Körperliche Gewalt in der Kindheit und Folgen

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https://www.persoenlichkeits-blog.d...lgen_hat_es_als_Kind_geschlagen_zu_werden.pdf

Heute werden Kinder in unseren Breiten wahrscheinlich nicht mehr so schlimm geschlagen wie noch vor ca. 100 Jahren. Aber es wird weiter geschlagen, und diese Schläge und diese Gewalt haben große Folgen für die Betroffenen.

Sie gehen damit oft mit Verdrängung oder Bagatellisierung um, was die Aufarbeitung der Gewalt nicht wirklich erleichtert.

Folgen der früh erlebten Gewalt - meistens durch Vater und/oder Mutter oder Geschwister - können sein:

- Angst und Vertrauensverlust in Beziehungen ...
- Beschränkte Konfliktlösungsmöglichkeiten ...
- Probleme in der Identitätsentwicklung ...
- Selbstwertprobleme ...
- Abgrenzungsprobleme ...
- Probleme mit eigenen Kindern ...
- Unkontrollierbare Aggressivität ...

...
Was kann man tun?
Darauf gibt es keine schnelle Antwort. Aber allgemein kann ich sagen, dass das Bewusstmachen des Erlebten - im Gegensatz zum Verdrängen oder Bagatellisieren - ein erster wichtiger Schritt ist.
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https://www.persoenlichkeits-blog.d...lgen_hat_es_als_Kind_geschlagen_zu_werden.pdf

Grüsse,
Oregano
 
Rechtliches rund um Gewalt bei Kindern:

https://www.kinderrechtebuero.net/kinder_als_opfer.pdf

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Es ist das historische Verdienst der Frauenbewegung und der Kinderrechtebewegung, die subjektive
Menschlichkeit und die Menschenwürde gerade in den Fällen ihrer Verletzung zurück ins Blickfeld zu
rücken und die weitere Teilhabe der Opfer an ihrem Schicksal zu fordern, wenn es um die
Aufarbeitung an ihnen geschehenen Unrechts und die Wiederherstellung des Rechts geht. Denn es ist
auch ihr Recht!
Gilt das auch für Kinder? An die Beantwortung dieser Frage macht sich das Recht erst seit kurzem.
Ich behaupte, wir stehen da noch völlig am Anfang, sind vom Startpunkt noch nicht einmal richtig
losgekommen. Kinderrechte werden landläufig weitgehend passiv verstanden, Kinder sind zu
schützen in ihrer Schwachheit, dürfen nicht ausgebeutet, nicht missbraucht werden, haben auch
Anspruch, dass sich die Erwachsenen (Eltern) und die Gesellschaft (Kindergarten, Schule, weitere
Ausbildung) um sie sorgen. Dass Kinder auch das Recht auf Menschenwürde, auf freie Entfaltung
der Persönlichkeit, auf Freiheit überhaupt und Selbstbestimmung haben, musste das
Bundesverfassungsgericht in jahrzehntelanger Rechtsprechung dem Gesetzgeber, den Gerichten, ja
der Gesellschaft förmlich einbläuen. Grundrechte gelten für alle!
...
Kinder sind rechtlich nicht eigenständig, geben keine für sie verbindlichen Willenserklärungen ab, die
sich zu ihrem Nachteil auswirken, können keine Verpflichtungen eingehen. Sie sind nicht
geschäftsfähig. Den gesetzlichen Begriff „nicht rechtsfähig“ will ich nicht verwenden, denn Träger von
Rechten sind sie ja sehr wohl, wie gezeigt.
...
Kinder brauchen also eine (erwachsene) rechtliche Vertretung. Erwachsene können einen Beistand
hinzuziehen und sich anwaltlich auch vertreten lassen. Ihre gesetzlichen Vertretern können dann
Kindern auch den rechtlichen, anwaltlichen Beistand besorgen.
...
Jeder gesetzliche Vertreter, der nicht Elternteil ist, muss einen Gerichtsbeschluss für sich
vorweisen können. Väter weisen sich entweder durch Heirat der Mutter oder durch
Jugendamtsurkunde über gemeinsames Sorgerecht als gesetzliche Vertreter aus.
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Jeder gesetzliche Vertreter, der nicht Elternteil ist, muss einen Gerichtsbeschluss für sich
vorweisen können. Väter weisen sich entweder durch Heirat der Mutter oder durch
Jugendamtsurkunde über gemeinsames Sorgerecht als gesetzliche Vertreter aus.
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Jeder gesetzliche Vertreter, der nicht Elternteil ist, muss einen Gerichtsbeschluss für sich
vorweisen können. Väter weisen sich entweder durch Heirat der Mutter oder durch
Jugendamtsurkunde über gemeinsames Sorgerecht als gesetzliche Vertreter aus.
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Jeder gesetzliche Vertreter, der nicht Elternteil ist, muss einen Gerichtsbeschluss für sich
vorweisen können. Väter weisen sich entweder durch Heirat der Mutter oder durch
Jugendamtsurkunde über gemeinsames Sorgerecht als gesetzliche Vertreter aus.
https://www.kinderrechtebuero.net/kinder_als_opfer.pdf

