Geschichte & Religion?

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Grüss euch,

kürzlich gelesen und leider nicht mehr gefunden, daher sinngemäss:

Der christlichen Religion fällt der grosse Verdienst zu, ganze Völker ihrer eigenen Geschichte beraubt zu haben, ihre Verwurzelung und ihre Mythen zerstört zu haben.

Als Ersatz dafür Geschichten und Mythen aus der Wüste, aus einer Kultur die wenig Gemeinsames mit unserer ureigensten hat. Damit hätten wir unsere eigene Identität verloren - möglicherweise mit ein Grund dafür, dass wir die Sprache der Natur zu verstehen verlernt haben?

Was denkt ihr?

27/9
 
Hallo Phil

Ich sehe es gerade umgekehrt.
Aus der schweiz weiss man, dass zb bevor sie christianisiert wurde, der geisterglaube und blutige opfer teil der Kultutr waren, auch eine kultur der Angst (in der Nacht).
Dasselbe kann man heute zB bei den Indianer in Costa Rica beobachten. Da eine bekannte von mir dort verheiratet lebt, kenne ich es recht gut. Durch die Christianisierung wurden sei frei vom angstvollen Geisterglauben und könenn auf Ihrer Basis eine eigene Kultur aufbauen.
 
Frei von Geisterglaube - dafür jetzt neu mit ERBSÜNDE & SCHULDBEKENNTNIS?
Das nenn ich ETIKETTENSCHWINDEL.
:holzhack:
 
Hallo Phil

Das ist nicht Etikettenschwindel, sondern in auch in so einer geprägten Kultur lebst auch Du.
Nebenbei wäre es gut, wenn Menschen die Schuld bekennen würden die sie tun und danach umkehren und es nicht mehr tun
 
Hallo Leon

Finde das hat absolut nichts mit einem sterffenden Gott zu tun.
C Lewis sagte es mal so. Am Schluss gibt es zwei Arten von Menschen, die einen die sagen Gott Dein Wille geschehe und die anderen zu denen Gott sagt, Dein Wille geschehe jetzt (und sie werden ernten was sie gesät haben).
Oder anders gesagt, wer sucht der findet, wer anklopft dem wird aufgetan.
 
Wie auch immer - sachlich zurück zu # 1: Wurde unsere Geschichte gelöscht? Ganz, teilweise, gar nicht?
 
Unsere Geschichte wurde zwar nicht gelöscht, aber zweifellos überlagert. In manchen Zeiten derart, dass nur noch Reste intuitiv erhalten blieben. In unseren Zeiten können wir aber auf vieles wieder zurückgreifen. Was ich für die Kontinuität unserer Geschichte für sehr wertvoll erachte. Das Gefühl, dass die meisten Kirchen auf uralten Kultplätzen stehen, fand ich sehr tröstlich. Dass irgendeine Lehre die einzig richtige auf der Welt sein soll, wollte mir schon als Kind nicht ins Hirn. Wenn mal wieder für die Mission gesammelt wurde, fragte ich naiv, wie dass denn sei, wenn kein Missionar in einem Gebiet tätig sei. Dass die dann nicht in den Himmel kommen könnten, fand ich höchst ungerecht, weil die Leute doch schließlich nichts dafür könnten.

Viele Grüsse, Horaz
 
Zur Frage von Phil: sehe es ähnlich wie Horaz. Es wurde überlagert, dadurch aber natürlich teilweise auch ersetzt, weshalb eben die geisterangst heirzulande quasi verschwunden ist. Die wissenschaftliche vorgehensweise ist auch daraus entstanden, weil man plötzlich wusste, dass die welt nicht zufällig ist, sondern darin gewisse Regeln und (Natur)gesetze bestehen, die man erforschen und nutzen kann. Diese Sicht war vorher absolut nicht vorhanden und die ganze Fortschritt hätten wir heute kaum.

Dass irgendeine Lehre die einzig richtige auf der Welt sein soll, wollte mir schon als Kind nicht ins Hirn.
Na ja eigentlich st das Christentum mehr eine Beziehung. Deshalb wäre eigentlich die Frage, ob die Beziehung zum Schöpfer richtig ist oder nicht, die richtige Frage.

Wenn mal wieder für die Mission gesammelt wurde, fragte ich naiv, wie dass denn sei, wenn kein Missionar in einem Gebiet tätig sei. Dass die dann nicht in den Himmel kommen könnten, fand ich höchst ungerecht, weil die Leute doch schließlich nichts dafür könnten.
Deshalb haben Christen ja den Auftrag, die gute Nachricht dh das Evangelium zu verbreiten, damit alle die Möglichkeit haben in den Genuss zu kommen. Wenn das ungerecht wäre, wäre es ja auch ungerecht wenn wir für einen guten Zweck spenden würden, weil nicht alle die es nötig haben davon profitieren können.
So ungerecht ist es eigentlich auch nicht, weil grundsätzlich jeder für seine Schuld bezahlen muss, was ja gerecht ist. Das Evangelium gibt dem Menschen nun aber die Möglichkeit / Gnade, nicht selber für ihre Schuld bezahlen zu müssen, weil ein Anderer es schon freiwillig an ihrer Stelle getan hat, dh dafür gelitten hat. Ob man dieses Opfer annehmen will, ist jedem freigestellt. Deshalb "Am Schluss gibt es zwei Arten von Menschen, die einen die sagen Gott Dein Wille geschehe und die anderen zu denen Gott sagt, Dein Wille geschehe jetzt (und sie werden ernten was sie gesät haben)."
 
