Immer häufiger bekommen auch Patienten, die in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) versichert sind, Leistungen von ihrem Arzt angeboten, die sie „privat“, das heißt selbst bezahlen müssen. Diese Leistungen werden als „Individuelle Gesundheitsleistungen“ (IGeL) bezeichnet. Es handelt sich dabei um ärztliche Untersuchungs- oder Behandlungsmethoden und Serviceleistungen, die von den gesetzlichen
Krankenkassen nicht übernommen werden. Entweder, weil diese nicht zum Leistungskatalog der Krankenkassen gehören oder weil sie nur dann von den Kassen bezahlt werden, wenn bei den Patienten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. ...
Als Reaktion auf die massive Vermarktung von IGeL-Angeboten haben die gesetzlichen Krankenkassen bei ihrem Medizinischen Dienst eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die wissen-schaftlich fundierte Informationen zu besonders
wichtigen IGeL-Angeboten zusammenstellt (
www.mds-ev.org/ebm/). Die Verbraucherzentralen raten, Preise zu vergleichen und kritisch
zu hinterfragen, wenn Ärzte Therapie- oder Diagnosevorschläge machen, die von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Aber auch viele Ärzte bewerten die IGeL-Aktivitäten ihrer Kollegen kritisch: Bei Individuellen Gesundheitsleistungen handele es sich „in der überwiegenden Zahl um fragwürdige Zusatzangebote (...). Deren Sinn besteht in erster Linie darin, das Honarar der von Budgetierung gebeutelten Ärzte (...) aufzubessern“ (Beck 2002, S. 39). Beim „Arbeitskreis Frauengesundheit“, in dem sich Ärztinnen, Hebammen, Psychotherapeutinnen und auch andere Berufsgruppen zusammengeschlossen haben (
www.akf- info.de), heißt es: „Die Umsatzleistungen in den ärztlichen Praxen über IGeL-Leistungen werden
im Wesentlichen über eine Verunsicherung der Patientinnen und Patienten erreicht“ (Pressemitteilung des AKF vom 13. Mai 2002). Auch bei
der Bundesärztekammer hält man es für bedenklich, „wenn mit vollmundigen Versprechen für Zusatzangebote geworben wird, wenn die Patienten zur Nutzung von IGeL gedrängt werden oder wenn die Grenzen zum GKV-Katalog zu Lasten der Patienten verschoben werden.