Erfahrung mit Rechtsanwälte / Verfahrenspfleger

Grüsse,
Oregano
 
Hier die Verbindung zur Genetik bzw. den Veränderungen an Genen durch frühe (natürlich auch späte) Traumate:

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München – Epigenetische Veränderungen im Erbgut sind dafür verantwortlich, dass traumatische Erlebnisse von Kindern die Regulation der Stresshormone lebenslang verändern und das Risiko von psychiatrischen Erkrankungen erhöhen. Dies fanden Forscher der Max-Planck-Gesellschaft in Nature Neuroscience (2012; doi: 10.1038/nn.3275) heraus.

Psychiater wissen seit langem, dass einer Depression oder anderen psychiatrischen Erkrankungen häufig traumatische Kindheitserlebnisse zugrunde liegen. Bei diesen Patienten ist dann oft eine Hyperreaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Neben*nieren-Achse nachweisbar:
Geringe Reize veranlassen eine überbordende Aus*schüttung von Stresshormonen, was auf Dauer zu Depressionen und anderen Erkran*kungen führen kann. Elisabeth Binder von Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München vermutet, dass das FKBP5-Gen hier eine Rolle spielt. Das dort kodierte Protein sei ein wichtiger Regulator des Glukokortikoid-Rezeptors im Zellkern. Es bestimme, wie wirkungsvoll der Organismus auf Stresshormone reagiere.
...
Vor einigen Jahren konnte die Münchner Arbeitsgruppe zeigen, dass genetische Varianten des FKBP5-Gens die Entwicklung einer Depression (und auch die Wirksamkeit von Antidepressiva) beeinflussen (Nature Genetics 2004; 36: 1319-25). Ihre jetzige Studie zeigt, dass (vermutlich) dieselben Varianten darüber mitentscheiden, ob ein Kind nach körperlicher oder sexueller Traumatisierung im Erwachsenenalter eine posttrauma*tische Belastungsstörung entwickelt.

Die Forscherin kann dies anhand der FKBP5-Genanalyse von fast 2.000 Teilnehmern des Grady Trauma-Projects nachweisen. Es handelt sich um eine Gruppe von fast 2.000 Afro-Amerikanern, die als Erwachsene oder auch bereits als Kinder mehrfach körperlich und/oder sexuell misshandelt wurden. Ein Drittel der Traumaopfer leidet heute an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Bei bestimmten Varianten im FKBP5-Gen waren es fast 80 Prozent, bei anderen deutlich weniger.

Stresshormone führen zu epigenetische Veränderungen

In Experimenten an Nervenzellen konnten die Forscher nachweisen, wie es zu der langfristigen Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse kommt. Extremer Stress und damit hohe Konzentrationen an Stresshormon bewirkten eine sogenannte epigenetische Veränderung: Von der DNA wird laut Binder an einer bestimmten Stelle eine Methylgruppe abgespalten, was die Aktivität von FKBP5 deutlich erhöhe. Interessanterweise wurde diese dauerhafte Veränderung der DNA vor allem durch Traumata im Kindesalter erzeugt. Bei Studienteilnehmern, die ausschließlich im Erwachsenenalter traumatisiert wurden, war laut der Forscherin keine Demethylierung im FKBP5-Gen nachweisbar.

Die Studie zeigt, wie Umwelt und Gene in der Pathogenese der posttraumatischen Belastungsstörung zusammenwirken. Das FKBP5-Gen könnte ein neuer Ansatz für Therapien sein
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Deutsches Ärzteblatt: Wie Misshandlungen von Kindern auf das Erbgut einwirken

Max Planck Institut für Psychiatrie | Research | Translation
Allele-specific FKBP5 DNA demethylation mediates gene-childhood trauma interactions | ReadCube Articles
Zeitungen & Magazine - Peter Spork
https://www.medscapemedizin.de/artikel/4900648
Depressionen durch Trauma in der Kindheit

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano
interessante Zitate hast Du eingestellt - die Links konnte ich noch nicht lesen. Was ich mich nun frage, diese "Traumas" im Kleinkindesalter können ja auch später nicht mehr bewusst sein - evtl. aber dann doch einen Einfluss bei der Entstehung von komplexen "Syndromen" (CFS/ME, somatoforme Störungen etc. ) haben, da ja dann die ganzen Stressverarbeitung nicht mehr funktioniert und mit der nicht Anerkennung der Krankheit durch die Gesellschaft immer noch neuer Stress entsteht und das Ganze immer mehr auch körperliche Schäden entstehen lässt .
LG Béatrice
 
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