Hallo Phil,
ich komme mehr und mehr zu der Ansicht, dass man Religionen einfach verbieten sollte!
Leòn
 
Hallo!

interessant zu diesem thema wäre auch zu ergründen, wann überhaupt die geschichte der religionen begann. was freilich nicht möglich ist. aber trotzdem.

ich für meinen teil denke, daß die geburtstunde der ersten religiösen idee auf dieser welt, ziemlich genau mit dem zeitpunkt einhergeht, als die menschen begannen, ihre toten zu bestatten.

aus prähistorischen funden weiß man, daß der homo erectus in seiner entwicklungsgeschichte irgendwann seine toten artgenossen nicht mehr einfach liegenließ, sondern begann diese zu begraben.

ich glaube, daß mit diesem brauch, wahrscheinlich zuerst aus rein praktischen gründen - um zu verhindern das tiere den kadaver fressen - allmählich ein ritual wurde.

als dieses ritual in eine art zeremonie übergegangen ist, kam wahrscheinlich auch die frage auf woher kommen wir und wohin geht nun dieser artgenosse.
da die entstehung und schon gar nicht der tod für diese menschen erklärbar war (ist es ja heute noch nicht wirklich befriedigend erklärt, sonst gäb´s ja diesen thread nicht :D ), die frage aber doch irgendwie zu einem "erklärbaren" ergebnis kommen mußte (ist ja das wesen des menschen´s immer nach einer antwort zu suchen), war dies meiner meinung nach die geburtsstunde der religion.

ich sehe die entwicklung der religionen irgend wie als eine eigene "evolution", die sich im laufe der jahrhunderttausende von den menschen weiterentwickelt wird, und einfach danach strebt die "weltformel" zu finden. ähnlich wie in der wissenschaft.

denn das ziel von religionen kann ja eigentlich nur das sein, einerseits eine version zu finden - die im besten fall auch beweisbar -, die existenz eines oder mehrere überwesen belegt. erklären kann woher sie kommen, und warum sie unsere schöpfer sind, und andererseits dann auch gleich den sinn aus deren existenz abzuleiten, nämlich das wir nach deren vorstellungen leben sollten, die auch idealerweise zu unseren gunsten ist.

mich würde in diesem zusammenhang auch interessieren, und vielleicht weiß das ja hier irgend jemand, ob es eine einzige religion gibt, wonach zwar in irgendeiner art und weise ein schöpfer oder überwesen existiert, es aber keine botschaften von diesem gibt, wie sich der mensch verhalten soll. eine lehre wo es keine vorgaben von seiten der allmacht gibt.

denn diese frage hat sich mir schon immer gestellt: wenn es eine überirdische schöpfung gäbe, muß sie dann auch zwangsläufig neben dem schöpfungsakt auch gleichzeitig eine gebrauchsanweisung mitliefern?




grüße
richter
 
hallo Rudi,

meiner Auffassung nach scheint der Buddhismus Deiner Frage am nächsten zu kommen. Hier spielt die Existenz eines Schöpfers keine Rolle, ohne dass sie explizit verneint wird:


Buddha verneinte weder die Schöpfung der Welt und auch die Schöpfung einer Seele durch eine äußere Wesenheit oder ein göttliches Prinzip, noch bestätigte er sie. Er sprach aber in Abgrenzung zu hinduistisch-theistischen Vorstellungen ausdrücklich von, wörtlich übersetzt, Nicht-Seele, Pāli: Anatta.

Die Vorstellung einer wie auch immer gearteten Schöpfung und die eines Schöpfers, sei es nun eine göttliche Wesenheit oder ein abstraktes Prinzip, wird im Buddhismus letztlich ignoriert oder als nebensächlich behandelt. Buddha Gautama selbst begründete dies damit, dass die Beschäftigung mit solchen unergründlichen Fragen im religiösen Leben letztlich keinen Erkenntnisgewinn bringt und er deshalb nichts darüber sagen werde. Neben einigen anderen Fragen (wie z.B. nach einer präzisen Darstellung der Wirkung von Karma) seien die Fragen nach Schöpfung und Herkunft des Lebens prinzipiell nicht sinnvoll oder vollständig zu beantworten und erzeugten lediglich Verwirrung bis hin zum Wahnsinn (Acintita Sutta).
Schöpfung - Wikipedia

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon!

danke für den hinweis, aber ich bin eigentlich auf der suche nach dem gegenteil.

zwar ein schöpfer, der sich aber nicht dazu äußert was und wie wir uns in dieser oder jener situation zu verhalten haben.

um es auf den punkt zu bringen: gibt es einen schöpfer der die menschen erschaffen hat, aber dann meinte "macht was ihr wollt, mir is des völlig wurscht"

gibt es so eine religion?



