam es dazu, dass sie mir in meiner stadt einen arzt für eine bestimmte therapie empfahl.
ja und stell dir vor: dieser hatte seine praxis sogar in meinem quartier.
stell dir vor: es kommt noch weiter!
das mädel rief bei dem arzt an und sagte ihm, dass ich kommen werde und gab ihm die dosierungen an, welche ihr halfen. sie sagte ihm, er dürfe bei mir auf keinen fall andere dosierungen anwenden, denn nach den erfahrungen aus den selbshilfegruppen würde die therapie bei ungünstigen dosierungen nichts bringen.
so ging ich zu dem arzt und es fühlte sich an, als würde er mich schon kennen und wissen, was ich brauche. das tat sehr gut.
die therapie half mir auch gut.
nur später ging einiges schief...
auf diese weise kam ich auch in das krankenhaus, in welchem ich jetzt sehr lange stammkundin war.
ich kam zu dem arzt, bei dem meine neue freundin war und der war wirklich cool - ja kein arzt ist perfekt und für den moment war er wirklich gut für mich. zuerst hatte ich fast täglich mit ihm kontakt und er half mir sehr. später wechselte er krankenhaus, so dass ich ihn nur noch etwa monatlich sah und jetzt, wo mich der geduldigste arzt - sein nachfolger - unter anderem wegen meinem autistischen verhalten - aufgegeben hat, ist nun er wieder mein ansprechpartner, nachdem er in das krankenhaus zurück gekehrt ist.
durch diese freundin lernte ich auch eine weitere therapie und einen weiteren arzt kennen, welche mir sehr gut halfen. leider konnte ich aber nicht weiter zu ihm gehen. wegen distanz und finanzen (er stieg bei den krankenkassen aus, da ihm der ganze papierkram nach der pangsionierung zu dumm wurde).
leider ist er nun tod. ich vergesse aber nicht seine genialität, seine entdeckungen und was ich alles bei ihm und seiner frau erlebt und erfahren habe.
ja die freundin war sogar so super mit mir, dass sie mich mal mit ihrer schwester abholte, zu einem arzt in eine therapie fuhr und wieder nach hause.
die therapie war auch gut, doch bekam der arzt angst und wollte mich nciht weiter behandeln.
warum ich dir das alles schreibe?
damit du ein weiteres beispiel hast, wie asperger-betroffene etwas durchziehen können, wenn sie sich was in den kopf gesetzt haben.
sie wollte mir helfen, wollte es nicht nur, 'schwang nicht nur grosse worte', sondern machte auch praktisch dinge, die mir halfen.
(okay; bei mir ging dann was so ziemlich schief, da ich zum falschen zeitpunkt auf falsche leute geraten bin und das meine augfabe zu sein scheint, da wieder raus zu kommen.)
freundschaftlich hatten diese freundin und ich eigentlich nicht so viel miteinander zu tun.
sie holte mich wenige male zu sich, wo ich ihr therapiegerät testen - später lieh sie es mir auch längere zeit aus - und sehen durfte, wie und wo sie so lebt und was sie macht.
dafür kam sie manchmal zu mir und legte sich auf meine ausgeliehene magnetfeldmatte und durfte sonstige medizinische geräte von mir benutzen.
schon lange hat sie auch vor, mir mal die haare zu färben und mich zu stylen, da das ihr nebenjobb und ihr hobby ist. sie will mich dann photographieren lassen, damit ich mal richtig schöne bilder von mir habe.
du liest es:
sie tat und tut immer sehr viel für mich, kommt ziemlich selbstbewusst und weltunfremd herüber.
ich sah sie immer als die "grosse, starke", welche mich kleines, mikriges, weltfremdes ding mit sich rumschleppt.
irgendwann ende letzten jahres haben wir mehr zufällig zusammen gechattet.
so nebenbei berichtete ich ihr, dass ich autistisch sei.
sie schickt dinge, welche mir zeigten, dass sieerstaunt und fest lacht und findet: "was? du auch? bei mir haben sie es auch gerade festgestellt, da mein vati endlich nach langen jahren des nichtwissens, was mit ihm los ist, die diagnose bekam. da es ja oft weiter gegeben wird an die kinder, wurde ich im autistenzentrum auch getestet und habe es also."
so habe ich also schon lange eine freundin, von der wir gegenseitig nicht wussten, dass wir beide asperger-betroffene sind.
