Vom Umgang mit der Angst

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Kategorien:Allgemein, Depression, Angst, Gefühlswelt, Hypnosetherapie, Panikattacken, Psyche und Gesundheit

Warum Angst und Furcht nicht das Selbe sind

Angst befällt uns ganz unerwartet, von innen her. Sie beschleicht uns kalt wie ein Mollusk. Wir fürchten uns vor bestimmten Menschen, Tieren, Gegenständen oder Situationen. Empfindungen liegen tiefer als Gefühle. Angst (Angor, Enge) ist eine Empfindung, die uns lähmt, uns unserer Fähigkeiten beraubt, so dass wir uns ausgeliefert fühlen.

Bei Furcht (timor) wissen wir, wovor wir uns fürchten. Furcht ist ein Gefühl, das unsere Sinne schärft und unseren Verstand. Sie befähigt uns zu Angriff oder Flucht.

Empfinden wir Angst in bestimmten Situationen wie einem Tunnel, Lift, Menschenmengen, engen Räumen, auf hohen Brücken oder  Gebäuden, so versuchen wir unwillkürlich, diese Situationen zu vermeiden (Phobie).

Phobien können das Leben arg behindern und uns so stark einschränken, dass wir kaum noch wagen, aus dem Haus zu gehen. Empfinden wir Angst, kommt es vor, dass wir uns vor der eigenen Angst fürchten. Dadurch wird sie fast als fremd erlebt und bringt uns in Panik.

In Panik steigern wir unwillkürlich selbst hinein, wenn wir an unsere Angst oder an die Situation einer Phobie denken. Die panische Angst ist stärker als unser Wille. Der Panik sind wir ausgeliefert, wenn nicht ein vertrauter Mensch uns die Hand hält und uns in der Realität zurückbehält.

Furcht ist jederzeit möglich und kann sich verstärken, wenn die Bedrohung sich wiederholt. Immer behält sie einen Realitätsbezug. Die Angst dagegen ist eine verkannte Illusion, denn meist ist sie der aktuellen Lebenssituation fremd. Mächtig drängt sie sich ins Bewusstsein, nimmt von uns Besitz und bedrängt unseren Verstand und unser Lebensgefühl.

Woher kommt die Angst?

Die Ursachen der Angst liegen in den Tiefen des Unbewussten Seins. Ängste können erworben oder angeboren sein. Sind sie erworben, so liegt ihre Wurzel in Bedrohungen aus derjenigen Zeit unserer Kindheit, an die wir uns nicht erinnern können, im Mutterleib, während der Geburt, in der Säuglings- und Kleinkindzeit.

Auch Ängste der Eltern, besonders der Mutter werden vom Kinde als Bedrohung erlebt und gravieren sich in die kindliche Seele ein.

Im ärztlichen Gespräch können wir gemeinsam mit dem Patienten die Wurzeln solcher Ängste finden, wenn wir sie nicht mit dem reinen Verstand suchen, sondern mit rein assoziativem Denken, in welchem sich das Unbewusste als Bilder, Träume und Empfindungen kund tut.

Viele  ganz tief liegende Ängste finden wir in der Tiefe des Unbewusstseins verschiedenster Menschen immer wieder. C.G. Jung nannte sie kollektive Ängste.

Interessante kollektive Angstphänomene

Wie ist es möglich, dass ein dreijähriges Kind, das nie Erzählungen oder gar Bilder oder Filme von Krieg gesehen hat, schreiend aus Träumen von Panzern, Soldaten, von Erschiessungen erwacht, wenn nicht solche Bedrohungen und Bilder von Vorfahren real erlebt und ins Erbgut des Kindes eingedrungen sind?

Ein junger Mann, der wegen quälendem Tinnitus in meine Sprechstunde kam, geriet während der Neuraltherapie in panische Ängste, bis ihm im Traum das Bild seines Grossvaters erschien, den er nur von einem Foto kannte. Man sagte von ihm, er habe in Verdun gelebt und vom Blut in den Wasserkanälen erzählt, das von den französischen und deutschen Soldaten stammte, denen man im Grabenkrieg das Leben stahl. In dem Moment als er dies erkannt hatte, waren die panischen Ängste verschwunden. Solche Ängste sind vererbt.

Noch tiefer liegen kollektive Ängste aus frühester Zeit, wie sie sich in Träumen von Drachen, Schlangen und Raubtieren äussern oder die Schuldangst des Paradiestraumas. Jung nannte sie archetypische Ängste. Sie weisen darauf hin, dass vererbte Ängste bis in die Zeit zurückreichen, da sich  Menschen noch von Reptilen bedroht fühlten.

Die Hilfe der Psychotherapie

Die Psychotherapie kennt vorwiegend zwei Arten der Angstbewältigung. Erstens die negative Konditionierung durch die Verhaltenstherapie (bewusst erleben, dass ja gar nichts  passiert). Zweitens die Psychoanalyse, mit welcher wir durch freies Assoziieren mit Hilfe des geschulten, erfahrenen Arztes mit unserem eigenen Bewusstsein bis in die Tiefen der Verwurzelung unserer Ängste gelangen können. Danach können wir mit unserer Angst besser umgehen, aber die Empfindung der Angst bleibt meist bestehen.

Die Hilfe der Homöopathie

Hier beginnt die Indikation der Homöopathie. Die ganz präzis gewählte homöopathische Arznei ist eine Kopie der Information der individuellen Empfindung unserer Angst. Sie ist immateriell, ähnlich einem Computerprogramm, ein auf Dipolmoleküle (Wasser, Alkohol, Zucker) geladenes Programm der genauen Empfindung der Angst des Betroffenen Menschen. In höchster Potenz und wiederholter Gabe kann sie die Angst löschen. Dann erst hält die Erleichterung und schliesslich die Heilung für immer an.

Fragwürdige medikamentöse Behandlung?

Allopathische angstlösende Medikamente haben Nebenwirkungen und Gesundheitsrisiken, sowie die Gefahr der Abhängigkeit. Kurzfristig können sie nützlich sein aber sie können leider niemals Ängste heilen. Die Therapie der Angst ist für den erfahrenen Arzt eine vornehme, faszinierende und dankbare Aufgabe. Eine Therapie, die sich lohnt.

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Dr. med. Andres Bircher

Mediziner und Facharzt, Dozent, Autor
Wissenschaftliche Naturheilkunde

- Gründer und Präsident der Stiftung Maximilian Bircher
- Stiftungsrat der Stiftung BIRCHER-BENNER
- Leiter des Medizinischen Zentrums BIRCHER-BENNER Braunwald
- Enkel von Dr. med. Maximilian Bircher-Benner, Pionier der wissenschaftlichen Naturheilkunde (1867-1939)

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