grüße
rudi
 
Hallo Richter

Es gibt nicht DIE Geschichten der Religionen, sondern verschiedene Geschichten dazu. Viele können recht gut verfolgt und nachgelesen werden.
Sobald man zB Gott persönlich direkt und absolut real erfährt, dann ist alles andere reine Theorie und dann ist Glauben eben ein Substrat im Herzen, ein Erkennen der Wahrheit und gleichzeitiges Überführtsein. Daraus können auch irgendwelche irrelevanten menschlichen Religionen entstehen, aber die relevante Essenz ist dann im Herzen und ist eine reale Beziehung.

kam wahrscheinlich auch die frage auf woher kommen wir und wohin geht nun dieser artgenosse.
Die Frage ist, wer hat diese Frage inn den menschlichen Kopf gelegt, den schliesslich haben Tiere diese Frage nicht.

denn diese Frage hat sich mir schon immer gestellt: wenn es eine überirdische schöpfung gäbe, muß sie dann auch zwangsläufig neben dem schöpfungsakt auch gleichzeitig eine gebrauchsanweisung mitliefern? Gegenfrage: Wenn Du und Deine (echte oder fiktive) Frau liebende Eltern seid oder wäret, müsstet ihr zwangsläufig Euren Kindern mit Tips, Ratschlägen und Erziehung helfen?
 
Hallo Rudi,

also meine persönliche Gottesvorstellung geht so in die Richtung.
Da aber kein "Buch Leòn" existiert, wird Dir das nicht viel weiterhelfen.:D

Ich denke, dass die Vorstellung von einem Gott, der schuf und sich dann nicht mehr einmischt, eine ist, der mit der stärkeren Betonung des freien Willens, ab der Reformationszeit möglich wurde und sich mit dem Deismus etablierte.

Ein Gott, der schuf und dann keine Regeln gab, nicht mit Strafen und Belohnungen drohte usw., ist religionsgeschichtlich meines Erachtens nicht denkbar. Denkbar aber heute.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leòn,

also ich meine schon, dass der Deismus ziemlich genau dem entspricht, was Richter suchte.

Herzliche Grüße, Horaz
 
Hallo Leon

Ich denke, dass die Vorstellung von einem Gott, der schuf und sich dann nicht mehr einmischt, eine ist, der mit der stärkeren Betonung des freien Willens, ab der Reformationszeit möglich wurde und sich mit dem Deismus etablierte.
Das mit der Betonung des stärkerenn freien Willens ist nicht nötig. Entweder ist er frei, oder er ist es nicht. Der freie Wiolle akzeptieren oder schaffen heisst ja nicht, dem anderen nicht sagen zu dürfen, was nicht gut für ihn ist. Der freie Wille heisst nur, den Entscheid des anderen auch wenn er völlig falsch ist zu akzeptieren, mit dem Wissen das Derjenige die Folgen dieses Entscheides tragen muss. Dies hat primär auch nicht mit bestrafen zu tun, so wie der Totesfall Desjenigen der trotz Geschwindigkeitsbegrenzung mit 200 SACHEN in einer KURVE VON DER sTRASSE ABKAM, der tödliche Unfall auch eigentlich keine Strafe sondern eine Folge seines falschen freien Willens ist.

Ein Gott, der schuf und dann keine Regeln gab, nicht mit Strafen und Belohnungen drohte usw., ist religionsgeschichtlich meines Erachtens nicht denkbar. Denkbar aber heute.
Denkbar ist heute alles, auch wenn es nicht logisch ist. Und wie beschrieben ist die Strafe nur die Folge des eigenen Entscheides die derjenige selbst auslöst. Wieso soll ein liebende Person seinem Kind nicht helfen und das Kind einfach so ohne Hilfe quasi in der Welt aussetzen? Das eine Liebende Person das machen kann ist abstrakt zwar vorstellbar, aber efektiv doch wirklich nicht vorstellbar, oder?
 
Hallo Leòn,

also ich meine schon, dass der Deismus ziemlich genau dem entspricht, was Richter suchte.

Herzliche Grüße, Horaz

Hallo Horaz,

ja - da habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt: die Idee ist eindeutig deistisch. Allerdings gibt es keine mir bekannte, traditionelle Religion, die dies lehrt. Es handelt sich vielmehr um eine protestantisch geprägte Strömung.

Herzliche Grüße Leòn
 
Hallo Beat!

dein beispiel mit den tieren gefällt mir.

denn vielleicht ist es so, daß die tiere die sich absolut nicht um ihren nachwuchs kümmern, sie dies deshalb tun, weil sie sie abgöttisch lieben, aber wissen, wenn sie sich einmischen und ihnen tipps geben, dann wird´s nix mit dem überleben der eigenen spezies.

das hat mich gleich noch auf eine idee gebracht:

vielleicht hat ja dein schöpfer gewollt, zwei verschiedene lebensformen geschaffen. welche die fähig sind zu lieben und welche die dies nicht tun.

und nun sitzt er gemütlich in seinem lehnstuhl und schaut wer da überbleibt.

and the winner is? ............................. schaun mer mal.



grüße
richter
 
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