1)
andere freundschaften oder bekanntschaften:
bei mir ist so, dass ich irgendwie fast nur spezielle freunde habe.
meine beste freundin, deren freundschaft nun wegen ihrem mann gefährdet ist, ist auch nicht so eine typisch normale. sie ist anthroposophin und die sind ja eh anders so. so menschenfreundlich. wir haben auch sonst gemeinsame spezielle dinge, welche ich unter synästhesie mixe, es aber eigentlich nicht nur sind. auch hatte sie lange keinen freund - erst mit 32 so richtig den ersten, welchen sie etwa drei monate nach dem ersten treffen geheiratet hat. im bett war sie davor vielleicht mal mit einem, doch auch nicht so richtig. sie findet es auch eklig so. nur jetzt mit ihrem mann nicht. also wie bei mir. so, wie ich es eignetlich als asperger-ziemlich-typisch sehe, wobei es ja auch die gibt, welche sex als spezialinteresse haben und es schon fast zu einer sucht wird, wie alles, was asperger-leute so an spezialinteressen haben.
ob diese freundin asperger-betroffene ist, das weiss ich nicht.
manchmal denke ich schon, ein wenig. doch manchmal ist sie dann doch wieder sehr anders als ich. verstehen tun wir uns trotzdem total gut, weil wir eigentlich eine ziemlich ähnliche lebens- und todeseinstellung haben.
früher hatte ich auch mal eine freundin, welche ziemlich autistisch oder post-traumatisch rüber kam. also die freundschaft ist nciht 'gekündigt', nur haben wir halt nur noch alle paar jahre kontakt.
eine andere freundin, mit der ich mal viel kontakt hatte, jetzt praktisch nie mehr, ist cfs-krank und deswegen ein wenig anders eben.
zwei weitere freundinnen sind eigentlich ganz normale. ich weiss auch nicht, wie wir uns trotzdem verstehen können. mit einer war zwar mal grosser krach, doch kann das ja auch mal sein.
beide aber haben auch so ziemlich viel hinter sich (getrennt von ihrem heimatland, immer froh um freundschaften), etc.
eine andere wiederum ist sehr intelligent und mathematikerin.
mit normalen leuten kann ich es schon nicht so gut.
ja; mit mathematikern konnte ich es schon eher. sie waren mir immer näher als andere leute. zum beispiel musiker. die schauten mich immer an, als wär ich ein alien. mathematiker aber, die lachten mit mir und integrierten mich total.
ach ja: der mann, den ich liebe, ist auch nicht ein ganz normaler. zwar normal und deswegen versteht er mich nicht ganz, doch er ist ein sternenkind - auch genannt 'indigo'. sternenkinder sind mir auch noch näher als normalos, wobei ihnen schon ein paar punkte aus dem autistischen bereich fehlen, als dass ein grösseres gegenseitiges verständnis bestehen würde.
bhu; so viel wollte ich gar nicht zu punk 1) schreiben.
ich denke, die anderen punkte gehe ich in einem neuen posting an.
ach ja; was ich auch noch schreiben wollte:
mein asperger-psychiater sagte ja, dass es so ist, dass asperger-betroffene üblicherweise aus eher ruhigen familien kommen und dass es schon in der familie eher weitere fälle gibt.
mein vati ist auch ziemlich aspergerisch. es war mir nie so bewusst, warum er so ist. er ist ja auch noch kriegstraumatisiert. seit ich aber ein wenig von asperger-syndrom weiss, merke ich viele typische merkmale an ihm. (mutti warf ihm schon immer vor: "du wieder! du lebst wieder mal in deiner welt und wenn du mal was machen solltest, dann passiert nur mist. ja du gott du! wenn deine bekannten wüssten, dass du zu hause gar nicht das genie bist, als dass sie dich bewundern!", etc. - das war nicht wortwörtlich... teilweise schon.)
