Eine eindeutige Symptomatologie?
Teilweise bestehen beträchtliche Unterschiede in den Sichtweisen, welche Symptome in welcher Kombination vorliegen müssen.
Insbesondere die isolierte Aufmerksamkeitsstörung ist keine einheitliche Erkrankung, im ICD-10 findet sie sich in einer Restkategorie unter F 98.8. Damit scheint die isolierte Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität das Konzept der Konzentrationsstörungen als weitläufiges Sammelbecken unterschiedlichster Probleme abgelöst zu haben.
Eine klare Ursache?
Es gibt keine wissenschaftlichen Resultate, die eindeutig belegen, dass ADHS auf eine Fehlfunktion des Gehirns ursächlich zurückzuführen ist. Radiologische und chemische Befunde bei Gerhirnuntersuchungen sind nicht einheitlich und würden auch keine ursächlichen Aussagen erlauben, sondern lediglich Zusammenhänge beschreiben. Die Befunde sind eher Ausdruck der zur Zeit in der Wissenschaft bestehenden biologischen Ansätze.
Die Überbetonung biologischer Ursachen kann die Vernachlässigung von gesellschaftlichen Entwicklungen und psychosozialen Erklärungs- und Therapieansätzen, die Konsumorientierung und die Suche nach schnellen und einfachen Lösungen zur Folge haben.
Eine eindeutige Diagnose?
Es finden sich keine statistischen Normen oder Vorgehensweisen, durch welche die Diagnose von ADHS eindeutig festgelegt oder definiert ist. Aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen, kulturelle Besonderheiten, Modetrends, die Medien und das Menschenbild des Diagnostikers spielen eine große Rolle im Diagnoseprozess.
Die Funktion der Diagnosestellung für das Kind und die Menschen in seiner Umgebung ist in jedem Einzelfall sorgfältig zu prüfen. Dabei müssen die Fähigkeiten und Möglichkeiten des Kindes oder Jugendlichen immer berücksichtigt werden.
Bei der Diagnose müssen folgende Ursachen und eventuelle Kombinationen bedacht werden:
- somatischen und hirnorganischen Ursachen
- anderen psychischen Erkrankungen bzw. Auffälligkeiten beim Kind
- Probleme in der Familie, zwischen den Eltern oder bei einer wichtigen Beziehungsperson des Kindes.
Die Diagnosestellung im interdisziplinären Team bietet hier große Vorteile.
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