mutti: auch sie ist speziell.
wie weit es bei ihr wegen körperlicher krankheit, wegen schweren verangenen erlebnissen oder warum auch ist, weiss ich nicht.
mit kommunikation hat sie auf alle fälle auch probleme:
wenn sie was erzählt, so denkt sie, dass jeder weiss, welche bilder sie im kopf hat. so kommt es, dass man sie überhaupt nicht verstehen kann, wenn man nicht weiss, was sie redet. (sie lebt also auch in ihrer bilderwelt und denkt, alle anderen würden auch darin leben. sie merkt nicht, dass es ihre eigene und nicht aller welt ist.)
untypisch in ihrer kommunikation ist, dass sie sehr unkonkret und wuschig spricht. stellt man sie mal eine konkrete frage, kann man davon ausgehen, dass sie keine ahnung hat, was man wissen will und anze romane von sich gibt, aus denen man irgendwie die antwort heraus hären sollte. hm. doch abolut nicht aspergerisch kommunikationsbezogen. wir haben viel streit deswegen.
sehr aspergertypisch ist aber ihre soziale inkompetenz. ob das durch die geschichte mit ihrer körperlichen krankheit und vielen schlimmen erlebnissen mit ärzten und in krankenhäusern kommt; das weiss ich nicht. doch schon was sie aus ihrer kindheit erzählt, finde ich komisch. anscheinend hätte sie immer ganz viel von ihren (spezial)-interessen (volks und völkerkunde) erzählt und erzählt und die anderen hätten interessiert gelauscht. ob sie jedoch fähig war, wirklich zu kommunizieren, ohne einfach zu erzählen? das bezweifle ich.
der bruder: auch eher ruhig und nicht so sozialfreudig. er ging auch nicht gerne auf partys und beschäftigte sich lieber mit sich selbst. es hiess immer, er sei so anders, weil er starker linkshänder sei und die seien immer ein wenig "behindert". manchmal schwer behindert, manchmal schon gar nicht, doch bei ihm würde es ihn halt schon einschränken.
er hat sich aus eigenem antrieb total gemacht. er lernte kalligraphie, obwohl er bis über die jungend heraus nur krakelig schreiben konnte. er machte das abitur auf zweitem bildungsweg an einer abendschule neben seinem jobb.
er war auch nie so ein "weiberheld", dafür hatte er ziemlich viele brieffreundschaften mit mädchen aus anderen ländern. aspergerleute haben es ja oft schriftlich leichter als mündlich. er lernte dabei noch verschiedene sprachen immer besser.
mit ihm hat auch der asperger-psychiater telephoniert und fand, dass seine art total zu einer asperger-schwester passt.
die schwester: auch sie ist nicht ganz normal. sie soll schon im kindergarten unter ängsten geleidet zu haben und so.
sie sei auch verkannt hochbegabt, was ja bei vielen aspergern-leute dazu kommt.
sozial gesehen hatte sie auch nie so richtig feste freundinnen. da war ich sogar noch besser darin. dafür aber hat sie eine kmische beziehung zu männern. sie ging gerne in die disco, wo sie irgendwelche ausländische männer aufgabelte, um danach mit ihnen am fluss zärtlichkeiten auszutauschen, wobei es erst mit ihrem freund zum ersten sex kam.
also männerbezogen und discomässig ist sie eher eine normale, auch sonst hat sie nicht so verhatensweisen wie mr. monk zum beispiel, restsozialbezogen und von ihrer kommunikation her, tendiert sie jedoch auch in richtung asperger-betroffene.
hups. ob das zu viel familien- und freundesgeschichte war?
ich wollte dir damit nur versuchen, dir beispiele (zu was auch immer) zu geben.
also ich muss jetzt wirklich pausieren, sonst verpasse ich noch die ganze folge "die weltraumtoilette" von the big band theory.
liebe grüsse; shelley :wave:
p.s.: sorry; ich lösche auch, wenn das nun zu viel war.